Autor Thema: Joseph Hyam Levy  (Gelesen 9522 mal)

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Offline panopticon

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Joseph Hyam Levy
« am: 04.12.2009 13:34 Uhr »
Hallo!

Ich habe mich gewundert, dass hier über Joseph Hyam Levy noch kein konkreter Thread eröffnet wurde, zumal er doch neben George Hutchinson sicher zu jenen Zeugen gehört, deren Aussagen zu einer Menge Spekulationen geführt haben (wenn auch gerade aus gegenteiligen Gründen als bei dem sehr ausführlichen Mr. Hutchinson), und dies nicht erst heute, sondern bereits im Oktober 1888:

Evening News vom 9. Oktober 1888:
Mr. Joseph Levy is absolutely obstinate and refuses to give us the slightest information. He leaves one to infer that he knows something, but that he is afraid to be called on the inquest. Hence he assumes a knowing air.“

Oftmals wurde spekuliert, dass Levy den Mann nicht nur besser sah, als er vorgab, sondern  vielleicht sogar erkannte. Einige haben sogar gemutmaßt, dass weder Israel Schwartz noch Joseph Lawende der jüdische Zeuge aus Sir Robert Andersons Berichten über die beinahe stattgefundene Identifikation des Täters im Seaside Home gewesen ist, sondern Joseph Hyam Levy. 



Joseph Hyam Levy´s mögliche Verbindungen zu Verdächtigen:

Besonders in Bezug auf 3 bestimmte Verdächtige wird Levy gerne ins Spiel gebracht:
(Meine Quellen für diverse Details sind hier verschiedenste, vorwiegend jedoch Casebook, wenn ihr einen konkreten Link dazu haben wollt, stelle ich ihn gerne rein.)

1. „Kosminski“
1877 agierte Joseph Hyam Levy als Bürge für  die Einbürgerung eines Kürschners namens Martin Kozminski. Dadurch wurde spekuliert, ob er vielleicht auch Aaron Kosminki kannte, der jedoch mit Martin Kozminski nicht verwandt gewesen sein dürfte. Andererseits erwähnten weder Mcnaghten noch Swanson einen Vornamen für ihren „Kosminski-Verdächtigen“, wodurch natürlich generell alle  Personen mit diesem Nachnamen gemeint gewesen sein könnten.

2. Hyam Hyams
Ob Joseph Hyam Levy Hyam Hyams kannte, ist fraglich und konnte bisher nicht bewiesen werden, obwohl es mehrfach gemutmaßt wurde. Hyams wird im Zensus von 1891 mit wohnhaft in der New Street, Gravellane Nr. 40 geführt (das wäre direkt an Levys Heimweg vom Imperial Club gelegen, wenn er in nördliche Richtung gegangen wäre).Tatsache scheint zu sein, dass Hyam Hyams zwei Onkel hatte, die Levy hießen. Beide waren  Zigarrenhersteller:  John Levy hatte sein Geschäft in der 254 Whitechapel Road (eine Tür neben 253, wo nach dem Double Event ein blutiges Messer gefunden wurde) und Lewis Levy hatte seinen Laden (laut Zensus 1861) in der Mitre Street Nr. 8, der 1888 aber angeblich einem Mr. Taylor gehörte, und vor dessen hinterem Fenster (Mitre Square) wohl der Mord an Eddowes geschah.

