Autor Thema: Jacob Levy  (Gelesen 292217 mal)

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JD

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Re: Jacob Levy
« Antwort #45 am: 04.05.2011 11:37 Uhr »
Ich habe mal gehört, der Erkenntnis sei es egal, wie man zu ihr gelangt. So gesehen muss man sich nicht schämen, wenn man eventuell durch ein Computerspiel zu neuen Ideen im Fall JtR gelangt - zumal "Sherlock Holmes jagt Jack the Ripper" sehr fundiert ist und offenbar von Leuten gemacht wurde, die wirklich Ahnung von der Materie haben. Da mir selbst für Adventures die Geduld fehlt, habe ich mir gestern auf YouTube eine Video-Aufzeichnung des Games reingezogen. Es gibt eine ganze Menge Brimborium, das nichts mit JtR zu tun hat, vor allem in der ersten Hälfte des Spiels. Hinzu kommen jene Logicals, Rätsel und Suchaktionen, die mich bei Adventures immer so abnerven. Interessant für uns ist vor allem die Beweisführung gegen Jacob Levy am Ende des Games. Diese möchte ich im Folgenden mal unkommentiert wiedergeben:

1. JtR ist Rechtshänder

2. JtR ist ein kräftiger Mann

3. JtR hat direkt oder indirekt mit Syphilis zu tun

4. JtR hat blondes Haar und einen Oberlippenbart

5. JtR wohnt in der Gegend um die Aldgate Station

6. JtR ist oder war Metzger

7. JtR trägt Arbeiterkleidung

8. JtR ist 5'3' groß

9. JtR hat mir der jüdischen Gemeinde eine Rechnung offen

10. JtR ist arm

All diese Punkte treffen (angeblich) auf Jacob Levy zu (Siehe Anhang 1).

Ergo: Jacob Levy = Jack the Ripper

Hier nun einige Erläuterungen und (da ich es mir natürlich nicht vekneifen kann) Kommentare zu den einzelnen Punkten:

1. Die Rechts-/Linkshänder-Diskussion hatten wir ja schon mal ausgiebig irgendwo hier im Forum. Sei es wie es sei - Rechtshändigkeit ist ein recht mageres Ausschlußkriterium.

2. Dies wird damit begründet, dass für die Kehlenschnitte ein gewisser Kraftaufwand nötig gewesen sei. Kann man so akzeptieren, trifft aber auch auf sehr viele Bewohner des Eastends zu.

3. Die Begründung hierfür ist interessant. Zum Einen leitet sich daher der Hass auf die Prostituierten ab, bei denen er sich mit der Krankheit infiziert hat. Zum Anderen erklärt es angeblich die Verstümmelungen, insbesondere bei Catherine Eddowes. Kinder, die mit Syphilis geboren werden, zeigen ein bestimmtes Erscheinungsbild: Unter anderem fehlende Augenlider und eingefallene Wangen. Es wird gemutmaßt, dass mindestens eines von Levys Kindern unter angeborener Syphilis litt und er den Prostituierten somit das antun wollte, was sie seinem/n Kind(ern) angetan hätten.

4. Diese Annahme bezieht sich auf die Aussage Lawendes. Dieser war jedoch der einzige Zeuge, der JtR als blond beschrieb. Woher die Autoren des Games wissen wollen, dass Jacob Levy blond war, entzieht sich meiner Vorstellung.

5. Darauf kommt man mit folgender Schlussfolgerung: Vom Dutfield's Yard bis zum Mitre Square braucht man 20 Minuten. Zwischen der Ermodung von Stride und Eddowes lagen aber 40 Minuten. Was tat JtR in den übrigbleibenden 20 Minuten? Antwort: Er ging nach Hause und zog sich um. Dies erkläre zum einen die abweichenden Beschreibungen der Kleidung JtRs an beiden Tatorten und wäre logisch, da er die nach dem Stride-Mord blutverschmierten Klamotten schnellstmöglich vom Leib haben wollte. Hieraus läßt sich ableiten,  dass JtR innerhalb des gelben Ovals auf der Karte im Anhang 2 wohnen muss. Geht man weiterhin davon aus, dass sich  JtR nach dem Schreiben des GSG möglichst schnell (ev. 10 Minuten - ich erinnere mich nicht mehr so genau) nach Hause begeben musste, um nicht während der anschließenden Suche erwischt zu werden, ergibt sich jener rote Kreis in der Karte. Der Wohnort JTRs muss sich also in der Schnittfläche des gelben Ovals und des roten Kreises befinden - was bei Jacob Levy der Fall wäre... Ich erinnere mich, dass sogar diskutiert wurde, ob die Strecke Dutfield's Yard-Mitre Square überhaupt in der vorgegebenen Zeit zu schaffen sei. Daher halte ich 20 Minuten für eine recht gewagte Annahme.

6. Verflixt, ich kann mich jetzt nicht mehr genau dran erinnern, wie Holmes zu dieser Annahme kommt, gehe aber davon aus, dass es die "üblichen" Günde waren: Übung mit dem Messer, anatomisches Wissen, Blutflecken an der Kleidung könnte man erklären... Die Theorie, JtR sei Metzger gewesen, wurde schon öfters diskutiert, unter anderem im Butchers' Row-Thread. Der geneigte Leser mag sein eigenes Urteil fällen.

7. Das mag so gewesen sein. Die verschiedenen Zeugenaussagen sprechen ja durchaus dafür und die Vorstellung von JtR als Cape-und-Zylinder-tragenden Gentleman ist denkbar unsinnig, da man in solch einem Outfit in Whitechapel wohl extrem aufgefallen wäre. Wie aber schon bei den Topics 1 und 2: Als Ausschlußkriterium gibt das nicht viel her.

8. Auch hier bezieht man sich, wie bereits in Topic 4, ausschließlich auf die Aussagen von Lawende und Hyams und lässt alle anderen Zeugenaussagen, die einen größeren Mann beschreiben, außer acht.

9. Hier wird die Sache wieder interessant. Wir erfahren nämlich die Gründe für das GSG und die Organentnahme! Aber der Reihe nach. Jacob Levy wurde von seinem damaligen (jüdischen) Meister des Fleischdiebstahls beschuldigt und verurteilt. Danach sei er innerhalb der jüdischen Community ein Paria gewesen und gemobbt worden. Hieraus resultiere dann sein Hass auf die anderen Juden Whitechapels. Deshalb schrieb Levy das Grafitti in der Goulston Street, wo sein ehemaliger Meister wohnte. Was die Organentnahme angeht... Nun, Jacob war Metzger... Muss ich noch mehr sagen? Und NEIN, Ihr wollt ganz bestimmt nicht wissen, was er mit den Gebärmüttern machte! ...Oder doch? Nun gut, dann lasst es euch bei 5:46 von Holmes himself erklären: http://www.youtube.com/watch?v=y-rhtSqgRt0

10. Das dürfte im Eastend der Regelfall gewesen sein. Und weil er eben so arm war, konnte er sich nur die kostengünstigsten Prostituierten leisten. Dem steht aber dann MJK im Weg, die ja wohl schon eine etwas gehobenere Preisklasse darstellte (jung, hübsch, eigene Wohnung). Auf diesen Widerspruch wird im Game nicht eingegangen. Man könnte ihn damit wegerklären, dass MJK von einem anderen Täter ermordet wurde. Das halte ich aber für sehr unwahrscheinlich.

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Im Casebook-Forum läuft ein Thread namens "Jacob the Ripper" zu Mr. Levy:
http://forum.casebook.org/showthread.php?t=4238

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Personal Note:

Was mir zwar schon vorher theoretisch klar war, mir aber durch das Game noch einmal vor Augen geführt wurde, ist wie entsetzlich dunkel es offenbar z.T. an den Tatorten war. Speziell bei Polly Nicholls und Catherine Eddowes grenzt es schon an ein Wunder, dass JtR sie überhaupt getroffen hat, wenn man die Darstellung im Game zugrunde legt.

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Anhang 1: Beweisführung gegen Jacob Levy am Ende des Games


JD

  • Gast
Re: Jacob Levy
« Antwort #46 am: 04.05.2011 11:40 Uhr »
Sicherheitshalber (Dateigröße) habe ich die Anhänge mal zweigeteilt. Hier kommen:

Anhang 2: Karte

Anhang 3: Jacob Levy ingame

BG Holmes

  • Gast
Re: Jacob Levy
« Antwort #47 am: 29.07.2011 18:55 Uhr »
Hey ihr Suchenden

ich war eine lange Zeit nicht aktiv hier und seitdem ist viel passiert bei euch (oder auch nicht).. Ich habe das SH vs. JtR auch gezockt und ich frage mich, ob es jetzt noch jemanden da draußen gibt, dessen Hauptverdächtiger nicht Jacob Hyam Levy ist.

Die meisten von euch werden ja wohl ALLES darüber auf casebook gelesen haben. wenn nicht, dann holt das bitte nach.
Ich denke wir sollten uns nun, nachdem das so vielen als äußerst plausibel erscheint, mit dem WARUM beschäftigen.

Es wurden hier bereits Vergleiche mit ähnlichen Serienmorden getroffen. Der einzige, wirkliche ähnliche Typ Serientäter, den ich JtR zuordnen kann ist der des Peter Norris Dupas. Ein australischer Serienmörder.
Gibt es da draußen einen von euch, der die Geburtsurkunde von Jacob ("Jack") Hyam Levy the butcher ("the Ripper") auffindig machen könnte? oder denkt ihr, er ist eine nachträglich erfundene Figur, die da so gut passt, um von Höherem abzulenken??

PS: habe mir "From Hell" als Comic besorgt. total verstörende Lektüre.. ich verkaufe den Mist für 15€. Super Zustand. Bitte melden, wenn Interesse.

Sindragon

  • Gast
Re: Jacob Levy
« Antwort #48 am: 27.07.2012 18:09 Uhr »
Hallo ihr lieben und danke für die Freischaltung :)

Da der Thread mit Jacob Levy ja schon besteht post ich es einfach mal hier dazu :)

Die Infos hab ich hier aus dem Forum, Casebook, Infoseiten über Syphilis, Google und eigenen Vermutungen (z.b. der Zeitraum in dem er sich mit Syphilis angesteckt haben könnte) ^^
Ich hab das ganze mal zusammen gefast und Ausgearbeitet, und wollte mal eure meinung dazu hören.
Durch diese zusammen Fassung und das Ausarbeiten hat sich ergeben das ich Jacob Levy für meinen Hauptverdächtigen Nr.1 halte, wer weis vielleicht sieht das der ein oder andere von euch danach ja auch so :)


Jacob Levy

Geboren 1856, dementsprechendes Alter im Jahre 1888 ist 32. (Was ungefähr auf manche Zeugenaussagen passt)

Eltern Besasen eine Metzgerei in der Middlesex street 111.

Census von 1881 Levy und seine Frau mit 2 Kindern werden mit wohnhaft in der Fieldgate Street 11, Whitechapel aufgeführt. Als Beruf wird Metzger angegeben. (Die Fieldgate Street befindet sich in der nähe der Whitechapel Road, ich werde versuchen eine Karte auf denen die gebiete eingezeichnet sind noch anzuhängen)

1883-1886: Jacob Levy steckt sich bei einer Prostituierten mit Syphilis an, eine damals sehr verbreitete Krankheit. 1881 wird er bereits Verheiratet mit 2 Kindern angegeben. Die Kinder wurden demnach nicht durch die Mutter im Uterus angesteckt. Jacob Levy's Frau hatte Syphilis (es seiden sie hatten zwischen 1883/86-1890 keinen Geschlechtsverkehr und oder Küsten sich nicht, was ich für absolut unwahrscheinlich halte). Syphilis kann sich auch über Küssen übertragen, daraus lässt sich schließe das die Kinder auch Syphilis hatten, wer gibt seinen Kindern nicht ab und an mal einen Kuss vor allem im Kleinkind oder Kindesalter. Wen nicht von Jacob dann von seiner Frau.

10.März 1886: Er wurde zu 12 Monaten haft verurteilt, weil er seinem Meister Sampson(dem die Metzgerei gehörte) zusammen mit Phillips (Freispruch)  und Woolf (4 Monate), Fleisch stahl.

