Autor Thema: Die Tatorts: 'Pre-selected' oder nicht  (Gelesen 32496 mal)

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Offline panopticon

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Re: Die Tatorts: 'Pre-selected' oder nicht
« Antwort #15 am: 09.10.2010 01:05 Uhr »
Hi.

Ich finde das Thema prinzipiell nicht schlecht, wollte aber vor einem Kommentar geklärt wissen, wie ernst es Schüssel damit ist.


1. Die ´Geometrie´ liegt im Fall ´JtR´ (wie in den meisten anderen realen Fällen auch) wohl primär in der Stadtstruktur und hat mit Okkultismus nichts zu tun, wenngleich 2. Schüssel mit dem ´militärischen´ Tätertyp durchaus recht haben könnte!


Ad 1.: Kein Okkultismus.
Der Mensch neigt generell dazu, ähnliche Dinge (wie Punkte auf Plänen) zu möglichst einfachen Strukturen (Punktanzahlabhängig dann dementsprechend Kreuze/Schwerter/Dolche, Pentagramme,...)  zu verbinden, vor allem zu solchen, die für ihn eine subjektive Bedeutung ergeben (das bedeutet u.a. auch: Wer einer dementsprechenden Theorie nachgeht, interpretiert auch dementsprechende Formen, und zwar so lange, bis es für ihn oder sie  sinnig ist. Soll heißen: Wenn jemand überzeugt z. Bsp. davon ausgeht, dass der Täter ein Frauenhasser war und auf Basis einer bestimmten damit in Verbindung stehenden Form tötete, vergleicht sein oder ihr Gehirn die Tatortkonstellation solange mit dementsprechenden vereinfachten Formen (Brüste, Gebärmutter, etc.), bis eine davon tatsächlich ähnlich ist und die Theorie zu bestätigen scheint. Wer einen Okkultisten vermutet, stößt ziemlich schnell auf das Pentagramm, wer einen religiösen Fanatiker vermutet, recht bald auf das Kreuz, etc, etc.*) Wen das näher interessiert, der sei zum Beispiel auf die Gesetze der Gestaltpsychologie hingewiesen, die sich u.a. in ´Wahrnehmungspsychologie´ von Bruce E. Goldstein (einem Standardwerk)  finden lassen. (English: ´Sensation and Perception´), die aber natürlich auch vereinfacht auf Wikipedia angeführt sind: http://de.wikipedia.org/wiki/Gestaltpsychologie. Dadurch kommt es auch zu wiederholbaren Ergebnissen bei Untersuchungen.

In diesem Fall hier scheint die Wahl der Tatorte aber simpel und einfach primär aus der Stadtstruktur und deren Nutzung durch die Prostituierten zu resultieren (hatten wir neulich ja hier http://jacktheripper.de/forum/index.php/topic,1301.0.html). In der jeweiligen Stadtstruktur ist auch der Grund zu finden, warum sich in manchen Konstellationen auf Plänen von Serientaten durchaus sogar auch der goldene Schnitt finden lassen könnte, was aber dann damit zu tun hat, dass der jeweilige Stadtbereich Strukturen im goldenen Schnitt aufwies, was der jeweilige Täter dann wohl auch gar nicht wusste. Von Freunden des Okkultismus wird Wahrnehmungspsychologie jedenfalls dazu genutzt, ´Gläubiger´ zu finden, ob nun bewusst, oder unbewusst.