3. Jacob Levy
Es ist natürlich möglich, dass der eher neue Verdächtige, der Metzger Jacob Levy, überhaupt erst durch die Namensgleichheit zum Verdächtigen wurde. Andererseits gab es 1888 in Aldgate scheinbar eine Menge Metzger mit jüdischem Glauben und dem Namen Levy. (Ich habe einen Zeitungsartikel gelesen, in dem ein gewisser A. Levy über das Verhältnis von Rabbis und Metzgerei Auskunft erteilt.) Von den Ermittlern Sagar und Cow sind auf jeden Fall Überlieferungen erhalten, die den Rückschluss zulassen, dass die City Police (aus welchem Grund auch immer, wohl aber nach dem Double Event, da alle Morde vor dem an Eddowes auf dem Gebiet der Metropolitan Police stattfanden) Metzger observierte.
Jacob Levy jedenfalls hatte sein Geschäft in der Middlesex Street Nr. 36. (Im Zensus von 1891 wird Sarah Levy als Besitzerin einer Metzgerei auf Nr. 69 angegeben – Jacob, der mit einer Sarah verheiratet war, starb 1891.) Der Laden von Joseph Hyam Levy befand sich nicht weit davon entfernt, auf 1 Hutchinson Street, an der Ecke zur Middlesex Street. Unwahrscheinlich, dass sie sich, obwohl wohl nicht miteinander verwandt, nicht kannten.
Was also, wenn Joseph Hyam Levy Jacob Levy als jenen Mann erkannt hat, der mit der Frau (laut Lawende: Eddowes, anhand der Kleidung) in der Church Passage stand? Im Grunde wäre dessen Identifizierung wohl auch eine Katastrophe für Joseph Hyam Levy gewesen: Nicht auszudenken, was die Identifizierung von Jacob Levy auch für das Geschäft von Joseph Hyam Levy und seiner Familie (auch Joseph´s  Eltern waren Metzger in der Middlesex Street) bedeutet hätte, der eben nicht nur die gleiche Religion und den gleichen Beruf wie der (eventuell sogar durch ihn selbst) identifizierte Täter hatte, sondern gleichzeitig auch noch sein Geschäft in der selben Straße und – den gleichen Nachnamen!
Dagegen spricht allerdings wiederum, dass sich die Ermittler in solch einem Fall wohl kaum im Namen irrten – Vielleicht wollte Anderson damit aber bewusst nicht herausrücken und Swanson hat sich einfach vertan? Oder beide wollten Joseph Hyam Levy das nicht antun, was er selbst zu vermeiden versuchte.... Wie auch immer, Fakt bleibt: Jacob Levy wurde seiner Zeit niemals als Verdächtiger genannt.



Joseph Hyam Levys Aussage beim Inquest zum Mord an Catherine Eddowes:

Um sich nun ein (eigenes) Urteil über Joseph Hyam Levy bilden zu können, muss man sich heute mit dem auseinandersetzen, was er wohl beim Inquest gesagt hat. Wenn man sich die Quellen zu Levy´s Aussage beim Inquest des Mordes an Eddowes ansieht, stößt man auf unterschiedliche Wiedergaben, teils in direkter (Daily News, Daily Telegraph) , teils in indirekter (Times) Sprache gehalten, oder aber auch auf Vermischungen von beidem. Ich habe mir die Mühe gemacht, verschiedene Berichte zu einem Gesamtüberblick zusammenzuführen. Meine Quellen dazu waren:

Inquest Report im Corporation of London Records Office (nachzulesen im Sourcebook, S.237, f.)
Daily Telegraph vom 12. Oktober 1888
The Times vom 12. Oktober 1888
Daily News vom 12. Oktober 1888 (alle 3 nachgelesen auf Casebook, der Bericht der Times steht auch im Sourcebook)

Was ist diesen nun gemeinsam:

Joseph Hyam Levy (der mehreren Quellen zufolge gemäß seines Glaubens jüdisch vereidigt wurde) gab an, dass er in der Hutchinson Street Nr. 1 in Aldgate wohnte und von Beruf Metzger sei. Am 29. Oktober war er mit dem letzten Zeugen (Lawende, Anm.) und Harris im Imperial Club in der Duke Street. Sonntag morgen (also am 30., Anm.) erhoben sie sich gegen 1.30 a.m., um den Club zu verlassen. Als sie aus dem Club herauskamen, wird es wohl drei oder vier Minuten später gewesen sein.

Während die in indirekter Sprache verfassten Berichte Levy´s Aussage nun mit den Worten des jeweiligen Schreibers zusammenfassen und auf subjektiv wesentliches reduzieren, lesen sich die in direkter Sprache geschriebenen Berichte (Daily News, Daily Telegraph) in Folge sehr ähnlich (Zitat von ersterer):

I saw a man and woman standing at the corner of Church passage, but I did not take any further notice of them, thinking that persons standing at that time in the morning in a dark passage were not up to much good.“

Im Gegensatz zum Daily Telgraph ergänzt  die Daily News hier noch:
So I walked on. I was at home at twenty minutes to two.

