Autor Thema: Ripper-Opfer oder nicht?  (Gelesen 65488 mal)

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Andromeda1933

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Re: Ripper-Opfer oder nicht?
« Antwort #75 am: 19.10.2013 11:53 Uhr »
Wir hatten doch schon an anderer Stelle diskutiert (aber wo?), ob man mit durchschnittener Kehle schnell stirbt. Vielleicht verbluten oder ersticken die Opfer nicht sofort, aber vermutlich sind sie durch den Blutdruckabfall entweder sofort oder in wenigen Sekunden bewusstlos.
Übrigens: solange mir nicht das Gegenteil bewiesen wird, glaube ich, dass Lestrade/Lestrat Vater und Sohn sind, die mögliche Kosminski-Kritiker von nun an in den Zangenangriff nehmen!

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Re: Ripper-Opfer oder nicht?
« Antwort #76 am: 19.10.2013 11:59 Uhr »
Morjens Isdrasil,

Mensch, ich hab noch ganz kleine Augen... 8)

Aus medizinischer Sicht bedeutet ein langsames Ausbluten (durch eine Halsschlagader):

ca. 60-90 Sekunden.

Stride war ein sich wehrendes Opfer, die Halswunde dadurch etwas anders, und dennoch absolut tödlich. Und zwar sehr schnell. Es ist logisch, dass bei zwei durchtrennten Halsschlagadern dieser Prozess kürzer dauert. Das Stride etwas “länger“ litt, erklärt schlicht und einfach ihre individuelle Verletzung. Bei IHR war das auch sofort tödlich. Wer konnte in diesen wenigen Sekunden schon ihr Leben retten? Stride lag da nicht minutenlang noch lebendig im Yard. Man sollte sich fragen, was schnell (Nichols, Chapman, Eddowes und Kelly) und langsam (Stride) in diesen Fällen in der realistischen Darstellung bedeutet. Und auch ein hörbarer Ton, konnte aus ihr nicht mehr entweichen.

Zu Spooner (Stride Inquest):

“One of the crowd lit a match and Spooner lifted the woman's chin…”

Erst einmal “Licht“ angemacht, das Kinn gehoben und damit die Halswunde sichtbar gemacht. Das sich dabei Blut bewegte und durch das Licht angestrahlt wurde und dabei sicherlich auch glänzte, sollte niemanden wundern. Im Yard war es stockfinster.

Zu Dr. Phillips:

The Coroner: Would the injury take long to inflict?

The witness: Only a few seconds. It might be done intwo seconds.


Passt zu diesem ganzen Szenario.

Für viele Beamte der Polizei war Stride ein Ripper- Opfer. Für Smith, für Abberline, für Macnaghten, Swanson und Anderson etc. Für viele die es wissen mussten. Und die werden es sich nicht aus den Fingern gesaugt haben. Sie hatten Informationen, über die wir heute nicht mehr verfügen können bzw. (noch) nicht auffindbar sind.

Keine Motive für Familienmitglieder, Angehörige, Freunde und Bekannte oder Partner wurden bei dem Mord an Stride erkannt. Der Täter, der offenbar beobachtet wurde, griff Stride blitzartig und offensichtlich ohne erkennbaren Grund an. Stride war Auseinandersetzungen gewohnt (Kidney) und sie war nüchtern. Der Angreifer sollte ein “Fremder“ gewesen sein, wenn ihr vielleicht auch nicht ganz unbekannt. Ihre schwachen Schreie und das nicht loslassen ihre Minzbonbons scheinen das nahe zu legen. Kidney war kein Kind von Traurigkeit und Sie vielleicht auch nicht ganz so ängstlich. Sie war möglicherweise gegen Männer gut gestählt. Das könnte den Täter sehr geärgert haben. Hier hatte er sich verschätzt. Seine Wut darüber könnte ihn auch zur nächsten Tat getrieben haben, in der Hoffnung, noch ein zweites Zufallsopfer zu finden. Das geschah 40 Minuten später. Stride, so mutmaße ich, kannte Jack the Ripper vom sehen her. Natürlich nicht mit diesem Namen.  

Also könnte, aus deiner Sicht, der Stride Angreifer der Ripper gewesen sein? Und dieser konnte aufgrund der Störungen während der Tatausführung, nicht mit den Verstümmelungen beginnen? Dann würden aber die fehlenden Verstümmelungen nicht mehr als gewichtiges Unterscheidungsmerkmal herhalten können. Kidney sieht gut aus, da er mit ziemlicher Sicherheit intensiv überprüft wurde. Auch wenn bei Stride nicht der komplette Hals durchtrennt war, sie starb schnell und unmittelbar. Die Halswunde wurde während des Schnittes immer tiefer. So tief wie bei den anderen Opfern.

