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Die Tatverdächtigen => Die Tatverdächtigen => Weitere Verdächtige => Thema gestartet von: Arthur Dent 2 am 22.02.2017 23:05 Uhr

Titel: Wenn JTR in eine Irrenanstalt kam, könnte ein Arzt mehr gewusst haben
Beitrag von: Arthur Dent 2 am 22.02.2017 23:05 Uhr
Hallo allesamt!


Wenn entsprechende Aussagen der Ermittler zutreffen, dass ihr Hauptverdächtiger, der mutmaßliche JTR, in eine Irrenanstalt eingewiesen wurde, so musste es einen Arzt geben, der ihn untersucht, behandelt und letztendlich eingewiesen hat.
Einen Arzt, der vielleicht etwas über seinen Patienten ahnte, mit dem vielleicht die Angehörigen gesprochen hatten, mit dem die Polizei vermutlich Kontakt hatte, der vielleicht Mitwisser in dem Fall wurde - insbesondere vielleicht auch hinsichtlich der geheimnisvollen Seaside-Home-Geschichte.


Beispiel:

Dr. George William Sequeria, Chirurg aus der 34 Jewry Street, wurde in der Nacht des Double Event, 30. September, von der Polizei zum Eddowes-Tatort im Mitre Square gerufen. Er untersuchte Eddowes vor Ort eher oberflächlich und stellte ihren Tod infolge der durchtrennten Kehle fest.
Im Inquest am 11. Oktober 1888 stimmte er mit den Obduktionsergebnissen von Dr. Frederick Gordon Brown überein - nicht aber mit dessen Schlussfolgerung, der Mörder müsse für die Tat zumindest grundlegende anatomische Kenntnisse gehabt haben (wie sie zum Beispiel ein Metzger hat). Und das, obwohl er wusste, wie dunkel es am Tatort gewesen war und dass Eddowes unter anderem eine Niere entfernt worden war.
Interessanterweise wurde unser Metzger Jacob Levy am 15. August 1890 von George William Sequerias Bruder, Dr. Henry James Sequeira (ebenfalls 34 Jewry Street) ärztlich untersucht und ins Irrenhaus nach Stone in Kent eingewiesen.
George William Sequeria (geb. 1859) und Henry James Sequeira (geb. 1857) waren zwei Kinder von Henry Little Sequeira, Chirurg, und seiner Frau Amelia (geb. Brook), die seit über drei Jahrzehnten in der Jewry Street, Aldgate, unweit der Butcher's Row lebten. Ihre Kinder wurden dort geboren und wuchsen dort auf. Die Sequeiras dürften das Metzger-Milieu in Aldgate also recht gut gekannt und auch viele Patienten daraus gehabt haben. Sie könnten nahe dran am "Butcher's Row Suspect" gewesen sein.

Vielleicht gibt es da ja auch noch andere Ärzte mit anderen Auffälligkeiten, die etwas zum Fall beitragen könnten...


Hier mal der Anfang einer Liste von Ärzten im East End.

1. Teil - an den Morduntersuchungen beteiligte Gerichtsmediziner, die innerhalb von JTRs Aktionsradius lebten:


Mordfall Martha Tabram - Dr. Timothy Robert Killeen / 68 Brick Lane

Mordfall Mary Ann Nichols - Dr. Rees Ralph Llewellyn / 152 Whitechapel Road

Mordfall Elizabeth Stride - Dr. Frederick William Blackwell / 100 Commercial Road

Mordfall Catherine Eddowes - Dr. George William Sequeira / 34 Jewery Street

Mordfälle Annie Chapman, Elizabeth Stride, Catherine Eddowes, Mary Jane Kelly - Dr. George Bagster Phillips / 2 Spital Square (Bishopsgate)



Interessant neben den Sequeiras erscheint auf den ersten Blick vor allem Phillips, weil er an der Untersuchung von vier der fünf kanonischen Opfer beteiligt war.

Ebenso interessant dürften jene Ärzte gewesen sein, die Menschen aus dem East End in Irrenanstalten eingewiesen haben, z.B. unsere Verdächtigen Kozminski, Hyam Hyams und David Cohen.