An dieser Stelle erwähnen alle Berichte, dass Levy (wohl auf Nachfrage des Coroners) angab, dass der Mann um etwa 3 Zoll größer war als die Frau. Die Frage, ob er denn eine Beschreibung der beiden abgeben könne, verneinte er und fuhr fort:  „I went down Duke-street into Aldgate, leaving them still talking together. 
“

Laut fast allen Berichten erwähnt Levy ungefragter Weise an dieser Stelle: „I only fix the time by the Club clock.
Auf eine Frage des Foremans antwortet Levy, dass der Ort schlecht beleuchtet war, und dass das Licht dort nun wesentlich besser sei. Mehrere Quellen überliefern in Anschluss daran folgenden Satz:

I said when I came out of the club to Mr. Harris, „I don´t like going home by myself when I see these sort of characters about.“
An dieser Stelle zitiert die Daily News Levy weiter:
I´m off.“ 

Und des weiteren berichtet das Blatt:
A Juror: „Is it an unusual thing to see a man and a woman there at that hour in the morning?“
„It is unusual for me to be out at that time. I´m usually at home at eleven.“

Mr. Crawford:  „What was there terrible in their appearance?“
„I did not say that.“


Sowohl Daily News, als auch Daily Telegraph berichten dann folgenden Dialog:
Coroner: „Your fear was rather about yourself?“
„Not exactly.“

(Anmerkung im Daily Telegragh: (Laughter), womit aber nicht klar ist, ob Levy oder „der Saal“ gelacht hat.)

Während alle Berichte hier zu Ende sind, findet sich in der Daily News noch:
„You simply buttoned up your coat and hurried on?“
„Yes.“



Fazit:
Alles zusammengenommen sagt Levy also in erster Linie explizit aus, dass die drei Zeugen erst kurz nach halb zwei den Club verließen, dass er die Personen in der Church Passage nicht genau sehen, geschweige denn erkennen  konnte, keine Anstalten machte, sich in die Situation einzumischen, dort nicht bleiben wollte, in südliche Richtung heimging (und nicht in nördliche, was er durchaus hätte tun können), dort ziemlich bald ankam (zumal die Uhrzeit für ihn ohnedies fortgeschritten war), und dass er wohl Angst hatte, aber nicht exakt um sich selbst.

Hätte Levy nun etwas zu verbergen gehabt, wäre wohl davon auszugehen, dass er mit einigen Aussagen beim Inquest versuchte, gerade das Gegenteil zu betonen. Das muss aber nicht zwangsläufig nur der Punkt sein, dass er den Mann doch gut sehen konnte und/oder sogar erkannte:



Der „respektabel gekleidete Mann“ vom St. James´s Place

Ich will jetzt (noch) nicht näher ausführen, welche seiner Aussagen mich nun konkret dazu brachten (gerade, weil es nicht eine, sondern doch einige waren!), aber ich habe mir die Frage gestellt, ob es da nicht einen Zusammenhang mit der angeblichen Beobachtung einer anderen Person in jener Nacht geben könnte:

Am 1. Oktober (also 1 Tag nach der Tat und 10 Tage vor Levys Aussage beim Inquest) berichtete der Star über einen Zwischenfall nördlich des Mitre Square, der in diversen Timelines über den Fall durch Lawendes, vor allem aber durch Levys Aussage, immer vor ihr Verlassen des Imperial Clubs gereiht wird (es muss ja nicht immer alles komplett falsch sein, was in Zeitungen steht):
 
James Blenkingsop, who was on duty as a watchman in St. James's-place (leading to the square), where some street improvements are taking place, states that about half-past one a respectably-dressed man came up to him and said, "Have you seen a man and a woman go through here?" "I didn't take any notice," returned Blenkingsop. "I have seen some people pass."“

Um eines klar zu sagen: Ich will jetzt natürlich nicht behaupten, dass Joseph Hyam Levy der Ripper gewesen sein könnte, aber vielleicht war ihm seine Beobachtung letztendlich doch nicht ganz so egal, wie er es hinzustellen versuchte, und vielleicht ging er deshalb auch nicht so schnell wie möglich heim - schlussendlich vielleicht auch nicht über die „südliche Route“...
Es wäre eigentlich auch möglich, dass nicht nur seine Aussage nicht wirklich korrekt war – Mr. Harris, der Zeitungen gegenüber sogar angab, dass sowohl Lawende als auch Levy eigentlich „nicht mehr gesehen haben können, als er auch“ (womit er wohl „nicht viel“ meinte), sagte beim Inquest gar nicht aus.


Was meint ihr dazu?



