Autor Thema: Intelligenzblatt für die Stadt Bern  (Gelesen 32372 mal)

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Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
« Antwort #30 am: 17.09.2011 01:21 Uhr »
Berner Intelligenzblatt
29 Oktober 1890
Wie ein Lauffeuer ging am Morgen des 25. Oktober durch die Stadt London die Runde, daß "Jack the Riper", das vielgefürchtete und unertappte Scheusal aufs neue aufgetaucht sei. Man hatte in Croßfield-Road, Südhampstead, die Leiche einer Frau gefunden, deren Haupt beinahe völlig von ihrem Rumpfe getrennt war. Man fand die Leiche am Abend des 24. Oktober. Das Opfer mochte etwas 32 Jahre zählen und war gut gekleidet, die Gesichtszüge waren hübsch. Ein ziemlich schwerer goldener Trauring und eine Börse wurden bei der Leiche gefunden, deren Kopf, als man ihn entdeckte, in eine Männerweste gewickelt war. Die Identität der Ermordeten wurde durch zwei Freundinnen derselben festgestellt, welche sie als Mrs Hogg, Frau eines Möbeltransporteurs, bezeichneten. Die Polizei hat ferner festgestellt, daß Mrs Hogg beabsichtigte, in der Gegend, wo man sie ermordet fand, einen Besuch abzustatten. Man forschte das Haus aus, in welchem die Unglückliche zu Besuch gewesen und fand hier die Spuren eines heftigen Kampfes. Es ist ferner festgestellt worden, daß Mrs Hogg ihr Haus mit ihren jüngsten Kinde verließ, welches vermißt wird. Dies spricht gegen die Annahme, daß man es hier mit einer neuen That Jacks des Aufschlitzers zu thun habe. Am 25. Oktober wurde eine halbe Meile von Hampstead in früher Morgenstunde ein herrenloser Kinderwagen, dessen Inneres blutbefleckt war, entdeckt. Die Polizei erblickt darin einen Zusammenhang mit der Mordthat, um welche übrigens noch ein dichter Schleier des Geheimnisses gebreitet ist.

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Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
« Antwort #31 am: 17.09.2011 01:21 Uhr »
Berner Intelligenzblatt
22 November 1890
Aus Madrid wird gemeldet, der in Stücke zerschnittene Leichnam einer Frau wurde am 14. auf der Eisenbahn gefunden; die Verletzungen erinnern an "Jack den Aufschlitzer". Der Thäter ist noch unermittelt.

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Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
« Antwort #32 am: 17.09.2011 01:22 Uhr »
Berner Intelligenzblatt
Samstag, 14 Februar 1891
London, 13. Febr. Heute Morgen wurde der verstümmelte Leichnam einer Frau in Whitechapel aufgefunden. Man glaubt, es handle sich um ein neues Verbrechen, das "Jack der Aufschlitzer" begangen.

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Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
« Antwort #33 am: 17.09.2011 01:22 Uhr »
Berner Intelligenzblatt
16 Februar 1891
London, 14.Febr. Die Polizei hat soeben einen Mann in blutigen Kleidern verhaftet. Derselbe war kurze Zeit vor dem letzten Mord in Whitechapel in Gesellschaft der nun ermordeten Frau gesehen worden. Man glaubt, "Jack den Aufschlitzer" erwischt zu haben.

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Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
« Antwort #34 am: 17.09.2011 01:23 Uhr »
Berner Intelligenzblatt
17 Februar 1891
Telegramme
London, 15. Febr. Der Verhaftete, mit welchem man "Jack den Aufschlitzer" erwischt zu haben glaubt, heißt Thomas Saddler. Er leugnet das Verbrechen.
London, 16. Februar. Nach den letzten Erkundigungen gab der verhaftete Saddler genügend scheinende Ausführungen über seinen Aufenthalt in der Nach des letzten Verbrechens von Whitechapel. Er gestand, daß er das Opfer gekannt und daß er sich mit ihr berauscht habe; aber die Blutspuren an seinen Kleidern rührten von einem Streite mit einem Individuum her, welches ihn bald todt geschlagen habe.

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Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
« Antwort #35 am: 17.09.2011 01:23 Uhr »
Berner Intelligenzblatt
19 Februar 1891
In der Annahme, der jüngste Frauenmord in Whitechapel sei gleichfalls von "Jack dem Bauchaufschlitzer" begangen, werden die Sicherheitsbeamten durch den Umstand bestärkt, daß auch in diesem Falle die Wunden, ebenso wie bei den früheren Opfern, von einem "linkshändigen" Individuum herrührten. - Einem "Man sagt" zufolge will die Heilsarmee, da die Londoner Polizei den Unhold nicht zu finden vermag, jetzt Jagd auf ihn machen. Die drei Brigaden, mit welchen sie die Sünde und das Elend im Ostend bekämpft, die "Spelunken-Schwestern" (slum sisters), die "Rettungsmädchen" und die "Gefängnis-Brigade", kennen fast alle Schlupfwinkel des Lasters und Verbrechens in diesem Viertel von London. - Von neuem taucht die Frage auf, ob es nicht möglich wäre, mit Hülfe von Bluthunden des Frauenmörders habhaft zu werden. Bereits im Herbst 1889 [sic] wurden Versuche mit den Thieren angestellt, welche ein sehr befriedigendes Ergebnis hatten. Sir Charles Warren, der damalige Londoner Polizeipräsident, ließ sich zur Probe von den Hunden verfolgen und wurde schon 20 Minuten, nachdem er sich auf den Weg gemacht, von ihnen gefunden. Aber das Londoner Klima behagte den Bluthunden nicht, sie liefen davon.

