Autor Thema: Ist die Nachricht vom Ripper?  (Gelesen 79322 mal)

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Eastsidemags

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Ist die Nachricht vom Ripper?
« Antwort #15 am: 05.08.2003 14:17 Uhr »
Das "Problem" beim Eddowes-Mord war, dass er im Gebiet der City Police verübt wurde. Alle anderen waren im Gebiet der Metropolitan Police. Das Goulston Street Graffito war aber wiederum im Gebiet der Met.Pol. Die beiden Polizeiapparate haben mehr oder weniger aneinander vorbeigearbeitet. Im Falle des Graffitos widersprechen sich dann auch die Aussagen der Met. Pol. und der City Pol.

Met. Pol.:
"The Juwes are the men that Will not be blamed for nothing"

City Police:
„The Juwes are not the men that will be blamed for nothing“

Niemand weiss, wie der wirkliche Wortlaut war...


Die Schürze war blutbeschmiert. Das heisst aber nur, dass die Schürze definitiv nach ihrem Tod dort hingeworfen wurde. Laut Polizist Long, der durch die Goulston Street patroulierte, war die Schürze um 2.20 noch nicht da (um 2.55 wurde das Graffito entdeckt).
Ob das Graffito von JtR ist, ist eine ganz andere Frage.

Scharfnase

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Nachricht vom Ripper gebilligt
« Antwort #16 am: 05.08.2003 14:49 Uhr »
Wenn der Ripper schon einen fantatischen Hass auf Prostituierte hatte, ist dann nicht anzunehmen, dass dies auch für die Minderheit der Juden galt. Dann wäre die Version "Die Juden werden nicht umsonst dafür verantwortlich gemacht!", wohl eher in seinem Sinne. Ein gängiges Vorurteil, wonach die Juden für ihren Untergang letztlich selbst die Schuld tragen würden. Der Ripper hat laut Zeugen den Juden, der ihn beim Mord an Elizabeth Stride beobachtete, als "Lipski!" beschimpft, was damals in etwa XXX-jude bedeutete. Im ausgehenden 19. Jahrhundert war Antisemitismus ein weit verbreitetes Phänomen, nicht nur in London. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass der Ripper auch ein Antisemit war.

Ob er die Nachricht selbst dort angebracht hat, ist nicht mit Sicherheit zu sagen. Der Fetzen der Schürze von Eddowes legt jedenfalls die Annahme nahe, dass er dort war. Ich bin ohnehin der Meinung, dass der Ripper sehr viele Gegenstände absichtlich dort platziert hat, wo sie schließlich gefunden wurden. Vielleicht wollte er so Zustimmung mit der Nachricht signalisieren. Gut möglich, dass er damit auch sagen wollte, dass Eddowes für ihn eine Frau war, die verbotenerweise mit Juden verkehrte und deshalb zu recht umkam. Unterschwellig ist das wohl die Botschaft des Fetzens, den die damalige Öffentlichkeit wohl auch so verstand.

Gott zum Gruße,
Scharfnase

Bin_ich_von_sinnen?

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Ist die Nachricht vom Ripper?
« Antwort #17 am: 15.08.2003 19:36 Uhr »
hey,
also ich bin da auch der meinung das jackie antisemit war. zudem glaube ich auch dass er diese straßen nicht nur ausgewählt hat weil sie sich eben gut zum morden eignen, sondern auch um die polizei zum narren zu halten, da er vielleicht annahm dass sie sich eher gegenseitig behindern würden als zusammzuarbeiten. das würde natürlich nicht der fall sein wenn es tumblety war der sich dann wahrscheinlich nur auf seinen frauenhass konzentrierte. vielleicht hat es ihm spaß gemacht zuzusehen wie die polizei wie aufgeschäuchte hühner umherlaufen.
da gibt es auch eine karikatur, wo ein polizist blinde kuh spielt und darunter steht fang doch wen du willst, oder so ähnlich.
vielleicht könnte thomas das ja mal raussuchen, wenn es noch nicht auf der page ist. ich habs noch nicht gesehen.
gruß

Offline thomas schachner

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Ist die Nachricht vom Ripper?
« Antwort #18 am: 15.08.2003 21:02 Uhr »
hallo,

es handelt sich um folgenden artikel in der punch vom 22. september 1888.

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BLIND-MAN'S BUFF

A STRANGE mad game to play in such a place!
The monster City's maze, whose paths to trace
Might tax another Theseus, the resort
Of worse than Minotaurs, for blindful sport
Would seem the most unfitting of all scenes;
What is it there such solemn fooling means?

