Autor Thema: Jack the Ripper and the Case for Scotland Yard's Prime Suspect House  (Gelesen 19366 mal)

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Stordfield

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Hallo Lestrade!

Er hält Millwood, Wilson, Smith und Haynes sowie Tabram für erste Versuche des Rippers

Erklärt der gute Rob House eigentlich auch, warum er M. Haynes zum Angriffsopfer von JtR macht? Wie kommt er denn auf dieses schmale Brett? Sie hat doch wohl "nur" (sorry, Malvina) Kopfverletzungen (allerdings erhebliche) davon getragen. Von einer Messerattacke in diesem Fall ist nirgends die Rede. Denkst Du, dass der Ripper in seiner "Lernphase" auch mit anderen Waffen experimentiert haben könnte?

Gruß Stordfield

Offline Lestrade

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Hi Stordfield!

Robert House bezieht sich auf den Modus operandi und der Handschrift bei Serienkillern. Der Modus operandi ist ja veränderbar. Jack the Ripper ging es ja darum, die Opfer schnell und leise "um die Ecke zu bringen" (MO) und dabei nicht erwischt zu werden. Des Ripper´s Handschrift waren die Verstümmelungen, wenn er denn dazu kam. Rob House bezog sich bei seinen Ausführungen auf John Douglas und Robert Ressler (und natürlich auf Roy Hazelwood). Weiterhin bezog er sich auf Quentin L. Pittman, siehe hier:

http://www.casebook.org/dissertations/importance-fairy.html

Eine bessere Forumulierung meinerseits für Rob House wäre wohl die gewesen, dass er zumindest eine bzw. einige der genannten Frauen ( Millwood, Wilson, Smith, Haynes und Tabram) als frühere und erstere Angriffsziele des Rippers für möglich hält.

"Sein Handwerk (erst) erlernen" wird da diskutiert und angeführt. Es wird auf Edmund Kemper und Ted Bundy eingegangen.

Weiterhin sei anzumerken, dass Malvina Haynes in der gleichen Nacht angegriffen wurde, als es auch Smith erwischte. Der Ripper sollte dann ja auch später des Jahres zeigen, dass er für ein DoubleEvent "gut genug" sein sollte. Die Opfer waren bei beiden "Doppelereignissen" ältere, gefallene Frauen. Die "Geographie" passt auch sehr auffalllend.

Bei Smith und Wilson müssen wir beinahe damit rechnen, dass beide ihr "Handwerk", nämlich die Prostitution, verschleiern wollten und deshalb eine Jugend-Gang (Smith) oder einen Raub/Überfall (Wilson) erfanden. Nachvollziehbar wäre es.

Ich halte die genannte Frauen für erste und frühere Opfer des Rippers vor Polly Nichols. Vielleicht nicht alle aber 1-2 dann doch schon.

Grüße, Lestrade.
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Stordfield

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Danke für Deine schnelle und wie immer fundierte Antwort, Lestrade.
Ja, ich denke auch, dass einige der genannten Frauen, von JtR angegriffen worden sein könnten, meine aber, dass man alle Taten, welche nicht mit einem Messer begangen wurden und bei denen eine sadistische Komponente vorkommt, ausklammern kann. Ich gehe davon aus, dass auch schon in der Frühphase seine Phantasien mit Verstümmelungen, Blut und Innereien überladen waren. Diese lassen sich aber nicht mit Schlagwerkzeugen u.ä. verwirklichen.
 
Bei Smith und Wilson müssen wir beinahe damit rechnen, dass beide ihr "Handwerk", nämlich die Prostitution, verschleiern wollten und deshalb eine Jugend-Gang (Smith) oder einen Raub/Überfall (Wilson) erfanden. Nachvollziehbar wäre es.

Das kann ich nicht nachvollziehen. Klingt mir einfach zu fadenscheinig und recht dünn. Sorry für den lapidaren Ton, aber wen interessierte es, ob sie Prostituierte waren oder nicht?

Gruß Stordfield

Offline Lestrade

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Gerne Stordfield...

Rose Biermann, Wilson´s Nachbarin, war sich bei Ada da wohl nicht ganz sicher. Sie wußte, dass Ada Wilson eigentlich verheiratet war, sah aber nie ihren Ehemann. Stattdessen eben einen anderen Mann, mit dem Ada Wilson zur Zeit des Vorfalls zusammen gewesen war. Übrigens war dies ein junger Mann...

Sollte Wilson tatsächlich einen Mann gehabt haben (wo dieser auch immer zu finden gewesen wäre), wäre dies ein Grund gewesen, eine Art Prostitution vertuschen zu müssen.