Fassen wir zusammen: Bis zu diesem Zeitpunkt geschah folgendes, Er steckte sich mit Syphilis an, Er infizierte seine Frau, diese wiederum (oder er selbst) infizierte seine Kinder. Syphilis führte damals oftmals zum Tot (Vor allem in solch armen Verhältnissen) also ist er für den Tot seiner ganzen Familie verantwortlich. Er stahl seinem Meister Fleisch und saß im Gefängnis. Das er schon zuvor, durch diese Ereignisse oder durch Syphilis Geisteskrank wurde ist denke ich egal. War er es schon vor diesen Ereignissen wurde es durch die Ereignisse (und Syphilis) nur weiter verstärkt.

5.4. - 19.4. 1886: Er begeht in diesem Zeitraum einen Selbstmord versuch (Er wollte sich erhängen). Ein Wärter merkt wie er öfters dinge vor sich hin murmelt.

21.5.1886: Er wurde im Gefängnis als Geisteskrank erklärt und in das Lunatic Asylum überliefert. Wo er am 3.2.1887 als Geheilt entlassen wird.

3.2.1887: Levy ist Frei.

18.Mai 1888: Levy's Mutter wird beerdigt, sie starb wohl ein paar tage zuvor. Alles kommt wieder hoch, seine Mutter hat er auch noch verloren, seine Familie wird an Syphilis sterben, die er sich bei einer Prostituierten einfing. Kurz darauf beginnen die Morde.

       
7. August 1888: Er tötet Martha Tabram als erstes Opfer, erste Mord und Verstümmelungs Erfahrungen.

31. August 1888: Er tötet Marie Ann Nichols, verstümmelungs versuche steigern sich.

8. September 1888: Er tötet Annnie Chapman, verstümmmelungen steigern sich erneut, das erste mal fehlen Organe ( Geschlechts Organe).

30. September 1888: Er tötet Elizabeth Stride konnte aber nicht mit dem verstümmeln beginnen da er wahrscheinlich von Louis Diemschutz, der mit einem karren und einem Pony die Strase entlang ging, gestört wurde. Wes halb er in der selben nacht eine weitere Frau ermordet.

30. September 1888: Er tötet Catherine Eddowes, in der selben Nacht wo er kurz zu vor Elizabeth Stride ermordete. Bei Catherine Edowes hatte er wieder genügen zeit sie zu Verstümmeln. Gedärme waren heraus genommen Gesicht zerstümmelt, Nase annähernd abgeschnitten, teile der Gebärmutter und die Mutterbänder wurden mit genommen, eine Niere wurde Entfernd und mit genommen. Ein stück der schürze fehlt. Man fand das stück der Schürze in der Goulston Street zusammen mit einer Kreide Nachricht, "Die Juden sind die Menschen, die nicht grundlos beschuldigt werden." Mr. Sampson, der von Levy und den anderen bestohlen wurde worauf hin Levy 12 Monate in den Knast/Lunatic Asylum muste, hatte in der Goulston Street seinen Laden. Vielleicht ein Racheakt an seinem Alten Meister, und er versucht es ihm in die Schuhe zu schieben. Vor dem Mord, um ca. 1:35 Uhr verliesen Joseph Lawende, Harry Harris und Joseph Hyam Levy den Imperial Clup in der Duke Street. An der Ecke zu einer Gase die zum Mitre Square führ, wo Catherine Eddowes ermordet wurde, sehen die 3 Männer eine Frau die sich mit einem Mann unterhielt. Bei en Zeugenaussagen er drei Männer verhielten sie sich sehr zurückhaltend. Joseph Hyam Levy sagte sogar gar nicht aus, wahrscheinlich kannte er Jacob Levy (Den er wohnte 1888 in der Hutchington Street 1, welche nur 60 Yards entfernd sei von der Middlesexstreet 36, wo Jacob Levy laut London Buisnes Directory, eingetragen als Metzger, einen Laden besaß.) oder war sogar mit ihm Verwandt. Bei der Gerichtlichen Untersuchung hingegen sagte er das der Mann ca. 3 Inch Größer war als die Frau. Catherine Eddowes war ca. 5 Fuß groß, der Mann dann also 5 Fuß 3 Inch groß, die Größe von Jacob Levy. (Er wurde in der akte der Nervenheilanstalt Stone in Kent mit dieser größe angegeben)
 

9. November 1888: Er tötet  Mary Jane Kelly. Mary Jane Kelly besaß ein eigenes Zimmer was ihm nur zu gute kam er konnte sie Problemlos töten und verstümmeln, des weiteren hatte er auch genug zeit (etwa 4 Stunden). Um 2 Uhr wurde sie zuletzt gesehen und um 6 Uhr Morgens hörte Mrs. Cox, eine anwohnerin, wie jemand ein Zimmer verlies . Sie ist sich aber nicht sicher ob es Kelly's Zimmer war da sie keine tür zuschlagen hörte. Um 10:45 Uhr wurde die Leiche gefunden. Was einen nur noch größeren Zeitraum ergiebt in dem die tat verübt worden konnte. Mary Jane Kelly wurde auf Brutalste art und weise verstümmelt, da er jezt genug zeit und passende Räumlichkeiten hatte. Sein verstümmelungs drang erreichte den höhe punkt und hier konnte er diesen frei ausleben. Das Herz von Kelly wurde nie Gefunden.
 

9. November 1888 – 15. August 1890: Jacob Levy hatte Syphilis woran er leztendlich auch Starb. In dem Zeitraum nach dem Mord an Mary Jane Kelly könnte sich die krankheit im 3. Staium befunden haben. Das 3. Stadium trit ca. 2-5 Jahre nach der Infektion ein. Gehen wir diesen Zeitraum zurück , hat er sich vermutlich zwischen 1883 und 1886 angesteckt. Im 3. Stadium befällt die Krankheit Herz und Nervensystem. Es treten geschwüre am ganzen Körper auf, in er Haut, Organen, Knochen, Blutgefäsen und Nervensystem. Es kann zu kardiologischen Problemen kommen, Herzinfarkt. Und es können Lebensberohliche Aneurysmen entstehen. Unter diesen umständen wäre er nicht in der lage gewesen weiter zu Morden, sein körperlicher zustand wäre dazu nicht in der lage. Durch hautauschläge wäre er zu dem auch viel zu auffälig.
 

15. August 1890: Jacob Levy wird als Geisteskrank in die Nervenheilanstalt Stone in Kent eingewiesen. Als beruf wurde weiterhin Metzger angegeben. Die Diagnose lautete "Manie" an der er schon seit längerem lit. Seine größe wurde mit 5 Fuss 3 Inch angegeben. Es heist sein Frau hätte, als er in Stone war geäusert: Er habe beinahe ihr Geschäft ruiniert, Er habe auch befürchtet jemandem etwas an zu tun, Er höre geräusche und stimmen, die ihm befehlen und ihn zwingen taten zu begehen, die er nicht mit seinem gewissen vereinbaren kann.
 

29. Juli 1891: Jacob Levy verstirbt am Abend an Syphilis.
 
1892: Die Akte wird Offiziel Geschlossen.



So was haltet ihr davon ? :)


Hier eine Karte, die Midlesex street, Fieldgate street, Duke street und Goulston street sind mit roten kreisen markiert.

Offline Lestrade

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Re: Jacob Levy
« Antwort #49 am: 24.06.2013 12:43 Uhr »
Im Casebook gibt es gerade Anstaltsaufzeichnungen von Jacob Levy zu sehen:

 http://forum.casebook.org/showthread.php?p=264846#post264846

Zwischen:

Rambling and incoherent talking. Restlessness & insomnia

Attempted suicide by strangling. Shouting, restless & talking at night. Violence. Incessantly talking of imaginary people.


und:

Jacob Levy is now of sound mind and fit for discharge.

liegen Monate.

Man sieht hier das Verhalten von Schizophrenen sehr gut und vor allem auch Phasen der Besserung.
Wer wartet mit Besonnenheit, der wird belohnt zur rechten Zeit...

Stordfield

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Re: Jacob Levy
« Antwort #50 am: 24.06.2013 16:35 Uhr »
Danke Sindragon !

Deine Zusammenfassung ist wirklich Klasse. Ich kann sie sehr gut gebrauchen. JtR sehe ich nicht in dieser Richtung, finde Deine Ausführungen trotzdem äußert interessant. Danke!

Gruß Stordfield

Stordfield

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Re: Jacob Levy
« Antwort #51 am: 24.06.2013 17:19 Uhr »
oh, fast vergessen Sindragon:

Mir gefällt es, wenn jemand gleich seine Quellen mitliefert. :good:

Offline Arthur Dent 2

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Re: Jacob Levy
« Antwort #52 am: 08.10.2015 22:06 Uhr »
Hallo alle zusammen!

Ich war schon vor ein paar Jahren einmal hier, weil mich Thomas Schachners Buch sehr fasziniert hat. Kürzlich habe ich es wieder gelesen und hier im Forum nachgeschaut, ob es interessante neue Aspekte oder Hypothesen zum Ripper-Fall gibt.

Dabei bin ich auf Jacob Levy gestoßen - und fand ihn einen interessanten Verdächtigen, dem m.E. zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird: Er war ein Metzger, der im Zentrum der Morde lebte, bald danach ins Irrenhaus kam und an den Folgen von Syphilis starb.
Insbesondere die Infos aus der Krankenakte fand ich spannend: er schlafe nun nachts nicht mehr, sondern wandere oft für Stunden ziellos umher. Auch befürchte er, jemandem etwas anzutun. Er höre Geräusche und Stimmen, die ihm befehlen und ihn zwingen Taten zu begehen, die er nicht mit seinem Gewissen vereinbaren könne.

Aufgrund von Lestrades großen Engagement, Infos zur Kozminski-Hypothese zusammenzutragen, habe ich dann selbst damit begonnen, mithilfe des Buches, dieses Forums und dem Casebook mal alles zusammenzutragen, was ich zu Jacob Levy als möglichem Tatverdächtigen finden konnte, und dies zusammen mit eigenen Überlegungen zu einer Levy-Hypothese zusammengefügt.

Je mehr ich zusammengetragen habe, desto mehr habe ich mich gewundert, warum Levy in der Täterdiskussion bisher eher stiefmütterlich behandelt wurde. Denn m.E. passt Levy viel besser ins Profil als so manch anderer, über den spekuliert wurde (z.B. Sickert, Druitt oder Maybrick).

Daher möchte ich meine Levy-Hypothese im Folgenden mal als Ganzes präsentieren und zur Diskussion stellen.

MfG, Arthur Dent



P.S. Ich bitte im Voraus um Nachsicht bei allen Mitforisten, aus deren Beiträgen ich mich schamlos bedient habe, um das Material zusammenzutragen.  ;)

Offline Arthur Dent 2

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Re: Jacob Levy
« Antwort #53 am: 08.10.2015 22:30 Uhr »
Jack the Ripper – Tatverdächtiger Jacob Levy


Jacob Levy wurde 1856 als Sohn des Metzgers Joseph Levy im Londoner Eastend geboren, lebte und arbeitete im Viertel und wurde 1890 aufgrund der Folgen einer fortschreitenden Syphilis-Erkrankung in eine Nervenheilanstalt eingewiesen.

Beruf Metzger:
Sowohl im Census als auch im London Business Directory wird als Beruf von Jacob Levy Metzger angegeben.