Means? Ask purblind Municipal Muddledom
The true significance of the City Slum.
Ask, but expect no answer more exact
Than blundering palterers with truth and fact
Range in their pigeon-holes in order neat,
The awkward questionings of sense to meet,
And, meeting, blandly baffle. Lurking crime
Haunts from of old these dens of darksome slime.
There, where well-armed Authority fears to tread,
Murder and outrage rear audacious head,
Unscanned, untracked. As the swift-sliding snake
Slips to the covert of the swamp's foul brake,
Fearless of following where no foot may find
Firm resting, where the foetid fumes that blind,
The reeking mists that palsy, guard its lair;
So Crime sneaks to the Slum's seclusion. There
Revealing light, the foe of all things ill,
With no intrusive ray floods in to fill
Those hideous alleys, and those noisome nooks,
With health and safety. Flush with limpid brooks
The slime-fouled gutters of the Ghetto, drive
Plinlimmon's breeze through Labour's choking hive,
But let not light into the loathsome den
Where hags called women, ghouls in guise of men
Live on death-dealing, feed a loathly life,
On the chance profits of the furtive knife.
The robber's mountain haunt, the outlaw's cave,
Guarded by rocks or sheltered by the wave
From feet intrusive, furnish no such lair
For desperate villany or dull dispair,
As this obscene Alsatia of the slums.
Town's carrion-hordes flock hither; hither comes
The haggard harpy of the pavement, she
The victim's victim, whose delirious glee
Makes mirth a crackling horror; hither slink
The waifs of passion and the wrecks of drink.
Multiform wretchedness in rags and grime,
Hopeless of good and ripe for every crime;
A seething mass of misery and vice,
These grim but secret-guarding haunts entice.
Look at these walls; they reek with dirt and damp,
But in their shadows crouched the homeless tramp
May huddle undisturbed the black night through.
Those narrow winding courts--in thought--pursue.
No light there breaks upon the bludgeoned wife,
No flash of day arrests the lifted knife,
There shrieks arouse not, nor do groans affright.
These are but normal noises of the night
In this obscure Gehenna. Must it be
That the black slum shall furnish sanctuary
To all light-shunning creatures of the slime,
Vermine of vice, carnivora of crime?
Must it be here that Mammon finds its tilth,
And harvests gold from haunts of festering filth?
How long? The voice of sense seems stricken dumb,
What time the sordid Spectre of the Slum,
Ruthless red-handed Murder sways the scene,
Mocking of glance, and merciless of mien.
Mocking? Ah, yes! At Law the ghoul may laugh,
The sword is here as harmless as the staff
Of crippled age; its sleuthhounds are at fault,
Justice appears not only blind but halt.
It seems to play a merely blinkered game,
Blundering about without a settled aim.
Like boys at Blind-Man's Buff. A pretty sport
For Law's sworn guards in rascaldom's resort!
The bland official formula to-day
Seems borrowed from the tag of Nursery play,
"Turn round three times," upon no settled plan,
Flounder and fumble, and "catch whom you can!"

---------------------


<~> any propaganda is good propaganda, as long as they spell your name right <~>

Bin_ich_von_sinnen?

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Ist die Nachricht vom Ripper?
« Antwort #19 am: 16.08.2003 00:39 Uhr »
hey thomas,
genau den meinte ich. vielen dank sir.
gruß

Shiva

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Ist die Nachricht vom Ripper?
« Antwort #20 am: 29.12.2003 18:22 Uhr »
ich würde nicht so zweifelsohne behaupten, dass jacky huren hasste. woher sollten wir das bitte wissen?
wenn ein serienkiller frauen umbringt, heißt dass nicht, dass er frauenfeindlich ist und sie hasst. genaugenommen das gegenteil. man sollte nie eine solche person und seine logik so betrachten, als wäre sie gleich wie die eigene. die denkweiße eines serienkillers ist viel komplexer und unverständlicher als es die meißten personen vermuten.

es ist einfach fakt, dass huren die leichtesten opfer waren.
ich persönlich gehe davon aus, dass jack psychische störungen hatte und kein bestimmtes motiv hatte.
außerdem war es viel leichter im east end zu morden, da überfälle und schreie in der nacht nichts außergewöhnliches waren. und huren waren überall zu haben. es war normal und keineswegs auffällig mit einer hure in einer dunklen gasse zu verschwinden.
ganz anders war es im weast end.

