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Die Tatverdächtigen => Die Tatverdächtigen => Tumblety, Francis => Thema gestartet von: Laura Palmer am 10.11.2004 14:00 Uhr

Titel: Was spricht gegen Tumblety
Beitrag von: Laura Palmer am 10.11.2004 14:00 Uhr
Hallo,
ich würde nicht so weit gehen und sagen: "Dr. T war Jack the Ripper!" das wäre zu Cornwell like... aber mal ganz im vertrauen, ist Tumblety nicht mit Abstand der plausibelste Jack, den wir je hatten?!

Ich weiss nicht wer "The first american serial killer" gelesen hat, aber ist die Beweislage gegen Francis Tumblety nicht geradezu erdrückend?

Was spricht den eigentlich gegen ihn?
--- Er passt nicht auf die meisten Zeugenaussagen, ok... aber wer sagt denn eigentlich, dass die Zeugen auch tatsächlich den Ripper gesehen haben? Joseph Lawende mal ausgenommen...

Er war homosexuell? --- Das ist nicht eindeutig bewiesen und schliesst ihn auch nicht aus, denn schliesslich war er mal Verheiratet. Also höchstens bisexuell...

Zu alt? --- Gull war über 70 und das hält die conspiracy nerds auch nicht davon ab, zu behaupten, der Ripper war der Leibarzt von Queen Victoria...

Also, was spricht gegen ihn? und zerstört mir bitte nicht meine Träume... :wink:
Titel: Was spricht gegen Tumblety
Beitrag von: FreaxArt am 10.11.2004 16:51 Uhr
Das mit der Homosexualität ist ein wenig heikel, würde ich sagen...

Noch heute schämen sich viele homosexuelle ihrer sexualität und es gibt viele verheiratete paare, in denen ein partner nur geheiratet hat, weil sein soziales umfeld ihm angst macht.

vermutlich war der druck in der damaligen zeit noch viel höher. man hat nunmal erwartet, daß ein mann eine frau heiratet und vice versa.
Titel: Was spricht gegen Tumblety
Beitrag von: Laura Palmer am 10.11.2004 17:14 Uhr
Das Thema Homosexualität habe ich eingebracht, weil gern behauptet wird, dass homosexuelle Serientäter nur ihre eigenen Geschlechtsgenossen/innen ermorden würden. Was faktisch gesehen falsch ist und somit einen homosexuellen Täter nicht 100%ig ausschliessen würde.
Titel: Dr. T war's wohl nicht
Beitrag von: Scharfnase am 10.11.2004 17:33 Uhr
Hi Laura Palmer,

ich habe die geniale Serie um Deine Ermordung immer gerne angeschaut, da ich ein großer Fan von David Lynch bin.;-)

Auch von Dr. T als Ripper war ich immer ein großer Befürworter, wovon ich allerdings im Laufe der Zeit abgekommen bin. Du hast bereits selbst einige der Schwachpunkte benannt. Ich möchte noch einige hinzufügen:

Tumblety war kein Eastender. Es ist nicht einmal bekannt, ob er überhaupt jemals in seinem Leben in Whitechapel war. Geschweige denn ob er dort ein Domizil hatte. Ich denke, dass nur ein Einheimischer die Morde auf diese Weise begehen konnte.

Tumblety war ein Hochstapler und Exzentriker, der durch seine äußere Erscheinung aufgefallen ist, er ist aber nie durch Gewalt gegen Frauen aufgefallen. Der Ripper hatte sicher ein ellenlanges Register, in dem Gewaltdelikte wie Raub, Vergewaltigung oder versuchter Totschlag vorkamen. Außerdem war er vermutlich in seiner Persönlichkeit viel zurückhaltender und mied die Öffentlichkeit.

Gott zum Gruße,
Scharfnase
Titel: Was spricht gegen Tumblety
Beitrag von: [undead]Phoenix am 11.11.2004 06:19 Uhr
Mh, ich weiss nicht so recht, ib dein letztes Argument wirklich relevant ist, da ich vermute, dass es mit Sicherheit Killer in der Vergangenheit gibt, die vor ihren Morden nicht negativ in Erscheinung getreten sind.
Titel: Notorische Verbrecher
Beitrag von: Scharfnase am 11.11.2004 10:45 Uhr
Hi untoter Phoenix,

Serienmörder, die keine Straftaten begangen haben, bevor sie ihre Mordserie starteten, sind die Ausnahme. Das kannst Du z.B. in diesem recht guten Aufsatz nachlesen (http://www.crimelibrary.com/serial_killers/notorious/tick/victims_1.html?sect=19). Meist beginnt ihre Karriere schon mit Auffälligkeiten in der Kindheit, zu denen auch Brandstiftung, Bettnässen oder das Quälen von Tieren zählen (http://www.crimelibrary.com/serial_killers/notorious/tick/events_5.html?sect=19). Mich würde es daher sehr wundern, wenn der Ripper vor seinen Streifzügen in Whitechapel ein unbeschriebenes Blatt gewesen wäre.