Für moderne Profiler ist das Töten von Tieren am Anfang der mörderischen Karriere typisch für die Biographie von Serienkillern, ein Metzgerjunge wächst damit auf und kann seine pathologische Veranlagung durch seine Berufswahl zugleich entwickeln, ausleben und kaschieren. 
Angesichts der Art der Verletzungen bei den Opfern gehen Gerichtsmediziner und Polizei damals wie heute davon aus, dass JTR zumindest grundlegende anatomische Kenntnisse besaß und auch bei schlechtem Lichtverhältnissen sicher mit einem Messer umgehen konnte. Kenntnisse über Anatomie und das Zerlegen von Körpern hatten damals vor allem beruflich damit beschäftigte Gruppen wie Chirurgen oder Schlachter - demnach könnte JTR also Metzger gewesen sein. Dies war z.B. die Meinung von Dr. Frederick Gordon Brown, der Catherine Eddowes untersuchte, und auch von Dr. George Bagster Phillips, der Annie Chapman obduzierte.
Die Tatwaffe soll Gerichtsmedizinern zufolge eine lange, schmale, gerade Klinge gehabt haben, wie sie typisch zum professionellen Zerlegen von Körpern ist, z.B. sog. Amputationsmesser von Chirurgen oder ähnliche Metzgerklingen.
Der Kehlenschnitt deutet ebenfalls auf einen Metzger hin, der es gewohnt ist, so das Schlachtvieh zu töten. Das Töten geschah schnell und effizient, die Verstümmelungen wurden post mortem zugefügt und von Opfer zu Opfer umfangreicher - womit das Töten vor allem Mittel zum Zweck, das eigentliche Ziel hingegen offenbar das Eröffnen und Ausweiden des Unterleibs der Opfer war. Organentfernungen unter Zeitdruck und bei sehr schlechten Lichtverhältnissen, ohne sich total mit Blut zu versauen, spricht für Erfahrungen im Schlachterhandwerk.
Ein Indiz dafür ist auch, dass der Ripper seine Opfer i.d.R. bis zur Bewusstlosigkeit bzw. zum Kreislaufkollaps würgte, bevor er das Messer ansetzte. Offenbar wusste er aus Erfahrung, dass ansonsten das Blut aus den Arterien kräftig spritzen würde, es so aber relativ langsam aus den Wunden rann. Dies verhinderte, dass er selber allzusehr vollgeblutet wurde und erleichterte die Entnahme der Organe, die ansonsten in ein Meer von Blut getaucht gewesen wären.


Motiv Syphilis:
Irgendwann im Zeitraum von 1884 bis 1886 muss sich Jacob Levy mit Syphilis angesteckt haben, die dann 1891 als Todesursache diagnostiziert wurde - vermutlich hat er sie sich wie viele Männer bei einer Prostituierten eingefangen.
Der Zeitraum ergibt sich zurückgerechnet aus dem statistischen Verlauf der Erkrankung: Da er im August 1890 in die Nervenheilanstalt City of London Asylum at Stone in Kent eingeliefert wurde, wo er ein Jahr später an den Folgen der Syphilis starb, dürfte die Krankheit spätestens im ersten Halbjahr 1890 in ihr letztes Stadium eingetreten sein, wobei Levy aber schon die beiden Jahre zuvor unter den Auswirkungen der Krankheit gelitten haben dürfte.
 
Die Infektion mit Syphilis durch eine Prostituierte wird von modernen Profilern als plausibles Motiv für die Morde von JTR angesehen: Es erklärt die Wahl der Opfer und die Verstümmelungen im Unterleib.
Darüber hinaus führte unbehandelte Syphilis zu einer chronischen Hirnentzündung; sensitive oder psychische Veränderungen wurden von den Ärzten damals oft beschrieben, so u.a. auch Gewaltausbrüche, eine übermäßige Steigerung der Libido und verschiedene Arten von Wahrnehmungsveränderungen.
Gut möglich, dass der Ripper sich zuerst gar nicht bewusst dafür entschieden hatte, auf Prostituiertenmord zu gehen, sondern dass die erste Tat eine Affekthandlung war, als er zufällig erneut auf eine Prostituierte traf, die ihn an die Überträgerin erinnerte, und seine ganze Wut über die Infektion wieder hochkam. Weil ihm diese erste Tat Befriedigung verschaffte, zog er danach dann regelmäßig los. Somit könnte Martha Tabram sein erstes Opfer gewesen sein, auf die "nur" eingestochen wurde, noch ohne sie auszuweiden (s.u.). 


Auswahl der Opfer:
Es gab weit über 1000 Gelegenheitsprostituierte in Whitechapel, die ohne Schutz durch einen Zuhälter nachts auf den Straßen nach Kunden suchten - und sie waren eine häufige Ansteckungsquelle für Syphilis.

JTR hatte damit nicht nur eine große Auswahl an potentiellen Opfern, Prostituierte vom Straßenstrich sind auch leichte Opfer, weil sie für das Sexgeschäft freiwillig mit fremden Männern an Orte gehen, wo sie mit ihnen allein sind, und dem Mörder damit auch noch unbeabsichtigt helfen, einen geeigneten Tatort zu finden. Eine zeitaufwendige und vor allem riskante Ausspähung und Verfolgung potentieller Opfer ist nicht notwendig, da sie in der Öffentlichkeit auf Freier warten und oft sogar selber auf potentielle Kunden zugehen.


Nähe zu Opfern:
Die Adresse von Jacob Levys Eltern lautete Middlesex Street 111, er selbst war im Jahr der Morde laut London Business Directory von 1888 in der Middlesex Street 36 gemeldet.
Alle kanonischen fünf Opfer von JTR waren verarmte Gelegenheitsprostituierte, die alle in Armenunterkünften in einem kleinen Umkreis nur etwa 300-400 Meter nordöstlich von Levys Adresse übernachteten und in einem fußläufigen Oval um seinen Lebensmittelpunkt herum getötet wurden. Martha Tabrams letzte Adresse war Satchell's Lodging House in der George Street etwa 300 Meter östlich von der der Middlesex Street (s.u.).

Levy ist in der von modernen Profilern ermittelten Comfort Zone von JTRs Aktivitäten aufgewachsen und wohnte auch als Erwachsener noch dort. Er kannte sich also seit Kindertagen bestens in Whitechapel aus, fiel dort nicht auf und wusste sich angemessen zu verhalten.
Sowohl für die zeitgenössischen als auch die modernen Ermittler war JTR mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ein Einheimischer mit guter Ortskenntnis, was es ihm ermöglichte, sich schnell und unauffällig zu bewegen und die Polizeistreifen zu meiden, um bei seinen Taten und auf der Flucht nicht erwischt zu werden und relativ schnell von der Straße zu verschwinden.
Als Metzger hatte Levy eine nahegelegene Rückzugsmöglichkeit, die ein Versteck für blutverschmierte Kleidung und Messer bot. Blut an seiner Kleidung und Messer waren wegen seines Berufes alltäglich und erklärbar, nicht schon per se verdächtig. Organe der Opfer konnten unter Metzgerware getarnt werden.
Außerdem bot der traditionelle Petticoat Lane Street Market in der Middlesex Street eine große Auswahl an günstiger Second-Hand-Kleidung zum Wechseln - und dort will der Zeuge George Hutchinson den Verdächtigen vom Kelly-Mord erneut gesehen haben (s.u.).


Verbindung zu Zeugen:
Im Census der Jahre 1851, 1861 und 1871 ist für eben diese Middlesex Street 36 der Metzger Hyam Levy eingetragen, der dort mit seiner Frau Frances und seiner Familie wohnte, 1881 ist dann seine Witwe Frances als Haushaltsvorstand und Metzger eingetragen. Die beiden sind laut Casebook die Eltern jenes Joseph Hyam Levy, der später als Zeuge zum Mord an Catherine Eddowes vernommen wurde. Joseph Hyam Levy arbeitete 1888 selbst als Metzger nur rund 50 Meter von Jacob Levy entfernt in der Hutchinson Street 1, einer Gasse, die in die Middlesex Street mündet.

Mehrere Levys, die sich nicht nur in unmittelbarer Nachbarschaft befanden und der gleichen Branche angehörten, sondern nacheinander auch dieselbe Metzgerei betrieben: Es ist so gut wie sicher, dass sie sich zumindest gekannt haben. Folgt man den Familiendaten des Census, so ein Beitrag im Ripperologist, könnten Jacob und Joseph sogar verwandt gewesen sein. Machte der Zeuge Joseph bei der Vernehmung zum Mordfall Eddowes deshalb so merkwürdige Andeutungen und den Eindruck, er wisse mehr als er zugeben wollte (s.u.)?


Kriminelle Vorgeschichte:
Am 10. März 1886 wird Jacob Levy laut Eintrag beim Central Criminal Court zu 12 Monaten Gefängnis verurteilt, weil er zusammen mit zwei anderen Männern dem Metzgermeister Hyman Sampson Fleisch gestohlen hatte. Als Sampsons Adresse wird im Polizeibericht Middlesex Street 35 genannt, seine Metzgerei lag zwei Jahrzehnte lang in der Parallelstraße Goulston Street 58.

Eine kriminelle Vorgeschichte ist modernen Profilern zufolge typisch für Serienmörder.
Der Ort des Diebstahls liegt zudem in JTRs Comfort Zone, zwischen den Tatorten des Double Event und in der Parallelstraße zu Levys Adresse.
Zudem wurde ein Stück von Eddowes blutverschmiertem Rock in der Tatnacht am Hauseingang des Gebäudes Wentworth Buildings 108-119, Goulston Street, gefunden, unter dem berüchtigten antisemitischen Graffiti (von dem allerdings unklar ist, ob es von JTR stammte).
Falls Jacob Levy der Ripper war, so könnte die Platzierung ein Versuch gewesen sein, die Polizei in die falsche Richtung weiter nach Osten zu lenken - weg von ihm in der Middlesex Street.
Auch Rache an seiner Gemeinde, die sich wegen des Diebstahls von ihm abgewandt hatte, könnte möglich sein, denn laut Superintendent Thomas Arnold wohnten viele Juden dort.


Anzeichen psychischer Instabilität:
Bereits kurz nach seiner Verurteilung begeht Levy im April 1886 einen Selbstmordversuch im Holloway Prison, der jedoch scheitert.
Am 21. Mai 1886 wird er aufgrund des Suizidversuchs und seltsamer Murmeleien für geisteskrank erklärt und in das Essex County Asylum überführt. In den Akten dort wurde festgehalten, er habe gejammert, Irresein sei in seiner Familie erblich, schon sein Bruder habe Selbstmord begangen.
Am 3. Februar 1887 wird Levy dann wieder aus der Anstalt als "geheilt" entlassen.

Offenbar war die Verurteilung so traumatisierend, dass sie zu einem Nervenzusammenbruch führte - vermutlich weil nun sein Ruf in der Gemeinde schwer beschädigt war und die Gefängnisstrafe negative Auswirkungen auf sein Geschäft und seine sozialen Beziehungen hatte.
Diese Entwicklung ist ein deutliches Indiz der beginnenden psychischen Zerrüttung mit der Bereitschaft zu Grenzüberschreitung, kriminellem Verhalten und Gewalt (wenn auch zunächst gegen sich selbst gerichtet).


Möglicher finaler Stressauslöser:
Am 18. Mai 1888 wird Jacob Levys Mutter beerdigt.

Nachdem seine Verurteilung und Einweisung bereits zur Distanzierung seiner Gemeinde geführt haben dürfte, und auch seine Ehe davon und von der Syphilis belastet gewesen sein wird, stirbt nun auch noch eine der wichtigsten Bezugspersonen im Leben eines Menschen.
Für moderne Profiler ist dies ein klassischer Stressauslöser zum Start in eine mörderische Karriere. Ziel der Aggression wird diejenige Gruppe, der der Täter die Verantwortung für sein Schicksal gibt: die Prostituierten von Whitechapel, bei denen er sich mit Syphilis angesteckt hat.


Die Mordserie

Dienstag, 7. August 1888: Martha Tabram im George Yard
Tabram wurde im Treppenhaus des George Yard Buildings 37 vermutlich das erste Opfer von JTR.
Tabram war auf einer Kneipentour mit ihrer Bekannten Mary Ann Connely ("Pearly Poll") und zwei Soldaten. Gegen 0 Uhr trennten sich die Pärchen um Sex zu haben, Connely ging mit dem Corporal zur Angel Alley, und Tabram verschwand mit dem Private in den George Yard.
Gegen 1.40 Uhr stieg das Ehepaar Elizabeth und Joseph Mahoney das Treppenhaus zu ihrem Zimmer hinauf und sah nichts. Auch als Elizabeth Mahoney es kurz darauf wieder durchquerte, um in einem Shop in der Thrawl Street etwas zu Essen zu kaufen, lag Tabram noch nicht da.
Tabram wurde mit einem Stich ins Herz getötet und mit insgesamt 39 Messerstichen in Brust und vor allem Unterleib traktiert. Sie lag auf dem Rücken, ihre Kleider waren hochgeschoben und ihre Beine gespreizt, ebenso wie bei den kanonischen Ripper-Opfern.
Gefunden wurde die Leiche auf dem Absatz des ersten Stocks gegen 4.45 Uhr durch Bewohner John Saunders Reeves, nachdem bereits Bewohner Alfred George Crow gegen 3.30 Uhr Tabram für einen schlafenden Obdachlosen gehalten hatte. Damit muss die Tatzeit zwischen 1.45 Uhr und 3.30 Uhr liegen. Reeves suchte eine Polizeistreife und fand Constable Thomas Barrett auf seiner Runde.