zurück zum thema:
meine persönliche meinung zu dem ist, dass der ripper sie schrieb. zu der zeit, oder kurz zuvor wurde der jude john "leatherapron" piser festgenommen und zu unrecht für die morde beschuldigt.
ich halte diese variante für die richtige:
"The Juwes are the men that will not be blamed for nothing"

meine interpretationen:
1. die juden sind die die NICHT für NICHTS beschuldigt werden. -> die juden werden beschuldigt. (- logische schlussfolgerung der doppelten verneinung)

2. die doppelte verneinung für die starke betonung. alt-englisch bsp.: heutigen amerikanischer slang.
-> die juden werden für nichts beschuldigt.

Ich persönlich tendiere stark zur 2. variante.
ich glaube dass die schürze absichtlich darunter gelegt wurde.
schürze= apron -> leatherapron=john piser.
also eine anspielung auf piser.

normalerweiße stellt man sich immer vor, ein mörder wäre froh, wenn jemand für seine morde zu unrecht beschuldigt wird, damit er aus dem schneider wäre.
das stimmt nicht. die mörder sind stolz auf ihre taten und wollen anerkannt werden. (es ist mir bewusst, dass dies keinen sinn macht, aber es ist von psychologen bestätigt worden, dass diese denkweiße bei serienmörder sehr häufig vorkommt)
desshalb hinterlassen einige auch kleine hinweise, briefe, etc.

also schließe ich daraus, dass der ripper der polizei und dem judenfeindlichen anteil der bevölkerung in einer sehr komplizierten weiße mitteilen wollte, dass der mörder kein jude war.

widerbohrst

  • Gast
Ist die Nachricht vom Ripper?
« Antwort #21 am: 31.12.2003 05:17 Uhr »
Hallo

Ich habe neulich das Buch von P. Cornwall gelesen und bin durch nachfolgender Recherche auf dieses Portal gestoßen. Das Portal ist toll gemacht und ich bin auch gleich eine Weile drin hängen geblieben. Neben vielen anderen Ripperrätseln scheint das Kreidegraffiti in Zusammenhang mit dem Doppelmord eines der Interessantesten zu sein.

Mir ist bei Eurer Diskussion zu diesem Thema aufgefallen, dass Ihr ziemlich schnell über die Intention des Schreibers sowie der beiden Constables Long und Halse spekuliert (Stichworte: Antisemitismus ja oder nein, Täuschung ja oder nein). Auf dieser Grundlage eine der beiden existierenden Versionen zu favorisieren halte ich für ziemlich schräg und ist schon ein halber Zirkelschluss.

Auf der Seite www.casebook.org sind die beiden Versionen der Constables aufgeführt und es wird erwähnt, dass jeweils beide hinsichtlich ihrer Version vom eigenen Department unterstützt wurden. Es wird ist aber auch vermerkt, dass das Layout des Graffitis unbekannt ist. Wer von den beiden Constables nun Recht hatte kann wohl im Nachhinein nicht mehr geklärt werden.

Aber da der richtigen Version anscheinend einige Bedeutung beigemessen wird, habe ich über das Rätsel etwas nachgedacht. Die Frage lautet also: Wie kann es passieren, dass zumindest zwei Personen, in ein und demselben Graffiti, einen verschiedenen Text erkennen. Die Möglichkeit der absichtliche Täuschung lasse ich mal außen vor, da ich dafür keine Grund erkennen kann. Ich möchte die folgenden Punkte in die Diskussion werfen.

1. Die beiden Versionen
Long:   “The Juwes are the men That Will not be Blamed for nothing”
Halse:   “The Juwes are not the men That Will be Blamed for nothing”

Offensichtlich kommt es auf die Position des Wortes not an.

2. Layout
Auch wenn das Layout heute nicht mehr rekonstruiert werden kann, lassen sich doch zumindest einige Annahmen formulieren und damit spielen bzw. spekulieren.
(a) Es war dunkel für die Leser (schlechte Beleuchtung mittels Lampe) und erst recht für den Schreiber (keine Lampe?)
(b) Der Schreiber war in Eile
(c) Es wurde im Stehen geschrieben
(d) Unterlage war eine Ziegelwand
(e) Es wurde für andere geschrieben

Die Punkte (c), (d) und (e) führen zu der Annahme einer recht großen Schrift. Die Punkte (a) und (b) lassen vermuten, dass der Schreiber sich nicht oder nur geringfügig vom Fleck bewegt hat und das Ergebnis mindestens ein Zwei- wenn nicht sogar ein Dreizeiler war.