* Das funktioniert übrigens nicht nur mit Tatortkonstellationen: Wenn ich zum Beispiel in unserem Fall hier hartnäckig einer bestimmten Theorie nachgehe, werden mir ständig damit in Verbindung stehende Dinge auffallen. Beispiel: Jemand ist davon überzeugt, dass der Täter ein Jude war, wird ständig etwas auffälliges finden, was mit Juden zu tun hat, obwohl der eigentliche Grund dafür primär darin liegt, dass alle Morde rund um den Kernbereich des ursprünglichen Judenviertels stattfanden, was aber durchaus auch Bedeutung haben könnte. Wenn jemand in Sickert den Mörder sieht, wird er oder sie auch u.a. in dessen Gemälden und Biografie laufend etwas finden, das für ihn oder sie diese Annahme subjektiv bestätigt, obwohl der Grund dafür eigentlich u.a. in Sickerts künstlerischem Interesse, Stil und künstlerischer Strategie lag. Dass man in London viele Beziehungen zum Königshaus herstellen konnte, ist ebenfalls klar. In Kunst und Design wird klarerweise damit gearbeitet – und Krimis leben davon (Ich glaube nicht, dass Cornwell das nicht weiß, ich denke, sie arbeitet – wie Dan Brown – ganz bewusst damit). Also muss man bei der Fallbetrachtung Acht geben und auch gegenüber der eigenen Wahrnehmung kritisch bleiben– davor ist niemand wirklich sicher! Aber dennoch – irgend etwas muss ja stimmen, wenn wir es denn tatsächlich mit einer Mordserie zu tun haben, und dafür scheint einiges zu sprechen – zum Beispiel auch die Himmelsrichtungen von Tabram bis Kelly: 


Ad 2.: Dennoch eventuell selektierte Tatorte.
Nachdem Polly Nichols getötet wurde, war der Polizei absolut nicht klar, wo der Täter, wenn er nochmals zuschlägt dies tun würde – und auch nicht wann. Was aber folgte, war etwas, das heute mehr den Eindruck einer Anschlagserie erweckt, als die spontanen Taten eines völlig Verrückten. Natürlich muss man auch dem gegenüber sehr kritisch bleiben, aber Fakt ist:

1.   Letztlich alle ´kanonischen´ Morde rund um das Zentrum (Whitechapel, St. Mary Matfelon)
2.   Dort bereits zuvor 2 Morde:  Smith und Tabram
3.   ´Kanonische´ Tatzeiten: Zwischen Sperrstunde und Morgendämmerung

Nichols: Nordöstlich des Zentrums, Zeit: Eher mittig
Chapman: Nordwestlich des Zentrums, Zeit: spät
´Double Event´: Südöstlich und Südwestlich des Zentrums, Zeit: früh

An sich ´logischste´ Folgetat für einen Mörder, der nur die kanonischen 5 tötete und damit schon vom Zentrum aus in alle Richtungen entlang der Hauptverkehrsstraßen unterwegs war: Nicht dort, wo bereits 2 Morde stattfanden, auch wenn sie andere begangen haben, und schon gar nicht im Zentrum, das von den Medien schon als solches deklariert wurde. Keine Rückkehr zur ersten oder zur letzten Tatortumgebung. Nicht so früh, wie zuletzt. Was folgte, würde genau damit übereinstimmen:

Kelly: (wie Chapman) Nordwestlich des Zentrums, Zeit: mittig oder spät

Fazit: Das Zentrum dürfte für den Täter irgendeine Bedeutung gehabt haben (Wohnort, Verkehrsanbindung, Motiv,...) Und genau deshalb ist Geographisches Profiling, das Psychologie immer miteinbezieht, in Fällen wie diesem hier extrem wichtig. - Aber wie unter ´Ad 1´ schon gesagt: Mit scheinbar erkennbaren Mustern muss man eben dennoch vorsichtig sein....


@ Schüssel: Sorry, I don´t have the time to translate it – I hope Google will do a good job...