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Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
« Antwort #36 am: 17.09.2011 01:24 Uhr »
Berner Intelligenzblatt
5 März 1891
Die Untersuchung gegen den des Mordes in Whitechapel angeschuldigten Schiffsheizer Saddler ist eingestellt.

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Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
« Antwort #37 am: 17.09.2011 01:24 Uhr »
Berner Intelligenzblatt
Donnerstag, 21 Juli 1892
Baselland. Das "Basler Volksblatt" brachte vor einigen Tagen eine wunderbare Geschichte von einer siebzehnjährigen "Seherin" von Arlesheim, die im vorigen Jahre den berüchtigten Jack, den Bauchaufshclitzer, in einem Spenglergesellen, der in Arlesheim arbeitete, erkannt haben wollte und deren Aussagen der dortige Statthalter, alt Nationalrath Löw, so sehr Glauben geschenkt habe, daß er jenen Gesellen gefangen gesetzt und zwei Monate in Haft behalten habe. Seinen Unschuldsbetheuerungen sein kein Glauben geschenkt worden, und es sei ihm auch nie mitgetheilt worden, wessen er angeklagt sei. Dagegen fanden die tollsten Angaben der "Seherin" vollen Glauben. Endlich, da nun auch die Staatsanwaltschaft in Liestal reklamirt, wird der Angeklagte, Riesterer, am 12. Juni 1891, nachdem er 60 Tage im Gefängnis gewesen, in Freiheit gesetzt und erhält auf seine Reklamation zehn Franken als Entschädigung. Die Regierung aber gab ihm siebenzig Franken und verhängte über Herrn Löw eine Ordnungsbuße von zwanzig Franken. Das sind ja herrliche Zustände. Hoffentlich verhält es sich ein wenig anders.

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Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
« Antwort #38 am: 17.09.2011 01:25 Uhr »
Berner Intelligenzblatt
10 Oktober 1893
Die Zweifel, daß der Gattenmörder de Jong in Amsterdam mit "Jack dem Aufschlitzer" identisch sei, verschwinden immer mehr. Ein holländischer Polizei-Inspektor, welcher nach London zur Vornahme von Recherchen entsendet wurde, berichtete nach Amsterdam, daß mehrere Frauenzimmer, sowie Inhaber verrufener Häuser in Whitechapel die Photographie de Jongs bestimmt erkannten. Eine ärztliche Kommission untersuchte dieser Tage den Geisteszustand des Verhafteten im Arnheimer Gefängnis und konstatierte, daß de Jong an hochgradiger Erotomanie leidet. Dies wurde durch den Bruder der ermordeten Sarah Juet, sowie durch mehrere Bekannte de Jongs bestätigt. Bisher verweigerte der Mörder jene Auskunft und hüllt sich in konsequentes Schweigen.

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Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
« Antwort #39 am: 17.09.2011 01:26 Uhr »
Berner Intelligenzblatt
Mittwoch, 30 Mai 1894
Jack der Aufschlitzer? Man schreibt uns aus Paris: In Dünkirchen herrscht sowohl in juristischen Kreisen, als bei den Hafenbehörden lebhafte Erregung. Am 2. Mai schiffte sich in Buenos Ayres auf dem Dampfer "Paraguay" ein französischer Passagier ein, der sich Jean Templier nannte. Man hält denselben für keinen geringeren als "Jack den Aufschlitzer". Templier ließ bei seiner Abreise 14 Rollis auf den Dampfer verladen, von denen einige argentinische Scheidemünze enthielten, die in Dünkirchen als Kontrebande eingeführt werden soll. Außerdem ist Templier, der aus Bordeaux stammt, der Ermordung einer Frau in Buenos Ayres bezichtigt, die er in Stücke geschnitten und "eingesalzen" in einer der Kisten seines Gepäcks mitführen soll. Aus diesem Grunde hat der Oberstaatsanwalt Santos von Buenos Ayres an den argentinischen Konsul Mine in Dünkirchen telegraphiert, um den verdächtigen Reisenden anzuhalten und sein Gepäck genau zu durchsuchen. Der Dampfer "Paraguay" ist heute in Dünkirchen angekommen. Templier wurde sofort verhaftet und eine Untersuchung aufgenommen, die ergeben wird, ob man sich dem Verbrecher von Whitechapel gegenüber befindet.


Leider gibt es im Intelligenzblatt keinen Nachfolge-Artikel. Der englischen Presse ist jedoch zu entnehmen, dass bei der Durchsuchung von Templier nichts Verdächtiges gefunden wurde. Dennoch war mir dieser "Verdächtige" unbekannt.