Der Soldat dürfte wohl der Letzte gewesen sein, der Tabram lebend gesehen hat, konnte aber weder von "Pearly Poll" noch von Constable Barrett bei Gegenüberstellungen identifiziert werden, obwohl letzterer auf seiner Streife durch die Wentworth Street gegen 2 Uhr einen Private der Grenadier Guard am Nordende des George Yard stehen sah und ihn ansprach. Der Private sagte dem Polizisten, er warte auf einen Kameraden, der mit einem Mädchen unterwegs sei, darauf ging Barrett weiter seine Streife, bis er drei Stunden später von Reeves zum Tatort gerufen wurde.
Der unbekannte Soldat könnte also den Mord verübt haben, dennoch war er aber wahrscheinlich nicht der Täter: Rund zwei Stunden für Sex mit einer älteren, unattraktiven Prostituierten an einem öffentlich zugänglichen Ort erscheint doch ein ziemlich langer Zeitraum. Wenn sie so lange im Treppenhaus von Nr. 37 gewesen wären, wäre wohl auch das Ehepaar Mahoney oder ein anderer Bewohner auf beide gestoßen.
Zudem hätte ein blutbefleckter Mörder wohl kaum in unmittelbarer Nähe des Tatorts auf seinen Kameraden gewartet und so entspannt auf Polizist Barrett reagiert. Barrett jedenfalls kam nichts an ihm und seinem Verhalten verdächtig vor.
Wahrscheinlicher ist, dass sich Tabram nach 1.45 Uhr noch mit einen anderen Mann - eben dem Ripper - in den George Yard zurückgezogen hat.

Erkenntnissen der modernen Kriminologie zufolge stammt das erste Opfer eines Serientäters oft aus seinem näheren räumlichen Umfeld.
Tabrams letzte bekannte Adresse war Satchell's Lodging House in der George Street, und die Kneipentour endete vor den George Yard Buildings. Levys Heim in der Middlesex Street 36 liegt  nur rund 300 Meter oder etwa 3-4 Minuten Fußweg von beiden Orten entfernt.
Der Profiler William Eckert: "Nachdem der erste Mord geschehen war, in dessen Nähe der Mörder wahrscheinlich lebte, zog er weiter." In diesem Fall in die Buck's Row.


Freitag, 31. August 1888: Marie Ann Nichols in der Buck's Row
Nichols übernachtete zuletzt im White House Nachtasyl in der Flower and Dean Street 56.
Gegen 2.30 Uhr wurde Nichols zuletzt lebend gesehen von ihrer Bekannten Emily Holland an der Ecke Osborn Street / Whitechapel High Street, fast einen Kilometer vom Tatort entfernt, bevor sie betrunken auf der Whitechapel Road weiter Richtung Osten wankte.
Bis ca. 3.20 Uhr kamen nacheinander die Polizisten Neil, Thain und Kirby auf ihren Runden durch die Buck's Row, ohne etwas Verdächtiges zu sehen.
Gegen 3.45 Uhr fanden dann Charles Andrew Cross und Robert Paul auf ihrem Weg zur Arbeit die Leiche von Nichols vor einem verschlossenen Tor (vermutlich hatte der Täter vergeblich versucht, mit ihr in den Hof zu gelangen). Die Tatzeit muss also zwischen 3.20 Uhr und 3.45 Uhr betragen.

Cross war als erster und allein am Tatort, bis Paul kurz darauf dazustieß. Somit könnte Cross der Täter gewesen sein, zumal seine Zeitangaben nicht stimmen können: Er gehe gewöhnlich gegen 3.30 Uhr von zuhause los, sagte er aus, habe diesmal aber sogar früher gegen 3.20 Uhr das Haus verlassen. Von seiner Adresse in der Doveton Street bis zum Tatort brauchte man aber gerade mal 10 Minuten - es fehlt eine ganze Viertelstunde. Zudem liegen alle Tatorte JTRs auf den Wegen zwischen der Wohnung von Cross, seiner Arbeit als Fleisch-Auslieferer in der Broad Street und dem Wohnort seiner Mutter.
Allerdings hätte Cross, als er die Schritte von Paul hörte, einfach nach Westen verschwinden können, ohne erkannt zu werden, statt auf ihn zu warten: Es sind rund 100 Meter vom östlichen Ende der Buck's Row bis zum Tatort und es war noch dunkel. Bis zu den Querstraßen im Westen als Fluchtwege sind es weniger als 50 Meter. Stattdessen wartete er und ging mit Paul einen Polizisten suchen. Außerdem lebte er noch mehr als 30 Jahre nach dem Ende der Morde als unbescholtener und gesunder Bürger weiter. Daher war Cross wohl eher nicht der Ripper.   

Was Jacob Levy betrifft: Der Tatort ist zwar rund 1300 bis 1400 Meter und damit etwa 16-18 Minuten Fußweg von Levys Adresse in der Middlesex Street 36 entfernt.
Aber Nichols übernachtete im White House Nachtasyl in der Flower and Dean Street 56, und trieb sich bis 2.30 Uhr in der Umgebung der Hauptverkehrsader Whitechapel High Street herum, beides nur rund 300 Meter von Levys Adresse entfernt.
Es ist kriminologisch plausibel, dass JTR auf seiner Jagd auch das anonyme Gewimmel der Hauptverkehrsadern Whitechapel Street und Commercial Street nutzte und beobachtete, ob ein potentielles Opfer in ruhigere Nebenstraßen abbog, um ihr dahin zu folgen. Zudem erscheint es vernünftig, diesmal nicht allzu nah beim eigenen Heim zuzuschlagen.

Vielleicht war JTR auch gar nicht auf seine eigenen vier Wände als sichere Zuflucht eingeschränkt, sondern konnte an verschiedenen Orten unauffällig von der Straße verschwinden. Interessant an der Metzger-Theorie ist nämlich, dass sich in der Nähe von mindestens drei Tatorten Schlachthäuser befanden: Zwei Harrison, Barber & Co Slaughterhouses, eines in der Winthrop Street, Parallelstraße zum Tatort Buck´s Row, und im Barber´s Yard nahe Tatort Hanbury Street, sowie ein Schlachthaus in der Harrow Alley, Eingang von der Butcher's Row, Nahe Tatort Mitre Square. Da in diesen auch über Nacht gearbeitet wurde, hätte ein Metzger dort als Einkäufer für sein Geschäft auftreten oder als Schlachter arbeiten können. Das Tragen seiner Arbeitsgeräte und blutverschmierter Arbeitskleidung wäre dort nicht per se verdächtig.


Samstag, 8. September 1888: Annie Chapman in der Hanbury Street
Chapman verbrachte ihre letzten Nächte in der Crossingham's-Unterkunft in der Dorset Street 35.
Gegen 1.50 Uhr verließ sie das Asyl Richtung Norden in die Brushfield Street.
Gegen 5.30 Uhr am frühen Morgen wurde Chapman zum letzten Mal lebend gesehen, und zwar von der Zeugin Elizabeth Long. Unmittelbar vor dem Tatort in der Hanbury Street 29 nur etwa 300 Meter vom Asyl entfernt soll sie laut Longs Aussage mit einem Freier gesprochen haben:
"Willst du?" - "Ja."
Long beschreibt den Verdächtigen wie folgt: Knapp 40 Jahre alt, etwas größer als Chapman, dunkler Mantel und tief ins Gesicht gezogener dunkler Hut, fremdländisches Aussehen.
Etwa zur selben Zeit geht Albert Cadosch aus dem Nachbarhaus Nr. 27 in seinen Hinterhof zur Toilette, als er danach ins Haus zurück will, hört er vom Hof nebenan zunächst ein leises "No" und wenige Minuten später bei seinem Aufbruch zur Arbeit etwas gegen den Zaun stoßen.
Gegen 6 Uhr wurde Chapmans Leiche im Hinterhof vom Bewohner John Davies entdeckt.
Die Tatzeit liegt also zwischen 5.30 Uhr und 6 Uhr, und die Zeugin Long hat damit wohl den Ripper bei Chapman gesehen.

Da die Tatzeit bereits nahe der beginnenden Morgendämmerung und dem wieder einsetzenden "Berufsverkehr" in den Straßen liegt, hatte JTR nicht viel Zeit, aus der Öffentlichkeit zu verschwinden, bevor es richtig hell wurde.
Der Tatort ist rund 700 Meter oder etwa 8-9 Minuten Fußweg von Levys Adresse in der Middlesex Street 36 entfernt.

Interessant ist auch ein bekannt gewordener Zwischenfall im Prince Albert Pub an der Ecke Brushfield Street / Steward Street, etwa 200 Meter westlich vom Tatort:
Am frühen Morgen tauchte laut Aussagen der Inhaberin Mrs. Fiddymont ein Mann auf, dessen Erscheinung Mrs. Fiddymont und ihrer Freundin Mary Chappell Angst machte: Er trug einen dunklen Mantel, hatte seinen Hut tief ins Gesicht gezogen, sein Hemd war gerissen und er hatte offenbar Blutflecken auf seinem rechten Handrücken. Als er bemerkte, dass er kritisch beäugt wurde, drehte er sich weg, trank sein Bier in einem Zug aus und verließ den Pub sofort wieder. Mary Chappell folgte dem Mann in die Brushfield Street, stellte fest, dass er Richtung Westen ging und wies den Passanten Joseph Taylor auf den Mann hin.
Die drei wurden später von der Polizei zu zwei Gegenüberstellungen geladen, aber unter den vorgeführten Verdächtigen erkannten sie den Mann nicht wieder.
Bemerkenswert daran ist, dass nahe der Brushfield Street die Sandy Bow geradewegs zur Middlesex Street hinunter führt.


24. September 1888: Der erste Bekennerbrief
Durch die Grausamkeit der Morde und die Sensationsberichterstattung der Zeitungen nahm die öffentliche Aufmerksamkeit sprunghaft zu und Hysterie breitete sich in Teilen der Bevölkerung aus.  In der Folge davon erreichten Dutzende angebliche Bekennerschreiben die Polizei und die Presse.
Das erste davon war an Polizeichef Sir Charles Warren selbst adressiert, seine Existenz wurde damals geheim gehalten. Es lautete:
"Dear Sir,
ich würde gerne aufgeben, ich befinde mich in einem Albtraum. Ich bin der Mann, der alle diese Morde in den letzten sechs Monaten begangen hat. Mein Name ist (mit der Zeichnung eines Sargs unkenntlich gemacht). Ich bin ein Schlachter und arbeite bei (mit zwei Balken unkenntlich gemacht). I have found the woman I would that is Chapman and I done what I called slautered her (?). Aber wenn jemand kommt, werde ich aufgeben. Aber ich werde nicht von selbst zur (Polizei-)Station gehen. Hochachtungsvoll (mit der Zeichnung eines Sargs unkenntlich gemacht)."
Rückseite:
"Haltet das Viertel sauber, oder ich werde ihm einen Besuch abstatten. (Zeichnung eines Messers) Dies ist das Messer, mit dem ich die Morde begangen habe. Es hat einen schmalen Griff mit einer langen Klinge, beide Seiten scharf."

Die meisten Bekennerbriefe wurden von der Polizei schon damals als geschmacklose Scherze von Trittbrettfahrern abgetan, nur wenige wurden ernst genommen. Selbst die berühmt gewordenen Briefe, in denen der Mörder sich angeblich den Namen "Jack the Ripper" gab (der "Dear Boss"-Brief und die "Saucy Jacky"-Postkarte) werden inzwischen für Fakes gehalten und sollen aus der Feder ebenjenes Sensationsreporters Thomas Bulling von der Central News Agency stammen, welche die Briefe der Polizei übergab.
Jener erste Brief aber erscheint bemerkenswert: Erstens bezeichnet sich der Autor selbst als Schlachter. Zweitens ist er nicht verhöhnend, sondern scheint der Hilferuf eines kranken Menschen zu sein, der in einer tiefen inneren Zerrissenheit gefangen ist - so wie der Zustand Jacob Levys bei der Einlieferung ins Irrenhaus von seiner Frau beschrieben wurde.
Der Satz mit Chapman ist aufgrund seiner Formulierungen und der fehlenden Satzzeichen verwirrend, aber "and I done what I called" könnte bedeuten: "und ich habe getan, was mir befohlen wurde" - was ein Hinweis auf die befehlenden Stimmen sein könnte, die ein Wahnkranker oft hört, und von denen Levys Frau sprach (s.u.).


