jacktheripper.de

Fachliche Themen => Allgemeine Diskussion => Thema gestartet von: nexus am 08.04.2012 13:13 Uhr

Titel: Fallparallelen
Beitrag von: nexus am 08.04.2012 13:13 Uhr
hi @all


1998,genauer gesagt am 26.03.1998 gab es in Frankfurt/M.,einen schrecklichen Mord zum Nachteil eines 13jährigen Jungen,Tristan Brübach.
Nach allem was man hierzu lesen konnte drängt sich ein bissel der Verdacht auf,daß Tristans Mörder,nach einem ähnlichen Muster wie JtR.vorgegangen ist.
Vielleicht lohnt sich einmal eine Diskusion im allgemeinen Teil.

Gruß

nexus
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Lestrade am 08.04.2012 13:44 Uhr
Willkommen Nexus,

Erzähl uns doch bitte einmal alle dir bekannten Einzelheiten zu dem Fall.

Gruß.
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Isdrasil am 08.04.2012 18:02 Uhr
Herzlich Willkommen Nexus!

Davon würde ich gerne auch mehr hören - könnte die Grundlage für eine interessante Diskussion werden.  ;)

Grüße, Isdrasil
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Claudia am 09.04.2012 11:59 Uhr
Hi zusammen!

Gebt doch einfach mal "Tristan Brübach" bei google ein, ihr werdet einigen Lesestoff finden.
Der Fall beschäftigt mich auch schon einige Jahre, die Details sind in der Tat schrecklich. Der Täter ließ den Jungen in einem Bachbett ausbluten, entfernte die Hoden und Teile des Oberschenkels, diese Leichenteile nahm er mit sich.

Trotz  Speicheltests, Phantombild usw ist der Täter bis heute auf freiem Fuß.

Grüße, Claudia
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Lestrade am 09.04.2012 12:38 Uhr
Ich finde Dinge immer besonders interessant, wenn sie von demjenigen dargestellt werden, der zur Diskussion anregt. In den meisten Fällen ist da bereits großes Interesse vorhanden und mit dem einhergehend, ein großes Wissen. Oftmals erhält man eine erste, individuelle Sicht der Geschehnisse, kombiniert mit professionellen Erkenntnissen.
 
Googlen kann man ja immer noch.

Aber kann jeder so machen, wie die Frau aus Neuwied.
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Claudia am 09.04.2012 13:59 Uhr
Lestrade, halt es, wie Du willst...

Zu diesem Fall findet man aber nunmal alles, was man hierzu lesen konnte, wie Nexus schreibt, recht easy im Internet. Wenn es sich bei Nexus nicht grade um einen Ermittler handelt wirst Du also auch kein  "professionelles Wissen" erhalten, wenn er das alles nochmal persönlich zusammenfasst (was er ja trotzdem tun kann, wenn er mag...).

Bei youtube gibt es übrigens sogar einen recht ausführlichen Film zum Fall von Aktenzeichen xy.
Ein wenig Eigeninitiative kann nicht schaden...
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Lestrade am 09.04.2012 14:39 Uhr
Geht´s noch?

Ich bat Nexus uns darüber zu erzählen. Wie er die Sache sieht und wieweit die Polizei gekommen ist.

Ob Du gleich anfängst im Internet nachzulesen oder ich eben abwarten möchte ob er meinem Wunsch nachkommt oder nicht, soll doch nun vollkommen egal sein. 

Schreib´ Du doch schon alles was du weißt, dann bist du eben schneller. Dann hab´ich Pech gehabt.

Es bleibt stets meine Entscheidung wie ich an die Dinge herangehen möchte. Das geht doch niemanden etwas an, auch dich nicht.

Meine Güte...
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Claudia am 09.04.2012 15:04 Uhr
Öhm, hab ich Dich jetzt irgendwo angegriffen? :unknown:
Was heißt da: "Gehts noch?". Das könnte ich Dich auch fragen, aber ich verzichte mal darauf, weil mir Deine Art hier mittlerweile bekannt ist.

Fühl Dich halt mal wieder auf den Schlips getreten, ist ja nichts Neues :nea

PS: Ich hab doch schon erwähnt, daß ich mich schon länger mit dem Fall befasse und nicht erst angefangen habe, darüber zu lesen. Deshalb weiß ich auch, daß es dazu sehr gute Berichte gibt. Wo um Himmels Willen ist also Dein Problem?

Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Lestrade am 09.04.2012 15:34 Uhr
Um Gottes Willen...

Ja, dann berichte Du uns doch weiter. Wollte Nexus zwar die Möglichkeit geben aber egal. Ich bin ganz Ohr.

Der Täter ließ den Jungen in einem Bachbett ausbluten, entfernte die Hoden und Teile des Oberschenkels, diese Leichenteile nahm er mit sich.
Trotz  Speicheltests, Phantombild usw ist der Täter bis heute auf freiem Fuß.


Fand man die Leiche schnell?
Gab es Verdächtige?
War die Tatortgegend bewohnt?
War Fundort gleich Tatort?
Wurde versucht die Leiche zu verstecken?
Fand man die Tatwaffe oder andere "Hilfsmittel" am Tat/Fundort?
Wie sah das Phantombild aus?
Gab es davor oder danach noch andere Taten oder Angriffe in dieser Gegend?
Gelten Personen als vermisst?
Gab es Fahrzeugspuren?
Gab es Suizide von Personen in der Gegend nach der Tat?
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Claudia am 09.04.2012 15:45 Uhr
@Lestrade:

Du übertreibst es langsam echt, Du tust ja grade so, als würde ich Nexus das Wort verbieten, dabei hab ich nur versucht, auf Infos hinzuweisen. Ist Dir das schon zuviel?

Hier die Antworten:
Ja
Keine konkreten
Ja
Ja
Nein
Nein, im später aufgefundenen Rucksack des Jungen
Such es per google (was soll diese Frage?)
Vermutlich, aber keine vergleichbaren...
Es gelten immer Personen als vermisst.
Nein
Davon ist auszugehen, Suizide gibt es ständig überall

Zufrieden?
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Claudia am 09.04.2012 19:47 Uhr
Und nochwas, wenn es Dir darum geht, wer nun "schneller" ist oder wer "Pech gehabt" hat, dann sagt das schon ne Menge aus.
Gibt es in diesem Forum noch unterschiedliche Meinungen? Wenig, würde ich sagen...
Bei jeder "abweichenden" Meinung wird sich gleich fünfmal entschuldigt, das ist nicht nur, aber auch Dein Verdienst.
Wieviele der "alten" Mitglieder schreiben denn hier noch? Vielleicht gehts denen ähnlich wie mir, daß man sich nämlich schlichtweg nicht ständig verbessern oder von oben herab behandeln lassen möchte.Jedes verdammte Wort wird auf die Goldwaage gelegt, das kanns doch nicht sein.
Deine Postings sind teilweise interessant, hab ich nie bestritten (der "Oberermittler" bist Du aber nunmal auch nicht) , tut auch sonst niemand, Du greifst jedoch jeden an  und machst ihn lächerlich, der es hier noch wagt, mal was Eigenes zu schreiben und das ist Dir, so glaube ich, nichtmal bewusst (wie Du zB Anirathak angegriffen hast war unter aller Kanone und ich finde, man hätte da eingreifen müssen, aber egal)
Du baust Dich an Kinkerlitzchen auf, das fällt mir nicht nur in diesem Thread auf, in dem ich Dich nicht angegriffen habe, Du aber gleich wieder Deine "Platzhirschstellung" behaupten möchtest.
Sorry. löscht mich meinetwegen, ich hab definitiv keine Lust mehr, wenn nur einer das Forum bestimmt.
Früher hätten sich in diesem Thread noch andere geäußert, heute scheint selbst das nichtmehr möglich, traurig aber wahr...
Ciao, Claudia
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Isdrasil am 09.04.2012 20:45 Uhr
Hi

Ich persönlich fragte nach weiteren Infos, da mir heute die Zeit gefehlt hätte (was mir auch schon vorgeworfen wurde), selbst nach zu schauen - ist mir schnurz, von wem die Info nun kommt, und Nexus wohl auch, sonst hätte er wohl schon mehr von diesem Mord geschrieben. In diesem Sinne erstmal ein "Danke für die Info" an Claudia.
 ;)

Ich weiß auch nicht, weshalb hier wieder so eine Wallung gemacht wird. Ich verstehe das langsam nicht mehr, das ist alles so fern von fachlichen Diskussionen. Es geht hier um...ja, um was geht es eigentlich? Darum, dass Claudia den Tipp mit "googeln" gegeben hat? Ich fand das jedenfalls nett und alles andere als unangebracht. Nexus empfindet das gewiss genauso. Unangebracht fand ich jedoch die Erwähnung von Claudias Wohnort, den diesen hat sie in ihrem Profil nicht angeben. Das hat seinen Grund, und mir drängt sich tatsächlich der Gedanke an gewollter Provokation auf.

Was mir fehlt, ist einfach die Gemeinschaft. Ich habe mich früher mit Jedem hier verbunden gefühlt. Du Claudia, Stordfield, alte Mitglieder wie Nickjack, Alex JJ, Phil, Floh...ich vermisse das. Heute ist oft nur Darstellerei und Drama angesagt. Früher wären solche Hinweise auf Google etc. kein Problem gewesen, heute entwickelt sich ne kindische Diskussion draus. Früher hat man geschrieben, wie einem die Schnauze gewachsen war. Heute macht das kaum noch jemand. Deswegen schreibt kaum jemand. Jeder Post muss perfekt sein, nicht angreifbar. Zum Glück war heute Ostern, da gab es vielleicht auch ein paar neue Eier für so manch Einen...

Mehr kann ich dazu nicht sagen. Wäre jedenfalls schön, Claudia, wenn Du noch durchhalten würdest und zusammen mit mir auf bessere Zeiten hoffst  ;)

Grüße, Isdrasil
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Lestrade am 09.04.2012 21:22 Uhr
@Claudia:

Weißt Du wie schwer und groß der Junge gewesen war?
Gab es Bißwunden?
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Claudia am 09.04.2012 21:23 Uhr
@Isdrasil:
Danke Dir!
Es ging mir wirklich nur um nen Tip, nicht mehr und nicht weniger. Der Fall ist tragisch genug, interessant allemal, aber eben nicht darum, wer "schneller" ist...
Ja, Früher wars besser und auch ich vermisse viele User, die aber auch nie so "hundertprozentig" waren, daß es daneben nichts gab. Es war eben noch ne Diskussion möglich.
Heute geht das nichtmehr, das ist traurig, so sehr ich einzelne Beiträge schätze, aber ich finde, es geht auch nicht, daß man nur eine Meinung  ("perfekt und nicht angreifbar") hört und der Rest irgendwie untergeht.
Das macht ein Forum auch irgendwie langweiilig...
In diesem Sinne hoffe ich mit Dir auf "bessere Zeiten" (wenn ich dann noch da bin...)
Aber wirklich, schaut Euch den Fall an, es lohnt sich, nicht daß das hier untergeht,der Junge ist auf tragische Weise gestorben und jeder, der es liest ,wird ziemlich erschüttert sein., darum sollte es in erster Linie gehen ...