Beste Grüße, Lestrade.
« Letzte Änderung: 19.10.2013 13:03 Uhr von Lestrade »
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Re: Ripper-Opfer oder nicht?
« Antwort #77 am: 19.10.2013 12:04 Uhr »
Wir hatten doch schon an anderer Stelle diskutiert (aber wo?), ob man mit durchschnittener Kehle schnell stirbt. Vielleicht verbluten oder ersticken die Opfer nicht sofort, aber vermutlich sind sie durch den Blutdruckabfall entweder sofort oder in wenigen Sekunden bewusstlos.
Übrigens: solange mir nicht das Gegenteil bewiesen wird, glaube ich, dass Lestrade/Lestrat Vater und Sohn sind, die mögliche Kosminski-Kritiker von nun an in den Zangenangriff nehmen!

Zusammen kann ja jeder...  :biggrin:
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Offline Isdrasil

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Re: Ripper-Opfer oder nicht?
« Antwort #78 am: 19.10.2013 15:37 Uhr »
Hi

Und, wieder fit?  ;)

Also könnte, aus deiner Sicht, der Stride Angreifer der Ripper gewesen sein? Und dieser konnte aufgrund der Störungen während der Tatausführung, nicht mit den Verstümmelungen beginnen? Dann würden aber die fehlenden Verstümmelungen nicht mehr als gewichtiges Unterscheidungsmerkmal herhalten können.

Ich will Dir kurz antworten, bitte verzeihe. Ich habe gelernt, und sehe eine kurze Antwort besser als gar keine an.
Natürlich könnte Stride ein Opfer des Rippers gewesen sein. Ich denke zwar nicht so, bin aber nicht so überzeugt von mir, dass ich meine Meinung als die eine Wahrheit annehmen könnte.
Da ist schon mal der Unterschied im Kehlschnitt. Gut, kann man sich mit Gegenwehr erklären, auch das Tuch könnte eine Rolle spielen.
Aber mich hat eine ganz andere Sache immer am meisten gestört: Die angebliche Störung durch Diemschütz. Da passt was nicht. Diese Störung, die so exakt zwischen Kehlschnitt und Verstümmelung stattgefunden haben soll, hat mir immer zu denken gegeben. Kein Beginn einer Verstümmelung. Nichts. Kehlschnitt, Stride fällt auf den Boden, Pferdegetrappel, "Oh, da lass ich`s". Das hat mir nie gepasst, hat nie in mein Bild vom Ripper gepasst. Das war mir zu konkret, die Störung zu passend nach dem Schnitt. Außerdem passt das nicht in mein Ripperprofil (bitte jetzt nicht nach einem vollständigen Profil verlangen, das verstecke ich lieber immer wieder zwischen den Zeilen in meinen Posts...).

Wenn der Ripper als Täter, dann bitte ich dieses Szenario zu überlegen:
Ich habe lange nicht mehr darüber sinniert, früher habe ich diese  Idee gemocht...was, wenn der Ripper Stride nie verstümmeln wollte? Angenommen, er hatte zunächst den Tatvorsatz bei ihr. Dann gerieten sie in Streit. Der Ripper bekam Wind, dass er von Schwartz gesehen wurde, von einem Juden. Das widerspricht alles seiner Tatvorstellung, die in meinen Augen bei diesem Täter eine übergeordnete Rolle spielt. Trotzdem ist er unheimlich sauer auf Stride. Er schlitzt ihr also die Kehle durch (Szenario kann man sich noch durchdenken), lässt sie achtlos fallen, und geht DIREKT danach weiter, um sich ein anderes Opfer zu suchen.
Soll heißen: Stride Opfer des Rippers, aber KEINE STÖRUNG DURCH DIEMSCHÜTZ. Kein fliehender Ripper. Kein gehetzter Ripper. Ein Ripper, der die Kontrolle behält. Und kurz danach seinen (meiner Meinung nach) souveränsten Mord begeht.