Also: Wenn jemand zu dem Ansatz etwas einfällt - immer her damit. :-)



MfG, Arthur Dent

Titel: Re: Wenn JTR in eine Irrenanstalt kam, könnte ein Arzt mehr gewusst haben
Beitrag von: Shadow Ghost am 23.02.2017 06:50 Uhr
Also, so rein aus einem Bauchgefühl heraus, würde ich sagen, dass man auch ein Auge auf das Pflegepersonal (so würde man heute sagen, ich weiß nicht, ob das damals wirklich Pfleger waren oder doch eher nur Aufseher) werfen. Vielleicht hat der ein oder andere davon Tagebuch geführt oder Leserbriefe geschrieben, aus denen man so das ein oder andere schließen könnte.

Viele Grüße,
Shadow Ghost
Titel: Re: Wenn JTR in eine Irrenanstalt kam, könnte ein Arzt mehr gewusst haben
Beitrag von: Arthur Dent 2 am 23.02.2017 11:29 Uhr
Hallo Shadow Ghost!

Das wäre zwar sicherlich sehr interessant, aber wohl eher was für hartgesottene englische Ripperologen, die direkt vor Ort die entsprechenden Archive durchwühlen können.
Also ich hätte jedenfalls nicht die Zeit für so eine aufwendige Recherche. Aber schon mal den bestehenden Fundus des zerstreuten Wissens speziell mit dem Fokus auf die Ärzte durchzugehen, könnte zumindest möglicherweise den ein oder anderen Ansatz für die echten Experten liefern, denke ich.


MfG, Arthur Dent


Titel: Re: Wenn JTR in eine Irrenanstalt kam, könnte ein Arzt mehr gewusst haben
Beitrag von: CRoW am 23.02.2017 12:44 Uhr
hi,

super Ansatz und eigt. könnte das auch was ergeben.
Was mir sofort nach dem Lesen in den Sin kam war, was ist wenn es einer der Ärzte war die auch einige Leichen Untersuchten oder eine Kollege oder Patient.
Die Sachen sollten die dort zugriff haben nach gehen vll kann man zusammenhänge daraus schließen.
Möglich wäre es ja..
Titel: Re: Wenn JTR in eine Irrenanstalt kam, könnte ein Arzt mehr gewusst haben
Beitrag von: Arthur Dent 2 am 23.02.2017 13:41 Uhr
Hallo Crow!

Zitat
Was mir sofort nach dem Lesen in den Sin kam war, was ist wenn es einer der Ärzte war die auch einige Leichen Untersuchten oder eine Kollege oder Patient.

Diese Idee mit den Leichenschauhäusern hatten schon andere: So hat ein Ripperologe als Verdächtigen einen Robert Mann ins Spiel gebracht, der als Gehilfe im Leichenschauhaus in der Old Montegue Street arbeitete, wo das Opfer Nichols aufgebahrt und untersucht worden war.


MfG, Arthur Dent


Titel: Re: Wenn JTR in eine Irrenanstalt kam, könnte ein Arzt mehr gewusst haben
Beitrag von: CRoW am 23.02.2017 14:44 Uhr
Achso mhh und sonst keine weiteren Indizien?
Titel: Re: Wenn JTR in eine Irrenanstalt kam, könnte ein Arzt mehr gewusst haben
Beitrag von: Zilch am 23.02.2017 15:19 Uhr
Danke für die Zusammenstellung, Arthur Dent.

Titel: Re: Wenn JTR in eine Irrenanstalt kam, könnte ein Arzt mehr gewusst haben
Beitrag von: Lestrade am 23.02.2017 18:13 Uhr
Edward Johnston fällt mir nur dazu gerade ein, 100 Commercial Road, Stride Mord...
Titel: Re: Wenn JTR in eine Irrenanstalt kam, könnte ein Arzt mehr gewusst haben
Beitrag von: Arthur Dent 2 am 23.02.2017 18:29 Uhr
Hallo zusammen!