Grüße, Claudia
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Claudia am 09.04.2012 21:30 Uhr
@Lestrade:

Nun, er war 13, nicht besonders dick oder dünn, keine Ahnung, was er gewogen hat...
Bisswunden (sichtbar) gab es nicht, man könnte natürlich vermuten, daß ev. Bisswunden durch die Schnitte  (bzw die entnommenen Teile) verdeckt wurden, das war auch mein Gedanke, bleibt aber spekulativ...
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Lestrade am 09.04.2012 21:39 Uhr
Okay!

Weißt Du ob der Junge irgendwo organisiert war? Verein o.ä.

Was fand man im Rucksack?

Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Shadow Ghost am 10.04.2012 00:00 Uhr
Ein sehr interessanter Fall, in der Tat. Wer mehr Informationen haben möchte, dem kann ich nur diese Links nahe legen:

http://erichs-kriminalarchiv.npage.de/ungeklaerte-kriminalfaelle/ungeklaerte-kriminalfaelle-1901-2000.html (http://erichs-kriminalarchiv.npage.de/ungeklaerte-kriminalfaelle/ungeklaerte-kriminalfaelle-1901-2000.html)
(der vierte Fall von oben)

und

http://www.bka.de/nn_198454/DE/Fahndungen/Personen/UngeklaerteMordfaelle/Bruebach/bruebachTristan.html (http://www.bka.de/nn_198454/DE/Fahndungen/Personen/UngeklaerteMordfaelle/Bruebach/bruebachTristan.html)

Mehr Informationen dürfte man auch mit längerem googeln nicht finden.
Ich frage mich, ob es noch ähnliche Fälle gab, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass es ein solcher Täter bei einer Tat belässt. Vielleicht hat der Täter auch dazu gelernt, und versteckt die Opfer besser. Oder es war sein erster Kannibalismus-Versuch - denn einen solchen vermute ich hier - und er fand darin nicht die Befriedigung seiner Phantasien.
Ein interessanter und wichtiger Fall, jedoch sehe ich kaum Parallelen zu Jack the Ripper, sei es der Opfertyp, sei es das Verhalten während der Tat, geschweige denn das Nachtatverhalten (Stichwort: "Wiedergutmachen" mit Bedeckung des Gesichts oder dem Versuch, die Hose wiederhochzuziehen).
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Claudia am 10.04.2012 15:22 Uhr
@Lestrade:

Über Vereine usw kann ich nichts sagen, der Junge scheint aber eher ein "Einzelgänger" gewesen zu sein, der des öfteren "herumstromerte" (u.a. in Bahnhofsnähe).
Im Rucksack fand man ein Messer und eine Strassenkarte von Deutschland in tschechischer Sprache. In der Nähe des Rucksacks fand sich überdies eine Art "Campingkocher" tschechischen Fabrikates.

Vielleicht liest Du doch mal den ein oder anderen Artikel, um eine Grundvorstellung vom Fall zu bekommen, dann lässt es sich besser über Details diskutieren.

@Shadow Ghost:

Ja, Kannibalismus ist natürlich naheliegend. Immerhin hat der Täter zum Zwecke der Mitnahme offenbar Tristans Rucksack ausgeräumt. Außerdem handelt es sich auch um Muskelfleisch und nicht nur die Hoden, passt also nicht ganz zu ner Art Trophäe.
Auch die Ermittler gingen wohl anfangs vom Beginn einer Serie aus, sieht aber nicht so aus, als hätte dieser Täter nochmals zugeschlagen. Verbindungen zu anderen Fällen haben sich nicht bestätigt.
Vielleicht ist er wirklich vorsichtiger geworden oder hat schlichtweg andere Möglichkeiten (zB ein eigenes Fahrzeug), da ist vieles denkbar...

Grüße, Claudia
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Lestrade am 10.04.2012 15:58 Uhr
Danke Claudia! Durch die Fragen und deine Antworten gelang mir schon ein gewisser Einstieg. Nun werd´ich mich dann den Links widmen. Über Shadow´s Links fegte ich gerade mal hinüber. In der Tat ein äußerst interessanter Fall, obgleich er so abscheulich ist.

Nun dann...
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Isdrasil am 10.04.2012 16:39 Uhr
Hi

Ich klicke mich auch gerade ein wenig durch und bin wie so oft von der Tat schockiert.

Bisher werde ich den Gedanken nicht los, dass es sich eigentlich um den Teil einer Serie handeln muss, denn ein anderes Motiv mag man nicht so recht erkennen. Denkt man an einige andere Mordserien, insbesondere die von Joachim Kroll und Peter Kürten, so passt der Mord an einen kleinen Jungen durchaus auch in eine Serie mit körperlich schwachen Frauen bzw. alten Menschen. Manche Täter morden weder geschlechts- noch altersbezogen, sondern lassen sich von anderen Aspekten leiten.
Ich werde zumindest das Gefühl nicht los, ist mein erster Eindruck, und es verwundert mich, dass bisher keine Parallelen zu anderen Morden hergestellt werden konnten - aber ich klicke mich lieber erst noch ein wenig durch den Fall...

Interessant auch die Karte in tschechischer Sprache, die man ein Jahr später im Rucksack des Jungen fand...

Grüße, Isdrasil
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Claudia am 10.04.2012 18:20 Uhr
@Isdrasil:

So gehts mir auch, diese Tat ist absolut schockierend. Zum einen natürlich, weil das Opfer ein 13-jähriger Junge ist und die Tat so grausam war, aber auch, wenn man an den Vater denkt. Da verliert er erst drei Jahre zuvor seine Frau (durch einen "Sprung aus großer Höhe"), dann wird das einzige Kind auf solch eine Weise umgebracht und zu allem Überfluss muss er damit leben, daß der Täter nicht gefasst wurde. Unglaublich!

Lies Dich mal weiter ein, Deine bisherigen Überlegungen fand ich schonmal recht schlüssig, gut möglich, daß der Täter nicht auf einen Typ, Alter, Geschlecht usw fixiert war und Tristan nur ein "Zufallsopfer" war. Dieser Tatort ist ja im Grunde recht ungewöhnlich (und riskant) gewesen (am hellichten Tag noch dazu), ev. hat Tristan den Täter sogar dort hingeführt (warum auch immer), diese gruslige Unterführung wurde offenbar ja gerade von Kindern gerne als Abkürzung genutzt.
Warum wählte der Täter diesen Ort? Das ist eine der interessantesten Fragen, finde ich. Sieht mir eher spontan aus, vielleicht mangels anderer Möglichkeiten, zumindest war er wohl nicht in der Lage, das Kind an einen wirklich unbeobachteten Ort zu verschleppen, er muss unter enormem Druck gestanden haben und doch nahm er sich recht viel Zeit, eigentlich ein Widerspruch...

@Lestrade:

Bitte, gern geschehen. Siehste, geht doch alles  ;)
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Isdrasil am 10.04.2012 19:20 Uhr
Hi Claudia

Das Schicksal kann manchmal wirklich unendlich grausam sein...

Deine Frage nach dem Ort finde ich auch interessant, und im ersten Moment erscheint es wirklich als spontan gewählter Tatort. Ich habe noch einen Artikel bei spiegel.de zum Mord gefunden, der aufschlussreiche Details beeinhaltet (Du wirst sie wohl schon kennen). Mir schwebten bei Durchlesen des Artikels einige Vergleiche mit Kürten vor, möchte aber mit der Ausführung noch ein bisschen warten.

Hier aber mal der Artikel:

Das Leben des 13 Jahre alten Tristan Brübach endet am Nachmittag des 26. März 1998 gewaltsam vor einer Unterführung des Frankfurter Liederbachs im Stadtteil Hoechst. Der Mörder tötet den Schüler, dann schneidet er der Leiche mit einem Messer 20 mal 11 Zentimeter große Gewebe- und Muskelstücke vom rechten Bein und entnimmt dem Opfer anschließend auch noch die Hoden. Der qualvolle Tod und die Verstümmelung der Leiche dauern gut 15 Minuten. Der Mörder entkommt unerkannt. Warum er die Leiche des Kindes so verstümmelte, ist den Fahndern bis heute ein Rätsel.
Seit März 2007 arbeitet ein fünfköpfiges Team der Frankfurter Kripo ("AG Tristan") mit Hochdruck an der erneuten Überprüfung aller Spuren und Hinweise, die es im Fall Tristan je gab. Eine Marathonaufgabe: Inzwischen sind es mehr als 23.000.
SPIEGEL TV Magazin ist es jetzt gelungen, Einblick in die Ermittlungsakten zu bekommen, und zeigt bisher unveröffentlichte Bilder und Akten. Autor Oliver Becker sprach mit Fahndern wie dem mittlerweile pensionierten Leiter der Mordkommission Rudolf Thomas. Kripo und Staatsanwaltschaft erhoffen sich durch die Zusammenarbeit neue Hinweise auf den Täter.
Laut Tatort-Befundbericht der Kripo vom 26. März entdeckten Kinder um 15.45 Uhr im Liederbach-Tunnel Tristans verstümmelten Leichnam. Der inzwischen verschlossene Tunnel wurde 1937 erbaut und diente seit Jahrzehnten vielen Schülern als Abkürzung zwischen dem Hoechster Bahnhof und einer Grünanlage mit Spielplatz.

