Autor Thema: David Cohen  (Gelesen 46194 mal)

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Offline panopticon

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Re: David Cohen
« Antwort #15 am: 31.05.2010 20:04 Uhr »
Hi.

Gute Arbeit, Lestrade! :icon_thumb:

So, hier nun die versprochenen Infos, die eventuell(!) mit besagtem David Cohen zu tun haben könnten (also bitte mit Vorsicht behandeln!):

Zunächst einmal ein Fall, der zumindest einen ´David Cohen´ nachweist, der 1878 (?) in Whitechapel lebte und mit Schneidern zu tun hatte: Leider ist Oldbaileyonline, wo ich die Ake fand,  gerade ´temporarily unvailable´, daher muss ich aus dem Kopf schreiben, reiche aber, wenn wieder möglich, einen Link zur Akte und eventuell Korrekturen nach: 1878 (soweit ich mich erinnere...) wurde ein Fall von Stoffdiebstahl unter Schneidern verhandelt. Ein gewisser Samuel Cohen, der einen Shop in Whitechapel besaß, wurde letztlich zu 8 Jahren (weiß die genaue Strafe leider nicht auswendig, sorry) verurteilt. Unter den aussagenden Zeugen befand sich auch der Sohn dieses Angeklagten – sein Name: David Cohen.


Nächster Punkt: Am 7. Dezember 1888 (anderen Quellen zu folge am 8.), also jenem Tag, an dem Aaron Davis Cohen (David Cohen) angeblich von PC Patrick als ´lunatic at large´ ins Whitechapel Workhouse Infirmary eingeliefert wurde, war eine Prostituierte namens Ellen Hickey vor dem Thames Magistrate Court vorgeladen, weil sie einen gewissen N. Cohen angegriffen (wörtl. ´assaultet´, vielleicht also auch sexuell belästigt?, Anm.) haben soll. Da dieser jedoch nicht vor Gericht erschien, wurde die Anklage fallen gelassen. Auf demselben Zettel des Courts fanden sich angeblich auch die Namen Mary Jones und Gertrude Smith (hierfür war wohl ein ´Inspector Ferrett´ zuständig), denen vorgeworfen wurde, ein Bordell betrieben zu haben. Ebenfalls auf dem Zettel vermerkt war der Name Aaron Davis Cohen. Es wird gemutmaßt, dass sich Hickeys Vergehen gegen ´N. Cohen´ in eben jenem Bordell zugetragen haben könnte, was letztendlich vielleicht auch zu David Cohens Verhaftung führte – auch eine Art Razzia ist denkbar... Einige Quellen erwähnen, dass beide Parteien zur gleichen Zeit verhandelt werden sollten. (Quellen: u.a. ´Jack the Ripper: An Encyclopedia´ von John J. Eddleston, ´Jack the Ripper: The Facts´ von Paul Begg)


Was ebenfalls mit diesen Ereignissen in Verbindung stehen könnte, und angeblich (!) von Martin Fido seit einiger Zeit bezüglich seiner Nathan Kaminski-/ David Cohen-Theorie zu der obigen Bordellgeschichte ins Spiel gebracht wird, ist ein Home Office Report Eintrag von Charles Warren vom 19. September 1888 (vgl. Sourcebook, S. 132): ´3. A Brothel Keeper who will not give her address or name writes to say that a man living in her house was seen with blood on him on the morning of murder (gemeint ist wohl der Mord an Chapman, Anm.). She described his appearence &  where he might be seen - when detectives came near him he bolted, got away & there is no clue to the writer of the letter.´


Noch etwas zu David Cohen´s Adresse, die bei seiner Einlieferung angegeben wurde: 86 Leman Street war definitiv der Protestant Boys Club, wie man u.a. bei Begg und Russo findet. Martin Fido hat nur aufgrund seiner Theorie spekuliert, dass hier ein Fehler vorgelegen haben könnte, und die Adresse eventuell 84 Leman Street war, (was auch viel eher wahrscheinlich ist) wo sich das Poor Jews Temporary Shelter befand, das wiederum Paul Begg zufolge, jüdische Immigranten sehr wahrscheinlich nur für die ersten zwei Wochen Aufenthalt in England betreute. Was letzteres jedoch für David Cohen als Verdächtigen bedeuten würde, ist wohl auch klar...! :icon_mrgreen:


Und schließlich: Martin Fido hat es angeblich selbst erwähnt, dass ihm jemand sagte, dass der Begriff ´David Cohen´ als ´John Doe´ jüdischen Glaubens verwendet wurde, ob er es bis heute auch beweisen konnte, ist mir aber nicht bekannt...