Und hier eine schon recht umfangreiche Ärzte-Liste, die ich mir mit viel Schweiß und Tränen aus dem casebook geklaut habe:  :biggrin:


Martha Tabram
Dr. Timothy Robert Killeen / 68 Brick Lane

Mary Ann Nichols
Dr. Rees Ralph Llewellyn / 152 Whitechapel Road

Annie Chapman
George Bagster Phillips / 2 Spital Square

Elizabeth Stride
Frederick William Blackwell / 100 Commercial Road
Edward Johnson (Assistant to Blackwell) / 100 Commercial Road
George Bagster Phillips / 2 Spital Square
Dr. Rygate (At morgue)

Catherine Eddowes
George William Sequeira / 34 Jewery Street
William Sedgwick Saunders / 13 Queen Street, Cheapside
Frederick Gordon Brown / 17 Finsbury-Circus
George Bagster Phillips / 2 Spital Square

The Whitehall Mystery
Thomas Bond / 7 The Sanctuary
Charles Alfred Hibbert (Assistant to Bond)

Mary Jane Kelly
George Bagster Phillips / 2 Spital Square
Thomas Bond / 7 The Sanctuary
J. R. Gabe / Mecklenburg Square
Frederick Gordon Brown / 17 Finsbury-Circus
Dr. Duke

Rose Mylett
Chief Surgeon Alexander Mackellar
Thomas Bond / 7 The Sanctuary
Charles Alfred Hibbert (Assistant to Bond)
Dr. Mathew Brownfield / 171 East India Dock Road
Dr. Harris
Dr. M’Kenna

Elizabeth Jackson
Dr. Michael McCoy / 300 Commercial Road

Alice MacKenzie
George Bagster Phillips / 2 Spital Square
Thomas Bond / 7 The Sanctuary
Chief Surgeon Dr. Alexander McKeller
Frederick Gordon Brown / 17 Finsbury-Circus
Dr. Clark
Mr. Boswick (without Phillips permission)

Pinchin Street Torso
George Bagster Phillips / 2 Spital Square
J. Clark (Assistant to Phillips)
Frederick Gordon Brown / 17 Finsbury-Circus
Dr. Charles Albert Hibbert

Frances Coles
F. J. Oxley / Dock Street
George Bagster Phillips / 2 Spital Square



Leider lebten viele der o.g. Ärzte, wie z.B. Brown, Saunders oder Bond, aber nicht im Aktionsradius von JTR, sondern in etwas besseren Wohnvierteln.
Sie dürften außerhalb ihrer Tätigkeit als Gerichtsmediziner wohl kaum Patienten aus Whitechapel gehabt haben.   :nea:



MfG, Arthur Dent


Titel: Re: Wenn JTR in eine Irrenanstalt kam, könnte ein Arzt mehr gewusst haben
Beitrag von: CRoW am 24.02.2017 07:23 Uhr
Ok wenn wir jetzt alle Ausgrenzen die nicht im Radius Arbeiten und vermutlich keine
Patienten hatten aus der Gegend. Und auch nicht vom Täter bild passen würden, wer bleibt dann noch?
Titel: Re: Wenn JTR in eine Irrenanstalt kam, könnte ein Arzt mehr gewusst haben
Beitrag von: Arthur Dent 2 am 24.02.2017 10:10 Uhr
Hi Crow,

immer langsam mit den alten Pferden! Ich mach das hier in meiner Freizeit und nicht beruflich, und auch wenn ich derzeit frei und mit Fastnacht nichts mehr am Hut habe: Um die ganzen Ärzte in Whitechapel zu recherchieren benötigt es schon etwas Aufwand.
Da gibt es ja nicht nur die direkt in den Fall irgendwie eingebundenen Ärzte, sondern auch noch andere - und die kann man nur aus verschiedenen Verzeichnissen raussuchen, wie z.B. dem Post Office Directory oder dem London Census.

Also, falls jemand weiß, ob es damals ein spezielles Ärzte-Verzeichnis für London gab und eine Liste der Doktores im London Hospital - das wäre eine große Hilfe.


Immerhin hab ich schon mal schnell eine Karte mit den Ärzten angelegt, die am Fall beteiligt waren und ihre Adresse in JTRs Aktionsradius hatten:
Titel: Re: Wenn JTR in eine Irrenanstalt kam, könnte ein Arzt mehr gewusst haben
Beitrag von: CRoW am 24.02.2017 10:21 Uhr
Danke ja ich weiß sry dafür.

Das ist aber schon mal eine mega Hilfe die Karte da fallen 4 Ärzte sofort ins Auge die das oder vermuten lässt was gemacht zu haben, dass andere was du sagst wäre natürlich noch etwas mehr Klarheit in die Sache.

vielen dank
Titel: Re: Wenn JTR in eine Irrenanstalt kam, könnte ein Arzt mehr gewusst haben
Beitrag von: Arthur Dent 2 am 26.02.2017 22:01 Uhr
Hallo zusammen!