Tristans Leichnam entsetzt die Pathologen

Noch in der Mordnacht, ab 22.50 Uhr, protokolliert das Frankfurter Zentrum für Rechtsmedizin in einer über sechsstündigen Obduktion unter der Sektionsnummer 282/98 ein Verletzungsbild, wie es weltweit kein zweites Mal bekannt geworden ist: Das Gesicht des Opfers ist von großflächigen Hämatomen gezeichnet, Spuren schwerster Gewalteinwirkung, vermutlich Faustschlägen. Bis zur Bewusstlosigkeit würgt der Täter den Jungen danach mit einem Unterarmgriff. Schließlich trennt er ihm hinterrücks die Kehle durch: mit einem einzigen Schnitt, von einem Ohr bis zum anderen, so dass der Kopf beinahe vom Rumpf getrennt wird.
Die Polizei findet um den Fundort der Leiche kaum Blut, da der Täter während der Tat mit seinem Opfer im fließenden Wasser des Liederbachs steht. Tristan kann sich während des Kampfs offenbar kurzfristig befreien. Doch der Mörder holt ihn nach kurzer Flucht im Bachbett wieder ein. Dort findet das Leben des Jungen sein tragisches Ende.
Als der Junge längst tot ist, lässt der Mörder noch immer nicht von dem Kind ab: Er schleift Tristan 28 Meter in die Dunkelheit in der Mitte des Tunnels, schneidet große Hautteile und Muskelgewebe aus dem Ober- und Unterschenkel sowie der Hüfte des Opfers heraus.
Ob sich der Täter nicht um seine Entdeckung während der Tat kümmerte, weil er sich am Tatort sicher fühlte, ob er dabei völlig kaltblütig vorging oder ob er sich an der Mordtat berauschte und seine Umgebung während der Tat einfach vergaß, lässt sich nicht mit Sicherheit feststellen. Die Frankfurter Ermittler entwickelten zum Verhalten des Täters folgende Hypothese: Nachdem der Täter dem Opfer die Körperteile entnommen hatte, wurde die Leiche von ihm sorgfältig und mit relativ großem Aufwand im Tunnel positioniert.
Statt sich nach dem Mord schnell und einfach vom Tatort zu entfernen und die Leiche nach der Tat einfach liegen zu lassen, hat er sie in besonderer Weise zurechtgelegt. Er nimmt sich sogar die Zeit und bringt einen im Kampf verlorenen Schuh des Opfers vom Eingang zurück in die Mitte des Tunnels. Dort legt er die Leiche in einer schlafähnlichen Haltung auf einen Betonsockel, ganz so, als wolle er Tristan dort aufbahren.
 
Eine Art der Wiedergutmachung?

Bevor der Täter den Tunnel endgültig verlässt, zieht er Tristan die Jacke über den Kopf, um sein Gesicht zu bedecken. Auch seine Hose zieht er über die schweren Schnittverletzungen an den Beinen wieder nach oben. Zumindest ist der Versuch klar erkennbar, auch wenn es nicht vollständig gelingt.
Tristans Schuhe stellt der Täter schließlich exakt auf die Schnittverletzungen an Hüfte und Oberschenkel, und zwar genau so, dass die schweren Verletzungen durch die Schuhe möglichst verdeckt werden. Sie sollen vermutlich die Nacktheit des geschundenen Körpers bedecken. Zusammen mit dem Versuch, die Hose des Opfers wieder hochzuziehen und das Gesicht mit der Jacke zu bedecken, könnte der Täter so versucht haben, die Persönlichkeit des toten Kindes wiederherzustellen. Die Kriminalwissenschaft kennt dieses Verhalten unter dem Begriff des "un-doing" ("ungeschehen machen"), was auf den Versuch einer Art "Wiedergutmachung" hindeuten könnte.
Der hohe zeitliche und organisatorische Aufwand, den der Täter bei der Positionierung der Leiche im Tunnel betrieb, lässt die Vermutung zu, dass ihm die Positionierung der Leiche ebenso wichtig war, wie die Entnahme der Körperteile selbst. Für die Beurteilung der gesamten Tat folgt daraus, dass die Entnahme der Körperteile und die Positionierung der Leiche als Teil einer gesamten Handlung aufgefasst werden könnte.
 
Blutiger Fingerabdruck auf dem Schulbuch

Inzwischen liegt den Experten des FBI in Quantico (Virginia, USA) der Fall ebenso zur Begutachtung vor wie den Fahndern von Europol und der "International Crime Scene Conference" in Toronto. Ein blutiger Fingerabdruck, den der Täter am Tatort auf einem Schulbuch des Opfers hinterließ, wurde im führenden Institut für Daktyloskopie in Lausanne aufbereitet und in allen weltweit verfügbaren Datenbanken von Fingerspuren abgeglichen. Ohne Erfolg.
 In Frankreich, Tschechien und weiteren Staaten Osteuropas wurde zeitweise ebenso intensiv ermittelt, wie in Deutschland. Die Kripo schickte wegen des ungewöhnlichen Verletzungsbildes Anfragen an das Kriegsverbrecher-Tribunal in Den Haag und überprüft eine Anwerbestelle für Fremdenlegionäre. Ein Gruppe von Fallanalytikern ("Profilern") des BKA bündelt alle verfügbaren Erkenntnisse, um die Persönlichkeit des Täters zu entschlüsseln: Handelt es sich bei dem Mörder um einen "netten Jungen von nebenan"? Einen Schwerstkriminellen mit entsprechenden Vorstrafen? Oder um einen außer Kontrolle geratenen Soldaten, der in dieser Tat ein nicht verarbeitetes Kriegstrauma durchlebte?
 Ab 2002 geben in einer bundesweit einmaligen Reihenuntersuchung mehr als 10.000 Männer der westlichen Frankfurter Stadtteile ihren Fingerabdruck freiwillig ab. Doch trotz des enormen Aufwands - drängende Fragen bleiben bislang ungeklärt: Welche Beziehung bestand zwischen Täter und Opfer? Kannten sie sich womöglich? Hat der Täter den Tatort ausgewählt? Darauf wissen die Fahnder keine Antwort. Bislang.

Sachdienliche Hinweise zum Fall Tristan nimmt die Kripo Frankfurt am Main, Mordkommission K11, unter der Telefonnummer 069-755-51108 entgegen.

Grüße, Isdrasil
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Lestrade am 10.04.2012 19:31 Uhr
@ Claudia ;)

Mir erscheint es, als wenn ein recht junger, unerfahrener Täter hier am Werk war, der letztendlich über sich selbst erschüttert gewesen sein könnte. Jemand, bei dem die Fantasien aber schon recht ausgereift waren. Keine vergleichbare Tat vorher, keine nacher. Vielleicht mit einer besonderen psychischen Erkrankung, deren Höhepunkt aber noch etwas ferner lag, sodaß noch eine gewisse Empathie vorhanden gewesen sein könnte. Erst entpersonalisiert er das Opfer, dann versucht er die Persönlichkeit wieder herzustellen. Wollte er den Jungen erst ertränken, dann wieder erwürgen? Auf jedenfall wollte er ihn schnell töten. Sieht sehr, auch wenn mißlungen, nach einer Blitzattacke aus. Unerfahrenheit, die erste Tat. Vielleicht war er dem Jungen garnicht so überlegen, körperlich. Möglicherweise sah der Täter, trotz körperlicher Defizite und jungen Jahren, sehr erwachsen aus. Wir alle wissen, dass oftmals der Wohn- Arbeits- oder Freizeitort in der Nähe des ersten Tatortes liegt. Möglich, dass der Täter wegzog oder einen Suizid vollzog. Könnte mir vorstellen, dass er heutzutage vielleicht woanders verwahrt wird. Sexualdelikit, also Lustmord mit Verstümmelung, Messer als Tatwaffe. Kann sein, dass der Täter, einst im gleichen Alter wie das Opfer, einem Mißbrauch ausgesetzt gewesen war.

Die Karte in tschechischer Sprache verwirrt mich allerdings auch. Auch die Tatsache, dass er unter enormen Druck gestanden haben muss und sich dennoch Zeit nahm, obwohl er gesehen wurde. Er agierte ja in der Tat sehr risikoreich. Merkwürdig oder auch nicht.

Ich sehe durchaus Parallelen zum Ripper- Fall.

Spontan und ich bitte um Nachsicht, denn ich habe bisher nur überflogen, sehe ich ein sehr jungen Täter bei seiner ersten Tat vor mir, der heute sicherlich nicht am normalen gesellschaftlichen Leben teilnehmen kann, falls er üerhaupt noch lebt.

Vielleicht können wir diesbezüglich noch Meinungen zusammentragen.
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Claudia am 10.04.2012 19:33 Uhr
Hi Isdrasil!

Da muss ich mich dann wohl mal mit Kürten befassen, wenn Du da Parallelen siehst, über den weiß ich irgendwie garnichts, hole das aber gerne nach...

Ja, übel, was manche Menschen für ne, sorry, Scheiße erleben. Naja, u.a. deshalb bin ich wohl Atheist  :scratch_one-s_head:

Der Artikel ist lesenswert, ich kannte ihn schon, ist aber ne gute Quelle...

Grüße, Claudia
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Claudia am 10.04.2012 20:02 Uhr
@Lestrade:

Da geb ich Dir recht, ich denke da auch an einen jungen Ersttäter. Möglicherweise war für Tristan auch deshalb die Situation zunächst nicht besonders bedrohlich, wenn der Täter nur wenig älter war (17,18).
Es ist ja auch durchaus im Bereich des Möglichen, daß Tristan sich mit dem Täter getroffen hat bzw ihn schon vorher zumindest flüchtig kannte.
Bei einem jüngeren Täter könnte ich mir auch vorstellen, daß man sich im Vorfeld zB über Spiele oder ähnliches unterhalten hat (Tristan hatte wohl ne Playstation) und der Junge Vertrauen gefasst hat und nie mit einer Attacke gerechnet hätte. Also ich halte soetwas in der Richtung für gut möglich...

Der Junge scheint auch noch geflohen, dann aber wieder eingeholt worden zu sein, auch das spricht für eine solche Theorie...(daß ihm der Täter körperlich nicht so eindeutig überlegen war)

Die Straßenkarte? Hm, schwierig. Vielleicht war der Täter auf "Durchreise" (klingt aber auch komisch), vielleicht hat aber auch ein Dritter den Rucksack gefunden und eine Zeitlang genutzt (klingt auch nicht viel wahrscheinlicher), bekanntlich gibt es aber nichts was es nicht gibt... Keine Ahnung

PS: Erst ertränken, dann erwürgen zu wollen halte ich für unwahrscheinlich. Der Täter scheint sehr gezielt erst geschlagen, dann gewürgt und geschnitten zu haben, außerdem ist dieser "Bach" nicht unbedingt zum Ertränken geeignet

Grüße, Claudia
 
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Isdrasil am 10.04.2012 20:05 Uhr
Hi

@Lestrade

Wir alle wissen, dass oftmals der Wohn- Arbeits- oder Freizeitort in der Nähe des ersten Tatortes liegt. Möglich, dass der Täter wegzog oder einen Suizid vollzog. Könnte mir vorstellen, dass er heutzutage vielleicht woanders verwahrt wird. Sexualdelikit, also Lustmord mit Verstümmelung, Messer als Tatwaffe. Kann sein, dass der Täter, einst im gleichen Alter wie das Opfer, einem Mißbrauch ausgesetzt gewesen war.
Die Karte in tschechischer Sprache verwirrt mich allerdings auch. Auch die Tatsache, dass er unter enormen Druck gestanden haben muss und sich dennoch Zeit nahm, obwohl er gesehen wurde. Er agierte ja in der Tat sehr risikoreich. Merkwürdig oder auch nicht.