Grüße, Isdrasil

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Re: Ripper-Opfer oder nicht?
« Antwort #79 am: 19.10.2013 16:24 Uhr »
Nein! Fit ist anders. Heute werde ich nicht mehr wach… :training1:

Ich persönlich glaube auch nicht an die Störung durch Diemschütz. Als der kam, war der Ripper gar nicht mehr da. Wie schon oft von mir geäußert, ich denke, der Ripper wurde erwischt, war unvorsichtig und hatte ein sich zunächst wehrendes Opfer vor sich. Die Zeugen, die ihn sahen, Schwartz und Pipeman, gingen zunächst weg aber der Ripper konnte ja nicht ahnen, was die nun als nächstes vorhaben. Er wusste es. Nämlich Stride als Zeugin zu töten, denn Sie hätte ihn als mutmaßlichen Ripper identifizieren können, gemeinsam mit Schwartz und Pipeman. Immerhin suchte man nach dem Mörder von Smith, Tabram, Nichols und Chapman. In meinen Augen hatte es einen Grund, warum der Ripper diesmal viel früher “bei der Arbeit“ war.  Er sollte an diesem Abend, durch was auch immer, besonders angestachelt worden sein. Er änderte seine (zeitlich) übliche Vorgehensweise, weil er mehr als sonst seine “Selbstbeherrschung“ verlor. Als Hintergrund sehe ich starke Wut und Anspannung. Und darauf bauten sich seine “Fehler“ auf. Ein Fehler (neben der unsicheren Uhrzeit) war, Stride zu unterschätzen. Diesmal agierte er einfach zu schnell. Ich gehe davon aus, dass er Stride erneut auf dem Gehweg packte, sie in den Yard zog und ihr den Garaus machte und sofort wegging. Stride, so würde ich intuitiv sagen, dachte wahrscheinlich bis zum Schluss, dass sie etwas gegen ihn ausrichten könnte. Wir wissen ja nichts über ihre Wahrnehmung der ganzen Angelegenheit.

Das ist für mich das ganze Geheimnis der Berner Street.

Eine Möglichkeit einer Störung bleibt jedoch noch. Und die heißt Nathan Shine. Er sagte ja, er sah einen Mann mit einem langen Messer über das Opfer stehen. Er kann nur die Berner Street mit Stride gemeint haben. Entweder hatte dieser Mann mit dem Messer sowieso gerade vor zu gehen, oder aber, Shine störte ihn, bevor er die Verstümmelungen starten konnte. Hier könnte man mutmaßen, dem Ripper waren Schwartz und Pipeman scheißegal, weil er sie ja eh in die Flucht geschlagen hatte. Die 5 Minuten Verstümmeln hätte er sich, aus dieser Sicht, durchaus gönnen können. Falls diese Geschichte stimmt...

Gute Nacht! :bye2:
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Offline Isdrasil

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Re: Ripper-Opfer oder nicht?
« Antwort #80 am: 19.10.2013 22:18 Uhr »
Hi!

Eine Möglichkeit einer Störung bleibt jedoch noch. Und die heißt Nathan Shine. Er sagte ja, er sah einen Mann mit einem langen Messer über das Opfer stehen. Er kann nur die Berner Street mit Stride gemeint haben. Entweder hatte dieser Mann mit dem Messer sowieso gerade vor zu gehen, oder aber, Shine störte ihn, bevor er die Verstümmelungen starten konnte. Hier könnte man mutmaßen, dem Ripper waren Schwartz und Pipeman scheißegal, weil er sie ja eh in die Flucht geschlagen hatte. Die 5 Minuten Verstümmeln hätte er sich, aus dieser Sicht, durchaus gönnen können. Falls diese Geschichte stimmt...

...was zu bezweifeln ist. Ich schreib mal wieder aus dem Gedächtnis. Ich meine, Blackwell und Diemschütz hätten im Inquest erwähnt, dass Stride auf der Seite lag. Somit denke ich, der Ripper - gesetz dem Fall, er war der Täter - hatte sein Opfer noch nicht in die Position zum Verstümmeln gebracht. Er schien es nicht zu beabsichtigen, denn dieser Ablauf (das Drehen des Opfers nach dem zu Boden bringen) hätte Sekunden in Anspruch genommen. Wenn er tatsächlich gestört worden wäre, sei es Diemschütz oder Shine, dann wäre es ein verflixter Zufall, dass es genau in diesen wenigen Augenblicken zwischen Kehlschnitt und Beginn der Verstümmelung (inklusive Kleider aus dem Weg schaffen) geschehen sein sollte. Ein äußerst verflixter Zufall, denn immerhin wäre er der Grund, weshalb wir 125 Jahre danach noch diskutieren müssen...