Best regards,
panopticon

Offline Lestrade

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Re: David Cohen
« Antwort #16 am: 31.05.2010 23:40 Uhr »
Danke an euch für die netten Worte. Danke an dich panopticon, für die absoluten Neuigkeiten, von denen ich bisher keine Ahnung hatte.

Morgen oder so, dazu mehr...

Interessant ist allerdings, das ich in meinem Postfach eine Nachricht von Stordfield an Isdrasil hatte. Ich kann mir zwar vieles denken aber am Ende will ich doch nicht wirklich alles wissen. :icon_lol: Hat ´nen Moment gedauert, bis ich merkte, das ich nicht gemeint war...

Jute Nacht.
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Stordfield

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Re: David Cohen
« Antwort #17 am: 01.06.2010 08:11 Uhr »
Irrläufer, sorry!

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Re: David Cohen
« Antwort #18 am: 01.06.2010 09:24 Uhr »
Gibt schlimmeres Stordfield...

Guten Morgen!

@panopticon:

Aaron Davis Cohen und N. Cohen? Brüder?

Nur mal so...

Viele Grüße.
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Offline panopticon

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Re: David Cohen
« Antwort #19 am: 01.06.2010 09:32 Uhr »
Guten Morgen!

Keine Ahnung, aber eventuell eben miteinander unterwegs...


Grüße,
panopticon

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Re: David Cohen
« Antwort #20 am: 01.06.2010 09:35 Uhr »
Naja, ein bißchen spinnen darf man ja. N. könnte ja auch für Nathan stehen. Nathan Cohen. Ich erwähne es nur wegen Fido´s Nathan Kaminsky. Da wo sie unterwegs waren, holte man sich wohl ja auch Syphilis.

Bis später.
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Offline panopticon

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Re: David Cohen
« Antwort #21 am: 01.06.2010 10:10 Uhr »
Hallo, Lestrade!

Möglich, hab auch schon daran gedacht...

Hier nun auf jeden Fall der Nachtrag - Old Bailey ist wieder online:
Die Verhandlung gegen Samuel Cohen (50) fand am 21. Oktober 1878 statt, das Urteil: Eight Years' Penal Servitude.
Der Zeuge ´David Cohen´ findet sich weiter unten.

http://www.oldbaileyonline.org/browse.jsp?id=t18781021-name-62&div=t18781021-862#highlight


Grüße,
panopticon

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Re: David Cohen
« Antwort #22 am: 01.06.2010 14:00 Uhr »
Momentan bin ich noch sehr überrascht über deine Informationen panopticon.

Du erinnerst dich doch sicherlich an meinen kürzlichen Post, wo ich das "Sailor´s Home" im Zusammenhang mit Adam Cullen anführte.