Gott zum Gruße,
Scharfnase
Titel: Was spricht gegen Tumblety
Beitrag von: [undead]Phoenix am 11.11.2004 15:07 Uhr
Ah gut, danke für die Links.
Titel: Was spricht gegen Tumblety
Beitrag von: Laura Palmer am 12.11.2004 14:34 Uhr
In the Red Room: ... ich träume schon lange von einer Ripper verfilmung von David Lynch. Eine mischung aus Lost Highway, Twin Peaks und Der Elefantenmensch. Mindestens vier Std. lang, mit Kyle MacLachlan als Abberline und Sherilyn Fenn als Mary Kelly... huahh!

Scharfnase vs. Tumblety:

Also, deine Argumente überzeugen mich nicht wirklich. Ich denke nicht, dass der Ripper unbedingt ein Bewohner Whitechapels gewesen sein muss. Ich stütze mich dabei auf Ivor Edwards "Black Magic Rituals":

"The first myth about the killer to be placed on the rubbish heap was the one about him being a local man.
...
One can walk from the main crossroad which connects Commercial Road, Commercial Street, Whitechapel High Street and Leman Street to reach four of the five side streets in which a murder took place by simply walking in a straight line on the main roads.

From the main crossroads in Whitechapel ane can walk in a straight line to:

Court Street, which leads into Bucks Row
Hanbury Street, which leads into the yard at No. 29
Berner Street, which leads into Dutfield's Yard
Dukes Street, which leads into Mitre Square
Dorset Street, which leads into room 13 at 26 Dorset Street."


Das einzige das für einen local man sprechen würde, ist die Nacht des double events: "Berner Street - Whitechapel - Mitre Square - Aldgate - back into Whitechapel - Goulston Street"
Titel: Tumblety zu auffällig
Beitrag von: Scharfnase am 12.11.2004 18:21 Uhr
Hi Laura,

ein Ripper-Film von David Lynch wäre der Hammer. Gerade beim Elefantenmensch sieht man doch, dass er auch historische Themen außerhalb der USA rüberbringen kann. Und Lynch ist ja quasi zuständig für menschliche Abgründe und davon gibt es im Ripper-Fall wahrlich genug. Ich bin dafür, dass Dennis Hopper dann den F. Tumblety spielt...;-)

Mir geht es nicht so sehr darum, dass der Ripper nun unbedingt ein Eastender gewesen sein muss, als darum, dass Tumblety mit dem Eastend noch am wenigsten zu tun hatte. Als Amerikaner, der in Britannien nur Urlaub machte, kommt er für die Taten wohl kaum in Frage. Wie sollte er im Gewirr der Gassen und Hinterhöfe der Polizei entkommen? Natürlich sind die Tatorte alle gut zu erreichen, wenn man nicht in Eile ist und genug Licht hat. Aber bei Nacht und auf der Flucht sieht die Sache schon wieder anders aus. Außerdem wäre Tumblety mit seiner Körpergröße und seiner exzentrischen Aufmachung sicher sofort aufgefallen. Zwar beschreiben einige Zeugen einen ausländisch ausehenden Mann (was immer das auch heißen mag). Ein großer, älterer Mann mit seltsamen Klamotten wird aber nirgends genannt.

Gott zum Gruße,
Scharfnase
Titel: Was spricht gegen Tumblety
Beitrag von: Laura Palmer am 19.11.2004 00:36 Uhr
from Malta Joe, Thursday, November 18, 2004 - 1:24 pm:

"For those who are interested in the current Tumblety research. I've received a phone call this morning from Washington DC. A specific Pinkerton Detective Agency's Container Box will be opened inside the Library of Congress tomorrow afternoon. I know a lot of us have been waiting on this for a long time. I should be able to post the win or lose result on a Tumblety thread by Sunday night. I've sent a few people to the LOC to purposely look into this Container Box, and I feel we have a honest shot at obtaining new info on Tumblety on Friday."

Demnächst wissen wir mehr... :D

http://casebook.org/forum/messages/4922/4987.html
Titel: Was spricht gegen Tumblety
Beitrag von: Eastsidemags am 20.11.2004 12:11 Uhr
Ah! Sehr interessant! Danke!
Ich habe kaum noch Zeit das casebook zu lesen, könntest du bitte den konkreten Link zum dem Zitat von Malta Joe posten. Danke!
Titel: Was spricht gegen Tumblety
Beitrag von: Laura Palmer am 22.11.2004 17:14 Uhr
Hallo,
ich habe ca. 1Std. lang gesucht, es aber nicht wiedergefunden. sorry.