Ne, ich glaub das war eine in sich abgeschlossene Tat. Und immerhin: Wir haben wieder ne Gemeinsamkeit entdeckt, Lestrade!  :Laie_99:

Gute Nacht!   :Laie_75A:

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Re: Ripper-Opfer oder nicht?
« Antwort #81 am: 20.10.2013 11:13 Uhr »
Dann lasse uns mal genauer hinschauen!

Ich denke, hier finden wir eine gute Beschreibung zur Liege- Position von Liz Stride:

http://www.casebook.org/dissertations/dst-fisherman2.html

Schwartz:

“12.45 a.m. 30th. Israel Schwartz of 22 Helen Street, Backchurch Lane, stated that at this hour, on turning into Berner Street from Commercial Street and having got as far as the gateway where the murder was committed, he saw a man stop and speak to a woman, who was standing in the gateway. The man tried to pull the woman into the street, but he turned her round and threw her down on the footway and the woman screamed three times, but not loudly. On crossing to the opposite side of the street, he saw a second man standing lighting his pipe. The man who threw the woman down called out, apparently to the man on the oppos- ite side of the road, 'Lipski', and then Schwartz walked away, but finding that he was followed by the second man, he ran so far as the railway arch, but the man did not follow so far.”

“Information which may be important was given to the Leman Street police yesterday by an Hungarian concerning this murder. The foreigner was well-dressed, and had the appear- ance of being in the theatrical line. He could not speak a word of English, but came to the police station accompanied by a friend, who acted as interpreter. He gave his name and add- ress, but the police have not disclosed them. A Star man, however, got wind of his call, and ran him to earth in Back- church Lane. The reporter's Hungarian was quite as imperfect as the foreigner's English, but an interpreter was at hand, and the man's story was retold just as he had given it to the police. It is, in fact, to the effect that he saw the whole thing.

It seems that he had gone out for the day, and his wife had expected to move, during his absence, from their lodgings in Berner Street to others in Backchurch Lane. When he first came homewards about a quarter before one he first walked down Berner Street to see if his wife had moved. As he turned the corner from Commercial Road he noticed some distance in front of him a man walking as if partially intoxicated. He walked on behind him, and presently he noticed a woman standing in the entrance to the alleyway where the body was found. The half-tipsy man halted and spoke to her. The Hungarian saw him put his hand on her shoulder and push her back into the pass- age, but feeling rather timid of getting mixed up in quarrels, he crossed to the other side of the street. Before he had gone many yards, however, he heard the sound of a quarrel, and turned back to learn what was the matter, but just as he stepped from the kerb a second man came out of the doorway of a public house a few doors off, and shouting out some sort of warning to the man who was with the woman, rushed forward as if to attack the intruder. The Hungarian states positively that he saw a knife in the second man's hand, but he waited to see no more. He fled incontinently to his new lodgings.“


Diemschütz:

“Diemschutz left the club at 11.30am, 29th September 1888, to go to the market at Westow Hill, Crystal Palace. He returned at 1.00am the following morning to deposit his unsold goods at the club before stabling his pony at George Yard, Cable Street. He drove his pony and cart into Dutfield's Yard, noticing that both gates were wide open and that the yard was very dark. On entering, his pony shied to the left and would go no further and as he looked down, he noticed there was something lying in the yard, but was not able to distinguish what it was. He prodded the object with his whip before getting off the cart and striking a match and before the wind blew it out he was able to get sufficient light to see that it was a woman lying there.”


Nathan Shine:

“It has been reported that on 30th September 1888, when he was only 18, Nathan said that he had left a working man’s social club in Commercial Street, Whitechapel heading for home. On turning into Berner St. at approx. 1.00am he saw a man holding a large narrow bladed knife standing over a woman who was lying motionless on the ground. It appears that Nathan had disturbed the man seconds after the woman had been killed. His story is very credible as the incident he described exactly matches in with the official police reports of the time. It followed that the body of ELIZABETH STRIDE was not mutilated. Mutilation was the usual practice of ‘Jack the Ripper’ after a kill and it was concluded that ‘Jack the Ripper’ was probably disturbed only moments after he stabbed Elizabeth Stride to death.”

00.45 Uhr. Die Sichtung von Schwartz begann.

…on turning into Berner Street from Commercial Street

00.01   Uhr. Nathan Shine will hier seine Beobachtung gemacht haben.

 …club in Commercial Street, Whitechapel heading for home. On turning into Berner St….

