Umfrage

Wer ist euer "liebster" Tatverdächtiger

Montague John Druitt
0 (0%)
Michael Ostrog
0 (0%)
Joseph Barnett
2 (10%)
William Henry Bury
2 (10%)
Dr. Thomas Neill Cream
0 (0%)
George Hutchinson
0 (0%)
Severin Klosowski
0 (0%)
Aaron Kosminski
5 (25%)
Sir William Gull
1 (5%)
James Maybrick
0 (0%)
Walter Sickert
0 (0%)
Robert D. Stevenson
0 (0%)
Francis Tumblety
1 (5%)
Frederick Deeming
0 (0%)
Jemand ganz anderes
8 (40%)
Richard Mansfield
1 (5%)

Stimmen insgesamt: 9

Autor Thema: Die Tatverdächtigen  (Gelesen 62209 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline Lestrade

  • Superintendent
  • *****
  • Beiträge: 2949
  • Karma: +14/-3
  • Watson, fahr schon mal die Kutsche vor...
Re: Die Tatverdächtigen
« Antwort #120 am: 11.03.2017 23:01 Uhr »
Hallo Arthur!

Dass JTR seine Opfer schnell und ohne sie vor dem Tod zu quälen umgebracht hat, deutet trotz aller grausamen Verstümmelungen post mortem darauf hin, dass er kein Sexualsadist im engeren Sinne war.

Ich denke, genau das zeigt doch, u.a., dass er ein Sexualsadist im klaren Sinne war. Du siehst den Ripper doch auch, genau wie ich, als Lustmörder. Wir sehen ihn ja auch als Tierquäler und das sind auch Sadisten.

Ich las einmal über einen Vergleich von sadistischen und nichtsadistischen Mördern! Zusammen waren das ca. 40 Mörder, hielten sich aufgeteilt annähernd gleich verteilt. Die Hälfte der sadistischen Mörder würgten ihre Opfer, bei der anderen Tätergruppe waren das an die 30%. Postmortale Verstümmelungen kamen nur, auch an die 50%, bei den Sadisten vor. Nichtsadisten hatten 0%. Von den 50% Verstümmelungen fand wiederum die Hälfte davon an Geschlechtsteilen statt. Zu sadistischen Fantasien, die ausgeführt werden können, gehören auch Stichwunden und das Einführen von Gegenständen in die Vagina. Wir haben ja auch Opfer, denen etwas vaginal eingeführt wurde, Emma Smith bzw. denen zahlreiche Stichwunden, Martha Tabram, zugeführt wurden. Einige Opfer wurden auch gewürgt. Verprügeln kann auch noch eine Form von Sadismus sein und jene Handlung unterstellt man ja Leather Apron. Wenn man Jack the Ripper die Leather Apron Aktivitäten zuordnet und auch die Opfer Smith und Tabram mit ihren Verletzungen, also somit Aktivitäten vor den K5, könnten das Zeichen eines Killers sein, dessen Sadismus sich in seiner bekannteren Form besonders dann zeigte, als er noch in seiner “Lernphase“ war. Aber ganz unabhängig davon, sind Verstümmelungen wohl eher ganz klar ein Zeichen von Sadisten. Und Verstümmelungen sind klar die Handschrift des Rippers. Erniedrigungen und Demütigungen sind auch Merkmale des Sadisten. Das “Verteilen“ und Aufhängen von Fleischstücken, wie bei Kelly im Zimmer, könnte das eben implizieren, wenn auch in der Form von Verhöhnung oder Spott. Diese Handlungen, Verprügeln, Würgen, Objekte vaginal einführen, Stichwunden zufügen und Verstümmeln, werden den Täter sexuell erregt haben. Bei einem Lustmörder wie Jack the Ripper, war das Verstümmeln bzw. Ausweiden eine eindeutige sexuelle Komponente. Und die Erfahrung zeigt uns, nur Sadisten verstümmeln.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass er auch am lebendem Opfer sexuelle Erregung empfand, sei es durch Schlagen, Würgen oder dem Einführen von Gegenständen bzw. beim Einstechen auf ein Opfer, durchaus Zeichen eines Sadisten. Noch eindeutiger wird das am bereits toten Opfer, durch weiteres Einstechen oder dem Verstümmeln. Hinter allem steckt natürlich Angst, Wut und Hass und um die Kontrolle über diese Dinge zu gewinnen, bedarf es der Machtgewinnung und der Dominanz. Die Begriffe Kontrolle, Macht, Dominanz machen den Sadisten doch erst richtig an, siehe Vergewaltiger.