Grüße,
panopticon

Larkin

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Re: Joseph Hyam Levy
« Antwort #1 am: 11.12.2009 16:31 Uhr »
Hallo Panopticon!
Der Thread ist wohl irgendwie untergegangen. Du hast dir auch hier wieder viel Mühe gegeben - dickes Lob! :icon_thumb:
Zitat
Es wäre eigentlich auch möglich, dass nicht nur seine Aussage nicht wirklich korrekt war – Mr. Harris, der Zeitungen gegenüber sogar angab, dass sowohl Lawende als auch Levy eigentlich „nicht mehr gesehen haben können, als er auch“ (womit er wohl „nicht viel“ meinte), sagte beim Inquest gar nicht aus.
Meinst du, dass sowohl Levy als auch Lawende ihre Version der Dinge vor Gericht ausschmückten? Ich kann mir schon vorstellen, dass Levy vielleicht dem Gericht zuviel erzählte und das Gericht somit annahm, dass Levy wusste wer der Mann war.
Dass Levy irgendetwas mit Aaron Kosminski zu tun hatte, bezweifle ich. Kosminski war in Polen ein Name wie Müller bei uns in Deutschland. Ein Allerweltsname eben.
Aber jetzt hab ich noch ne Frage an dich, die aber weniger mit dem Thema zu tun hat, die mich aber im Moment echt brennend interessiert:
Wie lange hast du gebraucht um den Beitrag zu schreiben? Ich brauch für so nen kleinen popeligen Beitrag wie den diesen schon über 20 Minuten, weil ich ewig brauch um meine Gedanken zu halbwegs verständlichen Sätzen zu formulieren.  :SM003:

Liebe Grüße
Larkin ;)

Offline panopticon

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Re: Joseph Hyam Levy
« Antwort #2 am: 12.12.2009 15:16 Uhr »
Hallo Larkin!

Danke für Dein Lob!  :)

Wie lange hast du gebraucht um den Beitrag zu schreiben?

Das nahm schon einiges an Zeit in Anspruch, entstand aber im Laufe mehrerer Tage, also nicht "am Stück". Bei "neuen" Themen drängt die Zeit ja nicht. Der Grund, warum ich den Text von Cox für den anderen Thread so "schnell" zusammenfassen konnte, nachdem wir gerade erst auf ihn gekommen waren, lag eben einfach daran, dass ich zufälligerweise gerade den ganzen Tag Zeit hatte und ich ihn ohnedies nochmals lesen wollte. Ich persönlich finde es eigentlich öfter auch schwieriger und zeitaufwendiger, auf konkrete Fragen adäquat zu antworten oder die eigene Meinung essentiell darzustellen, als einen bestimmten Aspekt allgemein zu beleuchten. Spricht letztendlich auch für die Ernsthaftigkeit unserer Auseinandersetzung mit dem Thema JtR!  :icon_thumb:
Am allerschwierigsten stelle ich mir jedoch vor, ein so umfangreiches Thema wie JtR derart objektiv und faktenreich auf den Punkt zu bringen, wie Hendrik Püstow und Thomas Schachner das bei "Anatomie einer Legende" gemacht haben. Eine gute Gelegenheit übrigens, hier noch mal explizit meinen Respekt vor dieser Leistung auszudrücken!


Zu Levy:

Meinst du, dass sowohl Levy als auch Lawende ihre Version der Dinge vor Gericht ausschmückten? Ich kann mir schon vorstellen, dass Levy vielleicht dem Gericht zuviel erzählte und das Gericht somit annahm, dass Levy wusste wer der Mann war.

Ich glaube eigentlich schon, dass das Gericht ihm seine Story abgekauft hat. Ich selbst bin aber eben aufgrund mehrerer seiner Aussagen nicht überzeugt, dass sie so stimmt.

Oberflächlich betrachtet sagt Levy ja inhaltlich eigentlich nicht viel aus.
Da jedoch die Zeitung bereits im Vorfeld des Inquests unterstellte, er hätte aber eventuell etwas zu verbergen, hat mich eben nicht nur interessiert, was er nun beim Inquest letztendlich genau sagte, sondern vor allem wie und wann er was sagte, und ob sich daraus ableiten lassen könnte, dass er irgendetwas nicht sagte bzw irgendetwas auffällig betonte, relativierte oder gar plötzlich ungefragt einwarf. ( :icon_verwirrt: Puh, klingt das verworren, ich hoffe, es ist dennoch irgendwie verständlich?)

Gefunden habe ich diesbezüglich dann eben mehr, als ich vermutet hätte – sogar so viel, dass ich mir erst darauf gar keinen Reim machen konnte, bis ich die Timeline der Mordnacht noch mal durchging und dabei auf die Aussage von Blenkingsop gestoßen bin...