00.01. Uhr Diemschütz möchte den Yard befahren. Er sollte die Straße vom anderen Ende, also von der Fairclough Street aus befahren haben. Diese enterte er dann eher über die Back Church Lane.

Diemschütz ist sicher, er fand die Leiche. War Shine tatsächlich Sekunden vorher am Yard und sah den Verdächtigen, dann gibt es keine Angaben, dass sich Diemschütz und er bemerkten. Shine ging aber den gleichen Weg wie Schwartz (Commercial Street Road, in die Berner Street einbiegend) aber das muss nicht bedeuten, dass Shine nach dieser Sichtung auch dessen “Fluchtweg“ nahm, sondern vor Schreck wieder umdrehte. Somit hätten er und Diemschütz sich nicht bemerkt. Diese Variante ist interessant, weil Diemschütz ja das Gefühl hatte, da wäre noch jemand im Yard. Vielleicht der Mann, den Shine Augenblicke vorher sah?

Der Mörder von Stride hätte sicherlich am Kopfende von ihr gestanden und somit hätte ihn Shine “gut“ erkennen können. Die Uhrzeit von Schwartz, viertel vor eins, hätte falsch sein können aber auch richtig. Das würde dann 15 Minuten Zeit für den Angreifer bedeuten. Der könnte aber genauso gut zu Stride zurückgekehrt sein, im Bewusstsein, nach seiner Flucht, eine Zeugin zurückgelassen zu haben. Dass würde Verstümmelungen eher ausschließen, sondern einfach Mord bedeuten. 

Übrigens wäre auch Pipeman ein Kandidat für diese Szene die Shine erlebt haben will. Aber der war am entgegengesetzten Ende der Straße, die Shine nach eigenen Angaben betrat.

Irrte sich Schwartz mit der Zeit, dann könnte sich das alle innerhalb weniger Minuten abgespielt haben. Aber wir wissen das nicht.

Ich denke, wir können nicht sagen, ob der Ripper noch verstümmeln wollte oder nicht. Er hätte auch alle (Schwartz, Pipeman, Shine) vertrieben haben können aber Diemschütz mit Pferd und Kutsche wären dann zu viel gewesen.

Shine kann natürlich auch nur die Geschichte von Schwartz in seiner Version weitererzählt haben. Aber sollte sich alles auf ca.01.00 Uhr konzentriert und abgespielt haben (also dass Schwartz sich leicht irrte, was die Zeit angeht), dann könnte der Ripper innerhalb weniger Augenblicke vor dem verstümmeln, von zwei Personen gestört worden sein, Shine und Diemschütz und zwar in dieser Reihenfolge. Selbst wenn er zurückkehrte, können wir nicht wissen, ob er doch noch die Chance für Verstümmelungen genutzt hätte. Die Möglichkeit, kurz nach der Ermordung von Stride gestört worden zu sein, bleibt weiterhin bestehen. Egal, was er danach vorhatte. So wie Stride da lag, macht es auf mich einen Eindruck, gerade mit den verlorenen Minzdrops, als ob sie in den Yard geschliffen wurde und ihr der Kehlschnitt während des zu Boden Gehens beigebracht wurde. So wie meiner Meinung nach bei Eddowes.

Und dass auf diese Art des beigebrachten Kehlschnitts BEIDE Frauen ermordet wurden, macht sie für mich ganz persönlich zum Opfer ein- und desselben Mannes. Bei beiden landeten die Blutspritzer des Kehlschnittes nahe dem Boden, unter den späteren Lachen. Das ist wichtig.

Beide Frauen wurden von hinten gepackt. Beide Frauen wehrten sich, Stride, die nüchtern war, Eddowes, die gerade aus der Ausnüchterungszelle kam. Beide Frauen wurde der Kehlschnitt während des Ablegens beigebracht, bei Stride konnte er zuerst nicht tief genug ansetzen, Eddowes konnte ihr Gesicht solange bewegen und absenken, bis er doch ihre Kehle traf. Die Verletzungen in ihrem Gesicht sprechen für ihre Verzweiflung, diesem Messer zu entkommen und für die Versuche des Rippers, ihren Hals zu treffen, besser als bei Stride. Das waren die Angriffe ein- und desselben Mannes, der nicht so souverän agieren konnte, wie bei Nichols oder Chapman, die betrunken und sehr krank waren.