Laut Rose Biermann dürften die Messer-Wunden bei Wilson sehr tief gewesen sein,beträchtliche Menge Blut wurde gesichtet.

Bei Smith war es ja auch so, dass Sie einer Gang mit jungen Männern die Schuld gab, einen als 19 Jahre alt beschrieb. Ansonsten war Sie nicht sehr willens, nähere Beschreibungen über die/den Täter abzuliefern. Da muss man sich natürlich fragen warum? Sie war eine Witwe, 45 Jahre alt. Mit einem "Jung" in den Hinterhof marschiert zu sein, hätte ihr durchaus peinlich sein können.

Ich weiß es nicht, ob es Dir so bewußt ist, aber da wir gerade von jungen Männern reden, oftmals muss man bei Vergewaltigung älter Frauen oder gar Omas, von einem sehr, mitunter sehr jungen Täter ausgehen.

Millwood hatte Stichwunden, Wilson und auch Tabram. Smith und Haynes aber eben nicht (und beide in derselben Nacht). Haynes hatte solche Kopfverletzungen zugefügt bekommen, dass Sie sich an nichts erinnern konnte. Vielleicht wollte Sie sich aber eben auch nicht erinnern... Ich weiß es nicht...

Die Messer, mit denen Millwood, Wilson und Tabram angegriffen wurden, waren sicherlich nicht identisch mit dem Messer (jedenfalls kein einziges der vorherigen Messer o.ä.), mit dem die K5 ermordet wurden.

Der Ripper wollte seine Opfer schnell und leise töten. Wenn wir uns vorstellen, dass Millwood und Wilson seine ersten Versuche waren, gingen diese nicht so über die Bühne, wie sich der Ripper das vorgestellt haben könnte. Die Messer waren vielleicht nicht geeignet. Er hätte also z.B. auf "Totschlagen" oder Würgen umstellen können. Bei Smith und Haynes hätte er die erstere Variante ja gleichsam in einer Nacht ausprobiert haben können, ebenfalls wieder ohne den erhofften Erfolg. Um eben dann bei Tabram wieder auf eine Stichwaffe zurückzugreifen. Aber möglicherweise war dies immer noch nicht die passende Tatwaffe, die hätte er dann erst bei Nichols gefunden haben können.

Beachten wir die Hinweise aus den Fällen Wilson und Smith: Junger Mann/ junge Männer. Solch eben skizziertes Verhalten, würde gut zu einem jungen/unreifen Täter passen, vielleicht auch einen, der sehr unsortiert gewesen war.

Die Ereignisse Millwood, Wilson, Smith und Haynes fanden noch relativ früh in 1888 statt. Jemand muss ja auch diese Verbrechen verübt haben. Nach einer Pause erwischt es dann Nichols, Chapman, Stride, Eddowes und Kelly. In beiden "Serien" gab es ein DoubleEvent. Genug Zeit dazwischen (warum auch immer), dass sich ein- und derselbe Täter hätte ausreichend Gedanken machen können, wie er in Zukunft vorgehen müsste. Millwood, Wilson, Smith und Haynes waren ja nicht auf der Stelle tot, wenn denn überhaupt. Bei Tabram sah das schon ganz anders aus. Ein Zeichen für den Ripper, dass das Messer wohl, richtig eingesetzt, genau das richtige Werkzeug sein könnte. Natürlich ist die Tat Tabram, im Vergleich mit Nichols, des ersten Opfers der K,5 doch ganz anders. Auch anders im Vergleich mit denen der Millwood, Wilson, Smith und Haynes. Es wäre allerdings auch ein "guter Übergang" zwischen beiden Serien und einem Modus operandi, der bekanntlich veränderbar ist. Erst als Jack the Ripper auf den besseren OM kam, konnte er seine Handschrift (Verstümmelungen) eindeutiger hinterlassen. Vielleicht stehen Smith´s Verletzungen schon für eine Art Verstümmelung? Ich wäre mir da nicht sicher...

Aber wie gesagt, es sind Gedanken und Überlegungen und mögliche Erklärungen, falls JtR für jene früheren Angriffe verantwortlich gemacht werden könnte.

Grüße.
Wer wartet mit Besonnenheit, der wird belohnt zur rechten Zeit...

Stordfield

  • Gast
Sehr schön, Lestrade. Plausible Erklärungen. Und die Sache mit dem älteren Opfer=jüngerer Täter (natürlich nicht bindend) habe ich auch schon das eine oder andere Mal gehört. Äußerst bemerkenswert und auch durchaus zu bedenken.

Gruß Stordfield