Hier ein weiterer Arzt, der in JTRs Aktionsradius lebte und arbeitete:

Dr. Morgan Davis aus der Goring Street, einer kleinen Nebenstraße der Houndsditch, zumindest zeitweise auch im London Hospital tätig.

Interessanterweise wurde er selbst von einem anderen Ripper-Verdächtigen, nämlich Robert Donston Stephenson (alias Rolsyn D'Onston), als Ripper-Verdächtiger bezeichnet.

Stephenson hatte früher mal als Arzt gearbeitet, war aber zum Mystiker und Okkultisten geworden. Er war so extrem interessiert im Ripper-Fall, dass er die Polizei mit seinen Theorien "beglückte", Artikel über JTR schrieb und wegen seiner Obsessionen selbst zum Verdächtigen wurde.
Ende 1888 war er zur medizinischen Behandlung seiner Neurasthenie im London Hospital und will den Fall JTR dort auch mit Dr. Morgan Davis diskutiert haben.
Die Aussagen von Dr. Davis sollen den Verdacht in ihm erweckt haben, Dr. Davis könne der Ripper sein, denn Davis soll sich dabei auffällig verhalten und recht detaillierte Vorstellungen über JTR und seine Vorgehensweise gehabt haben - und so teilte Stephenson das am 26. Dezember 1888 der Polizei mit.

Nun sind die Aussagen von Stephenson mit Vorsicht zu genießen, denn er war ja schon ziemlich speziell in seinen Ansichten, war offenbar rauschmittelabhängig und geriet wegen seiner Obsession für JTR bei einigen Privatpersonen selber in Verdacht, der Ripper zu sein.
Die Polizei hat dennoch nach allem, was wir wissen, weder ihn noch Dr. Davis ernsthaft verdächtigt.

Aber Davis lebte und arbeitete in JTRs Aktionsradius und könnte somit durchaus JTR als Patient gehabt haben.
Bedenkt man, dass der letzte Mord an Kelly am 9. November war, die Polizei danach einige Verdächtige observierte und eine Zeitung bereits im Dezember schrieb, die Polizei habe auch alle privaten Anstalten nach neu eingewiesenen Patienten durchforstet - so könnte Davis vielleicht tatsächlich zu diesem Zeitpunkt, als Stephenson ihn meldete, mehr gewusst haben - falls er es war, der an der Untersuchung und Einweisung eines Ripper-Verdächtigen beteiligt war.


MfG, Arthur Dent
Titel: Re: Wenn JTR in eine Irrenanstalt kam, könnte ein Arzt mehr gewusst haben
Beitrag von: CRoW am 27.02.2017 07:09 Uhr
hi,

das ist ja auch hoch interessant, wenn man mal bedenkt das er vll zu detailierte Sachen wusste weil sich der Ripper eingeweiht hat oder seine Sachen im in einer Behandlung erzählt hat. dann dazu das Rauschmittel könnte so einiges hervor bringen.

Jetzt noch zu einem der 3 Verdächtigen eine Kartei oder eine Akte der einer der 3 beim Patient war! Das wäre es ja!!
Titel: Re: Wenn JTR in eine Irrenanstalt kam, könnte ein Arzt mehr gewusst haben
Beitrag von: Stordfield am 27.02.2017 12:57 Uhr
Hallo Arthur!

Ich möchte Dir nur schnell Dank sagen für Deine Mühe mit der Karte.  :good:

Gruß Stordfield
Titel: Re: Wenn JTR in eine Irrenanstalt kam, könnte ein Arzt mehr gewusst haben
Beitrag von: Arthur Dent 2 am 27.02.2017 19:26 Uhr
Hi Crow!


Zitat
Jetzt noch zu einem der 3 Verdächtigen eine Kartei oder eine Akte der einer der 3 beim Patient war! Das wäre es ja!!


Drei? Wieso nur drei? Die Polizei hat sich damals fast 1400 Verdächtige näher vorgenommen.

Guckst du hier: http://jacktheripper.de/forum/index.php/topic,1745.0.html



MfG, Arthur Dent
Titel: Re: Wenn JTR in eine Irrenanstalt kam, könnte ein Arzt mehr gewusst haben
Beitrag von: Arthur Dent 2 am 27.02.2017 19:32 Uhr
Hallo Stordfield!