Ich schrieb das jetzt mal, weil ich dein "kein Sexualsadist im engeren Sinne" nicht ganz einordnen konnte.

Lestrade.
Wer wartet mit Besonnenheit, der wird belohnt zur rechten Zeit...

Offline Arthur Dent 2

  • Superintendent
  • *****
  • Beiträge: 465
  • Karma: +1/-0
  • "Wherever you go - there you are." Buckaroo Banzai
Re: Die Tatverdächtigen
« Antwort #121 am: 12.03.2017 11:07 Uhr »
Hallo Lestrade!


Zitat
Ich schrieb das jetzt mal, weil ich dein "kein Sexualsadist im engeren Sinne" nicht ganz einordnen konnte.


Mit Sadist "im engeren Sinne" wollte ich lediglich hervorheben, dass es ihm nicht so sehr darum ging, sich an der Qual der noch lebenden Opfer zu weiden, z.B. indem die Schnitte am noch lebendigen Leib vorgenommen wurden und er sie erst danach tötete bzw. der Tod die Folge der sadistischen Verletzungen war - sondern er tötete sie erst schnell und effizient, um sich dann an der Leiche zu vergehen (hier steht m.E. mehr der Aspekt der Nekrophilie im Vordergrund).
Mit ziemlicher Sicherheit wird JTR zwar schon beim Erwürgen Erregung empfunden haben, aber man sollte nicht vergessen, dass das Würgen auch den praktischen Grund hatte, die Opfer am Schreien zu hindern.
Nun ja, die Übergänge sind da fließend und bei solchen pathologischen Entwicklungen hat man es ja nicht selten mit multiplen Störungen zu tun.
Ich denke aber, im Grundlegenden sind wir uns einig, und jeder seriöse Psychiater würde es ablehnen, sich auf eine tiefer gehende Differentialdiagnose festzulegen, bevor er den Patienten genauer kennengelernt hat.


MfG, Arthur Dent

Offline Lestrade

  • Superintendent
  • *****
  • Beiträge: 2949
  • Karma: +14/-3
  • Watson, fahr schon mal die Kutsche vor...
Re: Die Tatverdächtigen
« Antwort #122 am: 12.03.2017 12:51 Uhr »
Danke Arthur!

Das ist, wie ich es auch meinte, als ich schrieb: Sadismus kann sich auch anders zeigen...

Mir kommt es nämlich so vor, dass der Ripper in seinem Sadismus noch weiterging als wir das ohnehin von Tätern kennen, die das am noch lebenden Opfer ausführen. Aber ich denke, dass sich dieser Sadismus dann an den Ripper- Opfern in einem viel weiteren Sinne klarer als ohnehin hervorhebt. Nach Tierquälereien, Stichattacken auf eventuell frühere Ripper- Opfer, das Einführen eines Gegenstandes bei einem der Opfer, könnten das Zeichen sein, dass sein Sadismus allein nicht mehr durch diese Vorgehensweise befriedigt werden konnte. Jetzt weiß ich, das du mit "im engeren Sinne" meintest, wie ein solcher sadistischer Täter, ganz fest in seiner Handschrift, am noch lebenden Opfer agiert und ihm ganz bewusst Schmerzen zufügt, um es Leiden zu sehen. Auch am lebenden Opfer kann verstümmelt werden aber die Ausmaße der Verstümmelungen an den bereits toten Ripper Opfern sind ja immens und wohl ein Zeichen einer extrem pervertierten Form des Sadismus.

Nun ja, die Übergänge sind da fließend und bei solchen pathologischen Entwicklungen hat man es ja nicht selten mit multiplen Störungen zu tun.

Das sage ich auch immer, wenn es um dieses Thema geht. Ich finde das auch sehr wichtig, anzuerkennen, dass jeder Einzelne dabei seine eigenen dynamischen Prozesse durchläuft auch wenn man dabei Erfahrungswerte in Wahrscheinlichkeiten umrechnen kann. Am Ende bleibt doch jeder ganz individuell.

Lestrade.
Wer wartet mit Besonnenheit, der wird belohnt zur rechten Zeit...

Offline Zilch

  • Sergeant, H Division
  • **
  • Beiträge: 11
  • Karma: +0/-0
Re: Die Tatverdächtigen
« Antwort #123 am: 13.03.2017 23:05 Uhr »
Hallo Arthur Dent,

Es ist eher unwahrscheinlich, dass JTR homosexuell war - homosexuelle Serienmörder töten i.d.R. das gleiche Geschlecht.