Dafür ist die Box jetzt geöffnet worden:

http://casebook.org/cgi-bin/forum/show.cgi?tpc=4922&post=111588#POST111588

Wenig überraschend...  :cry:
Titel: Re: Was spricht gegen Tumblety
Beitrag von: Amnael am 31.05.2007 19:09 Uhr
Homosexuell war Tumblety definitiv nicht! Er war schon verheiratet, und genau das ist der Kugel Kern, denn seine Ehe ging in die Brüche weil seine Frau dem Alkohol und der Prostitution nach ging, also ein perfektes Motiv.

Der "Dear-Boss-Brief" fing ja mit "Dear Boss" an :icon_lol:, Boss ist ein Amerikanisches Wort, kein Britisches...

Es war bewiesen, dass er psychisch schwer gestört war.
Er sammelte Faruenorgane, deshalb fiel er auch in London auf: Er hat in einem Pathologischen Institut versucht, Konservierte Weibliche Fortpflanzungsorgane zu kaufen.
In der USA wurde er schon länger wegen Totschlags gesucht.

Einer der Zeugen beschrieb, dass der Täter einen Schnauzbart hatte, den hatte auch Tumbelty.

Als Quacksalber dürfte er Anatomische Kenntnisse haben, hat bei einer Frau (behauptet zumindest ein Gerücht) eine Abtreibung gemacht.
Er wusste viel über die Anatomie, so scheint es zumindest.

Ich finde es seltsam, dass jacktheripper.de ihn nicht in die Verdächtigen einbezog!

Tumblety ist übrigens mein persönlicher Favorit!
Titel: Re: Was spricht gegen Tumblety
Beitrag von: JD am 31.05.2007 22:00 Uhr
Erstmal: Willkommen an Bord, Amnael!

Vorab:
Es gibt zahlreiche Zeugen, die eine nähere Begegnung mit JTR hatten. Wer von ihnen tatsächlich den Ripper gesehen hat, darüber kann man munter diskutieren - was auch schon ausgiebig geschehen ist. Es ist aber unwahrscheinlich, dass sie alle völlig daneben liegen. Zumindest bei Lawende und Schwartz muss man sich schon ziemlich verbiegen, wenn man in ihren Fällen nicht von einer Ripper-Sichtung ausgehen will.

http://casebook.org/witnesses/

Ob man nun (wie ich es an anderer Stelle versucht habe) aus diesen gesammelten Aussagen eine Art "Kleinsten Gemeinsamen Nenner" bezüglich des Erscheinungsbilds JTRs extrahieren kann oder nicht - eines ist sicher: Keine dieser Beschreibungen passt auch nur ansatzweise auf Francis Tumblety (zu groß, zu alt).

Somit ist seine äußere Erscheinung in meinen Augen das Hauptargument gegen ihn. Dr. T war zwischen 6'1' und 6'4' * groß - also für damalige Größenverhältnisse ein wahrer Riese. Außerdem verfügte er - gelinde ausgedrückt - über eine recht extravagante Erscheinung (Siehe Bildanhang). Der Typ wäre im East End - und nicht nur dort - vermutlich aufgefallen, wie ein Faschingskostüm auf einer Beerdigung.

Hinzu kommt, dass Dr. T während seines restlichen Lebens eigentlich nicht durch Gewaltverbrechen auffiel. Er müsste also in seiner Londoner Zeit förmlich explodiert sein.

Weitere Argumente sind innerhalb der Tumblety-Threads bereits genannt.

Nichtsdestoweniger ist Dr. T durchaus ein ernstzunehmender Verdächtiger, schließlich spricht ja auch einiges FÜR ihn.

Tumblety ist übrigens mein persönlicher Favorit!

Bei mir gewinnt er innerhalb der bekannten Verdächtigen - trotz der oben formulierten Bedenken - immerhin die Bronze-Medaille.

----------------

* = Ich bin während meiner Recherchen auf verschiedene Angaben gestoßen, die sich in diesem Bereich bewegen. Wer genaues weiß, möge mich korrigieren.

Bildquelle:  Bucks County Gazette, 20. Dezember 1888; ausgegraben von Chris Scott
http://casebook.org/forum/messages/4922/10523.html
Titel: Re: Was spricht gegen Tumblety
Beitrag von: Pathfinder am 01.06.2007 07:22 Uhr

der sieht eher aus wie dschingis khan oder attila  :icon_lol:
Titel: Re: Was spricht gegen Tumblety
Beitrag von: Isdrasil am 01.06.2007 07:27 Uhr
...also, ich musste gleich an "Sergeant Pepper`s Lonely Hearts Club Band" denken  :icon_mrgreen:

Aber ein überaus interessantes Bild. Wirft ein völlig neues Licht auf Tumblety - und rückt ihn tatsächlich ein Stückchen weiter weg von den Whitechapel-Morden. Er kann natürlich zu Zeiten der Morde durchaus anders ausgesehen haben, aber dennoch hinterlässt diese Illustration das Gefühl "Ne, das ist kein Jack the Ripper!".