3. Layout-Varianten
Von einem hinreichend großen Schriftbild ausgehend wurde ein Dreizeiler gewählt. Zusätzlich nehme ich noch an, dass der Schreiber ein Rechtshänder war. Mit etwas Spielerei habe ich mit einem Zeichenprogramm die folgenden beiden Varianten kreiert (quick and dirty).



Der Knackpunkt bei beiden Varianten ist die Stellung des Wortes not. Man könnte sich durchaus streiten, zu welcher Zeile not gehört (im Dunklen bei schlechter Beleuchtung und Ziegelmauer als Hintergrund).

4. Der Schreiber
Ich will hier keine Behauptungen aufstellen, weder wie geschrieben wurde noch was genau geschrieben wurde. Die nächste Abbildung stellt nur eine von vielen Möglichkeiten dar und sollten eher in Zusammenhang mit den darauf folgenden Abbildungen gesehen werden.



Mit den roten Pfeilen wird angedeutet, wie oft der Schreiber angesetzt haben könnte. Auf der linken Version steht er nur auf einem Fleck und auf der rechten Version könnte er einen Ausfallschritt nach Rechts gemacht haben. Gemäß der Annahme, das der Schreiber Rechtshänder war geht jede Zeile rechts nach unten. Für den Schreiber wurde die Version “The Juwes are not the men That Will be Blamed for nothing” gewählt.

5. Die Leser
Für die Leser muss man sich zwei Punkte vor Augen halten.
(a) Der Schreiber hat nicht Times New Roman sondern Victorianische Sauklaue verwendet. Die Augen wurden also durch die Schriftart beim Lesen nicht unterstützt.
(b) Der Hintergrund war eine Ziegelwand (habe ich in den Bilder weggelassen). Das heißt einem Leser kann durchaus eine Leserichtung aufgezwungen worden sein.

In den folgenden Punkten 6 und 7 habe ich versucht dem Punkt (b) mit farbigen Balken Rechnung zu tragen.

6. Constable Long
“The Juwes are the men That Will not be Blamed for nothing”



Das der Long nachgesagte Text ein Zweizeiler ist könnte damit erklärt werden, dass er einfach nur den Text aufgeschrieben hat. Was letztendlich wohl das Wesentliche für Ihn war.

7. Constable Halse
“The Juwes are not the men That Will be Blamed for nothing”



Schaut man sich den Halse nachgesagten Text an, dann fällt auf, dass seine erste Zeile “The Juwes are“ lautet. Vielleicht kam er beim not ins stocken/grübeln und hat erst einmal eine neue Zeile angefangen. Das würde für ein Layout wie es die rechte Version darstellt sprechen.

8. Schlussfolgerungen
Zuerst möchte ich möchte noch einmal explizit hervorheben, dass ich mit meiner kleinen Ausführung keine Version stützen will noch das ich irgendetwas hinsichtlich des Layouts postuliere.

Es sollte gezeigt werden, dass einer der beiden Constables einer visuellen Täuschung aufgesessen sein könnte. Abgesehen davon ergeben beide Versionen für mich keinen wirklichen Sinn. Den Augenzeugen scheint das auch so gegangen zu sein. Wenn es im damaligen Kontext einen erkennbaren Sinn gegeben hätte, dann hätte es auch keinen Versionskonflikt gegeben. Es könnte sich also irgendein Genius im Vollmilchrausch irgendeinen voll krassen Spruch ausgedacht haben.

Beim Schreiben ist mir noch aufgefallen, dass aufgrund der Ziegelwand aus Jewes leicht hätte Juwes werden können wenn ein Teil vom e von einer Fuge verschluckt worden wäre. :?:

Also man kann auch ohne Weltpolitik (Antisemitismus) und Verschwörungen (böswillige Täuschung, Vertuschung, Freimaurer, ...) trefflich spekulieren. :!:

Ich bin in dem Thema JtR nicht so belesen. Ich hoffe ich habe das Rad nicht neu erfunden oder jemandem seine Idee geklaut. Wenn dann sorry.