Das ist keine Mühe mit der Karte, sondern hilft mir selbst zum besseren Überblick - hier übrigens die Aktualisierung mit Dr. Davis:

Titel: Re: Wenn JTR in eine Irrenanstalt kam, könnte ein Arzt mehr gewusst haben
Beitrag von: CRoW am 28.02.2017 07:43 Uhr
Hi,

ja klar meine jetzt die 3 Hauptverdächtigen die wirklich was damit zuhaben könnten anhand der Beweißlast.
z.b. Irrenanstalt, Handwerk, nähe zu den Tatorten usw weißt.

mfg
Titel: Re: Wenn JTR in eine Irrenanstalt kam, könnte ein Arzt mehr gewusst haben
Beitrag von: Arthur Dent 2 am 28.02.2017 12:35 Uhr
Hallo Crow!

Zu den"drei Hauptverdächtigen" von Polizeichef Macnaghten, die er im Memorandum nannte, sollte ich dir vielleicht die Hintergründe erklären:

Macnaghten war nie an den Ermittlungen beteiligt, und wurde erst Polizeichef, als die Mordserie bereits vorbei war. Er schrieb das polizeiinterne Memorandum 1894, als die Zeitung "Star" eine Artikelserie brachte, in der sie einen Thomas Cutbush verdächtigte, der Ripper gewesen zu sein.
Gegen diese Behauptungen teilte Macnaghten seinen Beamten mit, dass Cutbush nicht dieser Verbrechen verdächtigt werde und dass es andere wesentlich bessere Verdächtige gäbe, z.B. Druitt, Kosminski und Ostrog.
Wie er zu dieser Auswahl kam, ist unklar, denn Druitt galt bei den Ermittlern definitiv nicht als ein "prime suspect" - vielmehr war Macnaghten wohl der einzige, der Druitt ernsthaft verdächtigte - und zwar nicht wegen Ermittlungsergebnissen der Polizei, sondern, wie er schrieb, wegen irgendwelcher privater Informationen, die er von dessen Familie hatte. Der an den Ermittlungen beteiligte Inspektor Abberline lästerte sogar: Das einzige, was Druitt mit den Morden verbinde, sei dass er zufällig ein paar Wochen nach dem Kelly-Mord Selbstmord begangen habe.
Und Ostrog war zwar ein Berufsverbrecher, aber sein Aufenthaltsort während der Mordserie war unklar, und es wurde nach ihm auch nur wegen geringfügigerer Delikte gefahndet - aber soweit wir wissen nie offiziell wegen der Morde.
Hier ein kleiner Überblick zu Ostrog: http://www.jacktheripper.de/tatverdaechtige/ostrog/
Der einzige der drei, der wirklich von den Ermittlern als ein Hauptverdächtiger angesehen wurde, war Kosminski. Sowohl Chefermittler Swanson als auch sein Vorgesetzter Anderson bezogen sich in ihren Anmerkungen auf ihn.

Insofern deckte sich Macnaghtens Auswahl seiner drei Gegenbeispiele zu Cutbush nicht unbedingt mit den Hauptverdächtigen der mit dem Fall tatsächlich beschäftigten Ermittler.

 
MfG, Arthur Dent
Titel: Re: Wenn JTR in eine Irrenanstalt kam, könnte ein Arzt mehr gewusst haben
Beitrag von: Arthur Dent 2 am 04.03.2017 10:43 Uhr
Hallo zusammen!

Eine Frage in die Runde: Weiß jemand, warum PC Thain nach dem Nichols Mord nicht zum London Hospital lief, um einen Arzt zu holen, sondern zu Dr. Llewellyn?
Der wohnte zwar auch nicht weit, aber das Hospital war noch ein Stück näher an der Buck's Row und dort dürfte es doch einen Nachtdienst gegeben haben.
Gab es schon damals eine Art Bereitschaftsdienst für niedergelassene Ärzte? Oder lag es vielleicht einfach daran, dass PC Thain den Doc kannte und er ihm als erstes einfiel?


MfG, Arthur Dent

Titel: Re: Wenn JTR in eine Irrenanstalt kam, könnte ein Arzt mehr gewusst haben
Beitrag von: Lestrade am 04.03.2017 13:58 Uhr
Grüß dich, Arthur!