Grüße, Isdrasil
Titel: Re: Was spricht gegen Tumblety
Beitrag von: Amnael am 01.06.2007 13:21 Uhr
In Wikipedia gibt es ein Bild, da sieht unser Kumpel Francis ganz anders aus...

Was ich vergass zu erwähnen:
Als Tumblety starb, fand man zwei seltsame Ringe. Sie ähnelten Ringen die Anny Chapman nach den Morden fehlten...
Titel: Re: Was spricht gegen Tumblety
Beitrag von: monky am 01.06.2007 21:12 Uhr
na ja, was ist an gewöhnlichen messingringen so seltsam???

lg, monky :icon_aetsch:
Titel: Re: Was spricht gegen Tumblety
Beitrag von: Pathfinder am 01.06.2007 21:21 Uhr

solche ringe waren "massenware" und wurden auch an verkaufständen vertickt, ähnlich wie man heute in den fussgängerzonen sieht.
Titel: Re: Was spricht gegen Tumblety
Beitrag von: monky am 08.08.2007 10:37 Uhr
genau. deshalb wunderer ich mich ja, warum amnael sie so seltsam findet. oder was war an den ringen, von denen er spricht, seltsam?

lg, monky :icon_aetsch:
Titel: Re: Was spricht gegen Tumblety
Beitrag von: Isdrasil am 08.08.2007 11:13 Uhr
…diese Ringe waren anders als gewöhnliche Ringe. Wenn man sie in das Feuer warf, erschienen seltsame glutrot schimmernde Runen in einer unbekannten Sprache, doch der Ring selbst blieb kalt und behielt seinen metallisch goldenen Glanz bei … :icon_mrgreen:
Titel: Re: Was spricht gegen Tumblety
Beitrag von: Stordfield am 28.05.2008 10:43 Uhr
Hallo !

Ich habe vor Kurzem einen Bericht über Tumblety gesehen und fand ihn mal richtig gut recherchiert .
Der Mann ist es allemal wert , daß man sich näher mit ihm beschäftigt . Er war kein armer Mensch , konnte sich Reisen und extravagante Kleidung leisten . Um so mehr wundern mich die relativ billigen Ringe in seinem Nachlaß doch schon etwas , zumal er sich ansonsten mit teurem Schmuck umgab ( siehe sein Interview mit der New York World ).

Gruß Stordfield
Titel: Re: Was spricht gegen Tumblety
Beitrag von: domi am 01.06.2010 14:27 Uhr
Hey

tumblety ist es gewesen das steht fest er kannte sich vlt.nicht im east end aus Aber wie mir schon einige leute die im east end waren berichtet haben ist es nicht schwer sich dort zurecht zu finden.

alles in allem unterstüzt es doch die annahme das kelly kein opfer des rippers war,weil tumblety dort im knast saß.
für mich ist der ripper identifiziert Tumblety war es ohne zweifel!!

falls jemand kontra argumente hatt, wurde ich mich freuen wenn er mich kontaktiert

yours truly domi
Titel: Re: Was spricht gegen Tumblety
Beitrag von: Floh82 am 01.06.2010 17:18 Uhr
 :icon_lol:
Titel: Re: Was spricht gegen Tumblety
Beitrag von: panopticon am 04.06.2010 15:58 Uhr
Aussagen wie ´Der und der war´s. Das steht fest.´oder´Der und der war es ohne Zweifel.´ sind ja ganz witzig, treffen aber definitiv auf keinen einzigen bekannten Verdächtigen oder sonst jemanden zu.

Und um hier gleich noch mal ein weiteres (!) Argument gegen Tumblety als Mörder von Whitechapel anzuführen: Er wurde ja am 7. November 1888 wegen ´grober Unanständigkeit´ in mehreren Fällen festgenommen. Besonders interessant ist diesbezüglich einer der Fälle, die ihm laut einem Schriftstück, das Stewart P. Evans vorliegt, zur Last gelegt wurden: ´Freitag,  31. August 1888 – Arthur Brice´, oder anders formuliert: Wer Tumblety selbst als möglichen Mörder sieht, müsste sehr wahrscheinlich (!) nicht nur einen anderen Mörder für Mary Jane Kelly, sondern wohl sogar auch einen anderen für Polly Nichols finden/vermuten...


Regards,
panopticon
Titel: Re: Was spricht gegen Tumblety
Beitrag von: KvN am 07.06.2010 08:06 Uhr
Mal anders rum...Was würde FÜR "Dr." T. als Ripper sprechen? Mir fällt da nur das Gerücht(!) ein dass er Uteri gesammelt hat, aber sonst?