Da kann man nur zustimmen.  ;)

@Claudia

Na, jetzt sind wir hier schon drei Atheisten, mal sehen wieviele noch dazu kommen.  ;)

Zum Kürtenfall ist folgendes Buch lesenswert: "Peter Kürten, genannt der Vampir von Düsseldorf" von Elisabeth Lenk und Katharina Kaever, eine Art Sourcebook.
http://www.amazon.de/K%C3%BCrten-genannt-Vampir-D%C3%BCsseldorf-Bibliothek/dp/3821841567/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1334079832&sr=8-1

Ich versuche mal, die gröbsten Daten zu Kürten zusammenzutragen, möglicherweise komme ich von meinem Vergleich ja selbst wieder ab, wer weiß?

Kindheit
- Geboren 1883 in Köln-Mühlheim, lebte mit 13 Familienmitgliedern auf engstem Raum, Gewalt, sexueller Missbrauch, Alkoholismus.
- Er beobachtete als Kind oft fasziniert einen im selben Haus lebenden Hundefänger, der die Tiere quälte
- Erster Mord mit 9 Jahren (ertränkte einen Spielgefährten im Rhein)
- Bereits mit 13 übte er Sodomie mit Schafen, Ziegen und Schweinen aus
- Besondere Befriedigung erfuhr er, wenn er die Tiere während des Sexualaktes zu Tode stach

Morde und Kriminalität
- Ingesamt 17 Gefängnisstrafen mit zusammen 27 Jahren abgesessener Haft unterschiedlichster Delikte (Betrug, Brandstiftung, Diebstahl....)
- Hoffte, bei verschiedenen Brandstiftungen an Scheunen "Landstreicher bei lebendigem Leib zu verbrennen"
- 25 Mai 1913 Mord an einem 13 Jahre alten Mädchen, Kehlschnitt und Schändung der Leiche
- 03 Februar 1929 stach er 24mal auf eine Frau ein, die er achtlos auf der Strasse liegen liess
- 10 Tage später Mord an einem Mechaniker, 20 Stiche
- 09 März Ermordung einer 8 Jährigen durch 13 Messerstiche, Vergewaltigung
- 24 August Ermordung zweier Kinder (5 und 14 Jahre) durch Kehlschnitt
- September 3maliger Versuch, verschiedene Frauen zu erdrosseln
- Im Oktober zwei Morde durch Hammerschlag auf Schädel
- Biss einem Schwan dem Kopf ab, um durch das Sprudeln des Blutes zum Orgasmus zu kommen
- Kürten verband Blut eng mit Sexualität. Bei der Urteilsverkündung "Tod durch Enthauptung" meinte Kürten, es "würde das Aufregendste in seinem Leben sein, sein eigenes Blut bei der Hinrichtung spritzen zu spüren"
...

Das war nur eine kurze Zusammenstellung, die ich mit Euch teilen wollte. Im Nachhinein haben sich die Parallelen etwas in Luft aufgelöst, ich sehe nach dem Lesen nun keine großen Vergleichsmöglichkeiten mehr. Dennoch bleibt der Fall Kürten für mich beachtenswert reich an krimineller und perverser Energie, und in Zusammenhang mit dem Fall Tristan Bürbach kann man ruhig auf die unterschiedlichen Delikte Kürtens verweisen: Von erwachsenen Frauen und Männern hin zu kleinen Kindern, von Erdrosseln, Ertränken, Erstechen, Kehlschnitten - Kürten hat die gesamte Palette bedient. Der Mord am Mechaniker passt gar nicht ins Bild, ebenso wenig das Erschlagen durch einen Hammer. Möglicherweise muss man bei dem Fall Tristan auch etwas über den Tellerrand schauen, wer weiß?

Aber zurück zum Thema...  :blush:

Grüße, Isdrasil
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Lestrade am 10.04.2012 20:15 Uhr
Weiß jemand, wie alt die Karte und der Campingkocher waren?
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Isdrasil am 10.04.2012 20:19 Uhr
Zumindest war sie neuer als 1989. Anbei das Bild des BKA, leider kann man nirgendwo eine Jahreszahl erkennen. Man erkennt aber das wiedervereinigte Deutschland.
Aber ob das hilft?
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Lestrade am 10.04.2012 20:26 Uhr
Bedankt Isdrasil! Ich fragte deshalb, weil ich an tschechische Einwanderer Ende der 80er Jahre dachte. Die Eltern schaffen sich das alles an um sich zu orientieren und zu behelfen. Später geht es in den Besitz des/eines Sohnes über, der möglicherweise mit der Tat in Verbindung gebracht werden könnte. So als erste Idee... kann natürlich auch später passiert sein, wie uns ja letztendlich auch die Karte verrät. Der Campingkocher schien mir Ende der 80er Jahre geeigneter. Im Ostblock war und ist der Gebrauch dieser Teile viel, viel häufiger.

Ein junger Täter mit tschechischen Wurzeln in Frankfurt am Main?
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Claudia am 10.04.2012 21:04 Uhr
Hi Isdrasil!

Zuerstmal danke ich Dir für die Zusammenfassung im Kürten-Fall.
Das Buch werde ich mir mit Sicherheit anschaffen.

So falsch finde ich deine Vergleiche mit Kürten im Tristan- Fall nicht, es ist alles möglich, auch ein solcher Täter. Wir haben ja nur den einen Fall,vielleicht hat der Täter nie wieder gemordet, vielleicht hat er so gemordet, daß erstmal kein Zusammenhang festgestellt wurde, man kann da nichts ausschließen.

Grüße, Claudia
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Shadow Ghost am 10.04.2012 21:08 Uhr
Zitat aus Erichs Kriminalarchiv:

Vorübergehend festgenommen wurde ein reisender Schafhirte aus Frankreich, doch im Lauf der Ermittlungen stellte sich heraus, daß er wegen eines Klinikaufenthalts ein Alibi für die Tatzeit vorweisen konnte.

Spontan musste ich da an Francis Heaulme denken, aber der war zur Tatzeit bereits inhaftiert.

Zum Fall Kürten kann ich empfehlen: Karl Berg, Der Sadist - Der Fall Peter Kürten, belleville Verlag, 2004
Mit zeitgenössischen Artikeln von Kriminalrat Ernst Gennat, Karl Berg und Alex Wehners Verteidigungsrede.

Ich weiß nicht, ob ich hier einen jungen Täter erkennen kann. Die (scheinbare) Ruhe, mit der er agierte; die Zeit, die er sich nahm; die wohl gezielte Auswahl der Fleischstücke; die Wahl des Tatorts in einem Bach; die Inszenierung der Leiche (ob es sich dabei wirklich um einen Versuch der Wiedergutmachung handelte, sei dahin gestellt, vielleicht war es auch nur Teil seiner Phantasie); die Tatwaffe, die er zum Tatort brachte und auch wieder mit nahm
Das alles deutet für mich auf einen Täter hin, der schon lange seinen Phantasien nachging bis er sie endlich auslebte. Vieles an dieser Tat scheint geplant. Ich kann nun nicht wirklich sagen, wie lange es dauert, bis sich aus solchen Phantasien ein ausgereifter Mordplan entwickelt, aber ich denke, dass es sich um einen Prozess handelt, der sich über Jahre erstreckt. Ein junger Täter müsste also ziemlich früh mit dem Phantasieren angefangen haben. Zudem ist, wie ich es verstanden habe, die Unterführung vor allem von Kindern und Jugendlichen genutzt worden. Ein junger Täter wüsste also um die Gefahr, dort gesehen werden zu können, es sei denn, er wäre ortsunkundig; aber ein junger Täter wäre wohl weniger mobil und mehr an seinen Heimatort gebunden.
Für die Möglichkeit eines Ortsunkundigen spricht natürlich die Tatsache, dass der Bahnhof nicht weit entfernt war, was mich (zusammen mit der Tatausführung) eher an einen Tätertyp wie Andrej Tschikatilo erinnert. Die "ungepflegte Gesamterscheinung" (BKA) des Täters könnte auf eine Art Tramp hindeuten, der heute hier, morgen dort ist, zu Fuß, per Anhalter oder schwarz mit der Bahn. Francis Heaulme war ein solcher Typ (Heaulme hatte keinen einheitlichen MO, was es erschwerte, eine Serie überhaupt erst zu erkennen). Auch das blasse Gesicht und die hagere Erscheinung könnten auf die Entbehrungen eines solchen Lebens hinweisen.
Auch das Phantombild und die Personenbeschreibung des BKA deuten auf einen etwas älteren Täter hin: 20-30 Jahre, womit wir im "normalen Anfängeralter" eines Serienmörders wären, und um einen Serienmörder handelt es sich, selbst wenn er nur eine Tat begangen haben sollte; er ist der Typus. Die Angaben stammen von jugendlichen Zeugen, die wohl einen 18- oder 19-jährigen auch als solchen erkannt hätten, aber sie schätzten ihn älter.

Aus diesen Gründen denke ich eher an einen "älteren" Täter, 20-30 Jahre mag hinkommen, eher in der Nähe der 30.
Ob es sich um einen Ersttäter handelt, ist wieder eine andere Geschichte, aber ich denke nicht. Vielleicht noch keinen Mord, aber zumindest schwere Körperverletzung oder versuchter Mord wären durchaus denkbar. Mir kommt dieser Täter einfach zu erfahren vor.
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Claudia am 10.04.2012 21:50 Uhr
Hi Shadow Ghost:

Danke auch Dir für den Buchtip, werd dann wohl gut mit Kürten beschäftigt sein ;)

Ansonsten ist das echt schwierig in diesem Fall, die unmittelbaren Zeugen (Kinder noch dazu) sahen ja nur eine Gestalt im Tunnel, oder? Da auf das Alter zu schließen find ich schwierig.
Und die anderen Beschreibungen (bis hin zur Anwaltskanzlei) sind ja nicht sicher dem Täter zuzuordnen, sondern nur einer "verdächtigen Person". Berichtige mich bitte, wenn ich da falsch liege.
Insofern muss auch das Phantombild nicht den Täter zeigen, ich glaub da eher nicht dran, diese "Hasenscharte" wäre doch recht auffällig.

Du kannst natürlich auch recht haben, aber dieser Tatort? Ich weiß nicht, der macht mir Sorgen...
Wäre er gezielt ausgesucht worden (von einem Täter in der Nähe, der die Örtlichkeit kannte), hätte man dann keine Hinweise gefunden, zB auf jemanden, der sich dort herumtrieb? Derjenige hätte doch dann auch gewusst, daß das kein sicherer Ort ist und immerwieder Kinder auftauchen. Das erscheint mir nicht logisch. Aber gut, möglich ist alles, sogar daß Tristan genau dorthin bestellt wurde.

