Autor Thema: Mordwaffe  (Gelesen 46762 mal)

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Offline Isdrasil

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Re: Mordwaffe
« Antwort #45 am: 17.03.2008 08:09 Uhr »
Hi

…in diesem Zusammenhang ist mir aufgefallen, dass in Kelly`s Post-Mortem Bericht keine Rede von Messerspuren auf den Knochen ist. Bei diesen Verletzungen und der allgemeinen Annahme eines "rasenden" Rippers oder eines "wütenden" Beziehungskillers müsste man eigentlich davon ausgehen, dass besonders der Oberschenkelknochen und die Gesichtsknochen starke Schleif/Stichspuren der Tatwaffe aufzeigen müssten und eventuell sogar durchstossen/gebrochen worden wären – außer, der Täter ging behutsam zu Werk.
Natürlich kann dies auch von Dr. Bond übersehen oder einfach nicht erwähnt worden sein. Weiß jemand, ob man damals auch auf solche Details achtete? Immerhin kann dies auch in Hinblick auf die Tatwaffenidentifizierung eine große Rolle spielen.

Grüße, Isdrasil
« Letzte Änderung: 17.03.2008 08:53 Uhr von Isdrasil »

Stordfield

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Re: Mordwaffe
« Antwort #46 am: 17.03.2008 09:01 Uhr »
Hallo !

Ein guter Einwand !
Ich glaube schon , daß auffällige Kratzspuren erwähnt worden wären . Der Autopsiebericht ist doch auch ansonsten ziemlich detailgetreu . Sagt uns das jetzt aber mehr über die " handwerklichen " Fähigkeiten des Rippers , oder über die Beschaffenheit seines Messers ? Vielleicht beides . Beim Kelly - Mord dürfte JtR  wohl schon eine gewisse Routine im Umgang mit seinem Tatwerkzeug besessen haben . Auf gewisser Weise scheint er gewußt zu haben , wie und wo man schneidet . Ein einfaches Taschenmesser kommt dafür wohl schwerlich in Frage , wahrscheinlich doch eher etwas Spezielles .
Ich habe nie an die Arzt - Theorie geglaubt , muß aber einsehen , daß sie keinesfalls abwegig ist , allein schon wegen dem Mordinstruments . Dr. Phillips erwähnte doch auch soetwas in dieser Richtung .

Gruß Stordfield

Offline Isdrasil

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Re: Mordwaffe
« Antwort #47 am: 17.03.2008 12:40 Uhr »
Hi

…ja, ist schon seltsam. Ich denke auch, solche Spuren wären erwähnt worden. Daher mag ich im Moment auch nicht an die Beziehungstat oder den rasenden Ripper glauben. Andererseits kann ich auch nicht an den Arzt oder den Ritualmörder glauben – im Endeffekt denke ich, dass der Täter diese eine große Fantasie „Ausnehmen/Ausweiden/Organ mitnehmen“ schon länger in sich trug. Er hatte also genügend Zeit gehabt, sich das Wissen anzueignen und dies zum Beispiel auch an Tieren zu vertiefen. Möglich ist das.

Aber zurück zu der Tatwaffe: Was sagt uns das „Fehlen“ dieser Schrammen an den Knochen Kellys? Hatte der Täter womöglich tatsächlich anatomische Kenntnisse und sauber gearbeitet? Dr. Bond soll recht penibel und ordentlich gewesen sein, wie ja bereits durch Stordfield erwähnt…eine zweite Überlegung kommt mir in den Sinn: Hat der Täter möglicherweise doch zwei Tatwaffen gehabt? Ein scharfes, langes Messer und ein Kleineres für die feineren Arbeiten? Finden sich solche filigranen Verletzungen nicht auch bei Eddowes? Ich zitier noch mal:

All these injuries were performed by a sharp instrument like a knife, and pointed…the wounds on the face and abdomen prove that they were inflicted by a sharp, pointed knife, and that in the abdomen by one six inches or longer.
Alle Verletzungen wurden mit einem scharfen und spitzen Instrument, wie ein Messer, zugefügt…die Wunden im Gesicht und am Bauch zeigen, dass sie durch ein scharfes, spitzes Messer verursacht wurden, und die am Bauch durch eines, welches 6 Inch (15,24 cm) oder länger gewesen sein müsste.