Grüße
Titel: Re: Was spricht gegen Tumblety
Beitrag von: Lestrade am 07.06.2010 13:50 Uhr
Ich denke einfach, Tumblety war zur falschen Zeit am falschen Ort. Da gab es doch bei ihm Verbindungen nach Irland, politisch aktiv war er doch auch. Dazu sein "Unzucht", mit der er ja aufgefallen war. Vielleicht wurde er aus genannten Gründen auch beobachtet. In Chief Inspector Littlechild´s Letter (1913), spricht dieser ja auch nur von einer Erinnerung an die ganze Geschichte. An einen Dr. D. (wahrscheinlich Dr. Druitt???) konnte er sich nicht erinnern aber an einen Dr.T., wie eben Tumblety, dem alten Quaksalber. Der Brief ging an den Journalisten Sims und war wohl die Antwort auf frühere Post von dem. Vielleicht spielte auch seine Uterus- Sammlung tatsächlich eine Rolle. Man hätte ihm ja auch eine gewisse Beteiligung oder Wissen an den Rippermorden unterstellt haben können. So oder so, wert, genauer unter die Lupe genommen zu werden, von der damaligen Polizei, egal welche Richtung es am Ende war (Homosexuelle Handlungen, der irische Konflikt oder seine Sammelleidenschaft), war er allemal.
Es muss ja, schaut man auf Macnaughton, bei der MET eine Liste ernsthafter Verdächtiger gegeben haben. Von Druitt, "Kosminski" und Ostrog wissen wir. Tumblety könnte dieser Liste auch angehört haben. Genau wie ein Hyam Hyams, "The Terror of the City of London Police". Dieser dürfte die Polizei ja auch irgendwie beschäftigt haben. Inwieweit MET und City Police da Trennungen vornahmen, weiß ich nicht...
Littlechild kam ja auch auf Anderson zu sprechen und dessen Meinung 'dachte, dass er es wusste'.. Wieder einmal ein Zeichen dafür, das Anderson seine Meinung nicht besonders beliebt war. Anderson seine Aussagen klingen eh immer so gefrustet. Im Gegensatz zu Macnaughton und Swanson, nannte er keine(n) Namen, seines Verdächtigen. Das dürfte seine Gründe gehabt haben. Vielleicht gab es heftige Vorwürfe von ihm gegenüber seiner eigenen Einheit oder auch gegen die der City Police. Was ist da bloß falschgelaufen?
So widersinnig es auch heute klingen mag, gehörten Druitt und Ostrog damals tatsächlich zu ernsthaften Verdächtigen, so könnte auch Tumblety zu dieser Reihe von Männern gehört haben. Das er es nicht gewesen sein kann, ist uns heute klar. Aber seine speziellen Verhalten damals, vorallem seine Uterus- Leidenschaft, könnte ihn auf diese Liste gebracht haben. Vielleicht nicht gerade als Hauptverdächtigen aber eben als "Verdächtigen".

Grüße.
Titel: Re: Was spricht gegen Tumblety
Beitrag von: KvN am 07.06.2010 15:03 Uhr
Kurz gesagt: Die Suppe ist sehr sehr dünn...Ob Insp.Kleinkind tatsächlich Tumblety meinte ist ja unklar, alles andere sind Spekulationen und Zeitungsberichte, deren Grundlagen sehr fraglich sind. Selbst die Verhaftung (?) ist ja nirgends dokumentiert...

Fazit: Freispruch

Grüße
Titel: Re: Was spricht gegen Tumblety
Beitrag von: Lestrade am 07.06.2010 17:28 Uhr
Ich hab nur aus dem Kopf geschrieben Kurt. Keine Ahnung was alles dokumentiert ist und was nicht. Muss jeder selbst nachschauen. Tumblety ist ein bißchen lange her für mich als ich mich ihm als Verdächtigen gewidmet habe.

Aber für die Statistik "Wer könnte in das Visier der Polizei 1888 geraten sein?" ist er sehr gut. Mir fallen da höchstens 10-12 Leute ein.

Lestrade.
Titel: Re: Was spricht gegen Tumblety
Beitrag von: KvN am 07.06.2010 17:35 Uhr
Also nach meinen bescheidenen Recherchen gibt´s gegen T. nix Stichhaltiges...Zeitungsblabla, Gerüchte...

Grüße
Titel: Re: Was spricht gegen Tumblety
Beitrag von: Lestrade am 07.06.2010 18:28 Uhr
Also mir reichen meine Tumbletys... Deswegen befasse ich mich nicht weiter mit ihm... Auf der Startseite unseres Forums (ich habe eben mal geschmuhlt) sieht es aber weniger nach blabla aus Kurt. Littlechild hat nicht den vollständigen Namen genannt? Hier muss sich doch irgendwo ein Tumblety- Experte finden...