Best regards,
panopticon

Jack the Whopper

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Re: Die Tatorts: 'Pre-selected' oder nicht
« Antwort #16 am: 09.10.2010 17:30 Uhr »
Hi Panopticon!
Sehr interessant und plausibel! Was hältst du denn von einem okkulten / satanistischen Motiv im allgemeinen (wenn man die Geometrie mal außen vor lässt)? Melvin Harris und Ivor Edwards konnten mich zwar nicht wirklich überzeugen, aber möglich wären derartige Motive schon. Wobei ja auch mehrere Motive zusammenkommen können (z.B. ein Satanist oder Schwarzmagier der Frauen hasst und 2 Fliegen mit einer Klappe schlägt). Ich denke da auch weniger an einen Typen wie D´onston Stephenson, sondern eher an so kaputte Typen mit schweren Persönlichkeitsstöhrungen, wie das Satanistenpärchen, dass 2001 einen Bekannten mit 66 Messerstichen getötet hat (in Witten). Serienkiller fühlen sich bei ihren Taten oft "göttlich" oder "allmächtig", weil sie über Leben und Tod entscheiden können. Das ist ein wichtiger Punkt, denn genau darum geht es auch im Satanismus - sich selbst zu einem Gott machen. Auch das Hören von "Stimmen" könnte eine Rolle gespielt haben (das Satanistenpärchen in Witten gab z.B. an, das Opfer eigendlich ganz gern gemocht zu haben, aber der Satan hätte halt dessen Tod befohlen). Und das dieses Thema auch damals schon present war, weiß man ja nicht nur durch Typen wie Aliester Crowley und D´onston Stephenson...
Würde mich ehrlich interessieren, was du denkst!
Gruß, Jörn

Jack the Whopper

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Re: Die Tatorts: 'Pre-selected' oder nicht
« Antwort #17 am: 10.10.2010 14:14 Uhr »
Hi Panopticon!
Ich bin´s nochmal. Hab mir gerade deinen Beitrag noch einmal durchgelesen und möchte noch anmerken, dass man einen okkulten Grund für die Anordnung der Tatorte wohl nicht 100 %ig ausschließen kann, auch wenn es (wie deine Ausführungen zeigen) eher unwahrscheinlich ist, bzw. andere Faktoren der Grund sind. Ich denke es ist nie verkehrt die Ausnahme im Auge zu behalten, die bekanntlich die Regel bestätigt... :-)
Cheeeeeeeeers, Jörn

Schüssel

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Re: Die Tatorts: 'Pre-selected' oder nicht
« Antwort #18 am: 12.10.2010 04:14 Uhr »
In diesem Fall hier scheint die Wahl der Tatorte aber simpel und einfach primär aus der Stadtstruktur und deren Nutzung durch die Prostituierten zu resultieren (hatten wir neulich ja hier http://jacktheripper.de/forum/index.php/topic,1301.0.html).
Sie haben Recht, panopticon. Der Tatorte passt sich die Stadtstruktur und Whitechapel Grenzen.
Whitechapel: "etwa begrenzt durch die Bishopsgate Durchgangsstraße im Westen, Fashion Street im Norden, Brady Street und Cavell Street im Osten und The Highway im Süden." http://en.wikipedia.org/wiki/Whitechapel

Ich werde es lesen das Thread Die ´Mikrogeografie´ der Tatorte und des Gewerbes der Opfer . Google Deutsch-Übersetzung ist mir klar.

Schüssel

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Re: Die Tatorts: 'Pre-selected' oder nicht
« Antwort #19 am: 12.10.2010 20:18 Uhr »
Wer einen Okkultisten vermutet, stößt ziemlich schnell auf das Pentagramm, wer einen religiösen Fanatiker vermutet, recht bald auf das Kreuz, etc, etc.*)
Meine Lieblings-Verdächtige ist Maybrick.  Aber das Motive, ich verstehe nicht.

Ich untersuche mögliche Motive der anderen Verdächtigen, und die Theorien ihrer Befürworter, sogar Cornwell. Edwards Heilige Geometrie Theorie hat Gültigkeit an dem geplanten Verbrechen wie Zodiac Killer.

KvN

  • Gast
Re: Die Tatorts: 'Pre-selected' oder nicht
« Antwort #20 am: 13.10.2010 02:25 Uhr »
Hi JtW!

Auch wenn ich nicht panopticon bin...
Wo siehst du - nicht alleine in der Tatortfrage - auch nur den geringsten Hinweis auf ein satanistisches Ritual bei dieser Mordserie? Ich persönlich halte das für die völlig falsche Fährte, genauso wie den Vollverrückten...