Grüße, Claudia





Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Shadow Ghost am 10.04.2012 22:29 Uhr
Du kannst natürlich auch recht haben, aber dieser Tatort? Ich weiß nicht, der macht mir Sorgen...
Wäre er gezielt ausgesucht worden (von einem Täter in der Nähe, der die Örtlichkeit kannte), hätte man dann keine Hinweise gefunden, zB auf jemanden, der sich dort herumtrieb? Derjenige hätte doch dann auch gewusst, daß das kein sicherer Ort ist und immerwieder Kinder auftauchen. Das erscheint mir nicht logisch.

Hallo Claudia,
meine Rede! Es ist von einem ortsfremden Täter auszugehen. Ich denke nicht, dass sich der Täter diesen Tatort gezielt ausgesucht hat, aber vielleicht allgemein einen Ort wie diesen: scheinbar abgelegen, ein Fluss dabei,... Ich halte das Element des "im Fluss Ausbluten lassens" für wichtig, da es ein Hinweis auf erlerntes Verhalten sein könnte, und damit auf Erfahrung.

Ansonsten ist das echt schwierig in diesem Fall, die unmittelbaren Zeugen (Kinder noch dazu) sahen ja nur eine Gestalt im Tunnel, oder? Da auf das Alter zu schließen find ich schwierig.
Und die anderen Beschreibungen (bis hin zur Anwaltskanzlei) sind ja nicht sicher dem Täter zuzuordnen, sondern nur einer "verdächtigen Person". Berichtige mich bitte, wenn ich da falsch liege.
Insofern muss auch das Phantombild nicht den Täter zeigen, ich glaub da eher nicht dran, diese "Hasenscharte" wäre doch recht auffällig.

Soweit ich weiß, waren die Zeugen Jugendliche, nicht Kinder, aber wie alt sie genau waren, habe ich jetzt nicht auf dem Schirm. Leider sind sie eben die einzigen Zeugen, die wir haben, und ich denke, die Polizei würde kein Phantombild veröffentlichen, wenn sie ernsthafte Zweifel an dessen Glaubwürdigkeit hätte. Die Umstände und der Zeitpunkt, zu dem die Zeugen die Person gesehen haben wollen, lassen schon darauf schließen, dass es sich hier um den Täter handeln könnte.
Die Hasenscharte sehe ich nicht als Problem, da ich ja einen Tramp vor Augen habe, der nie lange genug an einem Ort ist, um groß aufzufallen. Da niemand mit einer Hasenscharte aufgefallen ist, könnte das für meine Theorie sprechen.
Mit dem Stichwort "Anwaltskanzlei" kann ich gerade nichts anfangen...  :pardon:
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: nexus am 11.04.2012 17:40 Uhr
Hallo,

eben habe ich mich durch die inzwischen schon eingetretene,angeregte Diskusion gelesen.
Betreff der Mordsache Tristan Brübach,werde ich in den nächsten Tagen erstmal komplett alles wissenswerte zusammenstellen,und anschliessend hier zur Diskusion einstellen,ohne Links.
Allerdings ist das Material zum Fall recht umfangreich,darum bitte ich um etwas Geduld.
Ich denke das ich mich am kommenden WE drum kümmere,daß die Infos dann übersichtlich und vollständig hier präsentiert werden können.
Eine Kritik möchte ich dennoch loswerden:Ungeduld finde ich deplatziert,die Details zum Fall Tristan sind unangenehm,wer liesst so etwas schon begierig?
Ermittler bin ich nicht oder anderweitig an Strafverfolgungen beteiligt.
Mein Interesse an ungeklärten Mordfällen ist rein privater Natur.

Bis in Kürze

MfG

nexus
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Claudia am 11.04.2012 23:41 Uhr
@nexus

Na, dann bin ich mal gespannt...Das mit der "deplatzierten Ungeduld" versteh ich zwar nicht so ganz, aber seis drum, stell einfach mal ein, was Du weisst, dann sehen wir ja, ob es uns weiterbringt...
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Claudia am 15.04.2012 23:49 Uhr
@Shadow:

In dieser Anwaltskanzlei hat sich ein Mann gemeldet, der vorgab, eine "Dummheit" gemacht zu haben. Dieser Mann hatte eine Hasenscharte (oder ähnliches) und das Phantombild richtet sich nach der Beschreibung der Angestellten.

@nexus:
 Kommt da noch was Weiterführendes? Ich mein ja nur, Du erzählst hier vollmundig, man solle nicht "ungeduldig" sein , bringst aber seit einer Woche nichts. Wenn man schon ne Diskussion anregt, dann erwarte ich mir etwas mehr und hab keine Lust, tagelang zu warten. Und andere dann noch zu kritisieren, die ein wenig "weiterschubsen", das verstehe, wer will.
"Ohne Links" ist für mich übrigens kein Qualitätsmerkmal...
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Stordfield am 16.04.2012 16:54 Uhr
Hallo Claudia!

Gräm Dich doch nicht. Wie ich Dich kenne, hast Du Dich doch längst schlau gemacht und weißt inzwischen wahrscheinlich mehr über den Fall, als der Urheber dieses Threads.

 ;)

Gruß Stordfield
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Shadow Ghost am 16.04.2012 19:37 Uhr
Hallo Claudia,

danke für die Information. Das habe ich mal wieder davon, wenn ich aufgrund Zeitmangels ein Thema nur überfliegen kann, aber trotzdem mitreden will.  :pardon:

Ich war die ganze Zeit der Meinung, das Phantombild entstand aus der Beschreibung der Jugendlichen. Aber so scheint es wirklich kaum eine Aussagekraft zu haben. Weißt Du noch, was aus der Geschichte wurde? Ist der Mann als Spinner enttarnt worden, oder ist er spurlos verschwunden, bevor die Geschichte genauer überprüft werden konnte?
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Claudia am 17.04.2012 00:06 Uhr
@Shadow:

Soweit ich weiss ist ein entsprechender Mann nicht aufgefunden worden...
Es gab übrigens tatsächlich eine Tatzeugin, die in der Nähe des Tatorts auch einen solchen Mann gesehen hat, für die Ermittler interessanter waren aber natürlich diese Angestellten, die dem Typen gegenübersassen.

@Stordfield:

Danke! Ich gräme mich garnicht so sehr, finds aber schade, wenn dann nichtsmehr beigetragen wird, wo ich mich doch immer so in ein Thema verbeisse und dann natürlich drüber reden mag  ;)
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Stordfield am 14.02.2013 10:36 Uhr
Hallo!

Trotz intensiver Bemühungen habe ich bisher nichts Neues erfahren. Die Kripo verhaftete wohl einen Mann, dem man kinderpornografisches Material und sogar einen weiteren Kindermord nachweisen konnte, der aber wahrscheinlich nichts mit dem Fall Brübach zu tun hatte. Weiß nun jemand Näheres?

Gruß Stordfield
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Lestrade am 03.01.2014 23:29 Uhr
Hier etwas Aktuelleres:

http://www.fr-online.de/frankfurt/frankfurt-mordfall-tristan-neuer-versuch-im-mordfall-tristan,1472798,25114976.html

http://www.spiegel.de/panorama/justiz/spiegel-tv-zum-fall-tristan-ermittler-gehen-von-sexualmord-aus-a-935154.html

Die Sendung:

http://www.youtube.com/watch?v=DI9hiNbARM8

Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Lestrade am 19.05.2016 22:02 Uhr
Wird offenbar damit in Verbindung gebracht:

http://web.de/magazine/panorama/doppelleben-serienmoerders-taunus-31569880

Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Lestrade am 20.05.2016 21:29 Uhr
... und hatte wohl auch eine Lippenspalte, wie der gesehene Mann im Fall des Jungen...
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Lestrade am 24.05.2016 12:52 Uhr
Sonntag abend lief auf Spiegel Report eine Reportage über den Serienkiller Manfred Seel! Online finde ich sie nicht, hier jedoch zwei andere Links:

http://www.spiegel.de/video/manfred-seel-der-serienmoerder-von-frankfurt-video-1675590.html

https://www.youtube.com/watch?v=aDhGWWcwTvg

Im letzteren gibt es noch Berichte über "Der Hammer Mörder", "Der Brummi Mörder" und "Der Kanal Mörder".

Sehr wahrscheinlich, dass er tatsächlich der Mörder von Tristan Brübach gewesen war. Auch gut möglich, dass er einen Komplizen hatte.
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Shadow Ghost am 24.05.2016 13:27 Uhr
Ist das die Doku, die Du meinst:

http://www.spiegel.de/sptv/spiegeltv/spiegel-tv-magazin-ueber-serienmoerder-a-1093691.html (http://www.spiegel.de/sptv/spiegeltv/spiegel-tv-magazin-ueber-serienmoerder-a-1093691.html)
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Lestrade am 24.05.2016 13:37 Uhr
Yes, Shadow!  :good:
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Claudia am 08.06.2016 04:11 Uhr
Hm, ich bin mir im Gegensatz zu Euch nicht so sicher, daß Seel Tristans Mörder ist.
Für meine Begriffe stochert die Doku (Spiegel TV) eher im Nebel.

Seel ist mit Sicherheit für das letzte Opfer verantwortlich bzw mitverantwortlich. Aber sonst?
Für mich passt da einiges nicht zusammen.
Die Fälle haben Paralellen, das stimmt, aber eben auch wahnsinnige Unterschiede zB bez. Tötungsart, Leichenentsorgung und Opfertypus.
Seel wäre zumindest ein sehr untypischer Serienmörder...

Zum Fall Tristan: Hoffen wir auf weitere Ermittlungen (zB Fingerabdrücke auf der Klarinette). Sechs Fingerabdrücke wurden schon getestet (Exhumierung), Ergebnis negativ.
Auch hat Seel mE keine Lippenspalte, das wurde auch nicht behauptet in der PK.
Und er trug schon in den Neunzigern Bart, widerspricht wieder dem Phantombild bei Tristan...
Sehr rätselhaft, ich bin gespannt, wie es weitergeht...
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Claudia am 08.06.2016 04:53 Uhr
Im Übrigen kommt es mir doch seltsam vor, zB Seels Bundeswehrzeit durchleuchten zu wollen. Ist ja irgendwie richtig, wäre es aber nicht erstmal interessanter, zB den Ort zu finden, an dem er sein letztes Opfer umbrachte? So eine Tat mit Quälerei vor dem Tod (Nägel, Schrauben...) erfordert doch eine gewisse Abgeschiedenheit.
Das wird er ja nicht im heimischen Keller vollzogen haben...