Sonntag, 30. September 1888: Nacht des Double Event
Mord an Elizabeth Stride in der Berner Street 40/42, etwa 45 Minuten später an Catherine Eddowes auf dem Mitre Square.

Stride übernachtete bis zu ihrem Tod im Armenasyl in der Flower and Dean Street.
Zwischen 0.35 und 0.45 Uhr sahen mehrere Zeugen (Polizist William Smith, Anwohner James Brown, Zeuge Israel Schwartz) Stride mit einem Mann in der Nähe des Berner Street Clubs. Beschrieben wird er übereinstimmend als knapp 1,70 groß, etwa 30 Jahre alt, heller Teint, Schnauzbart, dunkler Mantel und Schirmmütze. Polizist Smith bemerkte zudem ein Päckchen in seiner Hand.
Der aus Norden von der Commercial Road vorbeikommende Israel Schwartz will sogar eine Auseinandersetzung wahrgenommen haben, weswegen er schnell weitergegangen sei, sagte er später der Polizei. Der Mann habe die Frau am Tor zum Dutfields Yard zu Boden geworfen, die Frau habe kurz aufgeschrien. Als er zurückgeblickt habe, sei gerade ein anderer Mann mit einer Pfeife aus dem nahen Pub gekommen und es habe eine kurze verbale Auseinandersetzung mit dem Verdächtigen gegeben, bis der Verdächtige "Lipski" gerufen habe. Da sei der andere auf Schwartz zugegangen und Schwartz sei aus Angst weggelaufen.
Gegen 1 Uhr dann wurde Strides Leiche vom Verwalter des Clubs, Louis Diemschütz, im Torweg des Dutfield Yard neben dem Club gefunden. Im Gegensatz zu den anderen Opfern wurde ihr nur die Kehle durchgeschnitten, aber offenbar wegen der Störung durch die Zeugen keine Verstümmelungen des Unterleibs mehr vorgenommen.

Als plausibelste Interpretation dieser Szene scheinen Schwartz und der Mann mit der Pfeife mitten in den Angriff des Rippers hineingeplatzt zu sein. Weil Schwartz schon auf der Flucht war, als der Pfeifenraucher auf die Straße kam, tat der Mörder offenbar so, als sei er ein unschuldiger Helfer und konnte den anderen Mann mit dem Ausruf "Lipski" davon überzeugen, dass der nach Süden flüchtende Schwartz der Angreifer gewesen sei, so dass "Pipeman" die Verfolgung von Schwartz aufnahm (leider konnte "Pipeman" nie identifiziert werden).
Lipski war ein Jude aus dem Viertel, der 1887 wegen Mordes verurteilt worden war - und sein Name war in antisemitischen Kreisen zum Schimpfwort gegen Juden im allgemeinen und zum Synonym für Mörder im speziellen geworden.
Indem der Mörder den einen Zeugen so auf den anderen hetzte, konnte er vom Tatort (vermutlich über die Batty Street, wo später blutige Wäsche gefunden wurde) schließlich nach Norden in die Commercial Road fliehen. Er wollte angesichts der Beinahe-Entlarvung mit ziemlicher Sicherheit zu seinem Versteck zurück - und in der Richtung, die er einschlug, liegt die Middlesex Street.
Da JTR aber sein eigentliches Ziel - die Verstümmelung - bei Stride nicht mehr umsetzen konnte, suchte er, als er sich wieder sicher fühlte, schließlich ein weiteres Opfer.


Eddowes und ihr Mann John Kelly lebten überwiegend im Armenhaus "Cooney's" in der Flower und Dean Street 55.
Gegen 1 Uhr wurde Eddowes aus der Ausnüchterungszelle der Polizeistation Bishopsgate Street entlassen und ging Richtung Süden, höchstwahrscheinlich die Houndsditch entlang zurück zur Aldgate High Street, wo sie den frühen Abend verbracht hatte.
Gegen 1.30 Uhr checkte Constable Edward Watkins auf Streife den Mitre Square, ohne etwas  Verdächtiges festzustellen.
Etwa um diese Zeit verließen Joseph Lawende, Harry Harris und Joseph Hyam Levy den Imperial Club, Duke Street, schräg gegenüber der Church Passage zum Mitre Square, und sahen einen Mann und eine Frau am Eingang der Passage in einem leisen Gespräch.
Der Zeuge Lawende beschrieb den Mann wie folgt: Etwa 30 Jahre alt, knapp 1,70 Meter groß, blasser Teint, heller Schnauzbart, durchschnittlicher Körperbau, graue Jacke, graue Stoffkappe und rötliches Halstuch, sah wie ein Seemann aus (wobei aber Seemänner selten "blassen Teint" haben).
Gegen 1.38 Uhr ging Constable James Harvey durch die Church Passage und schaute in den dunklen Mitre Square, sah jedoch nichts und kehrte auf seine Runde zurück.
Gegen 1.45 Uhr kam Constable Edward Watkins von der anderen Seite (Mitre Street) wieder durch den Hauptzugang in den Mitre Square und entdeckte beim Herumleuchten mit seiner Lampe die tote Eddowes in einer dunklen Ecke liegen.
Laut Inspector Robert Sagar von der City Police soll ein Polizist (vermutlich Watkins) kurz zuvor gesehen haben, wie ein Mann aus der Mitre Street in östliche Richtung verschwand. Aufgrund der Sichtung dieses Mannes liefen anschließend Polizisten durch Gravel Lane und Stoney Lane, um Hinweise auf den Fluchtweg des Mörders zu finden - dieser Weg führt in die Middlesex Street und weiter in die Goulston Street.
Einer davon war Detective Constable Daniel Halse, der mit zwei Kollegen gegen 1.55 Uhr an der Ecke Houndsditch bei St. Botolph's Church stand und aufgrund der Alarmierung in den Mitre Square kam. Nachdem Halse Instruktionen zur Befragung der Anwohner gegeben hatte, eilte er zuerst in die Middlesex Street und, weil er dort niemanden sah, weiter in die Wentworth Street, wo er zwei Passanten überprüfte. Gegen 2.20 Uhr checkte er die Goulston Street, um nach vergeblicher Suche zum Mitre Square zurückzukehren.
Gegen 2.55 Uhr schließlich fand Constable Alfred Long auf seiner Runde ein Stück der blutigen Schürze von Eddowes im Hauseingang der Wentworth Dwellings 108-119, Goulston Street. Darüber an der Wand stand mit Kreide der Satz: "Die Juden sind die Menschen, die nicht grundlos beschuldigt werden." Long zufolge soll die Schürze auf seiner vorherigen Runde gegen 2.25 Uhr noch nicht dort gelegen haben. Ob das antisemitische Graffiti zuvor schon da gewesen war, wusste er nicht.

War Levy der Ripper, wäre er nach der unterbrochenen Tat an Stride in Richtung der Middlesex Street geflüchtet, um schnell von der Straße verschwinden zu können, dann aber mit oder ohne einen Zwischenstopp zuhause weiter Richtung Westen gezogen, wo er in der Houndsditch oder Duke Street den Weg von Eddowes kreuzte.
Er hätte auch nach dem Mord an Eddowes zuhause einen Zwischenstopp einlegen können, um Blut, Messer, Gebärmutter und Niere loszuwerden und sich umzuziehen, bevor er die Schürze platzieren ging, um eine falsche Spur zu legen.
Die Berner Street ist rund 700 Meter oder etwa 8-9 Minuten Fußweg von Levys Adresse in der Middlesex Street 36 entfernt.
Die Strecke zwischen Berner Street und Mitre Square beträgt rund 1000 Meter oder etwa 12-15 Minuten Fußweg.
Die Strecke zwischen Mitre Square und Middlesex Street 36 beträgt rund 300 Meter oder etwa 3-4 Minuten Fußweg.

Die Strecke vom Mitre Square zur Goulston Street beträgt nur rund 500 Meter oder 6-7 Minuten. Entweder haben die Polizisten Halse und Long die Schürze gegen 2.25 Uhr übersehen, oder JTR hat sich zeitweise in einer Zuflucht versteckt, bevor er sie ablegte. Ein Umweg von rund einer dreiviertel Stunde durch die Straßen voller alarmierter Polizisten ist eher unwahrscheinlich - daher dürfte die Rückzugsmöglichkeit des Rippers in unmittelbarer Nähe gewesen sein. Die Ablage der Schürze würde dann für ein Ablenkungsmanöver von JTR sprechen, das die Ermittler auf eine falsche Fährte locken sollte weiter nach Osten, weg von der Umgebung des Mitre Square und seiner Zuflucht.
Wenn Levy der Ripper war, hätte er damit aufgrund der Erkenntnis, zu nah an seinem Zuhause zugeschlagen zu haben, bewusst die Spur vom Grenzgebiet der City Police, wo er wohnte, weiter nach Osten in das Territorium der Metro Police gelenkt.
Oder vielleicht konnte er auf seiner Flucht auch einfach nicht auf direktem Weg sein Heim in der Middlesex Street 36 erreichen, weil gerade jemand in der Straße unterwegs war, so dass er einen Bogen schlagen musste, um seine Zuflucht unbeobachtet hinten herum zu erreichen.
Die Strecke zwischen den Parallelstraßen Goulston Street und Middlesex Street beträgt außen herum nur rund 200 Meter oder etwa 2-3 Minuten Fußweg - wenn es eine Möglichkeit gab, über die Hinterhöfe zwischen den beiden Gebäudereihen zur anderen Seite zu kommen, sogar ohne gesehen zu werden.

Bemerkenswert ist, dass es am Tatort im Mitre Square sehr dunkel war: Die Streifenpolizisten mussten ihre Lampen verwenden, um in den Ecken überhaupt etwas erkennen zu können. JTR hatte nur etwa 10 Minuten für die Verstümmelungen, die noch umfangreicher als bei den vorherigen Opfern waren. Insbesondere die Entfernung von Gebärmutter und Niere in der Dunkelheit zeugen davon, dass der Ripper offenbar Übung darin hatte, einen Körper schnell mit einem Messer zu zerlegen. Auch dies deutet auf einen Metzger hin, eine Ansicht, die u.a. Dr Frederick Gordon Brown vertrat, der Eddowes Leiche untersuchte.

Merkwürdigerweise taucht in den Berichten über die Coroner-Untersuchung zu Strides Tod der wichtige Zeuge Israel Schwartz gar nicht auf.
Und bei der Coroner-Untersuchung zu Eddowes Tod wurde dem Zeugen Joseph Lawende verboten, den Verdächtigen vor dem Publikum genauer zu beschreiben - offenbar aus ermittlungstaktischen Gründen.
Dies deutet darauf hin, dass die Polizei glaubte, eine heiße Spur zu haben.
Zumal Lawendes Begleiter Joseph Hyam Levy bei der polizeilichen Vernehmung den Eindruck gemacht hatte, mehr zu wissen, als er zugeben wollte. So soll er beim Anblick von Eddowes und dem Mann zu seinen beiden Begleitern gesagt haben, wenn er solche Charaktere sehe, wolle er nicht alleine nach Hause gehen, und man solle den Hof beobachten (!). Als er beim Verhör gefragt wurde, ob er denn Angst gehabt habe, antwortete er kryptisch: nicht wirklich um sich.
Frage: "What was there terrible in their appearance?" - Antwort: "I did not say that." - Frage: "Your fear was rather about yourself?"- Antwort: "Not exactly." (!)


Polizei-Razzia bei Metzgern im Oktober:
Die Polizei führte in den folgenden Wochen (3.-18. Oktober) in der Umgebung des Mitre Square
Haus-zu-Haus-Befragungen durch. Der stellvertretende Polizeipräsident Robert Anderson schrieb, dass man alle Männer des Viertels überprüft habe, die den Zeugenaussagen entsprachen und sich blutbefleckter Kleidung entledigen konnten.
Die Polizei durchsuchte auch 76 Metzgereien und Schlachtereien im Viertel und überprüfte alle Personen, die in den letzten sechs Monaten dort beschäftigt waren, verschiedene Verdächtige wurden unter Beobachtung gestellt.