Grüße

Offline panopticon

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Re: Die Tatorts: 'Pre-selected' oder nicht
« Antwort #21 am: 13.10.2010 10:52 Uhr »
Hallo Jörn!

Zu 100% kann man das mit der Geometrie bezüglich irgendwelcher Formen natürlich nicht ausschließen, da hast Du völlig recht – es ist aber schon ziemlich unwahrscheinlich. Ich persönlich sehe auch – wie KvN - in den anderen Tataspekten nicht wirklich etwas, das mit Satanismus, Okkultismus oder Ähnlichem in Verbindung zu bringen wäre – Es gibt scheinbar ein paar auffällig wirkende Verletzungen wie zum Beispiel die etwas ´gezackt´ wirkende an Kellys Arm, die, soweit das Foto eine Beurteilung zulässt, wie eine merkwürdig (aber nicht im Sinne irgendeiner erkennbaren Symbolik) geformte Hautamputation aussieht, die ursprünglich aber auch von einer Stichverletzung herrühren könnte. Für mich sehen die Morde an Eddowes und Kelly (die sich ja anhand der Bilder besser beurteilen lassen als die anderen) eher nach der Tat irgendeines (ob professionellen ist aufgrund anderer Aspekte fraglich) ´Tierzerlegers´ aus, der ursprünglich bei beiden ziemlich ähnlich vorging, und Kelly danach, wohl, weil er mehr Zeit hatte, ein noch fremdartiger und bestialischer wirkendes ´Makeover´ (klingt grausam, sieht aber danach aus) verpasste, vielleicht auch gerade (Achtung, es folgt eine völlige Mutmaßung!), um den Eindruck entstehen zu lassen, dass man es hier mehr mit einer Art Teufel zu tun hätte, als mit einem Menschen – und wenn mit einem Menschen, dann sicherlich mit keinem Engländer oder Iren, obwohl das aufgrund anderer Faktoren die wohl wahrscheinlichste Tätergruppe wäre. Das mit dem ´Makeover´war auch die Meinung der Ärzte, die ich dazu befragte – aber wie gesagt, sind nur Meinungen und generell ist das, was auf den Fotos zu sehen ist, schwierig zu beurteilen. Sehr ´einfallsreich´ waren auch die Gesichtsverletzungen bei Eddowes nicht, und aufgrund zweier Schnitte auf Kellys (von ihr aus gesehen) rechter Gesichtshälfte (die lässt sich teilweise beurteilen, die andere aufgrund des Fotos nicht wirklich, zumal aufgrund der Überbelichtung dort nicht klar ist, was überhaupt zum Gesicht gehört, oder ob da nicht auch Fetzen des Bettzeugs dabei sind) ist anzunehmen, dass die Vorgehensweise ursprünglich ziemlich ähnlich war. Wenn wir es hier also mit irgendeiner Art ´Ritual´ zu tun hätten, wäre der Täter bei Eddowes nicht fertig geworden oder hätte es sich bei Kelly wieder anders überlegt, und einiges andere auch von Anfang an variiert. Die Verletzungen sprechen in meinen Augen vielmehr für eine Art spontan veränderbarer subjektiver ´Fantasie´ des Täters, die er irgendwie von Mal zu Mal (auch mitunter von seinen bisherigen ´Erfahrungen´ inspiriert) ´weiterentwickelte´, wobei er im Fall Kelly letztlich, vermutlich aber nicht von Anfang an, vielleicht auch in eine Art Blutrausch verfiel. Abgesehen davon denke ich, dass Satanisten oder Okkultisten, gerade solche, von denen man ausgehen würde, dass sie Tatorte in Pentagrammform o.ä. wählten auch noch irgendwelche andere Symbole hinterlassen hätten, was aber wohl nicht der Fall ist – und betrachte diese bereits damals stark von Literatur und Massenmedien beeinflusste Theorie daher wie KvN auch als ziemlich unwahrscheinlich. Dass der Täter die Taten selbst aber zumindest irgendwie plante, erscheint mir wesentlich wahrscheinlicher – ich persönlich gehe daher auch von keinem komplett Verrückten aus.