Ich meinte darüber einmal gelesen zu haben, meine Erinnerung an Einzelheiten ist aber momentan sehr schwach.

Könnte sein, dass jeder PC für seinen Bereich oder seinen Beat die Adresse eines Arztes hatte. Vielleicht gab es eine Art Bereitschaftsdienst dieser Ärzte und der PC bekam diese Info beim Dienstantritt. Im Falle des London Hospitals, gab es sicherlich auch die Möglichkeit, eine Person, die noch in der Lage war zu gehen, eben dort abzuliefern. Beispiele dafür findet man in der Aufnahme der Whitechapel Union Infirmary zu jener Zeit. Einige Patienten wurden von PCs dort hingebracht. Personen, die nicht mehr in der Lage waren zu gehen, wären da wohl eher von einem Bereitschaftsarzt vor Ort untersucht worden. Wenn einer dieser Ärzte nicht angetroffen worden wäre, hätten man sicherlich auf das London Hospital oder eines der anderen Krankenstationen, wie die Whitechapel Union Infirmary oder dem Mile End Krankenhaus zurückgreifen können.

Lestrade.
Titel: Re: Wenn JTR in eine Irrenanstalt kam, könnte ein Arzt mehr gewusst haben
Beitrag von: Arthur Dent 2 am 04.03.2017 17:12 Uhr
Vielen Dank, Lestrade!
Titel: Re: Wenn JTR in eine Irrenanstalt kam, könnte ein Arzt mehr gewusst haben
Beitrag von: Lestrade am 04.03.2017 17:28 Uhr
Gerne, Arthur!

Laut Neil Bell, suchten die PCs einen Arzt auf ihren Beats auf, wenn es denn einen Notfall gab. Fanden sie jemanden irgendwie verletzt, leisteten sie zunächst erste Hilfe und brachten unter Umständen diese Person in ein Krankenhaus. Man musste das wohl selbst einschätzen. Also wenn ihnen jemand geistig verwirrt erschien und man nichts weiter feststellen konnte, lieferte man ihn stationär ein. Nichols war ein Notfall, klar, da konnten sie nicht viel tun. Aber die Adresse von Llewellyn und dem London Hospital lag ja keine 50m voneinander entfernt, du machtest bereits ja Anmerkungen darüber. Dann wohl auch lieber zu einem Arzt, der gleich mitkommen konnte, als zu einem Arzt, der mitten in der Arbeit im Hospital steckte. So erkläre ich mir das auch alles... 
Titel: Re: Wenn JTR in eine Irrenanstalt kam, könnte ein Arzt mehr gewusst haben
Beitrag von: Arthur Dent 2 am 05.03.2017 10:09 Uhr
Hi Lestrade!

Da hast du wohl recht, dass die Ärzte im Hospital wohl eher für Patienten da sein mussten, die zu ihnen ins Hospital kamen, während die niedergelassenen eher die Hausbesuche machten bzw. zu Unfällen und ähnlichem vor Ort gingen. Wenn man Nachtschicht im Krankenhaus hat, kann man seine Patienten nicht einfach so allein lassen - damals hat es ja wohl noch kein Notarztsystem mit an den Krankenhäusern stationiertem Rettungsdienst gegeben.


MfG, Arthur Dent


Titel: Re: Wenn JTR in eine Irrenanstalt kam, könnte ein Arzt mehr gewusst haben
Beitrag von: Stordfield am 05.03.2017 12:59 Uhr
Hallo!

wie die Whitechapel Union Infirmary

So weit mir bekannt ist, ist das Whitechapel Union Infirmary keine Krankenstation, sondern ein Arbeitshaus. Warum sollte man dorthin schwerst kranke Personen schicken? Liege ich falsch?

Gruß Stordfield
Titel: Re: Wenn JTR in eine Irrenanstalt kam, könnte ein Arzt mehr gewusst haben
Beitrag von: Stordfield am 05.03.2017 13:08 Uhr
Ja, ich liege falsch. Entschuldigung. Habe mich vertan.
Natürlich ist das WUI ein Krankenhaus.

Gruß Stordfield
Titel: Re: Wenn JTR in eine Irrenanstalt kam, könnte ein Arzt mehr gewusst haben
Beitrag von: Lestrade am 05.03.2017 13:32 Uhr
Hallo Stordfield!