Und da wir nicht wissen, welcher Jude im Seaside Home als Zeuge agierte, bleibt ein Nathan Shine dennoch interessant. Ich bin der Meinung, dieser Zeuge dort tauchte erst viel später auf. Weit nach dem letzten Verbrechen der K5. Shine würde da gut passen. Dennoch, ich sehe es hauptsächlich als “Geschichte“ an. Optionen lasse ich mir offen.
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Re: Ripper-Opfer oder nicht?
« Antwort #82 am: 03.11.2013 15:34 Uhr »
Hallo Lestrade mein Sohn  :mocking: (auf welche Gedanken mache kommen tststs),

das hört sich alles sehr gut überlegt an, aber was mich halt doch sehr stört ist die Aussage des Arztes der die Leiche von Liz Stride untersucht hat und der Meinung war das der Ripper ein anderes Messer benutzt hat (und zwar nur bei diesem einen Mord (ok auch bei  Martha Tabram wurde ein anderes Messer verwendet doch sie sehe ich auch nicht als sicheres Ripper Opfer an) als bei allen anderen. Das macht für mich keinen Sinn, den Catherine Eddowes wurde wieder mit seinem "üblichen" Messer ermordet.

Das sich bei Stride keine Verstümmelungen finde, kann man natürlich damit erklären das ihm die Sache zu brenzlig wurde oder aber das er von Diemschütz gestört wurde (wobei ich gefühlsmäßig davon ausgehe das der Mörder von Stride noch im Dutfields Yard war als Diemschütz hereingefahren kam). Was mir halt auch nicht gefällt das der Ripper ausgerechnet bei dem Mord an Stride so geschlampt hat:

1. Es gab Zeugen
2. Das Opfer konnte noch Schreien (die Schreie bei dem Mord an Mary Jane Kelly sind auch etwas mit Vorsicht zu genießen)
3. Der Kehlschnitt war unpräziser als sonst üblich
 

und dann soll er noch wieder runtergekommen sein und seine Enttäuschung überwunden und seine Selbstbeherrschung zurück gewonnen haben, sich vergewissert haben das er keine auffälligen Blutspuren an sich hat und ein neues Opfer gefunden haben. Mann sollte bedenken das er sich ja erst mal mit Catherine Eddowes etwas unterhalten haben muß (wurde ja von Lawende + Freunden beobachtet) also muß er ja wieder ganz ungefährlich gewirkt haben.
Außerdem mußte er ja, da sein Angriff auf Stride beobachtet wurde, davon ausgehen das sein erster Mord entdeckt war und dementsprechend die Straßen von Polizisten nur so wimmeln mußten. Da das Zeitfenster das er bei dem Mord an Catherine Eddowes hatte extrem klein war in anbetracht der Zeit die er für die am weitestgehendsten seiner bisherigen Verstümmelungen benötigt hat musste er ja auch vorher noch beobachten wie die Streifen der Polizisten zeitlich mit seinem Vorhaben abzustimmen sind. Denn auf Zufall oder Glück kann er sich bei diesem wohl seinem riskantesten Mord nicht verlassen haben. :Laie_54:

Das viele Polizisten den Ripper als Stride Mörder in Betracht gezogen haben, kann natürlich auch andere Gründe gehabt haben: zum einen passte natürlich der Kehlschnitt bzw, der Opfertyp zum Ripper, zum anderen wäre es natürlich ein großer Zufall wenn sich in einer Nacht noch ein zweiter Mörder in Whitechapel herumgetrieben hätte.
Aber für das Öffentliche Ansehen der Polizei wäre es verheerend gewesen wenn sie hätte zugeben müssen das ein weiterer Mörder auf den Straßen des Eastends sein Unwesen treibt und die Polizei nicht fähig war einen Mord zu verhindern bzw. einen Täter zu präsentieren.

So das hat jetzt zwar etwas gedauert aber da ich auf der arbeit den ganzen Tag am PC hänge, habe ich dann abends auch nicht immer den Kopf bzw. die Zeit um hier meine Geistigen Ergüsse loszuwerden  :biggrin: also habt bitte ewas Verständniss das ich mich hier etwas unregelmäßig zu Wort melde.