Wer geriet überhaupt in 1888 in Verdacht, von dem wir etwas wissen könnten?

Ich meine die hier:

Montague John Druitt (Medizinstudium?)
“Kosminski“ (Pole/jüdisch)
Michael Ostrog (Wahnsinniger)
John Pizer (Boot Finisher, Leather Apron ?! 10. September 1888)
Joseph Isenschmid (Butcher, 11. September 1888)
Joseph Denny (28. Dezember 1888)
Joseph Isaacs (Cigar Maker, ziemlich genau mit Aaron Cohen in Gewahrsam)

Vielleicht er:

Francis Tumblety (“Doktor“)???

Die vielleicht?

Dr. Morgan Davies (Arzt, verdächtigte sich gegenseitig mit Donston)
Hyam Hyams (Wahnsinniger, 29. Dezember 1888)
Robert Donston Stephenson (Feldarzt, Ritual, verdächtigte sich gegenseitig mit Davies)

Und den spinn ich mal dazu:

William Adam Cullen (Seemann, verrückt, 30.November 1888 und 07.Dezember 1888 ins Workhouse, siehe Aaron Cohen)

Fällt dir noch wer ein?
Titel: Re: Was spricht gegen Tumblety
Beitrag von: KvN am 07.06.2010 22:17 Uhr
Irgendwie habe ich da was nicht mitbekommen...Wo kann ich genauere Info´s über Cullen finden, scheint ja hochinteressant!?

Grüße
Titel: Re: Was spricht gegen Tumblety
Beitrag von: Lestrade am 07.06.2010 23:22 Uhr
Kurt! Daran sehe ich mal wieder, wie aufmerksam du meine Posting liest.  :icon_rolleyes:

Gehe doch mal in den Thread des "Verdächtigen", den ich so sehr in mein Visier genommen habe. Den Namen nenne ich jetzt mal nicht. Darin findest du dann Cullen. Einen Bestandteil meiner bescheidenen Theorie. Vollkommen uninteressant...

Zur Polizei:

Wußtest du, das sich James Monro mit Charles Warren im August 1888 überworfen hatte? Es ging um die Unabhängigkeit der CID und einer Anstellung für Macnaughten. Warren schmiss ja nach Kelly. Inspector Walter Andrews aus ihren Reihen, wurde im Dezember 1888 nach New York geschickt. Könnte um Tumblety gegangen sein, der sich ja klammheimlich aus London verdrückt hatte. Littlechild könnte durchaus davon gewußt haben, auch wenn sich vielleicht Andrews aus anderen Gründen mit Mr.T. beschäftigen musste, als Littlechild es selber tat. Die Situation bei der Polizei war damals sicherlich nicht die beste, chaotisch halt. So wäre es möglich, in diesem ganzen Chaos, das Tumblety durchaus mit den Whitechapel Ereignissen in irgendeine Verbindung gebracht wurde, genauso aber könnte es um Littlechild´s eigentliche Aufgabe gegangen sein. Vielleicht vermischte sich hier einiges. Bei der Aufstellung der Polizei damals, wäre das kein Wunder. Der Ripper war er nicht, das dürfte klar sein.

Grüße.
Titel: Re: Was spricht gegen Tumblety
Beitrag von: panopticon am 08.06.2010 00:42 Uhr
Hi.

War zwar nicht an mich gerichtet, aber:

Wer geriet überhaupt in 1888 in Verdacht, von dem wir etwas wissen könnten? (...) Fällt dir noch wer ein?

Ja. Noch einige. Sowohl namentlich genannte, als auch anonyme Personen. 1888 und später. Die poste ich aber sicher nicht zum Thema ´Tumblety´!  :icon_aetsch:
Wenn Du meine Postings immer aufmerksam gelesen hast, müssten Dir eigentlich zumindest einige davon auch wieder einfallen...  :icon_mrgreen:  :icon_wink:
Andere wiederum fand ich auch per Suchfunktion bisher noch nicht im Forum, aber von den heute noch bekannten ´Polizeiverdächtigen´ sind meiner Meinung nach ohnedies fast alle auszuschließen, wenngleich eine Sammlung (soweit möglich) vollständigkeitshalber dennoch ganz interessant wäre, da hast Du schon recht!


Grüße,
panopticon
Titel: Re: Was spricht gegen Tumblety
Beitrag von: Lestrade am 08.06.2010 07:07 Uhr
Guten Morgen panopticon!

Wenn Du meine Postings immer aufmerksam gelesen hast

Habe ich, habe ich... Ich saug sie quasi immer auf, mit jeder Faser...