Grüße,
panopticon
« Letzte Änderung: 13.10.2010 11:28 Uhr von panopticon »

Schüssel

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Re: Die Tatorts: 'Pre-selected' oder nicht
« Antwort #22 am: 13.10.2010 19:44 Uhr »
Erfolgreichen Serienmörder haben gute Navigationen Geschick. So sind sie gut Geographie und Geometrie. körperliche und geistige.

Prostituierte Mörder, Robert Yates und Robert Hansen, waren Piloten.

Zitat
Article: Malvo Jury Begins Weighing Death Penalty
AP Online;  December 22, 2003 ;   SONJA BARISIC, Associated Press Writer;    700+ words ... ... minutes about his son's childhood. Leslie Malvo lived with his son in Jamaica until Lee Malvo turned 5, when the boy's mother ... Lee Malvo wanted to be a pilot,
http://www.highbeam.com/doc/1P2-304641.html
 



Offline thomas schachner

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Re: Die Tatorts: 'Pre-selected' oder nicht
« Antwort #23 am: 14.10.2010 11:38 Uhr »
@schüssel.

i'm really sorry, but i think it doesn't make any sense to post your google translations here and keep this discussion going.
nobody gets it and we want to keep this a german language jack the ripper board, so please do us the favor and post on one of the numerous english boards.

sorry, but thanks for trying!

take care
thomas.
<~> any propaganda is good propaganda, as long as they spell your name right <~>

BG Holmes

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Re: Die Tatorts: 'Pre-selected' oder nicht
« Antwort #24 am: 13.11.2010 22:11 Uhr »
Hallo zusammen

dies ist mein erster Beitrag im Forum -und mann, bin ich aufgeregt!- ;)
Ich denke nicht, dass die Tatorte im Vorfeld ausgewählt wurden, oder das JtR einem geographischen Muster folgte.
Weil er sich im Eastend auskannte wird er gewusst haben, an welche entlegenen Stellen er seine Opfer locken konnte. Ich denke nicht, dass er in den dunklen Strassen und an von ihm vorbestimmten Plätzen auf ihr Kommen gewartet hat.
Ich denke er war ein eher ängstlicher Mensch, der von Gewohnheit aus ein Messer bei sich trug und sich in Kneipen Mut antrinken musste, dort seine Opfer ausgewählt hat, sie anschließend verfolgte und beobachtete, sie dann ansprach und dann an einem stillen Ort zugeschlagen hat.

Ich glaube M. Tabram war sein erstes Opfer. Ich denke nicht, dass er geplant hat sie zu töten. Ich denke eher es war sein Habitus, mit Prostituierten zu verkehren. Vielleicht hat sie ihn beleidigt, er ist ausgerastet und sein Messer hatte er eh dabei.. so ein Overkill mit so vielen Messerstichen halte ich eher für einen Mord im Affekt als für eine geplante Tat. Ausserdem halte ich die äusserliche Ähnlichkeit der Opfer für bemerkenswert, vielleicht entsprachen sie der Erscheinung seiner Mutter.

Dabei hat er gemerkt, dass ihm das töten auf diese Art Spass macht, hat beim nächsten Mal ein ähnliches Opfer ausgewählt und seines Modus Operandi entsprechend erweitert.
Ein Opfer derart aufzuschlitzen und dann in seiner Bauchhöhle herumzuwühlen, ich denke das entspricht dem Motiv einer schlimm geschädigten Beziehung zu seiner Mutter, die ihn vielleicht verachtet hat..
Hinter der Tatsache, dass kein Verkehr stattgefunden hat, vermute ich, dass er Angst vor Geschlechtskrankheiten hatte, sich vielleicht selber angesteckt hat, was auch seine Wut erklären könnte.
Also hatte er eine riesen Wut auf Prostituierte, eine gestörte Mutterbindung und ist eher „zufällig“ zu seinen Taten gekommen.
Ausserdem ist er einer geregelten Arbeit nachgegangen, konnte mit einem Messer umgehen und das er über anatomische Kenntnisse verfügte, halte ich auch für wahrscheinlich.
Ich denke er war gebildet und verfügte über politische Kenntnisse, wollte bewusst den Verdacht auf die jüdische Bevölkerung lenken. Ausserdem war er super arrogant, wenn man seine Briefe betrachtet, die bewiesenermaßen ihm zugeschrieben wurden..