Irgendetwas muss es da doch an Unterlagen geben von seiner "Entrümpelungsfirma". Wer waren seine Kunden?
Wo entsorgte er das, was er da entrümpelt hat?
Und: Wo sind denn die "Trophäen", von denen man ausgeht? Ein Ermittler sagte sogar, aus den Teilen könnte man einen neuen Menschen zusammensetzen...
Passt halt irgendwie nicht. So etwas müsste ja aufzufinden sein, wie bei anderen Serientätern auch.
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Lestrade am 08.06.2016 11:37 Uhr
Hallo Claudia!

Sicher bin ich mir da überhaupt nicht. Ich muss zugeben, dass ich eher sehr überrascht bin. Alles in allem vertraue ich dabei der Polizei, mir bleibt garnichts anderes übrig.

Ich betrachtete den Fall aus purer Amateursicht und für mich war der Täter ein "Kindermörder". Einer, dem ich keine Mordtat vor Tristan Brübach zutraute, eher dann Taten an Tieren o.ä. Das er danach nicht wieder mordete, aus Sicht eines Kindermörders und auf diese Art, brachte ich in Verbindung mit dem Telefonanruf, der möglicherweise aus "Reue" entstanden war, so meine Interpretation. Ich stellte mir einen jüngeren Täter vor (Mitte 20), der an einer ernsthaften psychischen Erkrankung litt und deren er sich auch bewusst war. Es gab ja auch keine Serie von Morden dieser Art an Kindern. Zumindest meines Wissens nicht. Ich sah Tristan eher als ein Zufallsopfer, mit wenig Planung. Aber das war nur meine Vorstellung, andere sahen das anders und lagen damit, falls Seel dieser Killer war, viel, viel richtiger. Ansonsten war ich damit eher überfordert.

Profil 2013:

http://www.kreisblatt.de/lokales/main-taunus-kreis/Tristan-neues-Taeterprofil;art676,689928

„Der Mann war zum Tatzeitpunkt zwischen 25 und 35 Jahre alt und führte wohl einen sozial zurückgezogenen Lebensstil. Er hatte aber einen eindeutigen Ortsbezug zum Stadtteil Höchst und zur Umgebung des Bahnhofs"

Wenn ich richtig rechne, war Manfred Seel 52 Jahre alt, als Tristan ermordet wurde. Er war ein "lustiger" Klarinette und Saxophon Spieler mit Frau und Kind und auch beruflich aktiv.

Das hat jetzt weniger mit diesem Profil zu tun. Ich meine mich auch zu erinnern, dass jene Profiler, Alexander Horn und Markus Hoga, von einem jüngeren Mann ausgingen, der in Betreuung (durch wen auch immer) lebte, eher in untergeschossiger Wohnung sein Dasein fristete und auch schon stationär behandelt worden ist, seiner Psyche wegen. 

Die Polizei als auch die Profiler müssen doch selber überrascht gewesen sein, als dieser Seel für die Tat an Tristan Brübach in Frage kam. Oder auch nicht...

Der Anrufer nach Tristan´s Beerdigung beschrieb sich als 1,80m groß mit langen schwarzen Haaren. Das Phantombild zeigt jetzt keine schwarzen Haare. Der Zopf bei diesem Täter ragte angeblich hinten aus einer Kappe o.ä. heraus. Ich sah neulich eine Vergößerung von Seel´s Lippen als er keinen Bart trug und jünger war, da sieht es schon nach einer kleinen Fehlstellung aus, allerdings eher links statt rechts. Der Ausschnitt war vom dritten Foto hier: https://www.polizei.hessen.de/Dienststellen/Hessisches-Landeskriminalamt/broker.jsp?uCon=d1f20379-a056-c451-32ab-69510ef798e7&uBasVariant=11111111-1111-1111-1111-111111111111&uTem=65f40e20-afd2-b701-2892-8f1edad490cf Er müsste in 1998 bei der Ermodrung von Tristan unrasiert gewesen sein und lange Haare getragen haben, die vielleicht nicht mehr ganz so schwarz gewesen waren mit seinen 52 Jahren. Ich weiß jetzt nicht wo, aber die Polizei sprach jetzt im Falle von Seel, dass er beruflich tatsächlich in der Nähe des Bahnhofs Höchst zur Mordzeit zu tun hatte. Außerdem gab es da die Sache mit den Schuhen im Falle Tristan. Sie standen bei ihm auf dem Körper und im Falle Gisela Singh nahe an ihrem Kopf. Das ist schon eine auffällige Komponente. Mit den Fingerabdrücken bin ich jetzt ebenfalls überfragt. Man braucht jedoch eine hohe Anzahl von Übereinstimmungen bzw. ein markantes Merkmal (Narbe o.ä.), um das genau zu bestimmen. Ich stelle mir das so vor: Beim Vergleich stimmen 8 Linien überein, 15 sind jedoch erst von Beweiskraft, keine Auffälligkeiten wie Narben o.ä. erkennbar, dann wäre das ein eher kläglicher Beweis. Man kann dann zwar nicht sagen, dass es seine sind aber ihn auch nicht ausschließen, weil rechnerisch noch 8000 andere Menschen dafür in Frage kämen.

Aus jener Zeit des Tristan Mordes, gibt es ja auch noch Zeugen. Kinder, die von ihm angesprochen wurden und von einem Kind, wurde er ja später auch noch einmal am Tatort gesehen. Da gab es auch noch eine Frau, die meinte, dass er ihr nicht unbekannt vorkam. Sie sagte, sie könne sich vorstellen, dass sie ihn etwas weiter oben von Höchst, in Engelsruh oder so, schon vielleicht öfters mal gesehen haben könnte. Schwalbach, der Wohnort von Seel, lag oberhalb von Höchst bzw. eben jenes Engelsruh. Das sollten oder könnten noch hilfreiche Zeugen werden, wenn sie mit Fotos von Seel aus der damaligen Zeit konfrontiert werden.   

Warum er Tristan Brübach tötete, so wird vermutet, könne daran liegen, dass er als mutmaßlicher Kannibale, junges und gesundes Fleisch wollte, so schlimm das auch jetzt klingen mag. Die üblichen Opfer von ihm waren ja eher krank, Alkohol- oder Drogenabhängig. In solch einem Falle hätte er sich dann ganz gezielt ein Opfer gesucht und das passt zu den Aussagen der Kinder in dem erwähnten Heim als auch zu dem Jungen, der vom mutmaßlichen Tristan Mörder verfolgt wurde, der den Mann dann auch später am Tatort wiedersah. Eine sehr junge Frau war wohl bereits unter Seel´s Opfern aber wohl auch bereits körperlich sehr mitgenommen.

Die Kinder wollten an der Sprache des Mannes nichts auffälliges vernommen haben, er könne ein Einheimischer gewesen sein. Die Stimme des Anrufers erscheint doch auch recht einheimisch.

Hier noch einmal eine Doku zu Tristan aus 2013 (mit Horn und Hoga, mit der Frau und den Kindern):

https://www.youtube.com/watch?v=DI9hiNbARM8

Und hier ein aktuelles Interview mit Horn:

http://www.spiegel.de/panorama/justiz/fall-tristan-bruebach-profiler-alexander-horn-ueber-manfred-seel-a-1092904.html

Wie Eingangs erwähnt, ich bin überrascht aber die Polizei wird ihre Gründe haben, auch wenn wir wahrscheinlich noch nicht alle kennen.

Beste Grüße, Lestrade.
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Claudia am 09.06.2016 03:39 Uhr
Hi Lestrade!

Da hast Du eine recht gute Zusammenfassung der polizeilichen Öffentlichkeitsarbeit geliefert.
Ich krieg es nur für mich nicht in einen Zusammenhang.
Sicher, im Fall Tristan gab es mehrere Vorstöße der Ermittler, viele davon widersprüchlich. Das erste Phantombild ähnelt dem späteren "Zopfmann" zB nur wenig.
Die Zeugen, die diesen Mann später in Tristans Begleitung (Lehrerin) oder gar nach der Tat zum Tatort tauchend (!) gesehen haben wollen, wurden erst Jahre nach der Tat präsentiert und waren mir immer suspekt...
Die Lehrerin sagte sinngemäß, es "könnte" der sog. Zopfmann (auch noch mit auffälliger Hasenscharte) gewesen sein und "irgendwie" habe sie das "Gefühl", ihn zu kennen, "vielleicht" aus Höchst. Hm, naja, auf diese Zeugin kann man nicht setzen...
Ebenso der junge Mann (zum Tatzeitpunkt Kind), der dem Täter vor der Tat schon begegnet sein will und ihn eine Zeit nach der Tat zufällig am Tatort gesehen haben will, wo er in den Tunnel tauchte (im ca knöchelhohen Liederbach!), außerdem habe der Mann stets ein Messer im Stiefel getragen... :unknown:
Öhm, naja.
Ich sags mal so: Wenn es einen solchen Mann gegeben hätte, dann hätte man ihn doch sicher gefunden.

Nun wird uns Seel präsentiert, vielleicht zu Recht. Es ist erstaunlich, daß ihm in der PK vor wenigen Wochen "nur" fünf Morde zugeordnet werden, irgendwie und eventuell.  Tristan sei fraglich. Gestern bei XY sind es schon acht Morde (darunter zB Vermisstenfälle im Prostituiertenmilieu, von denen man schlicht keine Spuren hat).
Kann natürlich sein, aber sonderlich seriös finde ich das nicht.
Und der Hammer für mich ist, daß der Fall Tristan sowohl vom Verletzungsmuster als auch Tatverhalten jahrelang als "weltweit einzigartig" präsentiert wurde und jetzt plötzlich gibt es solche Parallelen zum Fall Gisela Singh (1991), daß es NUR Seel gewesen sein kann. Das muss man sich mal vorstellen, es wird eine Prostituierte nur wenige Jahre vor Tristan ermordet, auch ihr Körperteile entfernt ( jetzt plötzlich auf so auffällige Weise, daß es EINEN Täter nahelegt) und sogar die Schuhe ähnlich auffällig abgestellt. Und die Ermittler erkennen KEINE Parallelen, obwohl die Tatorte dicht beieinander liegen...
Verstehe nur ich das nicht?
Was denn nun? "Weltweit einzigartig" oder eher "eindeutige Handschrift"?
Ich bin einfach nur verwirrt.
Was wird uns da gerade präsentiert?
Ich bin eigentlich niemand, der Polizeiarbeit in Frage stellt, im Gegenteil, aber DAS lässt doch Fragen offen.