Ich mutmaßte, das Swanson nicht das "Seaside Home" gemeint haben könnte, sondern ein Sailor´s Home. Am 30.11. 1888, wurde der verrückte Seemann Adam Cullen das erste Mal ins Workhouse eingeliefert (warum muss ich dabei immer an David Seaman/ Arsenal London denken? :icon_biggrin:). Am 04.12. 1888 wanderte er dort wieder aus und am gleichen Tag (dem 07.12. 1888) wie David Cohen, wieder ein. Meine Gedanken dazu waren ja die, das Cullen als Seemann und Verrückt, vielleicht an einer Gegenüberstellung teilgenommen hatte, nach welcher er das erste Mal ins Workhouse kam. Dem 30.11. 1888 also. Und Cullen wurde aus einem Sailor´s Home gebracht. Beide Male. David Cohen, falls auch an dieser Gegenüberstellung teilnehmend, seine Zeit zwischen dem 30.11.1888 und seiner Einlieferung ins Workhouse am 07.12. 1888, wäre ja sehr passend zu Swanson "in a very short time". Also genau eine Woche.
Und dann kommst du, mit den Informationen über einen N. Cohen und Aaron Davis Cohen. Da fällt mir dann wieder Swanson´s "Brother´s House" zu ein. Und möglicherweise, das David Cohen um den 30.11. 1888 herum, durch einen Vorfall in einem Bordell, ins Visier der Polizei geraten sein könnte und plötzlich, kurzer Hand, zu einer Gegenüberstellung (Sailor´s Home???) gebracht wurde, die vielleicht ursprünglich, Männern wie Adam Cullen galt. Bisher vermutete ich für meine Gedankengänge immer den PC vom Mitre Square,
der jemanden wiedererkannt haben könnte. Im Dienst oder wo auch immer. Und zu alledem noch die Info von Warren, mit einem Bordell zur Zeit des Chapman- Mordes.
Habe ich nicht mitgerechnet, das du mir zeitlich zu meiner "Sailor´s Home" Theorie, einen (oder nun sogar zwei) Cohen lieferst, auch noch mit passenden Vornamen dazu. Und sogar einen Ort (Bordell) wo er das erste Mal aufgegriffen worden sein könnte und in Verdacht geriet.

Gruß, Lestrade.

P.S.:
Wer weiß, was das für ein "Brother´s House" war und welche Geschäfte diese zwei Brüder wirklich darin betrieben und vor allem mit wem! Wo wir schon mal bei "Bordellen" sind und ermordeten Prostituierten...
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Offline panopticon

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Re: David Cohen
« Antwort #23 am: 01.06.2010 15:10 Uhr »
Nun ja, in diesem Fall hier jedenfalls wurde den erwähnten Frauen ein Bordellbetrieb vorgeworfen, nicht den Männern...


Der Aaron Davis Cohen vom Thames Magistrate Court scheint jedenfalls diversen Researchern zu folge definitiv der David Cohen zu sein, der dann in Colney Hatch starb. Wer ´N. Cohen´ ist, ist halt nach wie vor fraglich... Deine Überlegung mit dem Bruder finde ich nicht schlecht, nur warum war David Cohen dann eigentlich in dem Poor Jews Temporary Shelter (wenn´s denn stimmt) untergebracht? Das passt nicht wirklich zu Anderson´s Verdächtigem...

Wobei mir einfällt – irgendwo habe ich diese Institution neulich auch in einem damaligen Zeitungsartikel gesehen - Wo war das schnell noch mal....?

Ach ja  :icon_idea:, im Casebook-Forum: Da hat Rob Clack einen sehr interessanten Artikel (´The Jewish Standard´, Freitag, 12. November 1890) über die Synagoge in der Old Castle Street bzw ihr Rebuilding angebracht, und die Liste der Spender liest sich, wenn man die Buchstaben, die statt der Vornamen stehen, dementsprechend interpretiert (und dabei ist definitiv Vorsicht geboten!), wie ein "Verdächtigen-/Zeugen-Who-is-who".: 2x D. Cohen (obwohl der, den wir meinen schon tot war), A. Kosminski, A. Abrahams, J. Levy, diverse Hyams, Cohens, Levys, Harris, ja sogar ein J. Barnett...)

Hast Du das vielleicht auch gesehen? Da könnte es sich bei einigen eventuell um ein paar Deiner Favorite-Suspects handeln: (Das Shelter findet sich jedenfalls unter der Liste – Adresse definitiv 84 Leman Street, Fido könnte also zumindest mit seiner Verwechslungstheorie "86 = eigentlich 84" schon richtig liegen.)

http://forum.casebook.org/showthread.php?t=4582


Grüße,
panopticon

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Re: David Cohen
« Antwort #24 am: 02.06.2010 07:00 Uhr »
Guten Morgen panopticon!

Und schon wieder Dank für diesen Link.