oh weh, ich merke schon ich kann gar nicht aufhören zu schreiben. Mir fällt gerade auf, dass ich dieses unter der falschen Rubrik tue.. doch bitte ich, dies zu entschuldigen, es ist schließlich meiner erster Beitrag :)

Viele Grüße
BG Holmes


Stordfield

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Re: Die Tatorts: 'Pre-selected' oder nicht
« Antwort #25 am: 14.11.2010 08:46 Uhr »
Ausserdem war er super arrogant, wenn man seine Briefe betrachtet, die bewiesenermaßen ihm zugeschrieben wurden..

Ich bitte um eine Erklärung für diese Aussage. In diesem ganzen verzwickten Fall sind mir nämlich noch nicht viele Beweise untergekommen, deshalb bin ich für jeden weiteren dankbar. Würdest Du eine eventuelle Antwort bitte unter der Rubrik Briefe schreiben? Vielen Dank im Voraus.

Gruß Stordfield

Jack the Whopper

  • Gast
Re: Die Tatorts: 'Pre-selected' oder nicht
« Antwort #26 am: 14.11.2010 08:50 Uhr »
@BG Holmes!
Wilkommen im Forum!!! :-)
Ich teile viele deiner Vorstellungen des Täters, allerdings wüsste ich nichts, was auf einen "gebildeten" Täter hinweisen würde. Auch was die Briefe angeht muss ich wiedersprechen. Es gibt zwar keinen Beweis dafür, dass er keinen Brief geschrieben hat, aber es gibt auch nicht einen einzigen Brief, der eindeutiges Täterwissen beinhaltet, es ist also keineswegs bewiesen, das der Ripper auch nur einen einzigen Brief geschrieben hat...
Liebe Grüße, Jörn the Whopper

Jack the Whopper

  • Gast
Re: Die Tatorts: 'Pre-selected' oder nicht
« Antwort #27 am: 14.11.2010 09:29 Uhr »
@Panopticon
Vielen Dank für deine Antwort (hab´s gerade erst gelesen)...
Ja, ein okkulter Hintergrund ist wohl eher unwahrscheinlch. Falls es doch eine derartige Motivation gegeben haben sollte, gehe ich davon aus, dass das nicht der Hauptgrund für die Taten war. ich gehe von einem Psychopathen aus, der seine kranken Phantasien ausgelebt hat. Es ist gut möglich, dass er mal etwas gelesen oder gehört hat, was mit Satanismus zu tun hatte und seinen kranken Gedanken Nähstoff gab. Dass der Tatort im Miller´s Court tatsächlich eher nach dem Werk eines Teufels aussah, würde ich allerdings nicht so deuten, dass er es wie dessen Tat aussehen lassen wollte. Ich glaube, dass der Täter sich mit seinen Taten einen "Machtrausch" verschaffte und sich dann tatsächlich übermächtig wie Gott oder Teufel fühlte. Ich glaube nicht, dass er bei Kelly von seiner tatsächlichen Identität ablenken wollte, denn wer so ein Blutbad anrichtet folgt meiner Meinung nach keiner Taktik sondern einem Trieb. Ich glaube auch nicht, dass ein Satanist unbedingt Symbole wie Kreuz oder Pentagram verwendet hätte, das ist in den meisten mir bekannten Fällen von "Satanistenmorden" nicht geschehen. Trotzdem hast du Recht, es gibt nichts, was eindeutig auf Satanismus / Okkultismus hinweist.
Ob er vielleicht irgendwann mal Schriften von Crowley (oder sonst wem) in die Finger bekommen hat (wenn er überhaupt lesen konnte) oder davon geträumt hat die Gräfin Bathory ( :biggrin:) oder gar der "Leibhaftige" selbst zu sein, werden wir wohl NIE erfahren. Dass jemand, der ohnehin schon davon träumte in den Innereien anderer Leute zu wühlen, sich davon sicherlich angeregt gefühlt hätte (genauso wie von den Berichten über Gilles de Rais), ist wohl nicht von der Hand zu weisen.
Jaja, alles Spekulation...
Gruß, Jörn the Whopper