Interessanterweise folgte nach dem Double Event die längste Pause zwischen den Ripper-Morden von fast sechs Wochen. Ursache dafür könnte der Ermittlungsdruck durch die Behörden gewesen sein, was für die Annahme spricht, dass die Polizei mit der Untersuchung des Metzger-Milieus rund um Aldgate High Street dem Ripper näher kam, so dass er vorerst pausieren musste, bis die polizeilichen Aktivitäten in seinem Umfeld wieder zurückgingen.
 

Freitag, 9. November 1888: Mord an Mary Jane Kelly im Miller's Court
In ihrer letzten Nacht verließ Mary Jane Kelly mehrmals ihr Zimmer im Miller's Court, Dorset Street 26, und kehrte mit verschiedenen Freiern wieder dorthin zurück, nachdem sie den frühen Abend mit ihrem Exfreund Joseph Barnett verbracht hatte.
Gegen 23.45 Uhr sah ihre Nachbarin Mary Ann Cox, wie Kelly mit einem Kunden auf ihr Zimmer ging. Zwischen 0.30 Uhr und 1 Uhr hörten Cox und Nachbarin Catherine Picket sie singen.
Ihre Nachbarin Elisabeth Prater kehrte gegen ein Uhr zurück, wartete erst 20 Minuten vor dem Eingang zum Court auf ihren Freund und ging, als er nicht kam, noch für zehn Minuten in McCarthys Laden nebenan. Gegen 1.30 Uhr stieg sie die Treppen zu ihrem Zimmer direkt über Kellys hinauf, ohne dort Licht zu sehen oder etwas zu hören, und ging zu Bett.
Der Zeuge George Hutchinson, ein Bewohner des Victoria Home in der Commercial Street, ging am 12. November zur Polizei und sagte aus, dass er seine Bekannte Mary Jane Kelly am 9. November gegen 2 Uhr in der Commercial Street getroffen habe.
Kurz darauf sei sie mit einem Kunden an ihm vorbei zurück auf ihr Zimmer gegangen. Weil der Mann sein Gesicht vor ihm habe verbergen wollen, sei er beiden gefolgt und habe rund eine dreiviertel Stunde den Hof beobachtet, jedoch ohne etwas Verdächtiges wahrzunehmen. Gegen 3 Uhr sei er schließlich gegangen.
Hutchinson beschrieb den Mann als etwa Mitte 30, knapp 1,70 Meter groß, blasser Teint, dunkle Augen und Haare, dünner gezwirbelter Schnurrbart, jüdisches Erscheinungsbild, mürrisches Aussehen, dunkler Mantel, dunkler Hut, kleines Päckchen in seiner Hand.
Sarah Lewis, die gegen 2.30 Uhr zu ihrer Bekannten Mrs. Keyler im Miller's Court ging, um dort zu übernachten, sah gegenüber dem Hofeingang einen Mann stehen - dabei handelte es sich vermutlich um Hutchinson.
Zwischen 3.15 Uhr und 3.45 Uhr hörten sowohl Lewis wie auch Elizabeth Prater einen leisen, unterdrückten Schrei vom Hof her: "Mord!"
Gegen 6.15 Uhr hörte Nachbarin Marie Ann Cox Schritte im Hof und sah dort einen Mann Mitte 30 mit dunkler Kleidung (schränkt jedoch ein, es könnte auch ein Polizist gewesen sein).
Gegen 7.30 Uhr klopfte Nachbarin Catherine Picket an Kellys Tür, um sich einen Schal zu leihen, aber nichts regte sich.
Gegen 10.45 Uhr wurde Kellys Leiche von Hausverwalter Thomas Bowyer entdeckt, der die Miete eintreiben sollte.

Theoretisch könnte Hutchinson der Täter gewesen sein, der nach dem Verschwinden des Kunden gegen 3 Uhr selbst zu Kelly ging - nur: warum hätte er dann bei der Polizei auftauchen und sich mit dem Geständnis seines "Stalkings" verdächtig machen sollen? Inspektor Abberline hielt ihn für glaubwürdig.
Plausibel wäre aber, dass der von Hutchinson beschriebene Kunde nach 3 Uhr ging - und dass erst der nächste Besucher Kellys der Ripper war. Dann wäre Hutchinsons Beschreibung unbrauchbar.
Bemerkenswert ist jedoch, dass Hutchinson aussagte, er glaube denselben Mann später noch einmal gesehen zu haben, und zwar am 11. November in der Petticoat Lane / Middlesex Street - wo Levy wohnte und es den Straßenmarkt mit günstiger Second-Hand-Kleidung gab.
Wenn JTR die Person war, die von Cox gegen 6.15 Uhr im Hof bemerkt wurde, muss er beim Verlassen des Tatorts unter Zeitdruck gestanden haben, weil es langsam hell wurde.
Falls Levy der Ripper war: Der Tatort in der Dorset Street 26 ist rund 600 Meter oder nur etwa 7-8 Minuten Fußweg von der Middlesex Street 36 entfernt.

Merkwürdig war nach den Coroner-Untersuchungen zum Double-Event auch die Anhörung im Fall Kelly: Sie wurde im Distrikt Shoreditch vom dort zuständigen Richter vorgenommen und nicht in Whitechapel, mit der seltsamen Begründung, zuständig sei der Ort der Aufbahrung, nicht der Tatort. Sie wurde bereits am 12. November eröffnet, mit sich nicht zuständig fühlenden Geschworenen, in hohem Tempo durchgepeitscht und schon am selben Tag wieder abgeschlossen. Richter Roderick Macdonald sagte: "Wenn die Geschworenen allein zu der Todesursache zu einem Ergebnis kommen, so ist das alles, was sie zu tun haben."
Zeugen oder Beweismittel zur Strafverfolgung sollten nicht weiter öffentlich thematisiert werden - wahrscheinlich aus ermittlungstaktischen Gründen, weil man einen Tatverdächtigen nicht warnen wollte, während er unter Beobachtung stand, um ihn auf frischer Tat stellen zu können.
In H. L. Adam's Serie "The People on Scotland Yard and its Secrets" von 1912 zitiert der Autor  Assistant Commissioner Anderson: "Sir Robert Anderson has assured the writer that the assassin was well known to the police, but unfortunately, in the absence of sufficient legal evidence to justify an arrest, they were unable to take him. It was a case of moral versus legal proof. The only chance the police had, apparently, was to take the miscreant red-handed…"


"Butcher's Row Suspect"
Nach dem Kelly-Mord begann die City Police laut den Aussagen verschiedener Polizisten damit, mehrere Monate lang einen Tatverdächtigen in der Butcher's Row zu observieren.

Butcher's Row war kein offizieller Straßenname, so wurde wegen der vielen Metzger und der dahinter liegenden Schlachterei jener Abschnitt der High Aldgate Street genannt, der an der Einmündung der Middlesex Road liegt, wo Jakob Levy wohnte (sie stellt die Grenze zwischen City of London und Whitechapel sowie zwischen den beiden Polizei-Distrikten dar).

In Zeitungsinterviews sagte Robert Sagar von der City Police Jahre später, dass man nach dem Kelly-Mord einen Metzger unter Beobachtung gestellt habe, der in der Butcher's Row arbeite und von dem man annehme, dass er der Ripper sei, und dass dieser Mann letztendlich von seinen Leuten in ein Irrenhaus eingeliefert worden sei.
Auch Detective Inspector Henry Cox von der City Police wurde Jahre später in einem Zeitungsartikel zu den Observationen zitiert, ohne jedoch Namen zu nennen.
Henry Cox: "The man we suspected was about five feet six inches in height, with short, black, curly hair, and he had a habit of taking late walks abroad. He occupied several shops in the East End, but from time to time he became insane, and was forced to spend a portion of his time in an asylum in Surrey. (...) While the Whitechapel murders were being perpetrated his place of business was in a certain street, and after the last murder I was on duty in this street for nearly three months."

Die Maßnahmen der City Police deuten darauf hin, dass die Indizien und Zeugenaussagen sie in dem Verdacht bekräftigten, es bei JTR mit einem einheimischen Metzger in der Umgebung von Aldgate High Street und Middlesex Street zu tun zu haben
Vielleicht war es sogar Jacob Levy, der beobachtet wurde - aber leider ist eine genaue Adresse und der genaue Zeitraum der Observationen nicht bekannt.
Sowohl Jacob Levy als auch Joseph Hyam Levy sollen aber Geschäftsverbindungen in der Butcher's Row gehabt haben, vermutlich kauften sie auch in der dortigen Schlachterei ein. Levy könnte sogar wegen seines ruinierten eigenen Geschäfts dort oder in einer anderen Metzgerei in der Butcher's Row zeitweise gearbeitet haben.


Mittwoch, 17. Juli 1889: Mord an Alice McKenzie in der Castle Alley
Police Constable Walter Andrews entdeckte gegen 0:50 Uhr in der Castle Alley den leblosen Körper von Alice McKenzie, etwa eine halbe Stunde, nachdem er das letzte Mal auf seiner Runde dort gewesen war. Zeugen der Tat gab es keine. Ihre linke Halsschlagader war durchtrennt, ihr Rock war hochgeschoben und der Unterleib mit einem Messer traktiert worden, allerdings waren die Verletzungen eher oberflächlich.

Die Polizisten und die untersuchenden Ärzte waren uneinig darüber, ob es sich um ein weiteres Ripper-Opfer handelte. Einiges passte ins Schema: McKenzie übernachtete in einem Armenhaus, war rund 40 Jahre alt, Prostituierte und Trinkerin - und wurde im Zentrum von JTRs Aktivitäten getötet. Allerdings wurde ein anderes Messer benutzt, und vermutlich war dieser Täter anders als JTR Linkshänder. Zudem wurde sie nicht gewürgt, es gab keinen vollständigen Kehlenschnitt, die Wunden waren nicht so tief und der Unterleib war nicht ausgeweidet.
Der Täter hätte wahrscheinlich durchaus genug Zeit für weiterreichende Verstümmelungen gehabt, denn er war wohl diesmal nicht gestört worden. Indiz dafür: Obwohl es kurz geregnet hatte, war der Gehweg unter McKenzies Körper trocken, was bedeutet, dass sie wohl schon vor dem Schauer getötet wurde und somit einige Zeit unentdeckt dagelegen hatte. Möglicherweise war es ein Nachahmungstäter, der dem Ripper diesen Mord in die Schuhe schieben wollte.
Falls es doch JTR war, deutet alles darauf hin, dass er nicht mehr auf der Höhe seiner physischen und/oder psychischen Kräfte war - Folgen der fortschreitenden Syphilis?
Auch der große zeitliche Abstand zu den übrigen Taten fällt auf: JTR hatte eine sehr kurze Abkühlphase, so dass längere Pausen wohl nur durch widrige Umstände wie Krankheit, Einweisung oder Ermittlungsdruck der Polizei zu erklären sind.
Falls Levy der Täter war: Der Tatort ist nur 100-200 Meter oder 1-2 Minuten Gehweg von Butcher's Row und Middlesex Street entfernt.


Das Ende

15. August 1890: Einlieferung ins Irrenhaus
Jacob Levy wird als geisteskrank in die Nervenheilanstalt City of London Asylum at Stone in Kent eingeliefert.
In der Krankenakte wird als Einweisungsgrund "Manie" eingetragen, an der er schon seit längerem leide. Er soll bei seiner Einlieferung noch in guter körperlicher Verfassung gewesen sein, seine Größe wird mit knapp 1,70 Meter und sein Gewicht mit 60 Kilo angegeben.
Seine Frau soll den Anstaltsakten zufolge nach der Einweisung gesagt haben, Levy habe beinahe ihr Geschäft ruiniert, früher sei er ein sehr guter Geschäftsmann gewesen. Aber er schlafe nun nachts nicht mehr, sondern wandere oft für Stunden ziellos umher. Auch befürchte er, jemandem etwas anzutun. Er höre Geräusche und Stimmen, die ihm befehlen und ihn zwingen Taten zu begehen, die er nicht mit seinem Gewissen vereinbaren könne.
Merwürdigerweise soll sie gesagt haben, dass schon Jacobs Bruder Abraham Selbstmord begangen habe, indem er sich selbst die Kehle durchgeschnitten (!) habe - dabei hat er sich laut Casebook erhängt: Im Mai 1875 nahm sich Jacobs Bruder demnach das Leben, weil er angeblich bei Pferderennen enorme Summen verloren hatte. Einem Zeitungsbericht nach fand Jacob selbst den erhängten Leichnam seines zwei Jahre älteren Bruders.