Wollte Kurt mal auf die Probe stellen aber er reagierte nur auf Cullen, was aber wohl wieder für ihn spricht, denn die anderen kannte er oder er konnte sie zumindest finden... Wollte es auf 1888 beschränken... Ja, so eine Liste wäre schon gut...

Also gegen Tumblety spricht eine Menge als Täter, das dürfen wir wohl beruhigt feststellen... als Verdächtiger wohl auch... was den Ripper Fall angeht... waren wohl eher seine anderen Aktivitäten...

Ich grüße dich,

Lestrade.
Titel: Re: Was spricht gegen Tumblety
Beitrag von: KvN am 08.06.2010 07:51 Uhr
Ha! Ich bin durchschaut! Ich fange mit Ostrog, Pizer und Co. doch tatsächlich was an...Und natürlich hab ich die Cullen Anmerkungen im Cohen Thread - den ich aufmerksam verfolgt hab - gelesen, dachte nur es gibt vielleicht weitere Infos...
Bin übrigens grade dabei den Ripper mit anderen Serienmördern zu vergleichen, v.a. angeregt durch die Tatort/Signatur Diskussion...Mein Ripperbild wackelt schon wieder ordentlich.

Grüße
Titel: Re: Was spricht gegen Tumblety
Beitrag von: Lestrade am 08.06.2010 08:03 Uhr
Große Klasse Kurt! Das hinterläßt mächtig Eindruck bei mir.

Ein rundes Bild habe ich auch noch nicht von ihm. Es ist sehr grob. Meine neusten Gedanken:

Er war hinterhältig, gehäßig und schnüffelte überall herum... Inspiriert u.a. von dem Film, den ich hier kürzlich erwähnte. "Abberline" spielt da mit. Da gab es in der Lambeth Anstalt einen Gehilfen des Oberprofessors, Teile dessen Charakters, hätten gut zum Alltagsleben des Rippers gepasst.   
Titel: Re: Was spricht gegen Tumblety
Beitrag von: KvN am 08.06.2010 08:09 Uhr
Vor allem fällt mir auf dass Mörder, die eine ähnliche Signatur hatten, vor allem in Bezug auf die p.m. Verstümmelungen (Gein, Kroll...), eines gemeinsam haben: Sie waren dumm wie Bohnenstroh...
Aber ich bin erst am Anfang meiner "profiler" Karriere  :icon_mrgreen:
Mehr dazu in einem eigenen Faden, hat ja mit T. nix mehr zu tun!

Grüße
Titel: Re: Was spricht gegen Tumblety
Beitrag von: Lestrade am 08.06.2010 09:16 Uhr
Dann zieh mal die Fäden...
Titel: Re: Was spricht gegen Tumblety
Beitrag von: Mort am 11.07.2011 23:54 Uhr
Ist es absolut sicher dass Tumblety am Mordtag von MJK in Haft saß? Ist dies 100% belegbar? Gegen ihn sprechen von meiner Sicht ansonsten eventuell (ja ich weiss da widerspricht mir nahezu jeder Profiler) seine Homosexualität und sein auffälliges Aussehen. Beim Aussehen kann nachgeholfen werden, was sich auch gleich widerrum auf das Alter auswirken würde.  Zudem war er ja mal verheiratet. Könnte es vielleicht sein dass er eventuell auch bisexuell war? Würde ihn dies wieder eher als Tatverdächtigen in Betracht kommen lassen?
Titel: Re: Was spricht gegen Tumblety
Beitrag von: Lestrade am 12.07.2011 11:45 Uhr
Hallo Mort!