Grüße

Lestrat


Wenn man das Unmögliche ausgeschlossen hat, muss das, was übrig bleibt, die Wahrheit sein, so unwahrscheinlich sie auch klingen mag Arthur Conan Doyle

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Re: Ripper-Opfer oder nicht?
« Antwort #83 am: 03.11.2013 16:13 Uhr »
Kein Problem Lestrat, mit den Antworten kann man sich doch so viel Zeit lassen wie man möchte. Ich denke sogar, dass es in den meisten Fällen sinnvoller ist, weil man sich in schnellen Diskussionen eher überschlagen kann. Das wäre dann wieder Kontraproduktiv.

Andromeda schrieb:

…dass Lestrade/Lestrat Vater und Sohn sind…

Jung, ICH BIN DEIN VATER, zumindest nach Andromeda´s Schlussfolgerung oder Wunschvorstellung.

Egal, ein bisschen Spaß muss sein…. :biggrin:

Nun, sie sind wohl stark davon ausgegangen, dass beide Frauen auf die gleiche Weise zu Tode kamen. Ganz egal, wie perfekt der Kehlschnitt oder jeder einzelne Mord gewesen war. Der Täter griff sie von hinten an, drückte sie zu Boden und irgendwo während dieses Ablaufs, setzte er das Messer an und schnitt. Und zwar so, dass ihn (mutmaßlich) kein Blut angespritzt wurde und auch keine Blutspritzer am Ende sonst wo sichtbar wurden. Wohl deshalb, weil sie sich mit dem weiteren austretenden Blut vermischten. Gerade dieser Ablauf und keine Blutspritzer sollten die “Handschrift“ nur eines Mannes gewesen sein. Ich finde, dass dies schon sehr belastend ist. Stelle ich mir vor, dass nur im Dutfield´s Yard keine Blutspritzer waren aber dafür damit der Mitre Square übersät, dann würde ich auch Zweifel bekommen. Aber selbst dann könnte man sich nicht sicher sein, denn irgendwas kann immer passieren…

Zum Messer, welches die Ärzte ausschlossen, solltest Du noch mal die bestimmten empfohlenen Links lesen. Es war wohl ein langes Messer, glaube ich aber wir wissen ja nicht, wie es wirklich aussah. Es bedeutet ja nicht automatisch, wenn sie dieses lange Coram- Messer ausschlossen, dass ein anderes, langes- Nicht- Coram Messer, in Frage kommt. Ich finde, und ich sage es ungern, diese bestimmte “Messergeschichte“ wird überbewertet.

Hier ist noch einmal eine Diskussion darüber:

http://forum.casebook.org/showthread.php?t=5557
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Re: Ripper-Opfer oder nicht?
« Antwort #84 am: 05.11.2013 16:58 Uhr »
Auch noch bemerkenswert:

In Vergleich zu Liz Stride, scheint der Polly Nichols Fall am ähnlichsten. Nichols wird allgemein, im Prinzip von allen, als Ripper Opfer angesehen.

Der mutmaßliche Mörder von Liz Stride, betrat die Berner Street nördlich über die Commercial Road und bewegte sich in die südliche Richtung. Am Dutfield´s Yard griff er Stride dann urplötzlich an.

Ähnliches könnte es bei Polly Nichols gewesen sein. Entweder kam er aus der Ecke westlich der London Board School in der Buck´s Row und lief in die östliche Richtung und traf auf Nichols oder aber er kam aus östlicher Richtung (über die Brady Street) in die Buck´s Row und ging dann in westliche Richtung. Genau wie Stride an einem Hofeingang stand, hätte auch Nichols an dem Hofeingang zu den Ställen in der Buck´s Row gestanden und auf Kundschaft gewartet haben können.

Mit Stride “kämpfte“ der vermeintliche Mörder auch noch auf dem Gehweg, Nichols wurde auf einem Gehweg ermordet. Beide Frauen fanden ihr Schicksal um einen Hofeingang herum. Das der Ripper einfach eine Straße herunterging und plötzlich Frauen angriff, könnte durchaus zweimal in der Serie tödlich geendet sein. Wenn man so will, fand man ja auch Kate Eddowes vor einem Tor.

Diese doch ähnliche Konstellation zwischen Stride und Nichols, sowie die doch offensichtlich gleiche Art der Attacke und des Ablegens im Augenblick der Tötung, ist doch eher ein Anzeiger dafür, dass auch Elizabeth Stride Opfer des Rippers wurde, obwohl die Verstümmelungen fehlten. Vorausdenkend muss man sagen, dass der Ripper, genau wie in der Berner Street, auch in der Buck´s Row gestört wurde und sei es nur durch Schritte oder herannahende Schatten eines Charles Cross. Sonst wohlmöglich, wäre Nichols so aufgefunden worden (Art der Verstümmelungen) wie Annie Chapman.