Dass Levy sein Geschäft vernachlässigte, nachts umherstreifte und zugab, von inneren Stimmen zu schrecklichen Taten getrieben zu werden, ist ein gutes Indiz für eine mögliche Täterschaft.
Dass er auch 1890 noch in guter körperlicher Verfassung war, legt nahe, dass er trotz seiner Erkrankung physisch zu den Morden fähig gewesen wäre.
Das Einlieferungsdatum in die öffentliche Anstalt passt jedenfalls zum Zeitpunkt der angeblichen Identifikation von JTR in einem "Seaside Home" (s.u.), welche von Ripperologen auf Sommer 1890 angesetzt wird, da das Convalescent Police Seaside Home in Hove (bei Brighton) in diesem Jahr eröffnet wurde und in seinen Akten zwei Besucher ohne Namensnennung auftauchen.

Da Levy schon "seit längerem" an seiner Krankheit gelitten hatte, könnte er zuvor bereits in familiärer Betreuung und/oder einer privaten Einrichtung gewesen sein - so wie dies später von hochrangigen Polizisten über den Ripper-Verdächtigen erzählt wurde.
Die Polizei soll laut einem Pressebericht jedenfalls alle privaten Sanatorien überprüft haben:
"The Dublin Express London correspondent on Thursday gave as the latest police theory concerning the Whitechapel murderer, that he has fallen under the strong suspicion of his near relatives, who to avert a terribly family disgrace, may have placed him out of harm's way in safe keeping. As showing that there is a certain amount of credence attached to this story, detectives have recently visited all the registered private lunatic asylums, and made full inquiries as to the inmates recently admitted."
War Jacob Levy der Ripper, würde dies den Zeitraum von eineinhalb Jahren zwischen dem Kelly- Mord und seiner offiziellen Einweisung im August 1890 erklären.
Über Levy ist leider nur bekannt, dass er in Stone eingeliefert wurde, es gibt bisher keine Hinweise auf eine vorübergehende Unterbringung woanders. Jedoch wäre es plausibel, dass sich zunächst seine Angehörigen um ihn kümmerten, bis sich sein Zustand so weit verschlechterte, dass er für sie nicht mehr zu bewältigen war (möglicherweise entzog er sich ihrer Aufsicht und tötete Alice McKenzie), worauf sie ihn unter falschem Namen in ein privates Sanatorium steckten, bevor er von der Polizei entdeckt und identifiziert wurde.

 
Freitag, 13. Februar 1891: Mord an Frances Coles in Swallow Gardens
Carmen Friday und die Brüder Knapton gingen kurz nach 2 Uhr morgens durch die Eisenbahn-Unterführung Swallow Gardens. Sie sahen eine Frau und einen Mann, die an der Ecke der Royal Mint Street standen. Gegen 2:15 Uhr entdeckte Police Constable Ernest Thompson auf seiner Runde unter der Eisenbahnbrücke die Prostituierte Frances Coles mit durchschnittener Kehle.
Verdächtigungen wie im Automn of Terror mit den Gerüchten um "Lether Apron" verbreiteten sich unter den Bewohnern des Eastends, diesmal sollte laut Mundpropaganda ein gewisser "Jacobs" (!) der Mörder gewesen sein (vgl. Timeline des Casebook). Die Justiz klagte später Coles gewalttätigen Freund Thomas Sadler an, der jedoch freigesprochen wurde.

Coles war zwar auch eine Prostituierte, der die Kehle aufgeschlitzt wurde, allerdings wurde sie nicht zuvor gewürgt, sondern einfach zu Boden gerissen, das Messer soll ebenfalls ein anderes gewesen sein - der obduzierende Dr. Phillips hielt jedenfalls JTR nicht für den Täter.
Interessant ist allerdings, dass in gewissen Teilen der Bevölkerung der Name "Jacobs" die Runde machte, was doch sehr nach "Jacob" klingt. Könnten möglicherweise in bestimmten Kreisen Gerüchte über Verdachtsmomente gegen Levy als Ripper durchgesickert sein?


29. Juli 1891: Jacob Levys Tod
Levy stirbt an den Folgen der Syphilis in der Nervenheilanstalt Stone in Kent.
In den Akten steht als Todesursache: "General paralysis of the insane brought on by the serious sexually transmitted disease syphilis".

In ihren Aufzeichnungen nannten die hochrangigen Polizeibeamten Macnaghten und Anderson beide als einen der Hauptverdächtigen im Ripper-Fall einen Juden, der in nächster Nähe zu den Opfern lebte und nach den Morden in eine Irrenanstalt eingewiesen wurde.
Chief Inspektor Swanson schrieb persönliche Anmerkungen in sein Exemplar von Andersons Memoiren, die den grundsätzlichen Sachverhalt bestätigten. Allerdings fügte er noch hinzu, dass der Verdächtige im "Seaside Home" von einem Zeugen erkannt worden sei und es ihm auch bewusst gewesen sei, dass die Polizei ihn identifiziert habe.
Danach habe man ihn vorübergehend zu seinen Verwandten zurückgebracht, wo die Polizei ihn Tag und Nacht beobachtet habe, bevor er dann endgültig in eine Irrenanstalt gebracht worden sei, wo er schon bald verstorben sei. Dies würde erklären, warum die Morde aufhörten.

Damit würde der von Ripperologen in den Anstaltsakten gefundene gewalttätige Irre David Cohen als Verdächtiger ausfallen, denn nach bisherigen Erkenntnissen hatte er keine Verwandten.
Eine weitere Diskrepanz: Die Zeugen beschrieben alle einen Mann mittleren Alters - David Cohen war damals aber erst 23 Jahre alt. Zudem wurde er bereits am 7. Dezember 1888 per Gerichtsbeschluss erst ins Whitechapel-Arbeiterkrankenhaus eingewiesen, und dann wegen seiner Unkontrollierbarkeit am 21. Dezember direkt weiter ins Irrenhaus Colney Hatch, wo er am 20. Oktober 1889 verstorben sein soll - die erste offiziell "Seaside Home" genannte Einrichtung wurde aber erst 1890 eröffnet.
Allerdings vermuten einige Ripperologen, dass "David Cohen" auch ein Alias wie "John Doe" gewesen sein könnte, da es noch andere Namens-Unklarheiten in dem Fall gibt.

Macnaghten und Swanson bezeichneten ihren Verdächtigen als "Kosminski", jedoch enthalten die Erinnerungen der Polizisten nachgewiesenermaßen einige Ungenauigkeiten, so dass sie sich mit dem Namen geirrt haben könnten, denn der in medizinischen Akten gefundene Aaron Kosminski war damals erst 23 Jahre alt und starb erst 1919 in der Anstalt, nicht schon bald nach der Einweisung.
Zudem schrieb Robert Sagar von der City-Police von einem Metzger, der observiert worden war, und Kosminski soll Haarschneider gewesen sein.
Vermutlich wurden einfach die Namen von ein paar verdächtigen Anstaltsinsassen durcheinander geworfen. Der nie an den Ermittlungen beteiligte Mcnaghten schrieb sein internes Memorandum 1894 und veröffentlichte seine Memoiren "Days of My Years" erst 1914 - Jahre nach den Ripper-Morden. Robert Anderson veröffentlichte seine Memoiren "The Lighter Side of My Official Life" erst 1910.

Eine andere plausible Erklärung der Namens-Irritationen könnte im Verhalten der Verwandten des mutmaßlichen Mörders liegen: Wenn er von den Angehörigen zuerst in eine private Anstalt gesteckt wurde, als sie seinem Irrsinn und seiner Gefährlichkeit nicht mehr Herr wurden, wäre es gut nachvollziehbar, dass sie ihn unter einer falschen Identität irgendwo eingewiesen hatten, um ihn und die Familie zu schützen.
Das wäre dann so lange gut gegangen, bis es zur Überprüfung aller neuen Anstalts-Einlieferungen durch die Polizei und der erwähnten Gegenüberstellung mit Identifizierung im "Seaside Home" gekommen war. Die spätere endgültige Einweisung in ein staatliches Institut wäre dann zwar unter dem richtigen Namen erfolgt, aber der falsche könnte immer noch in Polizeikreisen und -Berichten präsent gewesen sein und so zu den Irrtümern geführt haben.

Robert Anderson jedenfalls schrieb in seinen Memoiren: "Die einzige Person, die jemals einen guten Blick auf den Mörder werfen konnte, identifizierte ihn, aber als er erfuhr, dass der Tatverdächtige ein Glaubensbruder war, weigerte er sich, gegen ihn auszusagen."
Swanson bestätigte in seinen privaten Anmerkungen diesen Aspekt.
Bei diesem Zeugen könnte es sich somit um Joseph Hyam Levy, Joseph Lawende (Fall Eddowes) oder Israel Schwartz (Fall Stride) gehandelt haben.

Da Macnaghten schrieb, dass der Verdächtige der Beschreibung jener Person entsprach, die am Mitre Square gesehen wurde, dürfte der Zeuge tatsächlich entweder Joseph Hyam Levy oder Lawende gewesen sein. Joseph Hyam Levy machte bei der Befragung kaum Angaben zum Verdächtigen und gab sich verschlossen, vermittelte aber den Eindruck, als wisse er mehr als er sagen wollte, während Lavende zunächst eine detaillierte Beschreibung abgab. Lawende war ein Handelsreisender aus Dalston, kein Bewohner Whitechapels, und dürfte JTR nicht gekannt haben, so dass er vermutlich bedenkenlos eine erste Aussage machte, zumal er den Mann anfangs für einen Seemann gehalten hatte.
Eine Erklärung für den Rückzieher des Zeugen könnte somit sein, dass Joseph Lawende schließlich von seinem Begleiter Joseph Hyam Jevy bearbeitet worden war, nicht gegen den Glaubensbruder auszusagen, um ein Pogrom gegen die jüdische Gemeinde zu verhindern.
Dass die Polizei tatsächlich die konkrete Möglichkeit sah, über die Zeugen Lawende und Joseph Hyam Levy den Ripper zu überführen, belegt auch die Vorgehsweise bei der öffentlichen Coroner-Untersuchung zu Eddowes Tod, bei der Lawende verboten wurde, den Verdächtigen vor dem Publikum genauer zu beschreiben (s.o.).


1892: Ermittlungs-Ende
Die Akte Jack the Ripper wird von der Polizei offiziell geschlossen.

Dies würde zeitlich besser zu Jacob Levy passen als zu dem in den Memoiren erwähnten Kosminski, da Aaron Kosminski erst lange nach seiner Einweisung und seiner Verlegung nach Leavesden im Jahr 1919 starb. Auch der mögliche Verdächtige Hyam Hyams starb erst am 22. März 1913 in der Colney Hatch Nervenheilanstalt.


Fazit

Die Theorie, dass JTR ein jüdischer Metzger war, der im Irrenhaus endete, erklärt den ansonsten merkwürdigen Schluss im Ripper-Fall: Nach dem Ende der Mordserie laufen die Ermittlungen angeblich ergebnislos aus, die Akte wird geschlossen - aber Jahre später erklären hochrangige Polizisten in ihren Memoiren oder Zeitungsartikeln, der Ripper wäre eigentlich identifiziert worden.

Nach dem Mord an Mary Ann Nichols verdichteten sich im Eastend schnell Gerüchte, dass die Morde von einem Juden mit dem Spitznamen "Leather Apron" verübt worden sein sollten, was so auch in den Zeitungen verbreitet wurde und schon zu ersten antisemitischen Aufwallungen und Kundgebungen führte.
Superintendent Thomas Arnold ordnete daher nach dem Double Event mit Erlaubnis von Polizeichef Charles Warren an, das Goulston Street Graffiti auf der Stelle zu entfernen, explizit aus dem Grund, um mögliche Pogrome gegen Juden zu verhindern. In seinem Bericht vom 9. November 1888 schreibt Arnold: "Ich bitte darum berichten zu dürfen, dass am Morgen des 30. September, dem Letzten, meine Aufmerksamkeit auf eine Aufschrift an der Wand des Eingangs zu Behausungen in der Goulston Street 108, Whitechapel gerichtet wurde, welche aus folgenden Worten bestand: 'Die Juwes sind [nicht] die Menschen, die nicht grundlos beschuldigt werden'.
Ich wusste, dass aufgrund der Verdächtigung eines Juden namens John Pizer, genannt ‚Leather Apron‘, der beschuldigt wurde, den kürzlich in der Hanbury Street verübten Mord begangen zu haben, ein starkes Gefühl gegen die Juden im Allgemeinen aufkam. Da das Gebäude, auf dem sich die Aufschrift befand, mitten in der Lokalität liegt, die hauptsächlich von dieser Religions-gemeinschaft bewohnt wird, war ich besorgt darüber, dass wenn die Aufschrift verbleibt, diese für einen Aufstand verantwortlich sein könnte. Daher habe ich erwogen, dass es wünschenswert sei, sie aufgrund der Tatsache zu entfernen, dass sie sich an einer Stelle befand, die gut von den Menschen einsehbar war, die dort hinein- und hinausgehen."