Verwundern tun mich immerwiederkehrende Namen nicht. Es gab eben diese jüdische Gemeinschaft. Ich glaube, viele unterschätzen die Art des Zusammenlebens dieser Menschen. Immigranten, die sich im Laufe von vielen Jahren, ein neues, eigenes Leben, mit all ihrer Kultur auf fremden Boden anlegen wollten. So etwas schweißt dann noch mehr zusammen, als zur Zeit des blonden Hans in Hamburg, St. Pauli. Und das soll schon was heißen...
Wir reden ja auch nicht von Ländern, gesamten Metropolen oder riesigen Einzugsgebieten. Wir reden mehr oder weniger von London- Whitechapel, East End. Viele der Levy, Hyams, Lyons, Abraham, Goldstein, Cohen und nehme all die anderen typischen jüdischen Namen noch dazu, konnten sich per Fuss erreichen. Da war eine Menge dieser Menschen auf engen Raum zusammengepfercht. Sie begegneten sich immer wieder, beinahe egal wo und wann.

Zu der Adresse Leman Street. Ich bin da ersteinmal weiterhin vorsichtig. Das war doch eine ziemliche Odysee mit ihm. Leman Street-dann eigentlich geplant das Parish Workhouse- Workhouse Infirmary- Colney Hatch. Er lief doch wirr und irre durch die Straßen und sprach kaum und dann auch noch auf jidisch. Niemand kannte oder erkannte ihn ersteinmal wieder. Wie also kam der PC auf diese Adresse? Entweder machte Cohen durch sein Auftreten und seiner Orientierungslosigkeit den Eindruck, er wäre gerade in dieses verregnete Land gekommen und der PC schlußfolgerte falsch oder aber er hatte tatsächlich mit dieser Einrichtung zu tun. Falls Cohen überhaupt der Mann war, den ich für den Identifizierten halte, dann könnte er ja als "Verrückter auf freiem Fuss" als "gut bekannte Irrer", ja durchaus ´ne Weile vor der Mordserie, irgendwo eingesperrt gewesen sein und sich nach Freilassung erneut bei dieser Einrichtung in der Leman Street gemeldet haben. Ich weiß ja nicht, was es da alles so umsonst gab... Das schließt ja die Möglichkeit, das Bruder und Familie auch da waren, nicht aus. Aber das sind ja nur Gedanken... Wer weiß, wer weiß...

Liebe Grüße,

Lestrade.
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Re: David Cohen
« Antwort #25 am: 02.06.2010 10:52 Uhr »
Nun soweit, so gut...

Swanson´s Bemerkungen kamen schon zur Sprache. Übrigens kam Swanson´s Marginalie 1987 ans Tageslicht. 1924 verstarb er. Zwischen 1910 (Anderson´s Buch) und 1924 muss er seine Handschrift in jenem Buch verewigt haben. 22 bis 36 Jahre später nach den Whitechapel Ereignissen. Ein Sohn von ihm hat behauptet, dass sein Vater erwähnte, das der Ripper oder Verdächtige, mit seinem Bruder zusammenlebte. Falls jemand bessere Kenntnisse oder Quellen hat, bitte ergänzen.

Am 7. Mai 1895 in der Pall Mall Gazette konnte man folgendes lesen:

"The theory entitled to most respect, because it was presumably based upon the best knowledge, was that of Chief Inspector Swanson, the officer who was associated with the investigation of all the murders, and Mr. Swanson believed the crimes to have been the work of a man who is now dead."

Betrachten wir nun Andersons Behauptungen.

In einem Artikel von 1895, der sich verändert dann in seinem Buch "The Lighter Side Of My Official Life" von 1910 wiederfand, ist folgendes zu lesen:

"One did not need to be a Sherlock Holmes to discover that the criminal was a sexual maniac of a virulent type; that he was living in the immediate vicinity of the scenes of the murders; […] "that he was living in the immediate vicinity of the scenes of the murders; and that, if he was not living absolutely alone, his people knew of his guilt and refused to give him up to justice"...And the conclusion we came to was that he and his people were certain low-class Polish Jews […] I am almost tempted to disclose the identity of the murderer and of the pressman who wrote the letter above referred to. But no public benefit would result from such a course, and the traditions of my old department would suffer. I will merely add that the only person who had ever had a good view of the murderer unhesitatingly identified the suspect the instant he was confronted with him; but he refused to give evidence against him.";

Anderson gab etliche Male an, dass die Identität des Whitechapel-Mörders bekannt war. "...er war sicher eingesperrt in einer Irrenanstalt." (Criminals and Crime, 1907)

"In dem Satz, dass er ein polnischer Jude war, gab ich lediglich eine auf den Fall ermittelte Tatsache an". (The Lighter Side of My Official Life, 1910)

"... es gab keinerlei Zweifel über die Identität des Verbrechers ..." (Polizei Enzyklopädie, 1920)

Anderson kam erst während der Serie aus einer Kur o.ä. aus der Schweiz zurück.