Sicher nachweisen konnte das bisher, meiner Meinung nach, niemand. Tumblety wurde am 07. November 1888 in Gewahrsam genommen. Aus den Unterlagen vom 10.Dezember 1888 eines Kalenders vom Central Criminal Court geht das hervor. Es wird spekuliert, ob die Möglichkeit bestand, nach dieser Verhaftung mit einer Bürgschaft (welcher Art auch immer) schnell wieder auf freien Fuss zu kommen. Vielleicht mit der Bedingung sich sieben Tage später wieder zu melden. Vorgeworfen wurden ihm zuerst ,unter anderen, die homosexuellen Akte mit John Doughty (27. Juli 1888), Arthur Brice (31. August 1888, der Todestag von Nichols), Albert Fisher (14. Oktober 1888) und James Crowley (02. November 1888). Kann sein, dass es nicht immer ganz gewaltfrei dabei zuging. Am 14. November 1888 (was ja auch passen würde mit den sieben Tagen) kam der Haftbefehl wegen den Whitechapel- Morden. Am 16. November 1888 war er wieder auf freiem Fuss. Tumblety bemerkte dann später in einem Interview in den USA selbst, er wäre nur 2-3 Tage in Gewahrsam gewesen. Meiner Meinung nach passt das gut zu den 14-16 November 1888. Ich würde fast annehmen wollen, das Tumblety am 09.November 1888 auf freien Fuss war als Kelly zu Tode kam. Warum auch sonst, sollte man einen Haftbefehl ausstellen, wenn man wußte, dass der Verdächtige im Knast saß, während das letzte Opfer (Kelly) ermordet wurde? Oder wollte man ihm nur Nichols bis Eddowes anhängen? Glaube ich kaum. Tumblety behauptete ja selbst observiert worden zu sein. Wann, wie lange und so weiter wissen wir nicht. Tumblety war in den USA und in England kein Unbekannter. Beide Länder hatten Interesse an diesem Mann, er hatte mit Sicherheit Dreck am Stecken. Von ihm ging Gefahr aus. Ich denke, die Polizei hatte ihn auf dem Kieker als parallel die Mordserie ablief. In weiteren Verdacht könnte er im Laufe der Zeit geraten sein, "der Verdächtige könnte Amerikaner gewesen sein" lauteten Verdächtigungen, er wollte Organe kaufen (was natürlich sehr verdächtig war), er hasste Frauen (ich denke eher er war "mehr homosexuell" einzustufen und "weniger Bisexuell") und diesen Mann traue ich auch Ripper- Briefe zu. Er könnte zu den Menschen gehört haben, die sich gefreut haben, was den Prostituierten im East End gerade widerfuhr. Er selbst hatte oder hätte Gründe gehabt sich zu entlasten, da war der Tag von Nichols Ermordung als er wegen und mit Arthur Price aufgefallen war und wenn er tatsächlich an Kelly´s Todestag gesessen hat, wäre er jemand gewesen (denn dumm war er nicht), der dies erwähnt hätte. Tat er meines Wissens nicht und daher könnte er tatsächlich auf freiem Fuss gewesen sein am 09.November 1888. Die Serie mit seinen Tagesdaten verfolgte Tumblety nicht würde ich meinen. Ihn interessierte nur das so etwas passierte.
Entweder suchte die Polizei einen Grund Tumblety entwaige Aktivitäten (die anderer Natur gewesen sein dürften) zu stoppen oder sie sahen tatsächlich einen möglichen Zusammenhang zu den Taten des Rippers (ohne ihn für den aktiven Ripper zu halten). Oder beides. Es könnte eher ein politisches Spiel gewesen sein. Warum hätten die Polizei auch einen Ripper Verdächtigen wie Tumblety so schnell entlassen sollen? Warum hätten sie zulassen sollen, dass er erst nach Frankreich und dann in die USA fliehen kann? Natürlich haben sie ihn bis in die USA verfolgt aber tatsächlich wegen den Ripper- Morden? Nach dem 16. November haben sie ihn aus den Augen gelassen, weil sie meiner Meinung dachten, jetzt ist ersteinmal Ruhe um Tumblety. Dass er abhaut, damit haben sie wohl nicht gerechnet. Tumblety konnte mit den Ripper- Verdächtigungen, von vielen anderen Dingen ablenken. Er wußte ja, dass er diese Taten nicht begangen hatte.

Lestrade.
Titel: Re: Was spricht gegen Tumblety
Beitrag von: Mort am 12.07.2011 22:19 Uhr
Hallo Lestrade,

danke für Deinen Post. Das grösste Problem mit Tumblety habe ich damit, dass er von seiner ganzen Art nicht meiner Vorstellung von JTR entspricht. Jemand der sich so in Szene setzt, dieses ganze Getue. So stell ich mir den Ripper nicht vor. Ich halte ihn eher für einen unauffälligen Typ. Ihn etwas näher betrachtet habe ich anhand einer Doku und habe auf Casebook einen Post gefunden bei dem behauptet wird dass er in der Mordnacht MJK auf freiem Fuß war. Jedenfalls danke mal für die "Info".

@alle:  Nicht krumm nehmen wenn ich mal längere Zeit nicht antworten soll. Hab grad sehr sehr wenig Zeit und weiss auch nicht wie es weitergeht.
Ich hoffe ich kann ab und zu mal reinschauen.

Grüsse

Mort
Titel: Re: Was spricht gegen Tumblety
Beitrag von: Anirahtak am 13.07.2011 00:58 Uhr
Hallo,

@ Mort

Exakt dieses Problem habe ich mit Tumblety als Täter ebenfalls. Scheint ein recht exzentrischer und extrovertierter Freak gewesen zu sein, der auch im Alltag auffiel. Also genau das Gegenteil von meinem Bild des Rippers.
Titel: Re: Was spricht gegen Tumblety
Beitrag von: Lestrade am 13.07.2011 17:47 Uhr
Hallo Mort!

Jemand der sich so in Szene setzt, dieses ganze Getue.


Wie wahr...

Sorgen müssen wir uns um dich aber nicht machen oder?

Liebe Grüße,

Lestrade.