Grüße
widerbohrst

Shiva

  • Gast
Ist die Nachricht vom Ripper?
« Antwort #22 am: 31.12.2003 10:50 Uhr »
ich finde es äußerst interessant was du rausgefunden hast...

die ziegelwand ist natürlich ein sehr wichtiger punkt und kann natürlich den schreibfehler "jewes" erklären.

hast du schon einmal auf einer tafel geschrieben?
es passiert dort auch nicht wirklich dass man seitlich hinunter schreibt. und wenn es so ist ist die nächste zeile genauso schief, da man die obrige zeile anfokusiert.

es ist meiner meinung nach auch nicht so wichtig herauszufinden WIE es geschrieben worden ist, sondern welchen sinn dieser text wohl haben könnte und ob sie vom täter stammte.

es wäre meiner meinung nach die logischte erklärung, dass die polizisten sich zu sehr mit der leiche und dem tatort beschäftigten und dem graffiti kaum aufmerksamkeit schenkten.
das dieser text für sie eher unwichtig war, erkennt man auch daran, dass er sofort weggewischt wurde.
also überflogen sie den text und merkten sich diesen nicht haargenau.

mir persönlich passiert es auch ab und zu, dass ich einen kurzen text überfliege und dann nicht mehr genau weiß, wie der text genau lautete und deßhalb sogar den sinn verfehle.

es wäre natürlich genauso möglich, dass sie den text bewusst änderten um es judenfeindlich oder judenfreundlich klingen zu lassen.

zu der zeit wäre es höchstwahrscheinlich zu einem chaos gekommen, wenn man diesen text stark antisemitisch ausgedrückt hätte. wenn man die schuld auf die juden geschoben hätte, wie es nur alzuoft in der geschichte der judenfeindlichkeit vorgekommen ist, hätte es auch zu einem ähnlichen  aufstand kommen können wie bei der reichskristallnacht. es gibt mehr wie genug solche fälle.

widerbohrst

  • Gast
Ist die Nachricht vom Ripper?
« Antwort #23 am: 31.12.2003 15:57 Uhr »
Hallo

Ich denke schon, dass es sehr leicht passieren kann das die Zeilen beim schreiben an eine Wand/Tafel bei einem Rechtshänder nach rechts-unten abdriftet wenn der Schreiber sich nicht von der Stelle bewegt. Zudem kann man sogar vermuten, dass die Schrift von Links nach Rechts kleiner wird. Wenn man voraussetzt, dass eine Zeile links vom Körper beginnt (großer Freiheitsgrad in der Armbewegung -> große Schrift) und relativ weit rechts vom Körper endet (geringer Freiheitsgrad in der Armbewegung -> kleine Schrift). Das gebeugte Zeilen auch auf unliniertem Papier entstehen können zeigt die “Soucy Jack“ Postkarte. Weiterhin war es Dunkel (wie Dunkel?) und der Schreiber konnte sein Schriftbild nicht kontrollieren.

Nun ich glaube schon das die Polizei dem Graffiti eine gewisse Bedeutung beigemessen haben. Vom Zeitpunkt der Entdeckung (2:55) bis zur Beseitigung (5:30) waren Vertreter von der City und Metropolitan Police anwesend (ca. 2,5 Stunden), und es wurde nicht sofort weg gewischt. Wenn ich mich recht erinnere sollte das Graffiti sogar fotografiert werden. Zudem lag die Leiche an einer anderen Stelle.

Die Annahme, dass die Polizei das Graffiti bewusst geändert hätte um Unruhen zu vermeiden würde nur Sinn machen, wenn sie das am Original, also an der Wand getan hätte. Hier wäre sofortiges entfernen aber die bessere Lösung gewesen. Und das ist nicht geschehen.

Eine bewusst falsche Abschrift/Kopie in einem Notizblock oder sogar in einem Aktenvermerk, beides für die (jüdische) Öffentlichkeit unzugänglich, halte ich für ziemlich ausgeschlossen.

Eine Frage am Rande: Kennt oder hat jemand ein Photo, eine Zeichung oder eine Beschreibung der Goulston Street?

Güße
widerbohrst

Trufania

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« Antwort #24 am: 31.12.2003 16:27 Uhr »
hi widerborst!

ich find das mit der schrift gar nicht so schlecht! wenn man wüsste in welcher höhe das graffiti war und wie es aussah, könnte man bestimmt anhand deiner ausführungen erkennen, wie groß der schreiber war.

widerbohrst

  • Gast
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« Antwort #25 am: 31.12.2003 16:40 Uhr »
Hallo Trufania

Ich denke nicht, dass man Rückschlüsse auf die Größe des Schreibers ziehen könnte. Dazu müsste man wissen in welcher Höhe er gewöhnlich beim Schreiben an einer Wand mit der ersten Zeile anfängt. Und dass währe wohl auch nur bei immer ein und dem selben Text zulässig. Aber auch dann sind die Spielräume durch körperliche Eigenheiten oder auch Bekleidung (Behinderung der Bewegungsfreiheit) einfach zu groß.