Seine Frau Lady Agnes Anderson sagte einmal, der Täter sitze noch nahe Stone. Momentan finde ich die Quelle nicht...

Hier die ausführliche Version im TLSOMOL und der Vergleich mit dem Blackwood´s Magazine im Casebook:

http://www.casebook.org/ripper_media/book_reviews/police_and_forensic_science/book_detail.html?id=50344ed116379d3f5b790853b330a57b

http://www.casebook.org/dissertations/dst-lightersidetext.html

Macnaughton:

Er wurde im Januar 1889 Assistant Chief Constable.

Sir Melville Leslie Macnaghten nannte in seinem Memorandum die drei Hauptverdächtigen Druitt, Ostrog und "Kosminski". In einem Interview mit der Daily Mall sagte er außerdem, dass er eine klare Vorstellung davon habe, "wer er gewesen ist und wie er Selbstmord begangen hat".

In seinen Memoiren schrieb er: "Obwohl der Whitechapel-Mörder seinem Leben selbst nach der Dorset Street Affäre im November 1888 ein Ende setzte, weisen sichere Fakten darauf hin. Diese Fakten waren allerdings nicht im Besitz der Polizei, bis ich einige Jahre später Detective Officer wurde".

Dachte eher an Druitt und nannte dennoch Ostrog und “Kosminski“.

Zu Kosminski schrieb er folgendes:

(Aberconway Version)
"a Polish Jew & resident in Whitechapel. This man became insane owing to many years indulgence in solitary vices. He had a great hatred of women, especially of the prostitute class, & had strong homicidal tendencies; he was removed to a lunatic asylum about March 1889. There were many circs connected with this man which made him a strong 'suspect'" (Ref. MEPO 3/140, ff. 32-135)

(Official Version)
a Polish Jew, who lived in the very heart of the district where the murders were committed. He had become insane owing to many years indulgence in solitary vices. He had a great hatred of women, with strong homicidal tendencies. He was (and I believe still is) detained in a lunatic asylum about March 1889. This man in appearance strongly resembled the individual seen by the City PC near Mitre Square."

Zu Druitt:

A Mr M. J. Druitt, said to be a doctor & of good family -- who disappeared at the time of the Miller's Court murder, & whose body (which was said to have been upwards of a month in the water) was found in the Thames on 31st December -- or about 7 weeks after that murder. He was sexually insane and from private information I have little doubt but that his own family believed him to have been the murderer.

Zu Ostrog:

a Russian doctor, and a convict, who was subsequently detained in a lunatic asylum as a homicidal maniac. This man's antecedents were of the worst possible type, and his whereabouts at the time of the murders could never be ascertained.

Der Londoner Journalist George R. Sims, erhielt einst Information von Macnaughton bezüglich eines Verdächtigen, das er folgendermaßen zitierte:

He "was a Polish Jew of curious habits and strange disposition, who was the sole occupant of certain premises in Whitechapel after night-fall. This man was in the district during the whole period of the Whitechapel Murders, and soon after they ceased certain facts came to light which showed it was quite possible that he might have been the Ripper. He had at one time been employed in a hospital in Poland. He was known to be a lunatic at the time of the murders, and some-time afterwards he betrayed such undoubted signs of homicidal mania that he was sent to a lunatic asylum"

Bei Macnaughton bekommt man den Eindruck, er hielt Druitt für den Ripper und jemand anderen für stark verdächtig ohne aber überzeugt von dessen Schuld zu sein.Und "and I believe still is" spricht nicht mit Sicherheit, für einen noch lange lebenden Verdächtigen. Dabei gehe ich von aus, dass dieser Verdächtige, eine Anstalt auch nur mit den Füssen vorraus verlassen hätte.