Diese Straßensituation in der Buck´s Row, ist der Berner Street doch irgendwie sehr ähnlich.   
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Offline Isdrasil

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Re: Ripper-Opfer oder nicht?
« Antwort #85 am: 05.11.2013 19:59 Uhr »
Hi Lestrade,

eine kurze Anmerkung möchte ich mir zu deinem letzten Post erlauben...

...Diese doch ähnliche Konstellation zwischen Stride und Nichols, sowie die doch offensichtlich gleiche Art der Attacke...

Hier weiß ich nicht, wie Du darauf kommst. Ich weiß, dass Du ein sehr klares Bild vom Täter und den Taten hast (wofür ich dich oft beneide). Du hast bestimmt auch einen Ablauf der Taten vor Augen. Aber für mich ist gerade bei Nichols noch sehr vieles unklar, weil es einfach absolut keine Indizien gibt: Wie war der Tatvorlauf? Sprach Nichols den Täter an oder umgekehrt? Trafen sie sich vor dem Tor? Liefen sie erst ein Stück beisammen? Fand das Treffen einvernehmlich statt oder fand auch hier eine kleine Rangelei, wenn auch nur mit Worten, statt?
Also diesem von Dir angesprochenen Punkt einer "offensichtlich gleichen Art der Attacke" muss ich widersprechen, da dies mangels aussagekräftiger Zeugen in den Bereich der Spekulation zu verweisen ist.

Aber ich denke, Du meinst damit die ersten Sekunden der Attacke direkt auf das Opfer, das Bemächtigen und den Kehlschnitt, richtig?  ;)

Grüße, Isdrasil


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Re: Ripper-Opfer oder nicht?
« Antwort #86 am: 05.11.2013 20:44 Uhr »
Hallo Isdrasil,

Sorry, mein Fehler, Du musstest es einfach falsch verstehen:

Diese doch ähnliche Konstellation zwischen Stride und Nichols, sowie die doch offensichtlich gleiche Art der Attacke und des Ablegens im Augenblick der Tötung

Diese doch ähnliche Konstellation zwischen Stride und Nichols

Bezog sich auf die Straßensituation aus meinem letzten Post bei Stride und Nichols

und

sowie die doch offensichtlich gleiche Art der Attacke und des Ablegens im Augenblick der Tötung

bezog sich auf u.a. auf mein vorletztes Posting, wo ich darlegen wollte, dass die Mordattacken bei Stride und Eddowes die gleichen waren (in meinen Augen) und die jeweils entstehenden Blutspritzer in den darauffolgenden Blutlachen verschwanden. Darin sehe ich einen gleichen Bewegungsablauf durch den Täter bei beiden Opfern. Hier also eine Übereinstimmung zwischen Stride und Eddowes.

Stride zeigt dabei eben Gemeinsamkeiten zu Nichols und Eddowes und macht sie für mich dadurch zu einem sicheren Ripperopfer.

Was tatsächlich zwischen Nichols und dem Ripper ablief wissen wir natürlich nicht. Aber ich spekuliere aufgrund der ganzen Situation in der Berner Street auf einen ganz ähnlichen Ablauf in der Buck´s Row.

Ich könnte mir das gut vorstellen. Ob es so war, bleibt natürlich Spekulation. Die Opfer führten ihren Mörder höchstwahrscheinlich zu den späteren Tatorten. Chapman in einen Hinterhof der Hanbury Street, Eddowes in die Ecke des Mitre Square und Kelly in ihr Zimmer. Bei Stride könnte es gut sein, dass er sie zuerst in den Dutfield´s Yard drücken wollte, was aber misslang und es deshalb auf dem Gehweg zu einer Rangelei kam. Etwas Ähnliches könnte man dem Ripper in der Buck´s Row zutrauen. Nichols steht da (wie Stride), er denkt, das Tor zu den Ställen wäre offen, er spricht sie an (wie Stride), er attackiert sie (wie Stride), er erkennt, dass das Tor zu ist (nicht wie in der Berner Street) und er entscheidet sich trotzdem für den Mord vor dem Tor und versucht sein Glück mit den Verstümmelungen.

Grüße, Lestrade.
« Letzte Änderung: 05.11.2013 21:51 Uhr von Lestrade »
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