Ein Arbeitshaus mit Krankenstadion! Whitechapel Workhouse als Arbeitshaus und die Infirmary als dortige Krankenstadion.

Hier die Daten aus jener Zeit:

http://forum.casebook.org/showthread.php?p=24615)

Gruß, Lestrade.
Titel: Re: Wenn JTR in eine Irrenanstalt kam, könnte ein Arzt mehr gewusst haben
Beitrag von: Lestrade am 05.03.2017 13:33 Uhr
@Arthur:

Mehr dazu, wird uns wohl noch oder wieder über den Weg laufen!
Titel: Re: Wenn JTR in eine Irrenanstalt kam, könnte ein Arzt mehr gewusst haben
Beitrag von: Arthur Dent 2 am 03.07.2017 14:05 Uhr
Hi zusammen!


Wie ernst die Polizei die Angelegenheit mit verdächtigen Insassen in Anstalten nahm, zeigen z.B. die folgenden Artikel:
 

The Bristol Mercury, 29. Dezember 1888:
"The Dublin Express London correspondent on Thursday
gave as the latest police theory concerning the Whitechapel murderer, that he has fallen under the strong suspicion of his near relatives, who to avert a terribly family disgrace, may have placed him out of harm's way in safe keeping. As showing that there is a certain amount of credence attached to this story, detectives have recently visited all the registered private lunatic asylums, and made full inquiries as to the inmates recently admitted."


South Eastern Gazette (UK), 18. Februar 1890:
"The Whitechapel Murders
The Dublin Express London correspondent says:-
A patient was recently admitted into a London infirmary, and removed after a few weeks to an asylum. The man, who came from the East End, dropped some remarks about the Whitechapel murders which have led to enquiry, and a detective has been in the asylum constantly with the patient since, of course disguised as another patient. The police are trying to discover whether the man knows anything about the crimes, or is merely suffering under delusions. It is said he has disclosed facts not previously known."


Im zweiten Fall hatte die Polizei sogar einen Beamten undercover als Patienten eingeschleust.



MfG, Arthur Dent
Titel: Re: Wenn JTR in eine Irrenanstalt kam, könnte ein Arzt mehr gewusst haben
Beitrag von: Lestrade am 03.07.2017 15:27 Uhr
Mache es kurz, muss gleich weiter robotten...

Ich weiß garnicht, was aus diesem zweiten Artikel geworden ist. Howard hat das auch mal gepostet:

http://www.jtrforums.com/showthread.php?t=18497

Da gab es ja einige Krankenhäuser, Scott fand da auch jemanden, etwas älter, auf den das zugetroffen haben könnte. Kam, glaube ich, aus dem London Hospital. Nimmt man die East End Krankenhäuser, wenn es denn eines war, dann findet man vielleicht eine Handvoll Personen für diesen Zeitraum. Als ich mal bei Ancestry war, bin ich da auch mal durch, fand aber nichts auf die Schnelle in den Krankenhäusern. Auf jeden Fall eine interessante Sache. Etwas ähnliches gab es bereits im Oktober 1888, vielleicht im Zusammenhang mit dem Batty Street Vorfall, auch da gab es eine Überwachung, zumindest der Einrichtung. Auch da gab es den Hinweis, wie im ersten Artikel, über eine besorgte Familie bzw. Angehörige. Ich meine, dieser Artikel passt gut zum Zeitraum in dem Cox seine Überwachung gestartet hatte. Weiß aber nicht, ob ein passender Kandidat in den bekannten Krankenhäusern im Oktober 1888 gefunden wurde (ich fand jedenfalls nichts). Gab ja auch kleinere Einrichtungen dieser Art, mir fällt dort Stepney Green ein, jüdisch aber da gibt es keine Aufzeichnungen bzw. sie werden nicht zur Einsicht zugelassen. Wobei eine jüdische Institution in London, meine auch East End, über Zahlreiche Aufzeichnungen dieser und jener Art verfügt. Aber sie lassen einen Abblitzen bei Anfragen.
Titel: Re: Wenn JTR in eine Irrenanstalt kam, könnte ein Arzt mehr gewusst haben
Beitrag von: CRoW am 13.09.2017 11:42 Uhr
Hi Allesamt,

gibt es schon neue Indizien zu den Ärzte?? War eine Zeitlang nicht mehr On. wollte eine Kurze zusammenfassung mir einholen.

mfg