Das waren erst einmal wichtige MET- Angehörige. Sagar und Cox von der City Police kommen später. Ich muss jetzt ganz schwach Leute wie Hyam Hyams oder Jacob Levy ins Spiel bringen. Möglicherweise passen sie zu den Aussagen aller Polizeiangehörigen. Keine Ahnung ob auf Männer wie Hyams oder Levy jemals ein Verdacht fiel, bezüglich der Verbrechen.

Grüße, Lestrade.

P.S.:

Macnaughton (siehe oberhalb)
"and some-time afterwards he betrayed such undoubted signs of homicidal mania that he was sent to a lunatic asylum"

Dazu möchte ich bemerken, das der 30.11. und 07.12. 1888 für ein Monatsende bzw. Monatsanfang stehen. Beide Tage genau waren Freitage. Also dem Rhythmus des Rippers sehr, sehr ähnlich. Betrachtet man die Umstände, die panopticon hier zum N. Cohen und Aaron Davis Cohen Fall völlig neu und überraschend offenlegte, dann würde das gut zu Macnaughton seine Anmerkung passen. Und auch gut zum Verhalten von David Cohen.
« Letzte Änderung: 02.06.2010 13:59 Uhr von Lestrade »
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Offline Lestrade

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Re: David Cohen
« Antwort #26 am: 02.06.2010 12:35 Uhr »
Zu Sagar und Cox.

Inspector Robert Sagar (City Police):

…suspicion fell upon a man, who, without a doubt, was the murderer. Identification being impossible, he could not be charged. He was, however, placed in a lunatic asylum and the series of atrocities came to an end.” (The City Press, 7 January 1905)

"Reynolds News" (15 September 1946) printed an extract from Sagar's unpublished, and now untraced, memoirs. Sagar wrote that "We had good reason to suspect a man who worked in Butcher's Row, Aldgate. We watched him carefully. There was no doubt that this man was insane, and after a time his friends thought it advisable to have him removed to a private asylum. After he was removed there were no more Ripper atrocities."

Er sprach aber nicht von einem jüdischen Mann!!! Cox aber. Käme ein Mann wie Levy dennoch in Frage?

City Detective Inspector Henry Cox:

Thomson’s Weekly News, am 1 Dezember 1906- Casebookhttp://www.casebook.org/dissertations/rip-butchersrow.html

Cox gave additional information about the suspect, such as his physical appearance, his nightly walks, and other habits. Cox said of himself and other fellow detectives: “We had the use of a house opposite the shop of the man we suspected, and disguised, of course, we frequently stopped across in the role of customers.”

Cox also said that the police, while undercover, used to chat with the Jews on the street. These Jews never suspected that Cox and his colleagues were detectives, otherwise they would not have discussed the Ripper murders as openly with them as they did. The police had to explain to the inhabitants that they were inspectors who were monitoring employers of under-aged children working in the sweated tailoring industry. Considering Cox’s story, as well as Sagar’s account of the suspect being taken by friends to an asylum, we might surmise that the suspect observed was a Jew, possibly Anderson’s Polish Jew suspect. Cox recalled that he followed the suspect one night after the suspect left his shop, and walked towards Leman Street. The suspect may have been attempting to return to his residence or another shop, but perhaps, on realising that he was being followed by Cox, tried to avoid leading Cox and the police to his doorstep. After two aborted attempts to accost street women, albeit with the knowledge that he was being followed (!), the suspect returned “back to the street he had left where he disappeared into his own house [or shop].”

http://wiki.casebook.org/index.php/Henry_Cox

He begins by saying that all the published portrayals of "the criminal whom the police suspected" have been woefully wrong, and in no case has the writer discovered the suspect he is about to describe, who at the time "was looked upon as a man not unlikely to be connected with the crimes". He cannot enter into the theories of his brother officers, but he has no hesitation in dispelling certain claims: that the murderer was known to the police and is incarcerated in "one of His Majesty’s penal settlements", that he "jumped over London Bridge or Blackfriars Bridge" (perhaps a garbled reference to the suicide of Montague Druitt in the Thames) and that he is the inmate of a private asylum. Later in the article he also rejects the idea that the murderer was "an educated man who had suddenly gone mad".