Grüße
widerbohrst

Offline academyfightsong

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« Antwort #26 am: 01.01.2004 12:25 Uhr »
ich denke das der genaue wortlaut nicht so wichtig ist, zumal er sich heute nicht mehr genau rekonstruieren lässt. wenn der spruch vom ripper war (wovon ich ausgehe) bezieht er sich meiner meinung nach auf israel "lipski" schwartz & louis diemschutz :!:
2 männer jüdischer abstammung, die ihn beim mord an elizabeth stride gestört haben.
vielleicht wollte er damit einfach sagen, das der mord an cathrine eddowes, nicht zwingend hätte passieren müssen. wenn er nicht von den beiden o.g. männern gestört worden wäre.

friemaries

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« Antwort #27 am: 02.01.2004 00:49 Uhr »
Hallo widerbohrst,

Zitat von: "widerbohrst"

Eine Frage am Rande: Kennt oder hat jemand ein Photo, eine Zeichung oder eine Beschreibung der Goulston Street?

siehe

=> Goulston Street


Der betreffende Eingang wird im zweiten Bild auf dieser Seite gezeigt.
Das berüchtigte Graffito wurde auf schwarzen Ziegeln
unterhalb der weißen Ziegeln entdeckt! Ob auf der rechten
oder der linken Seite des Eingangs und in welcher Höhe, kann ich
Dir leider nicht sagen. Die Schrift war aber recht klein!
Zitat von: "Detective Halse"

There were three lines of writing in a good schoolboy's round hand.
The size of the capital letters would be about 3/4 inch (also knapp
2 cm)
, and the other letters were in proportion.

Detective Halse in his testimony given at the Eddowes inquest


Charles Warren behauptet in seinem vertraulichen Report an den
Staatssekretär des Innenministeriums vom 6. 11. 1888, dass das
Graffito über eine Spanne von 5 Zeilen verfasst gewesen sei.
Und zwar so:
Zitat von: "Charles Warren"

The Jewes are
The men that
Will not
be Blamed
for nothing
.

Ich hoffe, das hilft Dir ein wenig weiter.

Gruß

Friedhelm,  (der übrigens nicht glaubt, dass das
Goulston Graffito vom Ripper stammt)
:wink:

widerbohrst

  • Gast
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« Antwort #28 am: 02.01.2004 15:24 Uhr »
Hallo friemaries

Danke für die detaillierte Antwort. Ich hatte mich bis dahin noch nicht durchgeklickt. Damit ist meine Idee mit dem (verrutschten) not mehr oder weniger hinfällig. :oops:

Grüße
widerbohrst

Eastsidemags

  • Gast
Ist die Nachricht vom Ripper?
« Antwort #29 am: 04.01.2004 12:21 Uhr »
hi widerbohrst,

also um ehrlich zu sein, glaube ich auch nicht recht an deinen Gedankenansatz. Ich glaube ganz einfach, dass, da - um mal mit ein paar Fachwörtern zu prahlen  :wink:  - sich Sematik, Pragmatik und Hermeneutik des Satzes durch den kleinen Unterschied letztlich nur minimal ändern, im nachhinein keiner mehr genau sagen konnte, wie nun der genaue Wortlaut war. Mit der Schreibweise/Layout des Graffiti, so wie du es vorgeschlagen hast, hatte das - so vermute ich zumindest - nichts zu tun.

Wenn ich mir die beiden Versionen von Long und Halse so anschaue, dann würde ich definitiv eher zu Halse Version tendieren - allerdings alleine vom Layout. Halse hat Anführungsstriche vor jeder Zeile gemacht, so dass man vermuten kann, dass er tatsächlich das Layout des Graffitis zu kopieren versucht hat. Wie der tatsächliche Wortlaut war ist natürlich unklar. Normalerweise wird Longs Version zitiert.


Nichts desto weniger war auf jeden Fall ein sehr lesenswerter Beitrag von dir, den ich in dieser Form noch nirgends gelesen hatte! Hättest ein neuen Thread dazu aufmachen sollen!