Genauso der ominöse Telefonanruf , gestern wieder bei XY. Warum kann man den nicht ENDLICH einmal korrekt untertiteln? Der Anrufer sagt eben nicht "hier ist Tristans Mörder", er sagt: "hier ist Tristian Mörder" und das finde ich wichtig, denn der Anrufer kennt nicht nur nicht den Namen des Opfers, er spricht auch kein korrektes Deutsch (wenn auch mit hessischem Akzent).
Das passt nicht (also eher ein alkoholisierter Spinner). Seel war es jedenfalls nicht (die Tochter hätte ja sonst die Stimme erkannt).Ein Mittäter (wie im Fall Diallo vermutet?). Passt auch nicht wirklich, nicht bei diesem Tatablauf...
Ich bin ratlos, dabei würde ich mir nichts mehr wünschen, als die wirkliche Aufklärung dieses Falles.
Aber keine "Pseudoaufklärung" im Sinne von "könnte sein".

Leider wird es Tristans Vater nichtmehr helfen, er ist im letzten Jahr verstorben...

Grüße an Dich, Claudia





Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Lestrade am 09.06.2016 17:05 Uhr
Hallo Claudia!

Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich im Fall Tristan Brübach nur sehr rudimentär unterwegs bin. Mir fiel es von Anfang an schwer, mich auf diesen Fall einzulassen. Schon bei anderen Fällen, insbesondere im Ripper Fall, kostete es mir viel Überwindung und Übung mich mit solchen Grausamkeiten zu befassen. Ich bin da eher zart besaitet und bei Kindern geht das eigentlich gar nicht, dass nimmt mich dann wirklich mit. Ich wahre da immer etwas Distanz und für ein Verbrechen wie das an Tristan Brübach bin ich als hilfreicher Gesprächspartner doch sehr ungeeignet.

Mit dem Tauchen war vielleicht gemeint unter das angebrachte Absperrgitter zu kriechen? Seel war Entrümpeler und Gartenbauer, die haben vielleicht ein Messer im Schuh. Ich bin gelernter Gärtner/ Gartenlandschaftsbauer aber ein solche Bobachtung habe ich nie gemacht (oder es fiel mir nicht auf). Aber wie gesagt, Du oder auch andere können/ könnten das alles besser beurteilen.

Ich weiß auch nicht, wie die Taktik der Polizei in solchen Fällen aussieht, was sie wie lange und warum auch immer nicht veröffentlichen usw. usf... Ich habe zwar im Freundeskreis jemand, der bei der Polizei mit solchen Dingen vertraut ist sowie eine weitere Person mit noch mehr Zugang zu solchen Dingen aber ich möchte da auch nicht nachfragen.

Was ich jetzt noch mitbekam ist, dass Seel doch eine "Therapie" machte, eine Entziehungskur wegen Alkohol in 1996.

Was ich dich noch fragen wollte, was ist aus eurem Tierquäler geworden? Da war was vor 3-4 Jahren meine ich.

Grüße, Lestrade.
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Claudia am 10.06.2016 01:53 Uhr
Hi Lestrade!

Ja, das kann ich verstehen, gerade Verbrechen an Kindern berühren doch sehr. Mir ging der Fall Tristan einfach nicht aus dem Kopf, seit ich damals zufällig im Stern einen Bericht dazu gelesen habe. Natürlich verfolgt man diesen Fall dann über die Jahre...

Seel wird in manchen Medien ja bereits als der "deutsche Jack the Ripper" bezeichnet, das war eigentlich der Grund für mich, hier wieder hereinzuschauen.
Ich habe vermutet, das könnte auch hier Diskussionen auslösen, aber das Forum ist wohl eher "tot".

Wegen des Tierquälers: Schön, daß Du Dich erinnerst.
Das hat mich damals sehr beschäftigt, weil es in meiner Nachbarschaft war (im letzten Fall wurde der Katze der Bauch aufgeschlitzt, zumindest wurde es so berichtet). Danach passierte Gottseidank nichts weiter (meines Wissens). Jedenfalls nicht in meiner direkten Umgebung. Im weiteren Umkreis gibt es natürlich immer wieder Meldungen von zB Ködern mit Rasierklingen usw (gibt es ja in jeder Region), aber bei uns direkt nicht mehr.
Mich hat damals die Gleichgültigkeit der Polizei erschreckt, die ME solche Fälle viel ernster nehmen sollte, nicht nur wegen der gequälten Tiere, sondern der Neigung, die dahinter steckt.
Es muss doch IMMER alarmieren, wenn jemand einem Lebewesen absichtlich Schmerzen zufügt...

Liebe Grüße, Claudia
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Lestrade am 10.06.2016 12:54 Uhr
Ja Claudia,

Diese Tierquälereien, egal auf welche Art und Weise, nehme ich auch immer sehr ernst. Das, was aus solchen Neigungen noch entstehen kann, richtet sich dann letzendlich gegen den Menschen oder könnte sich zumindest gegen ihn richten. Wobei das gegen Tiere schon schlimm genug ist.

Leider ist das Forum sehr, sehr dünn geworden. Aber noch lebt es irgendwie. Deshalb besuche ich auch sehr regelmäßig die anderen Foren bzw. bin mit anderen auch auf anderen Wegen in Kontakt. Aber wer weiß, vielleicht gibt es ja noch eines Tages eine Wendung...

Für mich ist es im Prinzip sehr wichtig, mich zu diesem Thema mit anderen auszutauschen, reflektiert und angeregt, inspiriert zu werden. Ich brauche das für die Weiterentwicklung von Ideen bzw. um einfach nur zu lernen. Als ich mit Jeff Leahy zusammenfand, um eine Neubetrachtung der Quellen zu betreiben, entwickelten sich plötzlich viel, viel mehr Perspektiven um eben jene Dinge noch einmal neu und immer und immer wieder zu betrachten. Das ist ein ständiger Prozess und so sollte es sein. Ich bin da gar nicht so der Einzelgänger Typ und profitiere eher durch den Austausch mit anderen. Aber Fakt ist auch, dass die Diskussionen hier in unserem Forum in den letzten Jahren, sei es mit Isdrasil, Shadow Ghost, Stordfield, Andromeda, Lestrate und gerade mit Arthur Dent 2, für mich von enormer Wichtigkeit waren und immer noch sind. Für die Herausarbeitung meiner Standpunkte war und ist dies Gold wert. Klar, es könnte hier mehr und beständiger sein. Ein großer Nachteil weniger Aktiver hier ist, wenn man hier viel schreibt wie ich, dass Fehler in meinen Ausführungen unbemerkt bleiben bzw. nicht korrigiert werden können. Meine Partnerin, mit Null Interesse an diesem Thema (aber mit großer Unterstützung für mich), muss sich in schöner Regelmäßigkeit meine Ausführungen anhören, damit ich überhaupt etwas mehr an Feedback erhalte. Für mich ist das wichtig, ob Sie Logik in meine Ausführungen erkennen kann. Ich bin froh, dass Sie die Zeit findet und auch wirklich gut zuhört. Duch die erwähnten anderen Foren und Kontakte kann ich sie aber gut entlasten. Ich habe mich dann auch wirklich über Komplimente freuen können, die von Jeff Leahy, Scott Nelson oder Christer Holmgren kamen. Auch so etwas ist sehr inspirierend. Nun genug des Klagens, ich versuche immer das Beste daraus zu machen...

Zum Schluß noch eine wichtige Erkenntnis, welche mir bewusst wurde:

Ich weiß eigentlich gar nichts!

Ich denke nur immer, dass ich etwas wüsste. Aber genau diese Erfahrung, hat alles noch viel spannender gemacht.

Liebe Grüße zurück,

Lestrade.
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Stordfield am 02.03.2017 16:39 Uhr
Hallo!

Ähnlichkeit mit der Mordserie im Eastend hatte auch eine Serie in Austin. Auch hier handelte es sich um arme Frauen (und einen Mann). Bemerkenswert finde ich, dass auch hier ein seefahrender Malaie (wahrscheinlich namens Maurice) genannt wird. Und das ganze nur drei Jahre vor JtR.
http://www.servantgirlmurders.com/about-the-victims/

Gruß Stordfield
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Zilch am 03.03.2017 18:15 Uhr
Habe hier auch was, recht alt, aber ein paar interessante Parallelen:

Paul Reininger, der Herzerlfresser aus der Steiermark
(*1754, + 1786)

Als der „Herzerlfresser“ ging der Knecht Paul Reininger in die Kriminalgeschichte Österreichs ein. Sieben (Jung)-Frauen-Herzen wollte er verzehren, damit er zukünftig nicht nur Glück im Spiel haben, sondern bei Bedarf unsichtbar sein, sowie auf der Folter keinen Schmerz verspüren sollte.

Dies gelang ihm jedoch nicht, nach seiner sechsten Bluttat wurde er verdächtigt und man fand nicht nur blutige Kleidung in seiner Truhe, sondern auch ein halbes Kinderherz. Vor dem Landgericht auf Schloss Wieden im Kapfental (Steiermark) gab er unter Androhung der Folter und im Angesicht erdrückender Beweise schließlich die begangenen Morde zu.
 
Bereits im Alter von drei Jahren verlor er den Vater, welcher Hirt am Fuße des Hochschwabs war. So kam er zu seinem Taufpaten, wurde jedoch von Dienstboten erzogen. Kaum dem Kindesalter entwachsen, musste er für sich selbst sorgen. Mit 13 kam er zu einem anderen Hirten in den Dienst, doch blieb er dort nicht all zu lang. Häufig wechselte er nun Aufenthaltsort und Tätigkeiten. Geldmangel und Trunksucht beherrschten sein Dasein.

Im Alter von 25 Jahren beging er seinen ersten Mord. Es geschah am Fronleichnamstag 1779, als Reininger nach der Prozession noch im Wirtshaus gezecht hatte. Die Dienstmagd Konstanzia P. machte ihm diesbezüglich Vorhaltungen, doch es gelang ihm, sie in einen nahen Wald zu locken und zum Liebesspiel zu überreden, wie er dem Gericht freimütig berichtete. Danach habe er ihr ein Messer in den Hals gestoßen, worauf sie sofort tot gewesen war. Er habe Angst gehabt, dass die Magd von ihm schwanger geworden sein könnte. Den Leichnam hat er mit Astwerk und Laub bedeckt bevor er nach Hause ging.

Am Faschingssonntag 1782 verübte er das nächste Verbrechen. Völlig blank hatte er das Wirtshaus gegen Mitternacht verlassen. Da ersann er den Plan, eine ihm bekannte Näherin (oder Badstubnerin) zu berauben. Er drang in ihr Zimmer ein, erwürgte sie und stahl ihre geringe Habe von wenigen Gulden.

Wiederum am Fronleichnamstag desselben Jahres hatte Reininger vermutlich wieder gut getankt, als er auf dem Heimweg ein achtjähres Mädchen traf, das Ziegen hütete. Er behauptete, er habe beim Bauern für einen Bock bezahlt und nahm das Tier an sich. Er hatte vor, das Tier schlachten und sich aus dem Leder eine Hose zu nähen. Doch das misstrauische Kind war ihm gefolgt und hatte ihn beobachtet. Aus Furcht, verraten zu werden, ermordete er das Mädchen durch einen Messerstich in den Hals. Dann schnitt er dem Mädchen das Herz aus dem Leib und aß es zur Hälfte.