He then says that although the police had many people under observation at the time of the murders, it was not until Kelly's death that they "seemed to get upon the trail", when investigations made by "several of our cleverest detectives" indicated that a man living in the East End was "not unlikely to have been connected with the crimes" - a formula similar to the one used at the start of the article. Further on he adds that the opinion of most of the officers who were watching the man was that he "had something to do with the crimes". He is convinced that the motive was revenge on womankind, not "a lust for blood", and that the murderer, like his victims, belonged to the "lowest class".

There follows a description of the suspect: "The man we suspected was about five feet six inches in height, with short, black, curly hair, and he had a habit of taking late walks abroad. He occupied several shops in the East End, but from time to time he became insane, and was forced to spend a portion of his time in an asylum in Surrey."

Cox adds that he was on duty in the street where the suspect had his place of business for nearly three months after the last murder (presumably meaning that of Kelly). The officers allayed the suspicions of the Jewish inhabitants of the street by telling them that they were factory inspectors investigating the exploitation of children by tailors and capmakers. They had the use of a house opposite the suspect's shop, and often visited it in disguise, posing as customers.

He then relates how he shadowed the man one night. Waiting until the man had left the street before emerging, he followed him to Leman Street, where he visited a shop which was the abode of known criminals, then to St George's in the East, where he accosted a woman, then to the neighbourhood of "the model lodging-house", where he met another woman and walked with her before pushing her away and returning home.

Am Anfang dieser Begebenheit fiel Cox folgendes auf:

„it suddenly struck me“ im Bezug auf den Gesichtsausdruck des Mannes „evil countenance“, bevor es zur Leman Street ging,„the abode of a number of criminals“. Dann weiter: „He made his way down zu St George´s in the East.“ „Not far from where the model lodging-house stands he met another woman, and for a considerable distance he walked along with her.“ Bevor Cox eingreifen konnte, stieß die Frau ihn weg. Danach ging es zurück, „in die Straße, die er verlassen hatte, wo er in seinem eigenen Haus verschwand.“ Danach war Cox erledigt „nerve-strung“.

Wieder Leman Street panopticon!!! Die haben doch in dem Boys Club keine Scheiße gebaut???  :icon_rolleyes:
Könnte Cox den Bruder observiert haben?

Cox comments that the crimes ceased as soon as the madman was put under observation, and that he soon "removed from his usual haunts and gave up his nightly prowls". But then he adds that "not the slightest scrap of evidence" could be found against him, and that the police continued to investigate the crimes long afterwards. He concludes by saying that the crimes are as much a mystery as they were "fifteen years ago", that the theories of amateur detectives are based on nothing more than surmise, and that the murderer will be identified only if he confesses and proves himself guilty, or if he kills again and is caught red-handed. Finally he says that he has no evidence as to whether the murderer is alive or dead.

Cox weiterhin:

„The least slip and another brutal crime might have been perpetrated under our very noses.“
„It was not easy to forget that already one of them had taken place at the very moment when one of our smartest colleagues was passing the top of the dimly lit street.“ !!! (PC Harvey, PC Watkins?, Harvey schied im Juli 1889 aus dem Dienst aus)

Er sprach auch davon, das man aufgrund des Rhythmuses einen Seemann vermutete.

Zum Link der Butcher´s Row noch folgendes, hier bei uns, einst von mir eröffnet,

http://jacktheripper.de/forum/index.php/topic,1238.0.html

Und aus dem Casebook Forum, von Chris Scott, fünftes Post:

http://www.casebook.org/forum/messages/4924/5416.html

Die Butcher´s Row lag in der Aldgate High Street. Es sind dort einmal die Geschäfte in 1888 für die Butcher´s Row angegeben und einmal die Haushaltsvorstände der Aldgate High Street i881. So findet man noch zusätzlich Sachen zum Vergleich wie z.B. No 38 Moses Joel aged 40 Superintendent Jewish Meat Market. Der Statistik halber.

Lestrade.

P.S.: Ich habe ein paar Kleinigkeiten in die vorherigen Post nachträglich eingefügt.