Dr. Phillips scheint durch seine Aussage die Wunden am Bauch von den Wunden im Gesicht abgrenzen zu wollen.

Hm…mal drüber nachdenken…war erstmal nur so ein Gedanke...

Grüße, Isdrasil
« Letzte Änderung: 17.03.2008 14:06 Uhr von Isdrasil »

Stordfield

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Re: Mordwaffe
« Antwort #48 am: 17.03.2008 18:49 Uhr »
Hallo !

Also , ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen , daß der Ripper ein ganzes Messerbesteck dabei hatte und für jede Verstümmelung ein anderes Werkzeug benutzte . Ich glaube , er hatte nur ein Messer , das aber sehr vielseitig einsetzbar war .

Gruß Stordfield

Offline Isdrasil

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Re: Mordwaffe
« Antwort #49 am: 18.03.2008 10:37 Uhr »
Hi

Ich glaubs nach näherem Überlegen auch nicht mehr so richtig.
Aber dennoch bleiben die „Spielereien“ bei Eddowes und die nicht vorhandenen Kratzer und Macken (nehmen wir es nun mal an) an den Knochen Kellys. Der Mörder scheint auf alle Fälle gewusst zu haben, wie er mit dem Messer umzugehen hat, und dies schien er vielseitig umzusetzen. Da stimme ich Dir zu.  :icon_thumb:

Grüße, Isdrasil

JohnEvans

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Re: Mordwaffe
« Antwort #50 am: 19.03.2008 15:55 Uhr »
Hi,

unglaublich, aber wahr. Wir sind uns doch tatsächlich einig. :icon_thumb:

Gruß, JE

Offline Isdrasil

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Re: Mordwaffe
« Antwort #51 am: 19.03.2008 16:09 Uhr »
Hi John,

Ja, es geschehen noch Zeichen und Wunder! Und just in diesem Moment reißt die dunkle Wolkendecke auf und öffnet den Himmel einen Spalt weit, und ein warmer Sonnenstrahl fällt mir ins Gesicht  – wahrlich, ich muss träumen… :icon_mrgreen:

Aber um die Freude zu dämpfen: Dass sich der Ripper wohl ausgekannt hat, sagt weder etwas über seine Motivation noch über seinen Berufsstand oder sonst etwas aus – es sagt eben nur aus, dass er sich auskannte - und das kann sehr viel heißen.
Insofern betrifft die Übereinstimmung nur einen winzigen Aspekt in den Weiten des Ripper-Universums.

Aber immerhin!  :icon_thumb:

Grüße, Isdrasil

Velvery

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Re: Mordwaffe
« Antwort #52 am: 20.03.2008 17:36 Uhr »
Hm.... 

Ich hab nie wirklich daran gezweifelt das es sich um 1 Messer handeln musste. Alles andere wäre zu umständlich, eine Art "Koffer" würde vielleicht bei einer rasanten Flucht
(Jack musste wohl davon ausgehen, sollte er entdeckt werden unter Umständen verfolgt zu werden) nur viel zu unpraktisch gewesen sein.  Habt ihr schon mal über etwaige Japanische Messer gedanken gemacht? Scharf wie eine Rassierklinge/Skalpell, dabei leicht und handlich, und sofern man den Umgang mit einem Normalen Messer beherrscht ist der Umgang mit einem solchen auch nicht sehr schwer.

mfg Nadja

Stordfield

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Re: Mordwaffe
« Antwort #53 am: 20.03.2008 18:34 Uhr »
Hallo Velvery !

Ein herzliches Moin Moin hier im Ripper - Forum .
Ich habe da gleich mal eine Frage an Dich : Wieso ausgerechnet ein japanisches Messer und nicht , sagen wir mal , ein finnisches . Was macht diese Art von Messer denn zu etwas Besonderem ? Und wo bekam man das denn 1888 her ?

Gruß Stordfield

Velvery

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Re: Mordwaffe
« Antwort #54 am: 20.03.2008 23:32 Uhr »
Hey Stordfield

Danke für deinen Willkommensgruß :)

Zu deiner Frage,
Die Japaner haben in Sachen Klingen die Kunst des Schmiedens perfektioniert.
Ein Sashimi z.b. wäre unter Umständen eine Mordwaffe die exakt auf die Beschreibung der JTR Morde passen würden.