Am 06. November 1783, so steht es in den Gerichtsakten, lockte er "eine unbekannte Weibsperson in den Wald und ermordete sie ihres Geldes willen". Es handelte sich um eine etwa 50jährige, geistesschwache Magd, der Raub betrug ganze 45 Kreuzer.

Gerade einmal 5 Tage später, am Martinstag, versuchte er die Gunst einer 17jährigen zu erlangen, welche jedoch nichts von ihm wissen wollte. Gegen zwei Uhr in der Früh verließ er – vor dem Mädchen – das Gasthaus, um ihr aufzulauern. Nach einer Stunde kam sie dann auch, allein. Es gelang ihm, sie zu durch Zureden doch noch gefügig zu machen. Doch noch während des Aktes kam es zum Streit. „Er ergriff sie daher mit der linken Hand bei der Brust, und mit der Rechten stieß er ihr sein Messer in den Hals, dass sie augenblicklich verschied. Ihren Körper zog er an einen Zaun hin, und nachdem er sich das Blut abgewaschen hatte, ging er nach Hause.

Am 15. Januar 1786 verübte Paul Reininger seine letzte Tat auf bestialische Weise. Bereits vor dem Gottesdienst hatte er im Wirtshaus “zwei Halbe Wein“ getrunken. Nach dem Kirchgang gesellten sich weitere vier halbe Wein hinzu, wobei er einen ganzen Taler verspielte. Gegen zwei Uhr nachmittags wankte er heimwärts, legte sich dann aber auf eine Wiese und schlief ein. In der Abenddämmerung wurde er von einer jungen Frau geweckt, die ein Kränzchen mit sich trug. Ob sie eine Braut sei, wollte er wissen, denn dann hätte sie gewiss Geld bei sich, habe er sich gedacht. Er lockte sie in den nahen Wald an eine uneinsichtige Stelle. Dort stach er seinem sechsten Opfer seinen Dolch in den Hals. Dann entkleidete er sie, trennte den Kopf ab, schnitt den Körper auf und riss das noch zuckende Herz aus dem Leib. Schließlich zerstückelte er noch den Leib und verteilte die Leichenteile an verschiedenen Stellen. Ein Bauer fand sie, und da Reininger unweit des Tatorts gesehen worden war, kam man ihm schnell auf die Schliche.

Er wurde zum Foltertod durch glühende Zangen, Rädern und schließlich Galgen verurteilt, das Urteil später jedoch „zur besseren Erspiegelung anderer“ von Kaiser Josef II umgewandelt. Reininger sollte drei Tage lang je 100 Schläge mit dem Holzstock sofort, weitere 50 je Vierteljahr "coram publico" erhalten, sowie im Kerker angeschmiedet bleiben. Bei der Durchführung der ersten Strafe sollen 14 Prügel zerbrochen sein. Dennoch überlebte der Deliquent zunächst, verstarb dann nach über 400 Schlägen im November 1786.

Noch bis zuletzt war er der festen Überzeugung, nach dem Verzehr von sieben Jungfrauen-Herzen unsichtbar werden zu können. Nur zwei seiner sechs Opfer hatte er tatsächlich das Herz herausgeschnitten, das des 8jährigen Mädchens zur Hälfte gefressen. Vor dem anderen Herzen habe er aber so großen Ekel empfunden, dass er es wegwerfen musste.

Weiters sagte er aus, dass ihn „Bosheit und ein übernatürlicher Antrieb an Körpern, so lange welche noch warm zu fühlen gewesen seien, herumzumetzgern“ zu diesen Taten getrieben hätten. Er sei sich der Schwere seiner Verbrechen bewusst, da er aber Gott verlassen habe, hätte der Böse ihn verleitet. Weder habe er gebetet, noch in der Beichte seine wirkliche Schuld bekannt. Sein Unglück komme von der Hurerei her, welcher er neun Jahre lang angehangen habe.

Quelle: https://books.google.de/books?id=OlhqAwAAQBAJ&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false und Google.
Titel: Re: Fallparallelen
Beitrag von: Stordfield am 05.01.2019 04:46 Uhr
Hallo!

Ich finde, dass dieser Mörder gehörige Ähnlichkeiten mit JtR (wie ich ihn mir vorstelle) aufweist:

Marco Bergamo wurde 1966 in Bozen geboren und hatte eine schwierige und einsame Kindheit.
Betroffen von einer Sprachverzögerung sowie Übergewicht schon mit 4 Jahren und einer Boriasis (Schuppenflechte) wurde er sehr schnell introvertiert. Er hatte nur wenige Freunde. Dafür kultivierte er mit der Zeit seine Hobbies, die da waren: Fotografie, Autofahren und lange Spaziergänge in den Bergen. Als Junge sammelte er außerdem Messer, um immer eins dabei zu haben. Nebenbei stahl er weibliche Unterwäsche, was auch noch anhielt, als er, trotz durchschnittlicher Intelligenz bereits ein Diplom erhalten hatte und als Handwerker arbeitete.
Im Mai 1992, im Alter von 26 Jahren, wurde ihm ein Hoden entnommen. Diese Tatsache verunsicherte ihn in sexueller Hinsicht für sein weiteres Leben. Für die Nachbarschaft schien er ein junger Mann, wie viele zu sein. Doch bald sollte er sich als rücksichtsloser und methodischer Serienmörder erweisen.
Sein erstes Opfer, die 15jährige Schülerin Marcella Casagrande , wurde am 3. Januar 1985 auf dem Boden ihres Zuhauses aufgefunden. Das junge Mädchen wurde von hinten überfallen und in rascher Folge mit einer Vielzahl von Messerstichen malträtiert. Einer erreichte durch den zehnten Wirbel das Rückenmark. Dann hielt Bergamo sie am Haar fest, so dass der Hals bewegungslos blieb und schnitt ihr in die Kehle. Beamte meinten später, dass die Dynamik der Tat zeige, dass derjenige, der sie beging, mit dem Messer sehr vertrat war und über ausgezeichnete anatomische Kenntnisse verfügte.
Als nächste ermordete er am 26. Februar 1985 Annamaria Cipolletti (40 Jahre). Tagsüber tätig als Lehrerin traf sie sich abends mit zahlenden Männern. Bergamo stach 19mal auf sie ein, klaute ihre Unterwäsche und verschwand. Bei der Autopsie wurde keine sexuelle Gewalt festgestellt. Im Aschenbecher fanden die Ermittler mehrere Zigarettenkippen, und in ihrem Kalender stand „Marco ging“.
Das dritte Opfer ist Renate Rauch, eine 24jährige Prostituierte. Sie starb am 7. Januar 1992 auf einem fast verlassenen Parkplatz in einer Blutlache. Einige Tage später befand sich auf ihrem Grab, inmitten eines Nelkenstraußes, eine Notiz: „Es tut mir leid, aber was ich getan habe, musste getan werden, und sie wusste es, bye Renate MM.“ Die Polizei fragte sich: zweimal Marco? Eine mutige Wiederholung, um den Namen zu markieren?
Am 21. März 1992 fügte Bergamo der 18jährigen Blondine Renate Troger 14 Stiche zu, von denen einige ihre Lunge trafen, ehe er sie erwürgte.
Schließlich tötete er Maria Zorzi (18) am 6. August 1992 mit 29 Messerstichen.
Nach der Untersuchung schrieben die Professoren Ponti, Fornani und Bruno in ihrem Bericht: „Bergamo ist zu extremer Perversion gelangt: Mord zum Vergnügen“. Weitere Experten schlossen sich dieser Meinung an. Das Messer gab ihm Sicherheit, war für ihn ein Bruder. Seine einzige Beziehung dauerte 7 Monate lang, ohne Geschlechtsverkehr, abgesehen von Streicheln und Küssen. Er wagte sich nicht weiter, hatte Angst vor einer Ablehnung. Ersatz boten ihm Porno- Magazine, masturbatorischer Exhibitionismus aus seinem Fenster, obszöne Telefonanruf an unbekannte Frauen und  Voyeurismus gegenüber Prostituierten. Für Bergamo zu töten stellte dann die extreme sadistische Perversion dar, die stärkste Art, die Frau zu besitzen. Über Frauen äußerte er sich mehr als abschätzig. Er wurde mit einem strukturellen Defizit geboren und war gezwungen, seine sexuelle Unfähigkeit mit dem Messer zu lösen. In seinen Augen sei die Frau ein unedles, egoistisches Wesen, welches den Mann nur benutzt, und ihn wegwirft, wenn er verbraucht ist. Er hatte Angst vor ihnen und hasste sie abgründig (weil angeblich eine von ihnen seinen Hund vergiftet hatte). Nach der ersten Tat stellte er fest, dass die Ermordung ihn befriedigte und er das gefürchtete Objekt damit zerstören konnte.
Ein Interview mit dem stellvertretenden Staatsanwalt Guido Rispoli:
F: Zeigte er Reue?
A: Nein, niemals. Während der Verhöre versuchte er immer, seine Verbrechen mit den Taten der Opfer zu rechtfertigen. Marcella Casagrande wurde ermordet, weil sie seine Annäherung abgelehnt , die beiden Prostituierten, weil sie ihn verspottet oder verachtet hatten.
F:  Wäre er behandelbar gewesen?
A: Ich weiß es nicht. Es war wahrscheinlich schwierig, Funktionsstörungen rechtzeitig zu erkennen. Bergamo führte ein normales Leben, selbst bei der Arbeit war er gewissenhaft und tadellos. Um die Wahrheit zu sagen, gab es eine Auseinandersetzung zwischen Experten. Ich erinnere mich, dass Professor Introna im Verlauf der Ermittlungen zunächst einen Zustand des Halbwahnsinns erkannt hatte. Dann entschied das Gericht, eine neue Beurteilung vorzunehmen, die einem hochkarätigen Expertengremium anvertraut wurde, das entschied, dass der Angeklagte als vernünftig betrachtet werden sollte.

Hm, für mich sieht Vernunft anders aus. Ich stehe da eher auf Seiten von Prof. Introna, wobei ich die Vorsilbe bei Halbwahnsinn noch weglassen möchte.
Ich denke, genau wie Bergamo verfiel auch JtR bei seinen Morden in Raserei. Beide trugen ständig ein Messer bei sich, töteten damit. Über die Kindheit des Rippers weiß ich natürlich nichts, denke aber, dass sie ähnlich verlief wie bei seinem italienischen "Kollegen".

Gruß Stordfield