Deshalb halte ich es für durchaus möglich (!),

- dass der sich so gleichgültig gebende Mr. Levy, der üblicherweise um diese Uhrzeit "ja gar nicht" unterwegs ist (:icon_lol:), sich in jener Nacht  nicht „exactly“ Sorgen um sich selbst machte, sondern vielmehr um jemanden anderen, (der/die nicht zwangsläufig „nur“ die Frau gewesen sein muss) und zwar sogar so sehr, dass er letztendlich nicht direkt in Richtung Aldgate heimging, sondern sogar noch einmal zurückgekommen ist.

- dass sich Lawende in der Zeit geirrt haben könnte, und Levy dies eventuell trotz besseren Wissens nicht nur bestätigte, sondern sogar noch weiter nach hinten verlegte, weil er wusste, dass er bereits um 1.30h am St. James Place nach dem „Pärchen“ suchte, und er schon einige Tage vor dem Inquest aus der Zeitung entnehmen konnte, dass darüber eine Meldung erfolgte.

- dass er seine Zeitangaben mit Hilfe der Clubuhr ungefragterweise relativierte.

- dass er letztendlich unverrichteter Dinge vielleicht sogar über die „Nordroute“ heimging, und auch dort jemandem begegnete, der aber keine Meldung machte. 

Zu all dem muss er den Mann eigentlich auch gar nicht unbedingt erkannt haben, obwohl einige seiner Aussagen auch diese Vermutung durchaus mehr als nur rechtfertigen würden...

Natürlich wäre es auch vorstellbar, dass er nicht allein zurückkam, und das habe ich gemeint, als ich die Möglichkeit erwähnte, dass vielleicht nicht nur seine Aussage nicht korrekt war. 

Auch wenn es unwahrscheinlicher ist, aber für möglich halte ich es. Fakt ist, meiner Meinung nach, dass seine Aussage zumindest durchaus anzweifelbar ist.


Dass Levy irgendetwas mit Aaron Kosminski zu tun hatte, bezweifle ich. Kosminski war in Polen ein Name wie Müller bei uns in Deutschland. Ein Allerweltsname eben.

Ich glaube auch nicht, dass er Aaron kannte, aber er ist wohl zumindest der einzige Zeuge, der sich  überhaupt mit dem eigentlich häufigen Namen „Kosminski“ in Verbindung bringen lässt, und vielleicht hieß der Kosminski, den Macnaghtan und Swanson meinten ja auch gar nicht Aaron, sondern Martin, wer weiß? Bei der Häufigkeit des Namens (sogar) in Whitechapel ist das aber eben, wie Du schon festgestellt hast, eher unwahrscheinlich.


Liebe Grüße und ein schönes Wochenende,
panopticon


Larkin

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Re: Joseph Hyam Levy
« Antwort #3 am: 15.12.2009 18:40 Uhr »
Hallo Panopticon!
Ich hab die Aussagen Levys jetzt grad höchst aufmerksam durchgelesen. Ja ich weiß, etwas spät, aber besser spät als nie, oder? ;)
Warum sollte Levy sich denn manche Details einfach ausdenken? Vielleicht wegen den 5 Minuten Aufmerksamkeit die er bekam, kann schon sein - aber vielleicht haben auch einfach nur die Zeitungen die Aussagen teilweise ausgeschmückt - du weißt ja wie die waren/sind. Je spektakulärer die Berichte, desto größer die Neugier der Leser, desto höher der Verkauf.
Ich bin mir (fast) sicher, dass auch die Aussagen anderer Zeugen in den verschiedenen Zeitungen verschiedene Wortlaute haben oder hier und da ein Detail mehr aufweisen. Ich werd mich im Laufe der Woche mal dranmachen da mal nachzuhaken. Vorausgesetzt natürlich ich bin bis dahin noch nicht am übermäßigen Verzehr von Marmeladenlebkuchenherzen geplatzt.  :D

Liebe Grüße
Larkin ;)



Offline Shadow Ghost

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Re: Joseph Hyam Levy
« Antwort #4 am: 16.12.2009 11:09 Uhr »
Ich bin mir nicht sicher, dass der Name Kosminski wirklich so häufig ist wie bei uns Müller. Wenn man sich mal die Namenshäufigkeiten bei www.verwandt.de anschaut, so scheint Kosminski (zumindest heutzutage) weder in Großbritannien noch in Polen wirklich häufig zu sein. Leider kann man daraus nicht unbedingt ableiten, dass der Name 1888 genauso selten ist. Aber wenn ich es richtig gesehen habe, sind im 1891 census nur 9 Kosminskis in London verzeichnet.

Viele Grüße,
Shadow Ghost