Hier reine Spekulation bezüglich der japanischen Klinge:

Joseph Barnett arbeitete an den Docks, auch wenn er nur mit Fischen arbeitete hätte er bestimmt gelegenheit gehabt, eine Lieferung aus Asien zu plündern. Laut meinen Stand des wissens wurde er auch entlassen aufgrund von Diebstahl, um welches Diebesgut es sich hierbei handelt ist ja nicht bekannt (mir zumindest nicht)

Ich weiß wahnsinnig weit hergeholt :)
mfg

Velvery

Offline Stordfield

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Re: Mordwaffe
« Antwort #55 am: 20.01.2016 22:14 Uhr »
Hallo!

Ich habe leider noch nicht herausgefunden, wie teuer 1888 ein scharfes Messer, welcher Art auch immer, war. Laut der Aussagen der untersuchenden Mediziner handelte es sich bei den Verletzungen bei den kanonischen Fünf um glattrandige Wunden (bei Francis Cole sah dies angeblich anders aus). Welche Bevölkerungsschicht konnte sich ein Messer leisten, das als Tatwaffe geeignet wäre?
Ein Kosminski, ein Cohen, Kelly usw. hätten meiner Meinung nach nur ein Alltagswerkzeug besessen, welches sie zum Gebrauch sämtlicher Tätigkeiten benötigten (Behälter öffnen, Leder und Nahrung schneiden, als Hebel benutzen).

Gruß Stordfield   
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Offline Lestrade

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Re: Mordwaffe
« Antwort #56 am: 21.01.2016 10:59 Uhr »
Vielleicht hilft dir das ersteinmal weiter:

http://www.casebook.org/dissertations/rip-baxter.html

On Friday, the 13th of February, I was staying at the Sailor's Home, Well-street. Between 10:15 and 10:30 I came down from my bedroom and stood by the fire in the hall. A man came in at that moment and sat on a seat by the fire. He got up and said, "Mate, I am nearly dead. I have been out all night and I got robbed. I am dying for a drink." He produced a knife… He said, "Will you buy it?" I gave him a shilling and a bit of tobacco for it. That was what he asked for it. I kept the knife until Saturday afternoon, and then, being short of money, I went to Mr Robinson in Dock-street, and asked him to lend me 6d till the Monday, when I would pay 9d for it. He replied that he would buy the knife for 6d and sell it back again on the Monday for 9d. I gave him the knife and took the 6d, and said I would buy it back on the Monday for 9d.

http://www.casebook.org/victims/coles.html

10:15 AM: Duncan Campbell, a seaman at the Sailor's Home in Wells Street, allegedly purchases a knife from Sadler for the price of a shilling and a piece of tobacco. The knife is blunt. In fact, Thomas Robinson, a marine stores dealer who later purchased the knife from Campbell, testified that the knife was so blunt that he had to sharpen it before he could use it at dinner.

Hier über Wikipedia zur Geldfrage:

https://de.wikipedia.org/wiki/Schilling#Gro.C3.9Fbritannien

Der früher gebräuchliche britische shilling (abgekürzt „s“ von solidus) hatte einen Wert von 12 Pence (abgekürzt „d“ von denarius) oder 1/20 Pfund Sterling (£). Er wurde 1816, dem Jahr der Einführung des Goldstandards (mit der Kurantmünze Sovereign), mit einem Gewicht von 5,7 g Sterlingsilber und einem Durchmesser von 24 Millimetern standardisiert. 1920 wurde der Silberanteil auf 50 Prozent gesenkt und 1947 gänzlich auf Kupfernickel umgestellt. Die umgangssprachliche Bezeichnung für einen Shilling war „bob“. Im Schriftverkehr wurden Shillings abgekürzt durch den Schrägstrich oder den Apostroph wiedergegeben (1 Shilling: 1s oder 1/- oder 1’-). Größere Münzen waren der Florin (2s), die Half Crown (2s 6d) und die Crown (5s)...

Aber genau wie heute, hätte man auch damals, billige und richtig teure Messer erwerben können, denke ich...
Wer wartet mit Besonnenheit, der wird belohnt zur rechten Zeit...

Offline thomas schachner

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