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Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
« Antwort #40 am: 17.09.2011 01:27 Uhr »
Berner Intelligenzblatt
Donnerstag, 27 September 1894
Dies und das
Zwei Mordthaten sind in der Gegend von Innsbruck dieser Tage verübt worden. Der Thäter ist unbekannt. Am Samstag fand man die 21jährige hübsche Tochter Schmuckbauers von Umbras mit mehreren Stichen in Hals und Brust tot auf der Straße bei Umbras. Am Sonntag wurde in der Nähe der Thatortes eine zweite weibliche Leiche gräßlich verstümmelt und entkleidet aufgefunden. Die ganze verfügbare Gendarmerie und zwei Compagnien Jäger wurden auf die Suche nach dem Thäter geschickt. Die Art der Verstümmelung erinnert an die Morde von Whitechapel in Londen (Jack the Ripper)

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Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
« Antwort #41 am: 17.09.2011 01:27 Uhr »
Berner Intelligenzblatt
Freitag, 27 März 1903
Wie der "Daily Chronicle" heute mitteilt, ist es möglich, daß man in dem kürzlich wegen dreifachen Giftmordes zum Tode verurteilten polnischen Barbier Klosowski den "Jack der Aufschlitzer" genannten Frauenmörder von Whitechapel gefunden hat. Klosowski was Anfang 1888 aus Warschau nach London gekommen, und in der Zeit vom 3. April bis 9. November desselben Jahres fanden die Whitechapeler Morde statt. Drei weitere Frauenmorde, die im Dezember 1888 und im Juli und September 1889 stattfanden, werden nicht demselben Mörder zugeschrieben. Bald nachdem die Morde des "Aufschlitzers" in London aufhörten, wurden ähnliche Morde in Amerika begangen, und es ist nun festgestellt, daß Klosowski um diese Zeit nach Amerika gezogen war und New Jersey City einen Barbierladen eröffnet hatte. Dort soll Klosowski seine wirkliche Frau, die im Giftmord-Prozeß hier als Zeugin auftrat, einmal aus Anlaß eines Streites mit einem langen, scharfen Messer zu ermorden versucht haben. Der Mord wurde dadurch verhindert, daß ein Kunde in den Laden kam. Später soll Klosowski Anfang 1888 in George Yard, Whitechapel Road, gewohnt haben, woselbst damals der erste "Aufschlitzer"-Mord stattfand. Außerdem hatte Klosowski damals immer eine schwarze Handtasche bei sich und er trug eine Mütze der "Peninsula and Oriental"-Dampfschiffahrts-Gesellschaft. Ein Mann mit derselben Handtasche und Mütze wurde auf Grund der Angaben einiger Frauen damals als der "Aufschlitzer"-Morde verdächtig gesucht.

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Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
« Antwort #42 am: 17.09.2011 10:35 Uhr »
Weiß irgendjemand mehr über diesen M. Howard Vincent, der hier als Nachfolger von Warren ins Gespräch gebracht wird. Ich habe noch nie von ihm gehört.

Hallo Shadow,

ich glaube er war der erste Leiter der CID überhaupt. Mehr ein Jurist als Polizist. Ihm war es wichtige neue Strukturen aufzubauen um eine erfolgreichere Polizei-Arbeit verrichten zu können. Als Vorbild dafür, orientierte er sich wohl mehr an das französische System der Polizeiarbeit. Demzufolge dürfte er den Vorstellungen eines Anderson entsprochen haben, der sich ja einst "die Stärke der französischen Polizei" wünschte. Näheres dazu findest du in Stewart P. Evans & Donald Rumbelow´s Jack the Ripper, Scotland Yard Investigates.

Gruß,

Lestrade.

 
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Offline Lestrade

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Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
« Antwort #43 am: 21.09.2011 18:42 Uhr »
und ein (für mich) unbekannter Verdächtiger

Gray oder Templier? Ich denke du meinst letzteren. Hier ein Link, der Name fand verschiedene Schreibweisen oder schrieb sich ganz anders.:

http://www.jtrforums.com/showthread.php?p=149128
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Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
« Antwort #44 am: 22.09.2011 11:58 Uhr »
Hallo Lestrade,

ich habe schon den Templier gemeint. Mir war der bislang - im Gegensatz zu dem Verdächtigen aus Tunis - noch nicht untergekommen. Deshalb hatte ich auch bei den Cracks von jtrforums.com mal nachgefragt (ist immer blöd, wenn man diese Artikel erst ins Englische übersetzen muss). War ja klar, dass How Brown da wieder etliche Artikel in petto haben dürfte. Aber wie schon erwähnt und aus den englischsprachigen Artikeln ersichtlich, hat sich jeder Verdacht gegen Templier (oder wie immer er auch geheißen haben mag) zerschlagen hat. Deshalb haben die Berner auch keine weitere Zeile auf ihn verschwendet, oder ich habe diese Zeile übersehen. Dennoch interessant, dass diese Zeitung noch 1894 Artikel zu Jack the Ripper gedruckt hat.