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Freisinnige Zeitung, 12. Oktober 1888

Zum jüngst entdeckten Londoner Frauenmord wird von dort geschrieben: Die Untersuchung des neulich in einem Neubau am Themsequai entdeckten weiblichen Rumpfes hat ergeben, daß derselbe der einer jungen Frau von großer Körperstatur, dunklem Haar, im Alter von etwa 25 Jahren ist. Wunden waren an dem Rumpf nicht zu entdecken, allein es werden einige Organe vermißt. Der Kopf, sowie Arme und Beine sind augenscheinlich mit einem scharfen Instrumente abgeschnitten worden, und zwar nach ärztlicher Aussage von ungeübten Händen, da die Schnittstellen rau und uneben sind. Der jüngst in Grosvenor-road (Pimlico) aufgefundene Arm paßt zu dem Rumpfe; es ist ein fleischiger, abgerundeter Arm mit langer, schmaler Hand und spitzen Fingern. Die Todesursache konnte natürlich nicht ermittelt werden, doch scheint der Tod nicht durch Erstickung erfolgt zu sein. Zwischen dem Tode der Frau und dem Auffinden des Rumpfes liegen etwa 6 oder 8 Wochen. Die menschlichen Ueberreste warn in ein miederloses schwarz punktiertes seidenes Kleid gehüllt. – Es scheint jetzt festzustehen, daß der unheimliche Mörder, welcher seit einigen Wochen den Stadtbezirk Whitechapel in Schrecken versetzt, nachdem er seine letzte Mordthat in Mitresquare verübt hatte, nach Goulston Street ging, wo er seine blutbefleckten Hände und das Messer an der Schürze seines Opfers abwischte und das Stück Leinwand dann auf die Straße warf. Wenige Schritte davon schrieb er mit Kreide an die Wand: „Die Juden sollen nicht für nichts und wieder nichts beschuldigt werden“. Die Leute, welche die Kreideschrift gesehen haben, behaupten, daß es dieselbe Handschrift war, in welcher die mit „Jack, der Aufschlitzer“, unterzeichneten Briefe geschrieben waren. Jack hat übrigens schon wieder einen Brief abgesandt, in welchem er bemerkt, daß er seine Rache nur an Prostituirten, nicht aber an anständigen Frauen fühlen wolle.

 

Thomas Schachner
(Dokument zuletzt bearbeitet am 20.11.06)