Ok, das habe ich hier schon gelesen. Ich würde hier aber schon gerne etwas differenzieren. Es geht mir im Grunde darum,
dass ich in den Taten eine Art von Rache sehe. Die Attacken zielen meinem Empfinden nach auf den weiblichsten Teil des Körpers, den Gebärtrakt. Später kommen noch Attacken gegen die Schönheit (Gesichtsverletzungen) dazu. Und dem Gefühl nach geht es um eine Reflektion eigener Unzulänglichkeiten, für die er seiner Mutter die Schuld gibt. Da diese aber a) völlig dominant ist, oder b) bereits tot - müssen bei seinen Ausbrüchen Frauen herhalten,die sich auffällig im gleichen Alter befinden (Mutterersatz). Der Grund für diese Attacken könnte meiner Ansicht nach auch eine unterdrückte oder latente Homosexualität gewesen sein.

Dass JTR seine Opfer schnell und ohne sie vor dem Tod zu quälen umgebracht hat, deutet trotz aller grausamen Verstümmelungen post mortem darauf hin, dass er kein Sexualsadist im engeren Sinne war.

Sehe ich ebenfalls so. Er brauchte bei seinen Taten keine "Gesellschaft".

Vermutlich fand er es erregend, mit seinen Händen in dem noch warmen toten Körper herumzuwühlen (so wie der Serienkiller Jeffrey Dahmer) und die Organe zu entfernen. Und vielleicht - wenn er die mitgenommenen Organe nicht als Trophären aufbewahrte, sondern sie aß - kam noch sexueller Kannibalismus dazu.

Das halte ich für denkbar. Aber es passen dafür die Tatorte eigentlich nicht. Es geschieht unter den Augen der Öffentlichkeit, was meines Erachtens nach der Triebbefriedigung widerspricht, weil der Täter einem permanenten Entdeckungsstress ausgesetzt ist.



Offline Arthur Dent 2

  • Superintendent
  • *****
  • Beiträge: 465
  • Karma: +1/-0
  • "Wherever you go - there you are." Buckaroo Banzai
Re: Die Tatverdächtigen
« Antwort #124 am: 14.03.2017 18:59 Uhr »
Hi Zilch!

Zitat
Ok, das habe ich hier schon gelesen. Ich würde hier aber schon gerne etwas differenzieren. Es geht mir im Grunde darum,
dass ich in den Taten eine Art von Rache sehe. Die Attacken zielen meinem Empfinden nach auf den weiblichsten Teil des Körpers, den Gebärtrakt. Später kommen noch Attacken gegen die Schönheit (Gesichtsverletzungen) dazu. Und dem Gefühl nach geht es um eine Reflektion eigener Unzulänglichkeiten, für die er seiner Mutter die Schuld gibt. Da diese aber a) völlig dominant ist, oder b) bereits tot - müssen bei seinen Ausbrüchen Frauen herhalten,die sich auffällig im gleichen Alter befinden (Mutterersatz). Der Grund für diese Attacken könnte meiner Ansicht nach auch eine unterdrückte oder latente Homosexualität gewesen sein.

Kennst du Beispiele dafür?


Zitat
Das halte ich für denkbar. Aber es passen dafür die Tatorte eigentlich nicht. Es geschieht unter den Augen der Öffentlichkeit, was meines Erachtens nach der Triebbefriedigung widerspricht, weil der Täter einem permanenten Entdeckungsstress ausgesetzt ist.

Nun ja, das hängt natürlich stark davon ab, wie bei JTR die Prioritäten, die Möglichkeiten und Beschränkungen aussahen. Vielleicht gab es ihm sogar einen zusätzlichen Kick, die Morde gewissermaßen in der Öffentlichkeit zu begehen. Vielleicht lag es einfach daran, dass seine bevorzugte Opfergruppe obdachlose Prostituierte waren, die in Armenhäusern übernachteten, und er selbst verfügte über keine Räumlichkeiten, wo er mit ihnen allein sein konnte.
Es könnte viele Gründe gehabt haben.



MfG, Arthur Dent




P.S. @ Lestrade: Wegen unserer Diskussion über Sexualsadismus: Du hattest recht - die Verstümmelung von Leichen zur sexuellen Befriedigung wird als Sonderform des Sexualsadismus geführt und wird "Necrosadismus" genannt. Für mich galt bisher immer, dass Sadismus mit der Lust an der Qual der Opfer verbunden ist, aber es geht hierbei um die Lust an Gewalt und der Zerstörung des Körpers.