Übrigens:

This man became insane owing to many years indulgence in solitary vices (Macnaughton), Anderson ähnlich und "was a sexual maniac of a virulent type"
He was said to practise self-abuse/ masturbation (Hyam Hyams)
´self-abuse´ (Aaron Kosminski)

Eine Art Selbstmissbrauch oder Selbstbefriedigung, in auffälliger Art und Weise, scheint mir solchen Männern eigen gewesen zu sein. Die Moralvorstellungen damals waren sicherlich anders aber diese Aktivitäten, dürften auch vom Umfeld bemerkt worden sein. Vielleicht spielte dabei auch ein gewisses Maß an selbstverletzendes Verhalten ein Rolle. Ich weiß es nicht.
« Letzte Änderung: 02.06.2010 14:53 Uhr von Lestrade »
Wer wartet mit Besonnenheit, der wird belohnt zur rechten Zeit...

KvN

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Re: David Cohen
« Antwort #27 am: 02.06.2010 17:43 Uhr »
Hallo Freunde!

Beeindruckend, Lestrade, dass du nachlässig recherchierst kann man dir wahrhaft nicht vorwerfen! Und auch panopticon kommt mit Sachen raus, ich frage mich manchmal ob er Zeitzeuge war...Sachkommentare folgen, ich muss nach euren postings mal meine bisherige Meinung zu Anderson, Macnaghten und Swanson überdenken!

Grüße

Offline Lestrade

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Re: David Cohen
« Antwort #28 am: 02.06.2010 18:34 Uhr »
dass du nachlässig recherchierst kann man dir wahrhaft nicht vorwerfen

Was dann Kurt?  :icon_mrgreen:

So etwas vielleicht? Ein bißchen viel Fantasie möglicherweise?  :icon_lol:

Wie die folgende Leman- Street Geschichte? :icon_aetsch:

Falls Cohen der Mann war, der von der City Police überwacht wurde (vermutlich 1 Woche), dann würde ihn diese Observation mächtig gestresst haben.
Cox behauptete also, dass sie ca. 3 Monate nach dem letzten Mord (und der Festnahme von Aaron Davis Cohen???) jemanden observiert haben, der auch zur Leman- Street wanderte. Was wäre also wenn, dieser jemand N. Cohen war, ein möglicher Bruder von Aaron Davis Cohen? Zwei Brüder, die nicht alle Tassen im Schrank hatten und vielleicht in einem sehr zweifelfhaften Treffpunkt in der Leman Street (wissen wir genau was alles unter der Nummer 86 war?) desöfteren Anschluss suchten? Dort regelmäßig verkehrten? Wenn die Observation von Aaron Davis Cohen, letztendlich nun auch zur Leman Street geführt hätte? Durch die Verfolgung von der Polizei, hätte er ja irre werden können und angefangen haben, ziellos durch die Gegend zu laufen. In der Leman Street hätte er vielleicht einen, für ihn “sicheren“ ihm vertrauten Ort, versucht haben aufzusuchen. Von dort aus brachte ihn dann die City Police zur Leman Street Police, in der gleichen Straße. War es der Ort, wo sie einen “Zugriff“ gegen ihn ausführten?  Lieferten sie ihren Kollegen von der MET gar den Namen mit Aaron Davis Cohen? Dies würde Adresse und Namen erklären. Cohen selbst, hätte der MET kein Sterbenswörtchen über seine Daten mitgeteilt haben können. Wie wir ja eigentlich auch wissen. Über Nacht haben sie ihn ja dann in David Cohen geändert. Aufgrund besagten Schweigens von Cohen? Griff man da tatsächlich auf das englische Pendant von “John Doe“ zurück?
Das ihn niemand erkannte, könnte ja nur auf die Polizeimitarbeiter der Leman Street Police zugetroffen haben.

Und das alles bitte nicht ernst nehmen :icon_biggrin:
Wer wartet mit Besonnenheit, der wird belohnt zur rechten Zeit...

KvN

  • Gast
Re: David Cohen
« Antwort #29 am: 02.06.2010 22:45 Uhr »
Hey, na gar nix natürlich! Ohne Fantasie würd uns wohl alle miteinander die Gschichte ned interessieren...Bin gespannt auf deine weiteren postings, Jacob Levy interessiert mich derzeit sehr!

Grüße