BG Holmes

  • Gast
Re: Die Tatorts: 'Pre-selected' oder nicht
« Antwort #28 am: 14.11.2010 11:56 Uhr »
Von allen Briefen halte ich die folgenden drei für echt:

• Den Brief vom 17 September, der Schreiber bezieht sich darauf, dem letzten Opfer eine „hübsche Halskette“ verpasst zu haben, und beschreibt damit das Bild der über die Schulter geworfenen Eingeweide, deren Ende in die Öffnung der Halswunde gesteckt wurde.
Dieses Detail war zu der Zeit als der Brief verfasst wurde noch nicht öffentlich bekannt.
Daher halte ich es für echt.

Hier nochmal der Inhalt:

Dear Boss
So now thay say I am a Yid when will thay lern Dear old Boss? You an me know
the truth dont we. Lusk can look forever hell never find me but I am rite under his
nose all the time. I watch them looking for me and it gives me fits ha ha I love my
work an I shant stop until I get buckled and even then watch out for your old pal Jacky.
Catch me if you Can
Jack the Ripper
PS: Sorry about the blood still messy from thelast one. What a pretty necklace I gave her.

• Der From Hell Brief, der an George Lusk adressiert war und die Niere enthielt.
Der Schreiber des Briefes scheint in irgendeiner Weise besessen von Lusk zu sein und die Ausdrücke und Formulierungen in beiden Briefen sind auffällig ähnlich.

• Der Openshaw Brief vom 19 Oktober als Versuch den Bildungsstand des Schreibers zu verschleiern.
Die einfachsten Wörter wurden falsch geschrieben, das Wort pathological auf dem Umschlag allerdings ist korrekt.
Ausserdem ist er handschriftlich und vom Stil her dem From Hell Brief sehr ähnlich.

Die Vermutungen, die daraus resultieren sind folgende:
JtR stand dem medizinischen Bereich nahe
Er spricht im Brief vom 17. September von I love my „work“, ich denke JtR kam sich bei seinen Taten vor, wie ein Arzt, Pathologe..
im wahren Leben nicht ernstgenommen kommt er sich bei den Morden vor wie der Boss persönlich..

Offline Lestrade

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Re: Die Tatorts: 'Pre-selected' oder nicht
« Antwort #29 am: 14.11.2010 14:19 Uhr »
Hallo BG Holmes!

Dir ein herzliches Willkommen. Deine Vorstellung von allem, tendiert vielleicht in die richtige Richtung aber tu mal ein bißchen langsamer. Gerade mit den Briefen. Nun läuft die Geschichte schon 122 Jahre lang, jetzt brauchen wir uns auch nicht mehr beeilen. Wenn wir einen Brief ernst nehmen könnten, dann wäre das schon viel, denke ich. Spekulieren können wir zwar aber beweisen garnichts. Dein Enthusiasmus in allen Ehren, kenne ich ja von mir aber mach´s dir mal nicht so schwer. Hier im Forum wurde in den letzten Monaten sehr viel Interessantes geschrieben. Führe dir das mal entspannt zur Gemüte, ich denke, es ist nicht der schlechteste Einstieg, sich intensiver mit der ganzen Thematik zu befassen. Ganz genau hier in all den Threads. Einige unterschiedliche Ansichten und Meinungen wirst du dabei finden aber alles in allem, liegt das guter und aufrichtiger Arbeit zugrunde. Vertrau mal darauf. Hilft dir und vielleicht auch uns anderen allen.

Herzlich grüßt Lestrade.
Wer wartet mit Besonnenheit, der wird belohnt zur rechten Zeit...