Falls man den Ripper tatsächlich durch einen Zeugen als jüdischen Metzger identifizierte, hätte die Bekanntgabe demnach zu schrecklichen Übergriffen bis hin zum Pogrom gegen die jüdische Gemeinde in Whitechapel führen können. Denn an die Eröffnung eines Prozesses wäre schon wegen des Gesundheitszustands des Tatverdächtigen nicht zu denken gewesen. Und selbst wenn: Ob die dünnen Beweismittel für eine Verurteilung ausreichend gewesen wären, darf bezweifelt werden - ein Freispruch aus Mangel an Beweisen wäre aber verheerend gewesen.
Wegen der sowieso schon explosiven sozialen Lage, einem weitverbreiteten Antisemitismus und der aufgestauten Wut durch den Ripper-Terror wäre wohl zu erwarten gewesen, dass viele Menschen dann ihre Aggressionen an Sündenböcken ausgelassen hätten.
Die Behörden könnten daher zu dem Schluss gekommen sein, es sei angesichts der explosiven Situation im Eastend sicherer, den todkranken Irren stillschweigend in einer Anstalt verrotten zu lassen und lieber weiter zähneknirschend vor der Öffentlichkeit wie Versager in diesem Fall dazustehen, als eine Katastrophe im Viertel zu riskieren.


Anbei noch eine Karte, die ich mir ausgeliehen und als geographisches Profil entsprechend bearbeitet habe.

Yours truly, Arthur Dent

Andromeda1933

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Re: Jacob Levy
« Antwort #54 am: 09.10.2015 11:37 Uhr »
Herzlich Willkommen im Forum  :flag_of_truce: und herzlichen Dank für den wirklich sehr lesenswerten Beitrag!
Ich gehöre auch zu denen, die Jakob Levy nicht zur Garde der Verdächtigen zählt, aber bisher fehlten mir auch Informationen, darüber ernsthaft nach zu denken. Unser Forum liegt seit einiger Zeit im Tiefschlaf und nachdem Commissioner Schachner ein Alibi vorlegen konnte, fehlt es uns, bis auf Kosminski, auch an Kandidaten, „Jack the Ripper“ gewesen zu sein.
Ich freue mich auf weitere Beiträge von Dir!

Offline Lestrade

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Re: Jacob Levy
« Antwort #55 am: 09.10.2015 17:49 Uhr »
Hello again,

Ja, Jacob Levy ist ein faszinierender "Verdächtiger" und passt meines Erachtens hervorragend in das Bild. Ich habe mich viel mit ihm beschäftigt, einiges davon liegt auch hier im Forum weit verteilt herum.

Meine mich auch zu erinnern, dass sein Bruder Isaac Levy im Nachbargebäude des Model Dwellings in der Goulston Street (Schürzenteil/Graffito) zur Zeit der Morde lebte, also nur einen Eingang weiter.

Ähnlich spannend ist auch noch Hyam Hyams, "The terror of the City of London Police".

Wer weiß, vielleicht war er jemand, den die Polizei tatsächlich unter die Lupe nahm und wir darüber aber nichts wissen.

Beste Grüße,

Lestrade.
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Offline Arthur Dent 2

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Re: Jacob Levy
« Antwort #56 am: 09.10.2015 18:40 Uhr »
Hallo Lestrade,

ich finde, du hast da eine tolle Recherchearbeit zu Kozminski geleistet - Respekt!
Das Bild, das sich da ergibt, lässt ihn als guten Verdächtigen erscheinen - viel besser als diese "usual suspects" wie z.B. Druitt, Ostrog, Gull oder Sickert...
Deine Beiträge zu lesen hat in mir erst die Lust geweckt, mal alles, was ich finden konnte, zur Levy-Hypothese zusammenzutragen.

Falls du noch eine Quelle hinsichtlich der Adresse von Jacobs Bruder Isaac kennst, wäre das sehr interessant für mich, ich hatte das nämlich bisher noch nicht auf dem Schirm.
Wobei ich allerdings sagen muss, dass Isaacs Wohnung direkt neben dem Ablageort der Schürze wohl eher ein Indiz GEGEN Jacob wäre: Denn damit hätte er ja die Polizei in die Nähe seines Bruders und damit indirekt auch von sich selbst geführt - es sei denn, er konnte ihn nicht ausstehen und hatte schon länger nichts mehr mit ihm zu tun...  :scratch_one-s_head: 

Gibt es übrigens inzwischen neue Erkenntnisse auf der Suche nach dem Seaside Home bzw. der Insassen privater Sanatorien? Soweit ich gelesen habe, hast du doch zusammen mit britischen Ripperologen nach Hinweisen gesucht.
Wenn ihr dabei vielleicht noch was zu Levy finden würdet, könnte das die klaffende Lücke in seiner Vita bis zu seiner Einweisung 1890 füllen... 

An alle:
Ich bin für konstruktive Kritik an meiner Levy-Hypothese offen: Gibt es irgendwelche Fehler oder Schwachstellen darin? Wem etwas auffällt, der möge es kundtun. Oder hat jemand eine Info, die ich noch nicht drin habe, so wie die von Lestrade?

MfG, Arthur Dent

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Re: Jacob Levy
« Antwort #57 am: 09.10.2015 20:23 Uhr »
Arthur,

Der Census von 1891 zeigt Isaac Levy im Model Dwellings und die Geburt seiner Tochter wird 1888 mit der dortigen Adresse angegeben, schau mal hier in diesem Faden:

http://www.jtrforums.com/showthread.php?t=10323&page=7

Ein Teil der Arbeit bezüglich Anstalten konnte Jeff Leahy mit seiner Partnerin schon abgrasen, weiteres steht noch aus. Seine Partnerin hat erhebliche gesundheitliche Probleme bekommen und so kam es in diesem Sektor zu einem Stopp. Alles andere läuft sehr zufriedenstellend. Wir sind ständig (täglich) in Kontakt und für mich stellt sich eine neue Sichtweise dar, die zwar auf dem hier im Forum stehenden beruht aber noch viel, viel komplexer ist als man erahnen kann. Neubetrachtung der Quellen hieß es und das habe ich für ihn getan und tue es auch immer noch. Daraus ist mittlerweile ein “Buch“ geworden. Finden wir ihn, dann wäre es sicherlich ein Durchbruch und würde die weiteren Arbeiten bestätigen.

Aber hier gilt Jacob Levy. Fehler, Schwachstellen? Würde ich so nicht sagen. Es existieren zu wenige Unterlagen und wie ich vorhin schon sagte, vielleicht kam er in das Visier der Polizei und es gab Aufzeichnungen, die es zu finden gilt, falls überhaupt möglich.

Aber für mich geht er eindeutig in die richtige Richtung, was den Typ des Rippers betrifft.

Ich hoffe, dass sich noch andere in dein Thema mit einklinken werden und dieses Forum wieder belebt wird. Aktuell wird mir die Zeit für hier fehlen aber ich schaue weiterhin jeden Tag rein. Ich hatte hier mal die Familien der Jacob Levy, Joseph Hyam Levy und Hyam Hyams gepostet, Du wirst es über die Suchfunktionen finden. Irgendwann kam es dann eine Korrektur, ich müsste jetzt aber selber erst nachschauen. “Kosminski“ kostet mir seit einiger Zeit einige Stunden am Tag und an bestimmten Stellen muss ich kürzer treten. Ich finde es absolut Top, dass Du hier wieder Leben reinbringst…

Lestrade.
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Re: Jacob Levy
« Antwort #58 am: 09.10.2015 20:24 Uhr »
Doppel- Posting!
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Offline Arthur Dent 2

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Re: Jacob Levy
« Antwort #59 am: 11.10.2015 16:12 Uhr »
Hallo Lestrade,

danke für die Quelle zu Isaac Levy - wenn ich auch noch nicht weiß, wie ich diese Information für die Levy-Hypothese bewerten soll.
Eddowes Schürze in der Nähe von seinem Bruder abzulegen wäre für Jacob wohl eher ein unkluger Schritt gewesen, da Jacob davon ausgehen musste, dass die Polizei die Anwohner befragen würde und dabei vielleicht auch etwas über ihn hätte herauskommen können - unabhängig davon, wie das Verhältnis zum Bruder nun aussah.
Aber können wir abschätzen, zu welchen Entscheidungen eine das Denken verändernde Syphilis führt?
 
Wir wissen ja auch nicht, aus welchem Grund JTR das Schürzenstück dort zurückließ.

Bestand der ursprüngliche Zweck lediglich darin, sich damit auf der Flucht das Blut von Messer und Händen zu wischen, konnte er es danach überall auf seinem Fluchtweg loswerden.
Wenn der Fetzen von den PCs Halse und Long gegen 2.20 Uhr übersehen wurde, hat JTR ihn vielleicht ein paar Minuten vorher auf der Flucht weggeworfen, weil er mit Abwischen fertig war oder jemand ihm auf der Straße entgegen kam und er damit nicht auffallen wollte. Dann wäre die Ablagestelle einfach Zufall oder der akuten Entdeckungsgefahr geschuldet gewesen.

Aber wenn JTR darin die Organe transportierte, konnte er den Fetzen erst ablegen, nachdem er sie in sein Versteck gebracht hatte.
Dies würde auf ein bewusste Platzierung und in jedem Fall auf eine Zuflucht in der Nähe hindeuten - egal ob der Fetzen vor 2.20 Uhr oder erst danach dort abgelegt wurde: Für beide Fälle sind kurze Wege zur Goulston Street Voraussetzung, denn in den Straßen rannten bald alarmierte Polizisten, und um 2.55 Uhr wurde das Stück dann von PC Long gefunden.

Beide Interpretationen haben ihre Schwächen:
- Dass gleich zwei Polizisten die Schürze gegen 2.20 Uhr übersehen haben, erscheint eher unwahrscheinlich, zumal PC Halse ja bewusst nach Spuren suchte.
- Aber dass der Ripper nochmal sein Versteck mit einem Beweismittel verlassen sollte, nachdem er bereits in Sicherheit war, ist auch so eine Sache, die mir nur mit Veränderungen der Psyche (z.B. durch die Syphilis) zu erklären wäre.
 
Naja, der relativ späte Fund der Schürze ist und bleibt eine Merkwürdigkeit.


Im Zusammenhang mit dem Double Event sind mir übrigens noch zwei Fragen eingefallen:

1) Da gab es die Geschichte von dem Mann, der laut einem Bericht des Star nach dem Stride-Mord einen Verdächtigen in der Church Lane gesehen hat, der in einem Hauseingang saß und sich offenbar die Hände säuberte.
Thomas Schachner schreibt in seinem Buch, die Straße sei eine Parallelstraße zur Berner Street und auf dem Weg zum Mitre Square.
Die Church Lane, die ich auf der Karte finde, ist jedoch keine Parallelstraße, sondern liegt im Dreieck der zusammenlaufenden Whitechapel Road und der Commercial Road (wenn auch tatsächlich auf dem Weg zum Mitre Square).
Die Parallelstraße zur Berner Street ist aber die Backchurch Lane.
Wurde der Mann nun in der Church Lane oder der Backchurch Lane gesehen?

2) Hat sich zur Batty Street Geschichte etwas Neues ergeben? Die Informationen zu der blutigen Wäsche sind doch recht widersprüchlich und es wird mir daraus nicht klar, ob die Wäsche nun von einem Kunden der Mrs. Kuer schon blutig abgegeben wurde, oder ob die Wäsche nicht vielleicht erst später von dem durch die Gasse flüchtenden Mörder als nützliche Gelegenheit wahrgenommen worden sein könnte.


MfG, Arthur Dent